Afghanistan, Abzug aller intern. Truppen

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Re: Afghanistan, Abzug aller intern. Truppen

Beitrag von fcbblog.ch »

Nii hat geschrieben: 15.08.2021, 22:54 Was Machiavelli einst schrieb, passt zur afghanischen Armee:
"Söldner und Hilfstruppen sind nutzlos und gefährlich. Wer nämlich seine Herrschaft auf Söldner stützt, wird niemals einen festen und sicheren Stand haben; denn sie sind uneinig, herrschsüchtig, undiszipliniert und treulos; mutig unter Freunden und feige vor dem Feind; ohne Furcht vor Gott und ohne Treue gegenüber den Menschen; du schiebst deinen Untergang nur so lange auf, wie du den Angriff aufschiebst; im Frieden wird du von ihnen ausgeplündert und im Krieg vom Feind. Die Ursache dafür ist, dass sie kein anderes Verlangen und keinen anderen Grund haben, der sie im Felde hielte, als das bisschen Sold, das nicht ausreicht, um sie für dich den Tod suchen zu lassen. Sie wollen zwar deine Soldaten sein, solange du keinen Krieg führst; wenn aber der Krieg kommt, möchten sie fliehen oder sich absetzen."

So wie ich es verstanden haben, ist den meisten Afghanen das Konzept eines afghanischen Staates egal bzw. fremd. Warum sollte der afghanische Soldat also dafür kämpfen?
Der Westen hat einmal mehr versagt (wobei man sich fragen kann, ob es gewissen Kreisen nicht entgegenkommt ein Hardcore Sunni-Regime im Osten des Irans zu wissen). Ohne Hardcore-Propaganda, einen gewissen Kolonialisierungs- und Durchsetzungswillen kannst du solche durch Clans und Ethnien strukturierte Länder nunmal nicht auf Nationalstaat-Linie bringen.

Ein weiteres Problem: Über 50% der Afghanen sind unter 18, kennen also die erste Talibanherrschaft nur noch vom Hörensagen, zumal auch bezweifelt werden darf, dass z.B. die Situation der afghanischen Frauen sich unter den Taliban in allen Belangen radikal verschlechtert - viel mehr als bessere Sklavinnen mit Gebärfunktion waren sie dort auch in den letzten 20 Jahren nicht (Anschaungsbeispiele z.B. in Berlin, wo zwei afghanische Brüder vor kurzem ihre Sis killen, weil sie die Frechheit besitzt die Familienehre zu beschmutzen indem sie einfach ein normales, "eigenes" Leben führen möchte.)

Fast niemand unter den Sunniten/Paschtunen sieht wohl einen Grund um gegen die Taliban zu kämpfen. Bitter wirds wie immer für die ethnischen und religösen Minderheiten, von denen es noch immer viele gibt in Afghanistan.


Meine Meinung: Wir haben dort nichts verloren, die aber auch nicht bei uns. Afghanische Mädchen/Frauen würde ich aufnehmen, da für diese tatsächlich egal in welcher Situation beträchtliche Fluchtgründe aus allen möglichen Ecken des nahen und mittleren Ostens bestehen. 

Die ungepflegten Barttrottel aller Couleur dürfen ihre Streitigkeiten dann gerne unter sich auskäsen - gross genug ist das Land ja.


 

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Faniella Diwani
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Re: Afghanistan, Abzug aller intern. Truppen

Beitrag von Faniella Diwani »

fcbblog.ch hat geschrieben: 16.08.2021, 10:52 Meine Meinung: Wir haben dort nichts verloren, die aber auch nicht bei uns. Afghanische Mädchen/Frauen würde ich aufnehmen, da für diese tatsächlich egal in welcher Situation beträchtliche Fluchtgründe aus allen möglichen Ecken des nahen und mittleren Ostens bestehen. 

War gestern auch meine Feststellung: Wenn vor allem die Frauen jetzt unterdrückt und verfolgt werden, warum kommen dann die Böcke zu uns?

