Parzival hat geschrieben:Die Zitate der entlassenen Trainer zeigen ja auch genau um was es geht. Mit Verbundenheit zum Verein ist noch nicht zwingend gute Arbeit geleistet, aber es besteht zumindest die Ansicht, dass dies ein Kriterium sein sollte. In einem leistungsorientierten Umfeld ist so eine Haltung nicht viel wert. Wir dürfen uns in Basel nicht zu schade sein, gutes Know-how und Wissen von anderen Orten einzuholen, damit wir es unseren eigenen einverleiben können. Die Leute welche unsere "Stars" rausgebracht haben, sind alle schon lange nicht mehr beim FCB. Mit Werner Mogg ist der letzte nun gegangen. Mit 70 Jahren war das vielleicht auch eine Entscheidung für mehr Ruhe und da der Verein in Lörrach ja zum FCB Kooperationsnetzwerk gehört, wurde er auch nicht entlassen, sonder umgesetzt, damit das Pensum künftig auch für Mogg stimmt. Spekulation, aber Mogg hat in der NWS einen sehr guten Ruf als harter Hund der aber die Spreu vom Weizen frühzeitig zu unterscheiden wusste...
Van Lierop hat in seinen bisherigen Aussagen viel Geduld und Weitsicht bewiesen. Timing sei als passendes Stichwort genannt. Ich hoffe aber, dass die Verwurzelung nicht zu sehr vernachlässigt wird. Leute und Know How von ausserhalb zu holen, finde ich eine gute Sache. Man muss aber grossen Wert drauf legen, dass dieses Know How sich auch lokal niederschlagen kann und nicht bloss an Personen geknüpft bleibt, welche bei einer Kurskorrektur vielleicht wieder gehen müssen. Ich sehe noch keinen Anlass, von so einer Befürchtung auszugehen und begrüsse die Umstrukturierung. Aber ich bin etwas vom
Timing und dem Ausmass überrascht. Mal schauen, wie es weiter geht.
Parzival hat geschrieben:Es wäre auch ein Witz, wenn sich der FC Basel freiwillig in die 1. Liga versetzen würde. Das wäre für dich vielleicht kein Problem, aber damit gehen 200 Jobs verloren (Leute die sicher nichts dafür können, dass die Führung so amtet wie sie dies derzeit tut). Dazu kommen die ganzen Mitarbeiter aus dem Catering welche ihre Jobs verlieren und dann wäre da noch der FC Concordia, der ebenfalls beim FCB am Nabel hängt, denn ohne die Einnahmen aus dem Catering wäre beim FCC schnell mal Lilö. Das Drama für die Stadt wäre auch absehbar. Man stelle sich nur mal vor, wer dann künftig die exorbitante Stadionmiete berappen müsste... Der Steuerzahler nämlich, weil der Kanton ja da irgendwie drinhängt... Der FC Basel ist eben nicht nur ein Verein, sondern ein Wirtschaftsunternehmen mit einer gewissen Sozialverantwortung und es geht nicht nur darum, was gewisse Fans lustig oder akzeptable fänden, sondern tatsächlich auch darum, was gesellschaftlich verträglich ist.
Der FC Basel ist beides. Verein und Wirtschaftsunternehmen. Eine Transformation des einen Teils hat meistens auch Auswirkungen auf den anderen. Sollte es mal hart auf hart kommen, hätte ich keine Mühe damit, wenn der Verein sich absetzt, das alte Wirtschaftsunternehmen dabei in die Brüche geht und ein neues Wirtschaftsunternehmen wachsen kann. Umgekehrt könnte aber der Fall eintreten, dass das Wirtschaftsunternehmen dem Verein so viele Veränderungen aufzwingt, dass ich ihn abgesehen von den Farben und dem Namen nicht mehr wieder erkenne. Aus so einer Entwicklung kommt man nur sehr schwer wieder heraus. Keines dieser beiden Szenarien ist schön oder erstrebenswert. Die Transformation sollte im Sinne beider Teile von statten gehen. Aber ich weiss, welches dieser beiden Szenarien ich vorziehen würde, weil ich davon ausgehe, dass es langfristig nachhaltiger wäre. Auch für die Region und alles, was sich irgendwie mit dem FC Basel verbunden fühlt. Denn die Verbindungen zum Verein dünken mich emotionaler und somit stärker als jene zum Wirtschaftsunternehmen, welche vor allem finanzieller Natur sind.
