BaZ, 23.9.05
Wichtig ist nur der nächste Schuss
EHC-GOALIE DANIEL MANZATO IST JUNG, TALENTIERT - UND WAR BISHER DER BESTE BASLER
OLIVER GUT
Kein Schluck Wasser. Goalie Daniel Manzato vermochte beim EHC bisher zu überzeugen. Foto Plüss
Der 21-jährige Eishockey-Profi empfängt heute mit dem EHC Basel die ZSC Lions (19.45 Uhr, St.-Jakob-Arena). Jene ZSC Lions, welche die Basler auch dank Manzatos Paraden am vergangenen Montag mit 4:2 bezwangen.
Daniel Manzato lacht, gibt sich locker. «Wie kann es einem nach so einer Partie nicht gut gehen?», stellt er die rhetorische Frage. Die Rede ist vom montäglichen 4:2-Auswärtssieg gegen die ZSC Lions, an dem der 21-jährige Goalie des EHC Basel mit seinen Paraden wesentlichen Anteil hatte. «Ein grosses Vergnügen» sei jener Abend für ihn gewesen. Und auch wenn Zürich sicher nicht den besten Tag erwischt habe, so müsse man als Aufsteiger eine derartige Chance erst packen, wenn sie sich bietet. «Und das haben wir getan.»
Für Manzato ist das eine Frage der Mentalität: «Was mir in Basel besonders gefällt, ist die Überzeugung, mit der unsere Mannschaft in ein Spiel geht. Wir glauben immer daran, dass wir gewinnen können», sagt der Romand. In anderen Mannschaften sei dies nicht immer der Fall gewesen.
ALS JUNIOR NACH KANADA. Daniel Manzato hat trotz seines Alters schon einige Teams gesehen: Bei den Junioren von Fribourg-Gottéron zum grossen Goalie-Talent gereift, zog es ihn als 17-Jährigen nach Nordamerika, wo er in der Quebec Major Junior Hockey League bei den Victoriaville Tigers zweieinhalb Jahre lang sein Glück suchte. «Ich dachte, dass dies der beste Weg in die National Hockey League sei.»
Dass er trotzdem in die Schweiz zurückgekehrt ist, hat verschiedene Gründe: Einerseits lief es ihm im Herbst 2003 in Victoriaville nicht gut. Andererseits erahnte er den im Folgejahr erfolgten NHL-Lockout, der seine Aussichten auf einen Platz in einem Profiteam nicht verbesserte. Also wechselte er in der Saison 2003/04 nach Kloten, um den verletzten Tobias Stephan zu ersetzen.
NHL-Traum bleibt. «Auch dieser Weg kann in die NHL führen», sagt Manzato heute und nennt die Karriere von Torhüter Martin Gerber (Carolina Hurricanes) als Beispiel. Den Traum von der besten Eishockey-Liga der Welt hat er, dessen NHL-Rechte auch in Carolina liegen, nicht aufgegeben. Verständlich, wurde er doch schon als Junior von Goalie-Guru François Allaire mit dem grossen Patrick Roy verglichen. «Aber jetzt geniesst Basel Priorität.» Beim EHC unterschrieb er im Frühjahr für zwei Jahre, nachdem er eine Saison bei Ambri-Piotta verbracht hatte, wo man trotz anfänglich guter Leistungen nicht mehr auf ihn setzte.
In Basel ist das anders: Bislang bestritt er vier von fünf Partien, war dabei stets einer der besten EHC-Akteure und stand bei beiden Siegen zwischen den Pfosten. Zu viel darauf einbilden mag sich Manzato nicht: «Als Goalie bist du schnell oben und schnell wieder unten», sagt er. «Wichtig ist nur der nächste Schuss. Den musst du halten.»
Änderungen in der Verteidigung: Adrian Plavsic ist verletzt, Ralf Bundi steht vor dem Comeback
NACH DEM ZSC IST VOR DEM ZSC. Ein Belegungsplan machts möglich: Vier Tage nach dem Sieg in Zürich (4:2) empfängt der EHC Basel heute bereits wieder die ZSC Lions zur Revanche (19.45 Uhr,St.-Jakob-Arena). Denn während die bevorstehende Partie dem regulären Spielplan entspricht, war die Begegnung am Montag ein vorgezogener Vergleich aus der 34. Runde, die erst am 14. Januar 2006 gespielt wird. Doch weil das Zürcher Hallenstadion durch zahlreiche andere Veranstaltungen belegt ist und die ZSC Lions von den Betreibern der heimischen Arena stiefmütterlich behandelt werden, kam es bereits am Montag zum ersten Vergleich zwischen Zürich und Basel.
