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YB und Steinsson sind im Streit
Vor zwei Monaten verliess Publikumsliebling Gretar Steinsson die Young Boys Hals über Kopf. Doch der Isländer liegt mit dem Berner Verein immer noch im Streit. Es geht um Wohnungsschlüssel, Anstand und natürlich Geld.
Am 28. August gewann Gretar Steinsson mit YB 1:0 in St. Gallen. Am nächsten Tag flog der Isländer in seine Heimat, wo der Nationalspieler ein Länderspiel bestritt. Und wiederum nur einen Tag später gab YB bekannt, dass der Rechtsverteidiger den Verein Richtung AZ Alkmaar verlasse. Ein seltsamer Wechsel, galt doch Steinsson als Fixpunkt in den Planungen. Viele YB-Anhänger verstanden nicht, warum der Publikumsliebling ohne Not verkauft wurde.
Der wütende Steinsson
Anfang dieser Woche nun weilte Gretar Steinsson für zwei Tage in Bern. Und die Vergangenheit holte die Young Boys wieder ein. Steinsson erschien auf der YB-Geschäftsstelle, beschimpfte mehrere Angestellte und tobte, man habe ihn schlecht behandelt. «YB schuldet mir noch Geld», sagt Steinsson, «und was der Verein mit meiner Wohnung gemacht hat, ist eine Frechheit.» Als der Isländer am Montag sein Appartement in Schönbühl ausräumen wollte, seien die Schlüssel ausgewechselt gewesen. Als er endlich reingelassen wurde, seien seine gesamten Unterlagen einfach auf einem Haufen in einem Raum gelegen. Er bezahle noch die Miete, deshalb sei es ein Skandal, dass jemand die Wohnung betreten habe. «Aber das passt zu YB. Dieser Verein hat die falschen Verantwortlichen. Sie lügen und sind unfair», sagt ein wütender Steinsson, der am Montag auch seine einstigen Teamkollegen im Training besuchte und sich von ihnen verabschiedete.
Bei den Young Boys ist man nicht überrascht über diese harschen Vorwürfe. «Ich habe Gretar Steinsson kennen gelernt», sagt Marcel Hottiger ruhig, «und eigentlich wollten wir nichts mehr zu dieser Angelegenheit sagen. Aber wenn er die Tatsachen verdreht, müssen wir uns zur Wehr setzen. Das Verhalten Steinssons ist inakzeptabel.» Er sei damals, nach dem Sieg in St. Gallen, von Steinsson massiv und beleidigend unter Druck gesetzt worden. Der Isländer habe mehrmals per SMS gedroht, er werde nie mehr nach Bern zurückkehren, wenn YB ihn nicht zu Alkmaar ziehen lasse. «Wir haben seinen Wunsch erfüllt, obwohl sein Kontrakt bis 2007 lief», sagt Hottiger. «Dass er nun solche Unwahrheiten in die Welt setzt, ist schade. Wir haben nur die Siegprämie vom St.-Gallen-Spiel behalten, um diverse Wohnungskosten zu bezahlen.»
Der enttäuschte Baumann
Auch Alain Baumann ist entsetzt über das Vorgehen Steinssons. «Er war ein feiner Kerl. Doch wie er sich jetzt verhält, ist enttäuschend», sagt der YB-Teammanager, der die Story mit der Wohnung anders erzählt. «Wir haben Steinsson mehrmals mit Briefen, SMS, E-Mails und Anrufen darauf hingewiesen, dass er die Wohnung räumen soll.» YB habe die Miete jeweils direkt vom Lohn abgezogen. Doch seit September beziehe Steinsson ja kein Gehalt mehr bei YB, also müsse der Verein die Kosten für die Wohnung übernehmen. Als Steinsson auch auf eine letzte, zehntägige Frist nicht reagiert habe, erklärt Baumann, «haben wir Anfang Oktober das Schloss auswechseln lassen und sind in die Wohnung gegangen.» Was der frühere YB-Fussballer dort gesehen habe, «kann man sich nicht vorstellen». Überall seien noch Essensreste gewesen, und die Zimmer hätten ausgesehen, als sei eine Bombe eingeschlagen.
Der Verein habe sämtliches Material von Steinsson säuberlich in einem Zimmer abgelegt und ein Putzinstitut beauftragt, die Wohnung zu reinigen, damit man sie Neuzugang Steve Gohouri präsentieren konnte. «Und auch das Auto, welches auf seinen Namen lautete, hat er bis letzten Dienstag nicht zurückgegeben. Hinten im Kofferraum hatte es noch Schuhe, Kleider und viele andere dreckige Sachen. Das ist kein Anstand», sagt Alain Baumann.
Ein wilder Streit
Und so endet eine Beziehung, die harmonisch begann, im wilden Streit. Auch Stefan Stauffiger wurde von Steinsson verbal attackiert. «Ich bin erstaunt, wie Geld einen Menschen verändern kann», sagt der YB-Medienverantwortliche. Gretar Steinsson, dem es in Holland sehr gut gefällt, bedauert den Zwist. «Ich habe YB und die Fans geliebt. Ich war überzeugt, viele Jahre in Bern zu spielen», sagt Steinsson. Doch er habe im letzten Winter einen sehr schlecht dotierten Vertrag unterschrieben. «Als ich dann im Sommer eine kleine Erhöhung verlangte, wurde mir mitgeteilt, ich sei noch nicht so stark und müsse zuerst über eine längere Zeit gute Leistungen bringen. Das hat mich verletzt, ich spürte kein Vertrauen mehr.» Die YB-Verantwortlichen bedauern derweil, dass Steinsson nicht dankbarer gewesen sei. «YB hat ihm doch die Chance gegeben, im Ausland Fussball zu spielen. Doch er hat beim ersten Angebot sofort Theater gemacht», sagt Alain Baumann. «Und wie er sich jetzt verhält, zeigt deutlich, dass es richtig war, ihn zu verkaufen.»
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