Krankenversicherung, wie weiter?

Der Rest...
Aftershock
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Beitrag von Aftershock »

Soriak hat geschrieben:Die grossen Kosten fallen fuer Operationen im Spital, bei Krebsbehandlungen, und natuerlich im hohen Alter an. Das kann man mit gesundem Essen nicht einfach so verhindern. Medikamente fuer Diabetes sind nicht besonders teuer.
Tut mir leid, dir sagen zu müssen, dass der Diabetes und auch Krebs (je nach Art) sehr wohl mit dem Lebensstil und der Ernährung zu tun haben. Klar es gibt auch "unverschuldete" Fälle. Eine Operation ist zudem um einiges weniger kostenintensiv als eine chronische Erkrankung.
Soriak hat geschrieben:Da muessen wir uns als Gesellschaft fragen, ob man diese Leute wirklich mit bester Medizin versorgen will.
Nein diese Frage dürfen wir uns nie stellen. Wenn wir damit anfangen, ist der 65 Jährige mit der Lungenentzündung so gut wie tot.
Soriak hat geschrieben:Genau. Die moeglichen Einsparungen bei einer Einheitskasse sind auch im besten Fall verschwindend klein -- und fallen zudem nicht einmal bei der Grundversicherung an. Die Langzeitfolgen duerften wohl eher kostentreibend sein: ein staatliches Monopol hat Null Anreiz die Verwaltungskosten zu senken -- und ein wichtiger Gegenpol zur Aerztelobby geht verloren.
Ein Versicherungsdealer (das sind jene, die uns telefonisch nerven), bekommt für den Versicherungsabschluss einer Familie (Vater, Mutter & Kind) CHF 4'000 Provision. Das sind mehr als 50% der Jahresprämie (Ich bezahle etwa 9000 für die ganze Familie und wir sind halbprivat, das Kind privat versichert)!!! Dann gibt es noch weitere Boni pro Abschluss. Da kam kürzlich ein sehr spannender Beitrag im Kassensturz. Und genau diese idiotischen Marketingkosten könnte man einsparen. Ausserdem, denke ich und das kann ich jetzt nicht belegen, die Ärztelobby ist wahrscheinlich das kleinere Übel als die Krankenkasse- oder Pharmalobby. Zudem sind sich Ärzte grundsätzlich nie einig, so verfällt die Wirkung der Lobby von selbst.
Soriak hat geschrieben:Man sieht zu dieser Zeit immer wieder, wie Leute sich ueber die hohen Versicherungskosten beschweren. Dann wird einem schoen vorgerechnet, wie viel sie pro Monat ausgeben. Nie haben die Leute ein TELMED/HMO Modell und immer haben sie Zusatzversicherungen... weil man ja im Spital unbedingt halbprivat liegen muss. Zur guenstigsten Kasse wollen die meisten dann ja auch nicht wechseln. Aber sich laufend an den Kosten aergern. Zu einem gewissen Grad hat man diese schon auch selber in der Hand.
Teilweise gebe ich dir recht. Die Zusatzversicherungen sind inzwischen aber auch in marketingtechnische schlaue Pakete gebündelt. Die freie Spitalwahl (über Kantonsgrenze) beispielsweise. Dafür bezahlt man extra, aber dann musst du das ganze Paket nehmen, worin sich dann vielleicht auch noch die Bergrettung bei unterirdischen Bandscheibenvorfällen abgedeckt ist (Achtung: stark plakativ). Und dafür zahlst du dann auch.
The_Dark_Knight hat geschrieben:einkommensabhängige Prämien wie in Deutschland ist die lösung.
Ist heikel. Aber prüfenswert. Und wenn man das prüft, kommt man zum Schluss, dass es Blödsinn ist. Das hätte den Effekt, das Menschen, welche aktuell eher weniger Kosten verursachen, plötzlich mehr verursachen. Ja ich stelle hier die Hypothese auf, dass sich die verursachten Gesundheitskosten umgekehrt proportional zum Einkommen verhält. Und wenn die grossen mehr bezahlen müssen, wollen es die dann auch "raus holen".
Goldust hat geschrieben:also zu den ärzten: sie sind sicher die, die hier NICHT die grossen profiteure sind. für die arbeit, die ein durchschnittlicher arzt in einem spital leistet (ganz abgesehen davon, wie lange die ausbildung dauert) sind die einkommen der meisten ärzte absolut gerechtfertigt. ich habe die nase so voll von irgendwelchen 8 to 5 jobbers, die sich über ärztelöhne beschweren. aber echt. fast 30 jahre von primeli bis zum stationsarzt.
Danke! Man kann sogar sagen, dass, besonders Assistenzärzte, für das was sie leisten viel zu wenig verdienen. Gleiches gilt für Pflegende und MPAs. Leitende- und Chefärzte verdienen jedoch in der Regel zu viel. Zumindest gemessen an den Autos die sie fahren.