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Pro Sportchef bim FCB
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Re: Afghanistan, Abzug aller intern. Truppen

Beitrag von Pro Sportchef bim FCB »

Mich würde interessieren, was hätten denn die USA und der Westen anders machen können?

(ausser gar nicht einmarschieren natürlich)

Wie seht ihr ausserdem die Friedensverhandlungen vom vorherigen US Präsidenten mit den Taliban an? Trump's Verhandlungspartner wird nun vermutlich Präsident von Afghanistan, die 5'000 damals freigelassenen Taliban Kämpfer dürften vermutlich keine unbedeutende Rolle gespielt haben bei den "Kämpfen" und seine Ankündigung für den Truppenabzug bis May 2021 gab den Fahrplan für die Taliban vor.

Hier noch weitere Infos dazu:
https://www.independent.co.uk/news/worl ... 02376.html
Die afghanische Regierung war an den Friedensverhandlungen nicht beteiligt...
Zuletzt geändert von Pro Sportchef bim FCB am 16.08.2021, 14:00, insgesamt 1-mal geändert.

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BloodMagic
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Re: Afghanistan, Abzug aller intern. Truppen

Beitrag von BloodMagic »

Mit gefällt vor allem Bidens Interview von vor ein paar Wochen. Hat eigentlich die USA keine andere Politiker als senile/korrupte?

https://twitter.com/CarloMasala1/status ... 7459233792
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Shantaram
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Re: Afghanistan, Abzug aller intern. Truppen

Beitrag von Shantaram »

Faniella Diwani hat geschrieben: 16.08.2021, 11:16
fcbblog.ch hat geschrieben: 16.08.2021, 10:52 Meine Meinung: Wir haben dort nichts verloren, die aber auch nicht bei uns. Afghanische Mädchen/Frauen würde ich aufnehmen, da für diese tatsächlich egal in welcher Situation beträchtliche Fluchtgründe aus allen möglichen Ecken des nahen und mittleren Ostens bestehen. 

War gestern auch meine Feststellung: Wenn vor allem die Frauen jetzt unterdrückt und verfolgt werden, warum kommen dann die Böcke zu uns?
Gestern schon?  :D
Schlecht gelaunt online gehen, war nie, ist nicht, und wird auch nie eine gute Idee sein. :cool:

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Pro Sportchef bim FCB
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Re: Afghanistan, Abzug aller intern. Truppen

Beitrag von Pro Sportchef bim FCB »

BloodMagic hat geschrieben: 16.08.2021, 13:31 Mit gefällt vor allem Bidens Interview von vor ein paar Wochen. Hat eigentlich die USA keine andere Politiker als senile/korrupte?

https://twitter.com/CarloMasala1/status ... 7459233792

Hättest du nicht auch die Einschätzung gehabt, dass das afghanische Militär nach fast 20 Jahren Training, massiven Investitionen und deutlicher personeller Überzahl ein paar Monate durchhalten wird? Welche Argumente haben im Vorfeld darauf hingedeutet, dass Biden mit dieser Einschätzung (die ja die Einschätzung seiner Geheimdienste entspricht) falsch liegt?

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Faniella Diwani
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Re: Afghanistan, Abzug aller intern. Truppen

Beitrag von Faniella Diwani »

Pro Sportchef bim FCB hat geschrieben: 16.08.2021, 13:59
BloodMagic hat geschrieben: 16.08.2021, 13:31 Mit gefällt vor allem Bidens Interview von vor ein paar Wochen. Hat eigentlich die USA keine andere Politiker als senile/korrupte?

https://twitter.com/CarloMasala1/status ... 7459233792

Hättest du nicht auch die Einschätzung gehabt, dass das afghanische Militär nach fast 20 Jahren Training, massiven Investitionen und deutlicher personeller Überzahl ein paar Monate durchhalten wird? Welche Argumente haben im Vorfeld darauf hingedeutet, dass Biden mit dieser Einschätzung (die ja die Einschätzung seiner Geheimdienste entspricht) falsch liegt?

https://www.transparency.de/cpi/?L=0
Ein korruptes Regime kollabiert wenn kein Geld mehr fliesst.