Parzival hat geschrieben:Das lustige ist ja eigentlich, dass Leute wie Hopp und Mateschitz mit unserem Präsi einiges gemeinsam haben. Grosse Ideen, eher etwas introvertiert und in der Öffentlichkeit unbeliebt. Ich denke ihre Unbeliebtheit verdanken sie dem Umstand, dass sie ihre Philosophien erfolgreich aus der Privatwirtschaft in den Fussball transferiert haben und dort mit Konzept und strategischem denken sehr zielstrebig das erreichen, was andere mit denselben Mitteln nicht hinbekommen... Wenn wir aus dieser COVID Nummer heil raus kommen (unklar), sehe ich uns dennoch in guter Position, um mit den notwendigen Änderungen welche durchgezogen werden, wieder den Angriff zu starten. Die Medienarbeit muss besser werden, aber das liegt nicht an den Angestellten, sonder an Burgener und u.a. auch daran, dass die modernen Medien einfach dazu verdammt sind diese Clicks zu generieren und deshalb einfach drauflos schreiben und Burgener gewollt in die Ecke treiben, im Wissen, dass er ihnen sicher was liefert, wenn man ihn antreibt. Schäbiger Journalismus ist das.
Hinsichtlich der strukturellen Veränderungen, welche Burgener anstrebt mag der Vergleich mit Hopp und Mateschitz vielleicht zutreffen. Ich sehe darin aber die Gefahr, dass die Verwurzelung, also die
Seele des Vereins zum Opfer fallen könnte. Wie bereits gesagt, ich befürworte vieles, dass unter Burgener eingeschlagen oder fortgesetzt wurde, wie beispielsweise den Sparkurs oder die sportliche Neuausrichtung. Mir fehlt aber neben einer vernünftigen Kommunikation auch das nötige Feingefühl und eine gesunde Portion Selbstvertrauen. Es ist eben nicht nur die Schuld der heutigen Medienwelt, damit wäre es zu einfach. Man muss sich auch in eine Ecke treiben lassen. Mit mehr Selbstsicherheit könnte man den drohenden Leaks der Medien gelassen entgegenblicken oder anders entgegentreten. Einer Anekdote nach hat Zindel auf eine drohende Veröffentlichung von diffamierenden/heiklen Inhalten auch schon mit Verweigerung von künftigen Spielerinterviews gedroht. Es wirkt zeitweise beinahe wie eine Operation am offenen Herzen mit einer Kreissäge und mit zittriger Hand. Die Angst, dass der Patient dabei mehr Schaden erleiden könnte, als die Operation zu heilen versucht kommt gelegentlich sogar bei mir auf.
Ich unterstelle Burgener keine bösen Absichten, aber mir ist er zu ängstlich und unsicher. Dass er lieber aus dem Hintergrund operiert und die Öffentlichkeit eher scheut, sind mir genau so ein Indiz dafür, wie der Kontrollwahn, den er anscheinend ausübt. Denn würde er den Mitarbeitern vertrauen, statt zu befürchten, dass sie etwas falsch machen oder ihn missverstehen, müsste er weniger kontrollieren. Vielleicht hat er sich mit der Übernahme des FCB übernommen. Die damit verbundene Öffentlichkeit unterschätzt. Sicherheit gewinnen und Vertrauen aufbauen wäre das, was Burgener tun sollte, damit nicht nur das Wirtschaftsunternehmen, sondern auch der Verein sich nach der Krise in einer guten Position befinden. Es braucht beide Teile.
Ansonsten möchte ich dir noch für deine sachlichen und sehr guten Beiträge in diesem Thread danken. Sie sind immer wieder ein Wohltat, zwischen all der polarisierenden Polemik, zu welcher bei Panik rasch gegriffen wird. Ich schätze auch sehr, wie du Verleumdungen entgegentrittst und Sachverhalte ins richtige Licht rückst. Merci.