Das Gesundheitswesen hat den Makel, dass niemand dafür Geld ausgeben will. Zumindest nicht so lange, bis man selbst betroffen ist. Für ein IPhone sind wir bereit 1000 Stutz hinzulegen. Aber über 100 Stutz Arztrechnung regen wir uns auf. Oder anders gesagt: Anstelle eines neuen IPhones könnte man sich 33 Jahre gegen Grippe impfen lassen.

Rey2
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Beitrag von Rey2 »

Aftershock hat geschrieben:Das Gesundheitswesen hat den Makel, dass niemand dafür Geld ausgeben will. Zumindest nicht so lange, bis man selbst betroffen ist.
Genau das erlebe ich insbesondere in der Schweiz anders. Hier heisst es sehr schnell: "ist ja für die Gesundheit..." was gewissen Diensten Fantasiepreise ermöglicht. Beispiel: Die Irrsinnskosten der Rega, die keiner hinterfragt, die zig irrwitzigen Zwangs-Krankenwagentransporte (z.B. vom Hausarzt ins 1-2 Stationen entfernte Spital bei relativ gutem Gesundheitszustand usw.) Dafür zahlt man hier gerne - ist ja für die Gesundheit....

Man muss auch unterscheiden, ob jemand nicht zahlen will oder nicht kann. Armut ist mittlerweile auch in der Schweiz Tatsache. Es gibt ziemlich viele, da bleibt am Ende des Monats schlicht nichts übrig. Und ich denke nicht, dass man der Gesellschaft einen Gefallen tut, lässt man diese Personen einfach nicht mehr zum Arzt, weil sie es sich nicht leisten können (und/oder in manchen Fällen meinetwegen nicht leisten wollen).

Soriak
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Beitrag von Soriak »

Aftershock hat geschrieben: Ein Versicherungsdealer (das sind jene, die uns telefonisch nerven), bekommt für den Versicherungsabschluss einer Familie (Vater, Mutter & Kind) CHF 4'000 Provision. Das sind mehr als 50% der Jahresprämie (Ich bezahle etwa 9000 für die ganze Familie und wir sind halbprivat, das Kind privat versichert)!!! Dann gibt es noch weitere Boni pro Abschluss. Da kam kürzlich ein sehr spannender Beitrag im Kassensturz. Und genau diese idiotischen Marketingkosten könnte man einsparen. Ausserdem, denke ich und das kann ich jetzt nicht belegen, die Ärztelobby ist wahrscheinlich das kleinere Übel als die Krankenkasse- oder Pharmalobby. Zudem sind sich Ärzte grundsätzlich nie einig, so verfällt die Wirkung der Lobby von selbst.
Habe den Bericht auch gesehen. Der Konsumentenschutz ist in der Schweiz ziemlich schlecht (im Vergleich z.B. zu den USA), obwohl die meisten Leute hier das Gegenteil glauben. Dass solche Makler also praktisch betruegerisch handeln ist leider nicht ueberraschend, wenn auch ziemlich traurig (bei Finanzberatern nebenbei meist nicht anders; und Hausratsversicherungen & Co sind bestimmt noch schlimmer). ABER: diese Kosten werden ueber die (profitorientierten) Zusatzpraemien finanziert, nicht ueber die obligatorische Grundversicherung. Dass die Kassen mit Luxusleistungen Geld verdienen, finde ich in Ordnung. Und damit kommt eben auch Marketing. Die KK kann kein Geld der Grundversicherung dafuer ausgeben. Dass es sich trotzdem lohnt so viel zu zahlen zeigt nur, wie viel Geld mit Zusatzversicherungen verdient wird...

Die Praemien fuer den Wechsel in der Grundversicherung kommt nebenebei daher, weil die meisten Leute Grund- und Zusatzversicherungen beim gleichen Anbieter haben wollen.
Teilweise gebe ich dir recht. Die Zusatzversicherungen sind inzwischen aber auch in marketingtechnische schlaue Pakete gebündelt. Die freie Spitalwahl (über Kantonsgrenze) beispielsweise. Dafür bezahlt man extra, aber dann musst du das ganze Paket nehmen, worin sich dann vielleicht auch noch die Bergrettung bei unterirdischen Bandscheibenvorfällen abgedeckt ist (Achtung: stark plakativ). Und dafür zahlst du dann auch.
Aber braucht man denn die "freie" Spitalwahl wirklich? Wenn man im Appenzell wohnt und eine Behandlung nicht im lokalen Spital angeboten wird, bekommt man sie sowieso in einem anderen Kanton bezahlt. Bei einem Umfall deckt die Umfallversicherung und man wird am naechstgelegenen Ort behandelt. Muss jemand, der in BS wohnt, sich unbedingt wahlweise in Bern oder Zuerich behandeln lassen? Gleich bei der "freien" Arztwahl: wer weiss schon, ob Dr. Mueller oder Dr. Meier nun eine bestimmte Behandlung besser machen soll? Die noetigen Zahlen um diesen Entscheid zu treffen sind gar nicht oeffentlich.