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Re: Afghanistan, Abzug aller intern. Truppen

Beitrag von BloodMagic »

Pro Sportchef bim FCB hat geschrieben: 16.08.2021, 13:59
BloodMagic hat geschrieben: 16.08.2021, 13:31 Mit gefällt vor allem Bidens Interview von vor ein paar Wochen. Hat eigentlich die USA keine andere Politiker als senile/korrupte?

https://twitter.com/CarloMasala1/status ... 7459233792

Hättest du nicht auch die Einschätzung gehabt, dass das afghanische Militär nach fast 20 Jahren Training, massiven Investitionen und deutlicher personeller Überzahl ein paar Monate durchhalten wird? Welche Argumente haben im Vorfeld darauf hingedeutet, dass Biden mit dieser Einschätzung (die ja die Einschätzung seiner Geheimdienste entspricht) falsch liegt?
Wenn der CIA sagt es ist nicht so (er wurde sogar genau auf das angesprochen in dem Video) und der CIA wusste, dass viele Talibankämpfer im Afghanischen Militär sind bzw. dieses völlig korrupt ist - dann würde ich das als Präsident definitiv ernst nehmen. Sie haben ihn darauf aufmerksam gemacht, dass dieses System in sich zusammen brich würden sie sich von dort verabschieden. Ist genau so passiert - mit welcher Arroganz und Unfähigkeit der alte Herr die Fragen der Reporter dazu abschmettert ist doch sehr fragwürdig
 
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Re: Afghanistan, Abzug aller intern. Truppen

Beitrag von Aficionado »

BloodMagic hat geschrieben:
Pro Sportchef bim FCB hat geschrieben: 16.08.2021, 13:59
BloodMagic hat geschrieben: 16.08.2021, 13:31 Mit gefällt vor allem Bidens Interview von vor ein paar Wochen. Hat eigentlich die USA keine andere Politiker als senile/korrupte?

https://twitter.com/CarloMasala1/status ... 7459233792

Hättest du nicht auch die Einschätzung gehabt, dass das afghanische Militär nach fast 20 Jahren Training, massiven Investitionen und deutlicher personeller Überzahl ein paar Monate durchhalten wird? Welche Argumente haben im Vorfeld darauf hingedeutet, dass Biden mit dieser Einschätzung (die ja die Einschätzung seiner Geheimdienste entspricht) falsch liegt?
Wenn der CIA sagt es ist nicht so (er wurde sogar genau auf das angesprochen in dem Video) und der CIA wusste, dass viele Talibankämpfer im Afghanischen Militär sind bzw. dieses völlig korrupt ist - dann würde ich das als Präsident definitiv ernst nehmen. Sie haben ihn darauf aufmerksam gemacht, dass dieses System in sich zusammen brich würden sie sich von dort verabschieden. Ist genau so passiert - mit welcher Arroganz und Unfähigkeit der alte Herr die Fragen der Reporter dazu abschmettert ist doch sehr fragwürdig
 
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Re: Afghanistan, Abzug aller intern. Truppen

Beitrag von händsche »

https://www.watson.ch/international/ana ... ance-hatte

Do isch no guet s Dilema vom Biden erklärt.

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Re: Afghanistan, Abzug aller intern. Truppen

Beitrag von BSL>ZRH »

Pro Sportchef bim FCB hat geschrieben: 16.08.2021, 13:28 Mich würde interessieren, was hätten denn die USA und der Westen anders machen können?

