So sieht es Oliver Gut:
Im Machtkampf um den FCB wird Degen selbst zum «First Mover». Sein Erwirken einer superprovisorischen Verfügung macht Burgener zum Kläger, will er seine Pläne ohne Degen und mit ausländischen Investoren durchsetzen.Wenn der Montag eine Erkenntnis gebracht hat, dann diese: Bernhard Burgener ist nicht bereit, den FC Basel an David Degen abzugeben. Und zumindest einer der von ihm bestellten Verwaltungsräte Peter von Büren und Karl Odermatt hält ihm dabei die Stange.
Somit darf man sich fragen, ob Burgener sich wirklich in jedem Fall an sein Wort und Verträge hält, wie er es immer betont. Denn es braucht nicht nur Fantasie, um in Degen keine Basler Nachfolge-Lösung mit rotblauer DNA zu sehen, sondern es existiert zwischen den beiden Parteien auch ein Aktionärsbindungsvertrag inklusive Vorkaufsrecht.
Die superprovisorische Verfügung, die Degen erwirkt hat, verhindert vieles. Aber sie verhindert eines nicht: Dass man im Verwaltungsrat Degens Kauf von Burgeners 80-Prozent-Aktienpaket zustimmt. Und es gibt juristisch keine ersichtlichen, stichhaltigen Gründe, warum diese Transaktion nicht erfolgen sollte.
Degen macht geltend, dass Burgener versucht war, ihn abseits zu stellen, indem er vorgängig
das Geschäft mit der Basel Dream & Vision AG durchzieht. Der Mehrheits- hätte dem Minderheitsaktionär damit in der montäglichen Verwaltungsratssitzung vollendete Tatsachen präsentiert. Und Degen hätte in dieser privatrechtlichen Angelegenheit zum ausdauernden Kläger werden müssen, um zu seinem Ziel zu gelangen.
Deshalb hat David Degen sich entschlossen, in dieser Angelegenheit zu werden, was Bernhard Burgener stets anstrebt: der «First Mover». Und ist es ihm tatsächlich gelungen, den Spiess umzudrehen und Burgener Schach zu stellen.
Es braucht gute Gründe, damit ein Gericht eine superprovisorische Verfügung verhängt. Nun ist es an Bernhard Burgener, dagegen vorzugehen, will er seine Pläne mit einer Briefkastenfirma und einem ausländischen Investoren-Versprechen über 200 Millionen Franken weiter verfolgen. Dabei muss er Argumente vorbringen, die juristisch stichhaltig gegen einen Verkauf an Degen sprechen. Es ist dies ein Unterfangen, das äusserst schwierig werden dürfte.
Im Sinne des FC Basel ist es in dieser Situation nicht, wenn sich Burgener weiter querstellt. Und selbst im unwahrscheinlichen Fall eines juristischen Erfolgs fragt man sich, wohin dies Besitzer und Club im Verhältnis zur Basis führt.
Aber das sind Gedanken, die sich Bernhard Burgener so nicht zu machen scheint.