Wenn ich mich richtig erinnere, zahlt diese Versicherung sowieso auch nur die Differenz zu den Kosten im Heimatkanton. Wer also in BS wohnt, koennte sich problemlos auch ohne diese Zusatzversicherung anderswo behandeln lassen: ist eh ueberall billiger als hier. Ansonsten zahlt man halt die Differenz, die ja meist nicht besonders gross ist. Deswegen macht die Kasse mit dieser Zusatzversicherung ja auch Geld.

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Pro Sportchef bim FCB
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Beitrag von Pro Sportchef bim FCB »

Gegen Ende Jahr habe ich aus meinem Freundes- und Bekanntenkreis übrigens des öfteren gehört, dass man noch einen "Generalcheck" oder diese und jene Untersuchung gemacht hat, weil man die Franchise eh schon ausgebraucht hat (=kostenlos)

Für mich ein weiterer Indikator dafür, dass die Franchise wie wir sie jetzt kennen ausgedient hat...

Entweder man belohnt die, welche nicht so viel zum Arzt müssen oder man führt einen Betrag ein, den man für einen Arztbesuch selber berappen muss. Wobei je nach Höhe dann die Gefahr besteht, dass man eigentlich nötige Arztbesuche nicht vornimmt (wurde ja hier schon erwähnt und diskutiert)
Ich lasse mir meine Meinung nicht durch Fakten kaputt machen!

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SubComandante
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Beitrag von SubComandante »

Also erstens muss man festhalten, dass die Gesundheitsversorgung in der Schweiz wirklich sehr gut ist. Wenn ich da jeweils wieder das gejammere eines Deutschen Kollegen höre... Was wir jetzt haben sind Unmengen von Krankenkassen, die um neue Kunden buhlen, viel Geld für Marketing ausgeben und jeder hat eine eigene Verwaltung. Ich finde, dass für die Grundversicherung eine einzige und rein staatliche Organisation her muss. Für die Zusatzversicherungen dürfen dann private ran. Grundversicherung ist etwas, das jeder braucht und eigentlich auch für jeden dasselbe bedeutet. Das ist nicht wie beim Mobilevertrag, wo jeder verschiedene Konditionen anbietet. Damit könnte man die Verwaltungskosten immens senken. Das dürfte aber fast ein Ding der Unmöglichkeit sein, da die Krankenkassen eine starke Lobby haben.

Die Idee mit Berappung des Arztbesuches ist nicht so abwegig. Aber man könnte ja einführen, dass 3 Arztbesuche jedes Jahr ohne Kosten möglich sind. Ab dem 4. wird eine Pauschale in Rechnung gestellt. Man würde ein paar richtig kranke bestrafen; deshalb vielleicht noch die Regel, dass bei einer schwerwiegenden Krankheit es keine Kosten pro Arztbesuch gibt. Ich denke, jeder von uns kennt sicher einen, der wegen jedem Scheiss zum Arzt geht. Man muss teilweise nur erwähnen, dass eine Grippe herumgeht und schon kommt die Bemerkung "ich habe etwas heiss heute und schwitze" und schon fehlt die Person.

Medikamentenpreise sollte man so festlegen, dass man den Durchschnittspreis aller Europäischen Länder nimmt und dass man sagt, der Preis dürfe nicht bis zu einer gewissen Prozentzahl höher sein. Und das sollte auch rigoros kontrolliert werden.

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Pro Sportchef bim FCB
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Beitrag von Pro Sportchef bim FCB »

SubComandante hat geschrieben:Also erstens muss man festhalten, dass die Gesundheitsversorgung in der Schweiz wirklich sehr gut ist. Wenn ich da jeweils wieder das gejammere eines Deutschen Kollegen höre... Was wir jetzt haben sind Unmengen von Krankenkassen, die um neue Kunden buhlen, viel Geld für Marketing ausgeben und jeder hat eine eigene Verwaltung. Ich finde, dass für die Grundversicherung eine einzige und rein staatliche Organisation her muss. Für die Zusatzversicherungen dürfen dann private ran. Grundversicherung ist etwas, das jeder braucht und eigentlich auch für jeden dasselbe bedeutet. Das ist nicht wie beim Mobilevertrag, wo jeder verschiedene Konditionen anbietet. Damit könnte man die Verwaltungskosten immens senken. Das dürfte aber fast ein Ding der Unmöglichkeit sein, da die Krankenkassen eine starke Lobby haben.
Sorry, aber das hat keinen Einfluss darauf und ist die typische linke Laier während der Abstimmung zur Einheitskasse. Die Verwaltungskosten liegen im 3-stelligen Millionenbereich und sind somit ein kleiner Prozentansatz der Gesamtkosten von fast 30 Milliarden. Dank dem Wettbewerb arbeiten die Kassen extrem effizient. Eine Effizienz die man bei einem einzigen Staatsbetrieb niemals hinbekommen würde.
Die Idee mit Berappung des Arztbesuches ist nicht so abwegig. Aber man könnte ja einführen, dass 3 Arztbesuche jedes Jahr ohne Kosten möglich sind. Ab dem 4. wird eine Pauschale in Rechnung gestellt. Man würde ein paar richtig kranke bestrafen; deshalb vielleicht noch die Regel, dass bei einer schwerwiegenden Krankheit es keine Kosten pro Arztbesuch gibt. Ich denke, jeder von uns kennt sicher einen, der wegen jedem Scheiss zum Arzt geht. Man muss teilweise nur erwähnen, dass eine Grippe herumgeht und schon kommt die Bemerkung "ich habe etwas heiss heute und schwitze" und schon fehlt die Person.
Da gebe ich dir hingegen recht, das System muss flexibel genug sein, trotzdem aber unnötige und freiwillige Arzbesuche "bestrafen"
Medikamentenpreise sollte man so festlegen, dass man den Durchschnittspreis aller Europäischen Länder nimmt und dass man sagt, der Preis dürfe nicht bis zu einer gewissen Prozentzahl höher sein. Und das sollte auch rigoros kontrolliert werden.
Auch das fände ich gut, Löhne in der Schweiz sind bis doppelt so hoch wie in Deutschland, deshalb ist ein Preisaufschlag von mehr als 100% absolut unverschämt (gilt auch für Supermarkt-Produkte)
Ich lasse mir meine Meinung nicht durch Fakten kaputt machen!