(ausser gar nicht einmarschieren natürlich)

Wie seht ihr ausserdem die Friedensverhandlungen vom vorherigen US Präsidenten mit den Taliban an? Trump's Verhandlungspartner wird nun vermutlich Präsident von Afghanistan, die 5'000 damals freigelassenen Taliban Kämpfer dürften vermutlich keine unbedeutende Rolle gespielt haben bei den "Kämpfen" und seine Ankündigung für den Truppenabzug bis May 2021 gab den Fahrplan für die Taliban vor.

Hier noch weitere Infos dazu:
https://www.independent.co.uk/news/worl ... 02376.html
Die afghanische Regierung war an den Friedensverhandlungen nicht beteiligt...

Anders machen? Nicht versuchen westliche Werte nach Afghanistan zu exportieren. Mädchenschule, Frauenrechte usw sind zwar gut in unseren Medien, aber noch potenter in den Rekrutierungsvideos der Talis. Oder dumm gesagt: Jede Mädchenschule sorgte für 100 Kämpfer mehr bei denen.

Der Westen hätte 2001 die Talis einfach nur wegballern sollen und eine neue Regierung nach afghanischen Vorstellungen / Werten von den Afghanen selbst errichten lassen müssen, anstatt sich selbs zu verwirklichen. Das neophytische westliche Modell war von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Ein System der Eliten, meist mit westlichem Hintergrund, dass der normale Afghane nicht wollten und aktuell nicht respektierten. Die Talis, eine Guerilliaarmee, wäre ohne eine gewisse/grosse Unterstützung der lokalen Bevölkerung nie und nimmer so stark geworden und hätte die Macht an sich reissen können.

Aber der Westen begeht immer den gleichen Fehler. Man denkt, dass unsere kultur und unser System, Menschenrechte und Demokratie, den Anderen überlegen sind. Ja man will anderen unser System aufzwängen und das noch mit dem Selbstverständniss, dass diese es auch zu mögen haben. So ist auch schon Rom dazumals gefallen. Rom war auch sehr von sich überzeugt und das römische System den Germanen voraus. Die Antike wurde trotzdem vom "dunklen" Mittelalter weggefegt. Der Westen sollte dringend aus seiner Traumwelt erwchen, wenn er verhindern will, dass ihn das gleiche Schicksal dereinst ereilt.

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Re: Afghanistan, Abzug aller intern. Truppen

Beitrag von SubComandante »

Vielleicht wär's auch schlau gewesen, die Taliban beim Krieg mit Russland nicht aufzubauen. Und danach einfach die Leute fallenzulassen. Dann hätte man auch Osama Bin Laden verhindert.

Aber schon damals war Afghanistan ein Ort für Stellvertreterkriege.

Afghanistan hat übrigens die weltweit grössten Lithiumvorkommen. Und Lithium ist momentan wichtiger denn je. Mit den Taliban wird man ein "stabiles" Land für Handel haben. Ein Schelm, wer böses dabei denkt.

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Re: Afghanistan, Abzug aller intern. Truppen

Beitrag von fcbblog.ch »

Pro Sportchef bim FCB hat geschrieben: 16.08.2021, 13:28 Mich würde interessieren, was hätten denn die USA und der Westen anders machen können?

(ausser gar nicht einmarschieren natürlich)

Wie seht ihr ausserdem die Friedensverhandlungen vom vorherigen US Präsidenten mit den Taliban an? Trump's Verhandlungspartner wird nun vermutlich Präsident von Afghanistan, die 5'000 damals freigelassenen Taliban Kämpfer dürften vermutlich keine unbedeutende Rolle gespielt haben bei den "Kämpfen" und seine Ankündigung für den Truppenabzug bis May 2021 gab den Fahrplan für die Taliban vor.