«Ich erwarte einen besseren ZSC», blickt EHC-Trainer Kent Ruhnke dem heutigen Vergleich entgegen. Der Kanadier verändert nur, was notwendig ist: Weil Verteidiger Adrian Plavsic am Montag eine Innenbandzerrung am Knie erlitt und einige Tage pausieren muss, wird der EHC erstmals mit fünf ausländischen Stürmern (Landry, Anger, Druken, Morgan, Tambijew) antreten. Dafür wird Verteidiger Ralf Bundi nach auskuriertem Kreuzbandriss sein Comeback geben. Noch nicht so weit ist Jarno Peltonen, dem sein Knie Probleme bereitet.
Zu Umstellungen sind auch die ZSC Lions gezwungen: Ihr finnisch-schwedischer Verteidiger Josef Boumedienne wurde gestern von der Liga wegen eines Crosschecks gegen Lugano-Profi Petteri Nummelin für drei Partien gesperrt. Zwei Spiele aussetzen muss Zug-Stürmer Patric Della Rossa wegen seines Stockschlags gegen Eric Landry am vergangenen Freitag beim 4:3-Sieg in Basel.
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«Natürlich wollen wir Revanche»
ZSC-CAPTAIN MATHIAS SEGER SAGT, WIE SEIN TEAM IN BASEL GEWINNT
Mathias Seger. «Dürfen keine Energie verpuffen.» Key
Weil die ZSC Lions immer wieder Heimspiele verschieben müssen, bestreitet der 162-fache Nationalspieler mit seinem Team heute bereits die fünfte Partie innerhalb von acht Tagen.
Obwohl der Meisterschaftsfavorit am Mittwoch zu Hause Fribourg-Gottéron mit 4:2 bezwang, bleibt die Startbilanz mässig. Besonders die Heimniederlage gegen den EHC Basel am vergangenen Montag trug dem Meister von 2000 und 2001 viel Kritik ein. Deshalb ist heute einSieg beim Aufsteiger Pflicht. Das weiss auch ZSC-Verteidiger Mathias Seger (27).
baz: Mathias Seger, müssen sich die Basler nach ihrem Sieg im Hallenstadion heute vor den ZSC Lions, den im Stolz verwundeten Löwen, fürchten?
Mathias Seger: Natürlich wollen wir in Basel Revanche für die Heimniederlage. Aber es ist jetzt nicht so, dass wir regelrecht auf Rache sinnen.
Was lief denn am Montag bei der überraschenden Niederlage alles falsch?
Nach dem frühen 1:0-Führungstreffer haben wir die Partie zu locker genommen. Wir dachten, dass es in diesem Stil weitergehen würde. Ist dieser Gedanke einmal im Kopf, ist es schwer, ihn wieder loszuwerden. Basel hat in der Folge sehr gut gespielt und stand in der Defensive äusserst solid. Wir verstrickten uns dagegen in Einzelaktionen und sind den Baslern damit wunderbar dreingelaufen.
In Basel bestreiten Sie die fünfte Partie in acht Tagen. Sind Sie schon müde?
Daran dürfen wir nicht denken. Aber es ist möglich, dass wir die Müdigkeit im Verlauf des Spiels spüren werden. Wir müssen unsere Kraft konzentrieren, dürfen keine unnötige Energie verpuffen. Kopflos dem Puck hinterherrennen ist in der St.-Jakob-Arena sicher nicht gefragt.
Titelfavorit, neues Stadion - Sie spielen seit 1999 in Zürich. Wie gross ist in diesem Jahr der Druck, der auf den ZSC Lions und auch auf Ihnen als neuem Teamcaptain lastet?
Der Druck ist grösser, Kritik kommt schneller auf als in vergangenen Jahren. Aber das wussten wir vorher und müssen als Profis nun damit umgehen können. Was meine Captain-Rolle betrifft, so verspüre ich keine zusätzliche Belastung, auch wenn ich dadurch etwas mehr zum Sprachrohr des Teams gegen aussen geworden bin. Für mich ist es eine Ehre - auch wenn ich noch etwas in die Rolle hineinwachsen muss.