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Sean Lionn
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Beitrag von Sean Lionn »

Pro Sportchef bim FCB hat geschrieben:Sorry, aber das hat keinen Einfluss darauf und ist die typische linke Laier während der Abstimmung zur Einheitskasse. Die Verwaltungskosten liegen im 3-stelligen Millionenbereich und sind somit ein kleiner Prozentansatz der Gesamtkosten von fast 30 Milliarden. Dank dem Wettbewerb arbeiten die Kassen extrem effizient. Eine Effizienz die man bei einem einzigen Staatsbetrieb niemals hinbekommen würde.
Aus welchem neoliberalen Ratgeber hast du das abgeschrieben?
[RIGHT]«In den 1980er-Jahren war es noch ein Lebensziel, so viel zu arbeiten, dass man eines Tages nicht mehr arbeiten muss. Dieser Tag ist längst eingetreten, aber mit der Arbeit aufgehört hat niemand.»
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Käppelijoch
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Beitrag von Käppelijoch »

Aus dem heutigen Blick. Der abtretende Balgrist-Chefarzt:

Welchen Anteil hat die Politik an den steigenden Kosten?
Die Politik verteuert die Medizin wissentlich. Nehmen Sie das neue Arbeitszeitgesetz: Eine Universitätsklinik hatte vor Einführung dieses Gesetzes sieben Oberärzte. Wegen des neuen Arbeitsgesetzes braucht es plötzlich 13,2 Stellen für die exakt gleichen Aufgaben. Am Balgrist mussten wir unsere Ärztezahl um mindestens 25 Prozent erhöhen, ohne dass die Anzahl der behandelten Patienten zunahm. Früher arbeitete man 60 bis 80 Stunden. Heute liegt das Maximum bei 50 oder 55 Stunden, wobei Präsenzzeiten grosszügig eingerechnet werden. Dies ist wohl der grösste Teuerungsschub in den Spitälern. Man hat den Eindruck, dass diejenigen, die dieses Gesetz verabschiedet haben, nicht wussten, was sie taten.

Die Politik will nicht das System verteuern, sondern die Arbeitnehmer vor Überarbeitung schützen.
Es ist richtig, dass man die Arbeitnehmer schützt. Was man mit uns früher gemacht hat, war letztlich Ausbeutung. Man soll nicht einfach unbegrenzt über die Leute verfügen können. Aber heute wird den Leuten verboten, länger zu arbeiten, als sie wollen. Ich muss persönlich garantieren, dass die Leute nicht länger arbeiten, sonst werde ich eingeklagt.

Was sind die Folgen?
Die Medizin befindet sich in einem international umkämpften Umfeld. In den USA wird diskutiert, die Arbeitszeit auf 80 Stunden pro Woche zu limitieren. Wir sind bei 50! Mit solchen Regeln wird die Schweiz langfristig abgehängt. Hart arbeiten darf doch nicht illegal sein. Ich hatte das Privileg viele echte Grössen zu treffen aus Sport, Wirtschaft, Kunst, Showbusiness. Das Einzige, was sie gemeinsam haben: Alle sind Schwerstarbeiter. Ich habe noch keinen gesehen, der nur von seinem Talent leben konnte.

Welche weiteren Gründe gibt es für die Kostenexplosion?
Die Anreize stimmen nicht. Wir haben wahrscheinlich eine Milliarde für die Einführung des neuen, ambulanten Abrechnungssystems Tarmed ausgegeben. Nichts ist dadurch billiger geworden. Die wichtigste Folge ist, dass die Ärzte jetzt alle erbrachten Leistungen verrechnen können. Das führt dazu, dass Dinge gemacht werden, die gar nicht nötig wären, aber Geld bringen. Für eine gute klinische Abklärung bekomme ich viel weniger, als wenn ich eine Untersuchung mit einem Apparat vornehme. Technische Leistungen sind in einzelnen Fachgebieten überzahlt.