Hier noch weitere Infos dazu:
https://www.independent.co.uk/news/worl ... 02376.html
Die afghanische Regierung war an den Friedensverhandlungen nicht beteiligt...
Wenn man schon einmarschiert und die "Werte am Hindukusch" verteidigt, hätte man eben diese Werte auch verteidigen müssen. Das hiesse Umerziehung, neue Regeln, Säkularisierung (aber auch neue Vorteile und Freiheiten für Afghanistan). Und: Propaganda, Propaganda, Propaganda. Das hätte aber nochmals deutlich mehr gekostet und wohl nochmals zehn Jahre gedauert.

Was hat man getan? Eine Scharia-Verfassung und korrupte Regierung installiert, die sich nur geringfügig (vor allem betr. Frauenrechten) von den Taliban unterscheidet. Appeasement-Strategien gegenüber radikalen Islamisten gehen selten auf.

Abgesehen davon: Das Land zu besetzen war von Anfang an eine dumme Idee... Eine "Strafexpedition" hätte es nach 9/11 wohl auch getan.

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Re: Afghanistan, Abzug aller intern. Truppen

Beitrag von SubComandante »

Umerziehung?!?!

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Re: Afghanistan, Abzug aller intern. Truppen

Beitrag von fcbblog.ch »

 
SubComandante hat geschrieben: 16.08.2021, 19:03 Umerziehung?!?!

Bei einer Bevölkerung mit über 50% unter 18 Jahren hätte das durchaus Chancen. Demokratische Bildung und Propaganda für westliche Werte in den Schulen, statt islamistisches Appeasement.

Der Begriff wurde übrigens auch für die Entnazifizierungsperiode in Deutschland verwendet, nicht nur vom NS Regime. 

Aber klar - es hätte eine Entislamisierung und Säkularisierung im ganzen Land gebraucht. 

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Re: Afghanistan, Abzug aller intern. Truppen

Beitrag von SubComandante »

fcbblog.ch hat geschrieben: 16.08.2021, 19:14Bei einer Bevölkerung mit über 50% unter 18 Jahren hätte das durchaus Chancen. Demokratische Bildung und Propaganda für westliche Werte in den Schulen, statt islamistisches Appeasement.

Der Begriff wurde übrigens auch für die Entnazifizierungsperiode in Deutschland verwendet, nicht nur vom NS Regime. 

Aber klar - es hätte eine Entislamisierung und Säkularisierung im ganzen Land gebraucht. 
Ich denke mal, dass die besser wissen, was gut für sie selber ist. Da brauchts keine arroganten Westler, die denen erklären müssen, wie sie zu leben haben. Und wenn man Bilder von Afghanistan in den 70er sieht, sollte klar sein, dass sie auch mal ganz anders leben konnten.

Und damit sich eine Gesellschaft entwickeln kann, braucht sie erst mal Ruhe und Frieden. Was nicht möglich ist, wenn Du fremdfinanzierte Taliban hast.

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Re: Afghanistan, Abzug aller intern. Truppen

Beitrag von Nii »

fcbblog.ch hat geschrieben: 16.08.2021, 18:53
Pro Sportchef bim FCB hat geschrieben: 16.08.2021, 13:28  
Wenn man schon einmarschiert und die "Werte am Hindukusch" verteidigt, hätte man eben diese Werte auch verteidigen müssen. Das hiesse Umerziehung, neue Regeln, Säkularisierung (aber auch neue Vorteile und Freiheiten für Afghanistan). Und: Propaganda, Propaganda, Propaganda. Das hätte aber nochmals deutlich mehr gekostet und wohl nochmals zehn Jahre gedauert.

Was hat man getan? Eine Scharia-Verfassung und korrupte Regierung installiert, die sich nur geringfügig (vor allem betr. Frauenrechten) von den Taliban unterscheidet. Appeasement-Strategien gegenüber radikalen Islamisten gehen selten auf.

