BloodMagic hat geschrieben: 02.08.2021, 14:54Rojoazul hat geschrieben: 02.08.2021, 13:01 Klimawandelleugner müssen es heute aber auch ganz schwer haben, nun dürfen sie ja nicht einmal mehr VW, BMW oder Mercedes fahren ohne unglaubwürdig zu werden.
Wenn man konsequenter Klimaschützer ist fährt man grundsätzlich kein Individualverkehr sondern ausschliesslich ÖV. Wenn man sich mal informiert über die Gewinnung der Rohstoffe für die riesigen Akkus, dann sollte klar sein, dass 0 Auto immer besser ist als 1 Elektroauto. Und es geht sehr wohl auch ohne Auto. Als überzeugter Klimaschützer muss sowas drin liegen.
Aber ja ich verstehe die grünen Nationalräte auch, dass so ein 500 PS Tesla schon sexy ist. Jedenfalls deutlich mehr als mit Bus, Bahn und Tram sich fortzubewegen.
Hab schon auf das Akku-Argument gewartet

Aber ja, man erwartet von Klimaschützern, dass sie:
- Die 500 Kröten haben um ein Fairphone zu bezahlen (im Gegensatz zu den ganzen Samsung-Handys die man ja mit jedem Abo-Abschluss nachgeworfen bekommt).
- Nur in Städten wohnen weil man ja ausschliesslich ÖV fahren soll. (Aber wehe denn, man müsste mal Geld in die Hand nehmen um auf dem Land die ÖV-Infrastruktur auszubauen oder sogar -schockschwernot- die ÖV-Preise zu verbilligen!

- Keine Computer besitzen. (Faire Computer gibts nicht).
- Das Geld haben um den 50% bis 100% höheren Preis von Bio-Lebensmittel gegenüber konventionellen Lebensmittel zu bezahlen (ein Preisunterschied der sich aufgrund der krassen hiesigen Subeventions- und Schutzzolllandschaft wie auch der Margengier der Grossverteiler erklärt).
- Dazu mein Lieblingsvorwurf: "Kauf doch direkt beim Bauern ein!". Ja was denn? Aber dafür müsste ich ja 1. auf dem Land wohnen oder 2. ein Auto haben?!?
- Nur Textilien tragen von der HIESIGEN TEXTILINDUSTRIE, DIE NOCH IN DER SCHWEIZ PRODUZIERT (Gibts das überhaupt noch?). Oder halt nur Secondhand, ist ja sooooo einfach in einem Secondhandladen seine eigene Grösse und auch noch seinen eigenen Geschmack zu finden.
- Dazu auch noch die Variante: "Kaufe Nachhaltige Labels". Als ob in der Textilindustrie nicht 97% der Nachhaltigkeitslabels Etikettenschwindel wörtlich sind weil keine staatliche Stelle ein Interesse daran hat, diese zu kontrollieren
- Niemals Flugreisen machen sondern immer die 176 € zahlen für eine Zugfahrt one way in der Holzklasse nach Hamburg
- Ferien immer nur an Orten machen, wo es ÖV gibt.
- Keinen Veranstaltungen beiwohnen die in irgendeiner Form Spass machen (Festivals --> Stromverbrauch, Fussballspiele --> Stromverbrauch und herumfliegende Spieler und Fans)
-...
All diese Punkte zeigen mir, dass der "ideale Klimaschützer" gemäss fff-Gegner in erster Linie sehr viel Geld investieren müsste um diesen Lebensstil zu erfüllen. Und wenn das mal einer wirklich in der Konsequenz tut dann kommt die Gegnerschaft schon mit dem Totschlagargument: "Die Klimaschützer sind doch alle privilegierte gut ausgebildete Elitenkinder". Einen Klimaschützerischen Lebensstil zu verfolgen zu können ist tatsächlich eine Klassenfrage. Und vor dem Hintergrund ist der Gedanke des Klimastreiks gar nicht mal so schlecht, Klimaschutzmassnahmen nicht beim Individuellen Konsumverhalten zu fordern, sondern bei Staat und Wirtschaft; Diejenigen Kräfte, die die Möglichkeit hätten, einen Klimakonformen Lebensstil auch denjenigen zu ermöglichen, die sich das sonst nicht leisten können.
Ein weiterer Aspekt der sich aus dieser Auflistung zeigt: Der durch fff-Gegner skizzierte "ideale Klimaschützer" hat einen ziemlich langweiligen und gleichgeschalteten Lebensstil, der schlicht der Individualität der Menschen zuwider läuft;
Ich selbst versuche nachhaltig zu leben, kaufe immer Bio, vegetarisch und saisonal ein, wohne in der Agglo und fahre bei Wind und Wetter mit dem Velo umher, besitze ein Fairphone, verwende meine Kleidung und Geräte bis zum endgültigen Defekt/Verschleiss und habe meine Abfallbilanz so weit reduziert dass in meinem Zweipersonenhaushalt wir den 35-Liter Sack nur alle zwei-drei Wochen entsorgen müssen (und das mehr weil er stinkt als dass er voll ist). Ich wasche Plastiksäcke ab und fliege nur, wenn ich dann auch möglichst lange am Zielort bleibe (sicher nicht für 5 Tage Malle fliegen).
Aber gleichzeitig bin ich an Wochenenden viel in den Bergen und fahre daher oft mit von Kollegen oder Eltern geliehenen Autos. Ein GA kann ich mir nicht leisten. Meine Kleidung ist grösstenteils Made in India. Ich trinke das originale Coca-Cola, weil bisher jegliche "nachhaltige" Alternative schlicht scheisse schmeckt.
Aber hey, ich hab ein reines Gewissen, dass ich im Rahmen meiner Möglichkeiten nachhaltig lebe, meine "Klimasünden" eher klein sind und ich trotzdem meine eigene Identität wahren kann. Und ich lasse mir nicht von einem dahergelaufenen Horst mein Engagement für Klimaschutz als "unglaubwürdig" abstemplen nur weil er mich mit ner Coca-Cola in der Hand sieht.
P.S.: Elektroautos sind was Klimaschutz anbelangt tatsächlich noch nicht so der Brüller derzeit. Aber die Forschung an Akkus hat sehr viel Potential
P.P.S.: Nein, ich bin kein aktiver "Klimastreiker"