Wenn Sie Gesundheitsminister wären, wo würden Sie ansetzen?
Ich möchte nicht Gesundheitsminister sein, da diese Position sich nicht um einzelne Menschen kümmert, sondern um abstraktere, grosse Populationen. Wenn ich es trotzdem wäre, würde ich wahrscheinlich die Kontrollmechanismen ändern und die Patienten zur Kontrollinstanz machen. Wenn eine Behandlungsmethode eine Lebensqualitätsverbesserung bringt, sollte die erzielte Differenz entschädigt werden. Die Bürokratie müsste in der Behandlung massiv heruntergefahren. Unwirksame Methoden dürften nicht mehr finanziert werden, dazu gehören auch gewisse alternative Methoden. Leute, die sich trotzdem solche Behandlungen leisten wollen, sollen dafür bezahlen. Wir wollen und müssen dabei jedoch sicherstellen, dass auch nicht vermögende Patienten Zugang zu erstklassigen medizinischen Leistungen haben. Wir wollen keine Situation wie in den USA, wo Arme nicht anständig versorgt werden.

Wie könnte die Politik den Prämienanstieg sonst noch bremsen?
Die Gesundheitspolitik kümmert sich leider oft nicht um die Gesundheit, sondern um die Krankheit. Dort müssten die Prioritäten ändern. Die wirksamste Methode zur Kostenreduktion ist es, die Gesundheit zu erhalten. Geht man nur von Kosten und Leid aus, müsste man Rauchen komplett verbieten, Massnahmen gegen Übergewicht ergreifen, wirksame Impfungen sowie das Tragen von Velo- und Skihelmen für obligatorisch erklären.

Würden Sie das wirklich tun?
Damit ist halt immer auch ein Eingriff in die persönlich Freiheit verbunden – dies gilt es ebenfalls abzuwägen. Aber schauen Sie nur, wie viel weniger Leute auf der Strasse sterben, seit es die Gurtenpflicht und die Promillegrenze 0,5 gibt. Die Politik kann extrem viel erreichen, wenn sie das Richtige tut.
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Beitrag von Pro Sportchef bim FCB »

Käppelijoch hat geschrieben: Wie könnte die Politik den Prämienanstieg sonst noch bremsen?
Die Gesundheitspolitik kümmert sich leider oft nicht um die Gesundheit, sondern um die Krankheit. Dort müssten die Prioritäten ändern. Die wirksamste Methode zur Kostenreduktion ist es, die Gesundheit zu erhalten. Geht man nur von Kosten und Leid aus, müsste man Rauchen komplett verbieten, Massnahmen gegen Übergewicht ergreifen, wirksame Impfungen sowie das Tragen von Velo- und Skihelmen für obligatorisch erklären.

Würden Sie das wirklich tun?
Damit ist halt immer auch ein Eingriff in die persönlich Freiheit verbunden – dies gilt es ebenfalls abzuwägen. Aber schauen Sie nur, wie viel weniger Leute auf der Strasse sterben, seit es die Gurtenpflicht und die Promillegrenze 0,5 gibt. Die Politik kann extrem viel erreichen, wenn sie das Richtige tut.
Genau das haben wir alle in diesem Thread schon mehrfach erwähnt :) Man muss FÜR Gesundheit und gegen Krankheiten...
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Käppelijoch
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Beitrag von Käppelijoch »

Pro Sportchef bim FCB hat geschrieben:Genau das haben wir alle in diesem Thread schon mehrfach erwähnt :) Man muss FÜR Gesundheit und gegen Krankheiten...
Eben. Ist gut zu wissen, dass es Medizinalfachpersonen ebenso sehen.
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Beitrag von Pro Sportchef bim FCB »

Sean Lionn hat geschrieben:Aus welchem neoliberalen Ratgeber hast du das abgeschrieben?
bliblablup:
https://wwz.unibas.ch/fileadmin/wwz/red ... ienz04.pdf

Ein bisschen alt zwar, aber da der Wettbewerb seither ja weitergespielt hat, wird sich das nicht gross verändert haben.
Der Rückgang der absoluten Kosteneffizienz der Kassen erfolgte allerdings zum
grössten Teil im Zeitraum 1994-96. Seit dem Inkrafttreten des neuen Krankenversicherungsgesetzes
1996 hat die absolute Kosteneffizienz der Kassen mit einer
jährlichen Rate von 3,6 Prozent jedoch zugenommen. Dies deutet darauf hin, dass
das neue Gesetz sein Ziel, die Konkurrenz unter den Kassen anzuheben, erreicht
hat. Dies sieht man auch daran, dass die Kassen, die während des Untersuchungszeitraums
vom Markt verschwanden, unterdurchschnittlich effizient waren. Ein
solches Ergebnis würde man bei einem wettbewerbgetriebenen Ausleseprozess
auch erwarten.