Abgesehen davon: Das Land zu besetzen war von Anfang an eine dumme Idee... Eine "Strafexpedition" hätte es nach 9/11 wohl auch getan.
Viele Afghanen ausserhalb der grossen Städte haben noch nie von 9/11 gehört und wissen gar nicht, warum ausländische Truppen in Afghanistan waren. Sie wissen, was in ihrem Bergdorf los ist und das war's dann auch. Ein Leben ohne Internet und ohne Bildung. 65% der Afghanen haben keine Elektrizität. Was soll da eine "Strafexpedition" bringen und wie soll man diese Leute mit Propaganda erreichen?

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Re: Afghanistan, Abzug aller intern. Truppen

Beitrag von SubComandante »

Hoffe mal, Fettli geht es gut. Wurde ja vor ein paar Jahren ausgeschafft.


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Re: Afghanistan, Abzug aller intern. Truppen

Beitrag von fcbblog.ch »

Nii hat geschrieben: 16.08.2021, 20:29
fcbblog.ch hat geschrieben: 16.08.2021, 18:53
Pro Sportchef bim FCB hat geschrieben: 16.08.2021, 13:28  
Wenn man schon einmarschiert und die "Werte am Hindukusch" verteidigt, hätte man eben diese Werte auch verteidigen müssen. Das hiesse Umerziehung, neue Regeln, Säkularisierung (aber auch neue Vorteile und Freiheiten für Afghanistan). Und: Propaganda, Propaganda, Propaganda. Das hätte aber nochmals deutlich mehr gekostet und wohl nochmals zehn Jahre gedauert.

Was hat man getan? Eine Scharia-Verfassung und korrupte Regierung installiert, die sich nur geringfügig (vor allem betr. Frauenrechten) von den Taliban unterscheidet. Appeasement-Strategien gegenüber radikalen Islamisten gehen selten auf.

Abgesehen davon: Das Land zu besetzen war von Anfang an eine dumme Idee... Eine "Strafexpedition" hätte es nach 9/11 wohl auch getan.
Viele Afghanen ausserhalb der grossen Städte haben noch nie von 9/11 gehört und wissen gar nicht, warum ausländische Truppen in Afghanistan waren. Sie wissen, was in ihrem Bergdorf los ist und das war's dann auch. Ein Leben ohne Internet und ohne Bildung. 65% der Afghanen haben keine Elektrizität. Was soll da eine "Strafexpedition" bringen und wie soll man diese Leute mit Propaganda erreichen?

50% der Afghanen heute waren bei 9/11 noch nicht einmal geboren, wenn man es richtig macht können sich Ansichten auch innerhalb von einer Generation verändern. Noch besser wäre es natürlich gar nicht erst einmarschieren. 

 

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Re: Afghanistan, Abzug aller intern. Truppen

Beitrag von Aficionado »

fcbblog.ch hat geschrieben:
Nii hat geschrieben: 16.08.2021, 20:29
fcbblog.ch hat geschrieben: 16.08.2021, 18:53
Wenn man schon einmarschiert und die "Werte am Hindukusch" verteidigt, hätte man eben diese Werte auch verteidigen müssen. Das hiesse Umerziehung, neue Regeln, Säkularisierung (aber auch neue Vorteile und Freiheiten für Afghanistan). Und: Propaganda, Propaganda, Propaganda. Das hätte aber nochmals deutlich mehr gekostet und wohl nochmals zehn Jahre gedauert.

Was hat man getan? Eine Scharia-Verfassung und korrupte Regierung installiert, die sich nur geringfügig (vor allem betr. Frauenrechten) von den Taliban unterscheidet. Appeasement-Strategien gegenüber radikalen Islamisten gehen selten auf.

Abgesehen davon: Das Land zu besetzen war von Anfang an eine dumme Idee... Eine "Strafexpedition" hätte es nach 9/11 wohl auch getan.
Viele Afghanen ausserhalb der grossen Städte haben noch nie von 9/11 gehört und wissen gar nicht, warum ausländische Truppen in Afghanistan waren. Sie wissen, was in ihrem Bergdorf los ist und das war's dann auch. Ein Leben ohne Internet und ohne Bildung. 65% der Afghanen haben keine Elektrizität. Was soll da eine "Strafexpedition" bringen und wie soll man diese Leute mit Propaganda erreichen?