Insgesamt erwecken die Resultate den Eindruck, dass sich die Krankenversicherungsbranche
hierzulande im Umbruch befindet. Ein Effizienzgrad von durchschnittlich 23
Prozent lässt sich in freiem Wettbewerb nicht längerfristig aufrechterhalten. Dies ist
auch daran zu sehen, dass unter den verschärften Wettbewerbsbedingungen, die ab
1996 galten, der mittlere Effizienzgrad der Kassen von 8,2 Prozent 1995 auf 41 Prozent
2000 stieg.
Nun kannst du natürlich die Uni Basel als neoliberal oder als Krankenkassenlobby anzweifeln.
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Beitrag von Pro Sportchef bim FCB »

Sean Lionn hat geschrieben:Aus welchem neoliberalen Ratgeber hast du das abgeschrieben?
Et voila, hier gibts noch mehr neoliberale Infos für dich:
https://www.comparis.ch/comparis/press/ ... preis.aspx
Dass dem nicht so ist, zeigen die neuesten Zahlen des Bundesamtes für Gesundheit (BAG): 2012 gaben die Kassen im Schnitt 156 Franken pro versicherte Person für die Verwaltung aus – das sind rund 5,1 Prozent der Prämien.

http://www.tagesanzeiger.ch/schweiz/sta ... y/30942808
Er relativiert sowohl die Werbekosten als auch das Einsparungspotenzial bei chronisch Kranken. «Die gesamten Verwaltungskosten von 1,2 Milliarden Franken machen nur fünf Prozent der Grundversicherungsprämien aus – die Werbung gar nur 0,3 Prozent.» Zum Vergleich: Die Gesamtkosten des Gesundheitssystems liegen bei 67 Milliarden Franken; 25 Milliarden davon berappen die Versicherten mit Grundprämien.
Zudem gäbe es keinen Hinweis darauf, dass die Verwaltungskosten bei einem derart grossen Versicherer, wie es die Einheitskasse wäre, tatsächlich geringer wären. Die Verwaltungskosten der Einheitskasse AHV seien mit circa 150 Franken pro Person und Jahr gleich hoch wie diejenigen der Krankenkassen.
Deine Prämie wäre vielleicht also dank der Einheitskasse 6 Franken günstiger geworden! Wobei die erste Zahl aus dem 2012 kommt und 5,1% ergibt, heute sind es bereits "nur" noch 5%. Notabene gibts die 6 Franken auch nur ohne Einberechnung der Kosten für die System-Umwandlung (die selbst von den Befürwortern als "hoch" taxiert werden) Diese Kosten werden meist auch unterschätzt, man denke nur an die Effizienz von IT Projekten beim Bund...
Ich lasse mir meine Meinung nicht durch Fakten kaputt machen!

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Beitrag von Käppelijoch »

Der wahre Grund, wieso Ärzte gerne für Versandapotheken lobbyieren:

http://www.beobachter.ch/wirtschaft/art ... an-aerzte/
Heusler.

Alla sätt är bra utom de dåliga.

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Beitrag von Pro Sportchef bim FCB »

EY berechnet eine Verdoppelung der Kosten bis 2030!
http://www.blick.ch/news/wirtschaft/exp ... 46032.html

Und siehe da:
Ein Gegenmittel sieht EY in der Digitalisierung. Schon heute seien viele Versicherte bereit, ihre Gesundheitsdaten an die Kassen abzutreten, wenn sie entsprechend Rabatte bekommen. Die Versicherer könnten diese nutzen, ihre Kunden bei einem gesunden Lebensstil zu unterstützen.
Aber man erkennt der Lage auch immer noch nicht:
Sie warnt vor Panikmache: «Die Prognosen über die Steigung der Prämien sind mit Vorsicht zu geniessen», so Kobelt. «Die Auswirkungen hängen stark davon ab, wie sich die Gesundheitskosten und die Wirtschaft sonst entwickelt.»
Ich lasse mir meine Meinung nicht durch Fakten kaputt machen!

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Brausebad
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Beitrag von Brausebad »

Zwar wird der Einsatz dieses CT und MRI noch nicht von den KK bezahlt, aber es zeigt doch auch die Krux der modernen Medizin. Machbar ist vieles, bezahlbar nicht. Wenn man selber einen Tumor hat, ist das natürlich nebensächlich wenn man die beste Versorgung geniesst.

http://www.srf.ch/news/regional/bern-fr ... onsbereich
Wie Sigi und Ceccaroni, wie Hauser und Knup träum’ auch ich manchmal ganz leise davon, dass es dem FCB einst wieder besser gehen möge. Es muss nicht gerade ein Titel sein oder gar eine Teilnahme im Europacup, behüte nein, nur so, dass der FCB zu Hause gegen Bulle gewinnt, einfach gewinnt. JOZ 1988

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Sean Lionn
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Beitrag von Sean Lionn »

Werfen wir mal einen Blick auf die Medikamentenpreise, wo die Pharmakonzerne noch immer vom Frankenschock profitieren, während sich das BAG nur zögernd traut einzugreifen:
Seit 2015 haben Prämienzahlende fast 2 Milliarden zu viel bezahlt. Jetzt will der Bundesrat 240 Millionen «sparen» – bis Ende 2020!