50% der Afghanen heute waren bei 9/11 noch nicht einmal geboren, wenn man es richtig macht können sich Ansichten auch innerhalb von einer Generation verändern. Noch besser wäre es natürlich gar nicht erst einmarschieren. 

 
Und die Ranghohen Al Quaidas (das waren ja die bösen Drahtzieher, Al Quaida und nicht die Talibans) kommen oder kamen aus Saudi-Arabien, dem Verbündeten der Amis.

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Re: Afghanistan, Abzug aller intern. Truppen

Beitrag von Aficionado »

SubComandante hat geschrieben:Vielleicht wär's auch schlau gewesen, die Taliban beim Krieg mit Russland nicht aufzubauen. Und danach einfach die Leute fallenzulassen. Dann hätte man auch Osama Bin Laden verhindert.

Aber schon damals war Afghanistan ein Ort für Stellvertreterkriege.

Afghanistan hat übrigens die weltweit grössten Lithiumvorkommen. Und Lithium ist momentan wichtiger denn je. Mit den Taliban wird man ein "stabiles" Land für Handel haben. Ein Schelm, wer böses dabei denkt.
Ja, aber die Amis wollten doch wieder einmal beweisen, dass ihr System das bessere ist als der diabolische böse Kommunismus.

Lithium wird für die Herstellung von Batterien verwendet (Li-Ionen). Dann wären doch die Yankees geblieben?

Nachtrag:
Ach so, der neue Verbündete der Talibans dürften dann die Amis sein. Ja, dafür braucht es keine Besetzung.

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Re: Afghanistan, Abzug aller intern. Truppen

Beitrag von Aficionado »

Würde alles passen. Es werden seit Abzug keine amerik. Soldaten getötet oder entführt (ok, das war ein Deal aber die Talibans halten sich sogar daran). Und nach neuesten Angaben verhalten sich die Talibans nicht etwa aggressiv sondern weitgehendst gemässigt.

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Re: Afghanistan, Abzug aller intern. Truppen

Beitrag von SubComandante »

Aficionado hat geschrieben: 16.08.2021, 22:08 Würde alles passen. Es werden seit Abzug keine amerik. Soldaten getötet oder entführt (ok, das war ein Deal aber die Talibans halten sich sogar daran). Und nach neuesten Angaben verhalten sich die Talibans nicht etwa aggressiv sondern weitgehendst gemässigt.
Das traurige daran, dass die ganzen zynischen Verschwörungs-Ideen halt in der Regel nicht falsch sind. Vor 10 Jahren haben sie schon über Lithium-Vorkommen in den Medien geschrieben. Und durch den ganzen Wechsel auf Elektromobilität ist diese Ressource wichtig geworden.

Oder bei jedem Konflikt halt fragen: Welche Rohstoffe hat das Land? Wie können Global Players am leichtesten darauf zugreifen?

Menschenrechte vs. Schürfrechte.

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Re: Afghanistan, Abzug aller intern. Truppen

Beitrag von Feanor »

Faniella Diwani hat geschrieben: 16.08.2021, 11:16
fcbblog.ch hat geschrieben: 16.08.2021, 10:52 Meine Meinung: Wir haben dort nichts verloren, die aber auch nicht bei uns. Afghanische Mädchen/Frauen würde ich aufnehmen, da für diese tatsächlich egal in welcher Situation beträchtliche Fluchtgründe aus allen möglichen Ecken des nahen und mittleren Ostens bestehen. 

War gestern auch meine Feststellung: Wenn vor allem die Frauen jetzt unterdrückt und verfolgt werden, warum kommen dann die Böcke zu uns?

Weil auch viele "Böcke" nicht dem Lebensideal der Taliban entsprechen und genauso mit Repressionen leben müssen bzw. ihr Leben lassen müssen?