Die Fakten:
  • In keinem Land Europas müssen die Krankenkassen für Medikamente so viel zahlen wie in der Schweiz. Siehe Infosperber vom 22. Juni 2015: «Europa-Rekord bei Medi-Preisen»
  • Seit das Bundesamt für Gesundheit BAG nicht mehr jedes Jahr wenigstens einen Drittel der Medikamentenpreise neu festsetzt, profitieren die Pharmakonzerne in der Schweiz von Wucherpreisen: Die Kassen müssen heute für fast alle Medikamente Preise zahlen, die nicht zu dem seit langem gültigen Euro-Wechselkurs von 1.09 (gegenwärtig sogar 1.07) berechnet wurden, sondern – einschliesslich einer gewährten Toleranzmarge – zum Wechselkurs von 1.28. Andere Branchen können davon nur träumen.
  • Wären die kassenpflichtigen Medikamente seit 2015 zum stets aktuellen Wechselkurs berechnet und verkauft worden, hätten die Kassen und Prämienzahlenden bis heute fast zwei Milliarden Franken gespart (Siehe Infosperber vom 22. August 2016: «Fast alle Medikamente zum Eurokurs von 1.28 CHF». Mögliche Einsparungen 900 Mio CHF pro Jahr).
  • Die vom BAG festgelegten Preise sind Höchstpreise (KVG Art. 52). Die Pharmafirmen könnten angesichts der Währungsgewinne die Preise in «Eigenverantwortung» freiwillig senken. Weil sie dies nicht tun, muss das BAG die Preise amtlich anpassen.
  • Im Laufe des Jahres 2017 will das BAG wieder jährlich je ein Drittel aller kassenpflichtigen Medikamente neu überprüfen und dann auch einen tieferen Wechselkurs anwenden. Das gab Bundesrat Alain Berset am 1. Februar bekannt. Die etwas weniger hohen Preise werden erst am 1. Dezember 2017 in Kraft treten. Im Klartext heisst dies: Für das letzte Drittel aller Medikamente müssen die Kassen noch bis Ende 2019 noch Preise zahlen, die auf einem Wechselkurs von 1.28 beruhen. – Das wäre eine Schlagzeile.
http://www.infosperber.ch/Artikel/Gesun ... -verappeln
Damit nicht genug:
In Kürze:
  • In keinem Land Europas müssen die Krankenkassen für Medikamente so viel zahlen wie in der Schweiz.
  • Die Krankenkassen werden gezwungen, auch viele unwirtschaftliche und unzweckmässige Medikamente zu vergüten.
  • Die Kassen und Prämienzahlenden haben kein Beschwerderecht und können sich deshalb nicht wehren.
Bild

Ein Vergleich der Kosten sämtlicher von den Kassen bezahlten Medikamente zeigt, dass die Prämienzahlenden bei uns nichts zu lachen haben. Denn
  • pro Kopf müssen die Kassen rund 50 Prozent mehr für Medikamente ausgeben als die holländischen und etwa 25 Prozent mehr als die deutschen;
  • in keinem andern Land Europas verschlingen Medikamente mit 23 Prozent einen so hohen Anteil an den Ausgaben der Grundversicherung.
Mehr dazu: http://www.infosperber.ch/Artikel/Gesun ... di-Preisen
[RIGHT]«In den 1980er-Jahren war es noch ein Lebensziel, so viel zu arbeiten, dass man eines Tages nicht mehr arbeiten muss. Dieser Tag ist längst eingetreten, aber mit der Arbeit aufgehört hat niemand.»
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Beitrag von Pro Sportchef bim FCB »

@Sean Lionn

Mir fehlt noch die Zahl, wieviel % die Kosten für Medikamente von den gesamten Gesundheitskosten von 67Mrd. ausmachen? Das wäre noch wichtig zu wissen, um das gesamte Sparpotential zu kennen.
Ich lasse mir meine Meinung nicht durch Fakten kaputt machen!

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Nii
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Beitrag von Nii »

Ganz einfach Kosten senken könnte man, in dem man endlich Alternativmedizin komplett aus dem Leistungskatalog streichen würde. Ich finde es unglaublich, dass ich unwissenschaftlichen Bullshit wie Akupunktur, Homöopathie und mehr mit meinem Geld finanzieren muss und die "Heilpraktiker" davon auch noch profitieren.