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Re: Afghanistan, Abzug aller intern. Truppen

Beitrag von Aficionado »

SubComandante hat geschrieben:
Aficionado hat geschrieben: 16.08.2021, 22:08 Würde alles passen. Es werden seit Abzug keine amerik. Soldaten getötet oder entführt (ok, das war ein Deal aber die Talibans halten sich sogar daran). Und nach neuesten Angaben verhalten sich die Talibans nicht etwa aggressiv sondern weitgehendst gemässigt.
Das traurige daran, dass die ganzen zynischen Verschwörungs-Ideen halt in der Regel nicht falsch sind. Vor 10 Jahren haben sie schon über Lithium-Vorkommen in den Medien geschrieben. Und durch den ganzen Wechsel auf Elektromobilität ist diese Ressource wichtig geworden.

Oder bei jedem Konflikt halt fragen: Welche Rohstoffe hat das Land? Wie können Global Players am leichtesten darauf zugreifen?

Menschenrechte vs. Schürfrechte.
Richtig, Verschwörungstheorie hin oder her. Lithium und seltene Erden werden immer wichtiger. Der Wettbewerb mit China ist ja in vollem Gange. Der Kampf darum gewinnt an Bedeutung.

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Re: Afghanistan, Abzug aller intern. Truppen

Beitrag von Aficionado »

Feanor hat geschrieben:
Faniella Diwani hat geschrieben: 16.08.2021, 11:16
fcbblog.ch hat geschrieben: 16.08.2021, 10:52 Meine Meinung: Wir haben dort nichts verloren, die aber auch nicht bei uns. Afghanische Mädchen/Frauen würde ich aufnehmen, da für diese tatsächlich egal in welcher Situation beträchtliche Fluchtgründe aus allen möglichen Ecken des nahen und mittleren Ostens bestehen. 

War gestern auch meine Feststellung: Wenn vor allem die Frauen jetzt unterdrückt und verfolgt werden, warum kommen dann die Böcke zu uns?

Weil auch viele "Böcke" nicht dem Lebensideal der Taliban entsprechen und genauso mit Repressionen leben müssen bzw. ihr Leben lassen müssen?
Frauen und Kinder sind viel anfälliger und völlig schutzlos.
Wenns geht halt ganze, unschuldige (keine Taliban Sympathisanten halt) Familien.
Zuletzt geändert von Aficionado am 17.08.2021, 09:03, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Afghanistan, Abzug aller intern. Truppen

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https://twitter.com/LarsWienand/status/ ... 4725092358

Mir verwächsle do glaub öbbis. D Taliban sind offebar die Guete. :eek:

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Beitrag von BaslerBasilisk »

händsche hat geschrieben: 17.08.2021, 09:21 https://twitter.com/LarsWienand/status/ ... 4725092358

Mir verwächsle do glaub öbbis. D Taliban sind offebar die Guete. :eek:

Die Antworten sind noch lustig:
"Sounds like the Republican Agenda"
#Erfolg isch nit alles im Läbe
#bi Sunneshiin und Räge

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Re: Afghanistan, Abzug aller intern. Truppen

Beitrag von Käppelijoch »

Frage: werden sich die Kreise, welche aus Schutz der Frauenrechte und aus Angst vor Talibans für das Burkaverbot stimmten, dafür einsetzen, dass afghanische Flüchtlinge - zumidnestens Frauen und Kinder - in die Schweiz geflogen werden?

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Re: Afghanistan, Abzug aller intern. Truppen

Beitrag von SubComandante »

Käppelijoch hat geschrieben: 17.08.2021, 19:01 Frage: werden sich die Kreise, welche aus Schutz der Frauenrechte und aus Angst vor Talibans für das Burkaverbot stimmten, dafür einsetzen, dass afghanische Flüchtlinge - zumidnestens Frauen und Kinder - in die Schweiz geflogen werden?
Selbstverständlich.

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