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Beitrag von Pro Sportchef bim FCB »

Sean Lionn wollte wie immer nicht mit Fakten kommen, dabei habe ich die Frage ernstgemeint. Hier eine Info dazu:
http://www.interpharma.ch/fakten-statis ... skosten-89
Den grössten Anteil an den Gesundheitskosten machte mit 44.7% die stationäre Behandlung aus. Der Anteil der Medikamente an den Gesundheitskosten ist mit 8.9% wie im Vorjahr weiter gesunken, nachdem er 2010 erstmals seit Inkrafttreten des Krankenversicherungsgesetzes (KVG) 1996 unter 10% gefallen war.
Medikamente, die im Spital (ambulant oder stationär) abgegeben werden, werden in der Statistik der ambulanten resp. stationären Behandlung zugerechnet und können nicht separat ausgewiesen werden.

http://www.interpharma.ch/fakten-statis ... ken-weiter
2014 betrug der Anteil der Medikamentenausgaben am Bruttoinlandprodukt (BIP) in der Schweiz rund 1%. Das ist im internationalen Vergleich wenig. In Europa lag dieser Anteil nur in Dänemark, Island, Luxemburg, den Niederlanden, Norwegen und Schweden tiefer. Den höchsten Anteil der Medikamentenausgaben am BIP hat in Europa Griechenland (2.3%), gefolgt von Ungarn (2.1%) und Spanien (1.6%). In den USA lag er 2014 bei 2%.

Interessant wirds hier:
http://www.interpharma.ch/fakten-statis ... eitskosten
Nicht übertragbare Krankheiten wie Krebs, Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen verursachten in der Schweiz gemäss einer Studie im Auftrag des Bundesamts für Gesundheit (BAG) im Jahr 2011 rund 80% der gesamten Gesundheitskosten, wobei davon die Herz-Kreislauf-Krankheiten den grössten Teil ausmachten.
...
Medikamente machten bei allen Krankheiten nur einen kleinen Teil der Gesamtkosten aus.
In der Schweiz leiden immer mehr Menschen an nicht übertragbaren Krankheiten. Diese Zunahme ist hauptsächlich auf Veränderungen im Lebensstil wie etwa unausgewogene Ernährung oder mangelnde Bewegung zurückzuführen. Das BAG schätzt, dass mit einem gesünderen Lebensstil über die Hälfte aller Erkrankungen vermieden werden könnte. Im November 2013 haben die Kantone deshalb gemeinsam mit dem Bund die Erarbeitung einer nationalen Strategie zur Prävention von nicht übertragbaren Krankheiten beschlossen. Sie wurde im Frühjahr 2016 vom Bundesrat gutgeheissen. Derzeit arbeitet das BAG daran, die Strategie umzusetzen und entsprechende Massnahmen zu entwickeln.

Et voila! Genau was wir hier vermutet haben. Es sind nicht die bösen Verwaltungskosten der Krankenkassen oder die bösen Pharmafirmen, es ist unsere ungesunde Lebensweise!

Und so wie hier auch schon genügend oft vorgeschlagen wurde, nicht krank sein sollte bezahlt werden, sondern gesund sein!
Ich lasse mir meine Meinung nicht durch Fakten kaputt machen!

Soriak
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Beitrag von Soriak »

Nii hat geschrieben:Ganz einfach Kosten senken könnte man, in dem man endlich Alternativmedizin komplett aus dem Leistungskatalog streichen würde. Ich finde es unglaublich, dass ich unwissenschaftlichen Bullshit wie Akupunktur, Homöopathie und mehr mit meinem Geld finanzieren muss und die "Heilpraktiker" davon auch noch profitieren.
Prinzipiell gebe ich dir natuerlich recht, aber die Komplementaermedizin verursacht praktisch keine Kosten. Laut diesem NZZ Artikel sind es rund 50 Millionen pro Jahr. Dem gegenueber stehen rund 80 Milliarden Franken an Ausgaben. Die Kosten steigen pro Jahr um ein paar Milliarden. Also machen diese paar Franken nicht einmal einen Rundungsfehler auf. Die Ausgaben koennten nebenebei dem Gesundheitssystem sogar Geld sparen: wenn jemand mit Krebs zum Heilpraktiker geht und nach 6 Monaten tot ist, ist das wesentlich guenstiger, als jemand, der dank moderner Medizin noch 3 Jahre lebt.

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Brummler-1952
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Beitrag von Brummler-1952 »

@ Nii & Soriak

Eure Aussagen sind völlig verallgemeinernd und können so nicht stehen gelassen werden. Man merkt, dass Ihr bezüglich dieses Themas keinerlei eigene Erfahrung habt (seid froh drüber).

1. Zahlt man für alternative Medis und Behandlung eine Zusatzprämie.
2. Können, wenn Schul- und Alternativmedizin zusammenarbeiten, sehr wohl günstige Heilungsaussichten resultieren (ich rede aus Erfahrung)

Also denkt Euch bitte zuerst in die Materie ein, bevor ihr solch un-fundierte Urteile in die Tasten haut.

Es gäbe weiss Gott andere Sachen, welche aus dem Leistungskatalog gestrichen werden müssten, da diese aus irgendwelchen psychopathischen Wünschen oder unkontrolliertem Suchtverhalten stammen.

Ein Paradebeispiel ist auch das folgende:

Man geht mit einem Problem zum Hausarzt. Dieser befindet, es sei notwendig ein EKG und eine grosse Blutuntersuchung (inkl. Labor) zu vorzunehmen. Das Resultat veranlasst den Hausarzt zur Überweisung an einen Spezialisten. Daselbst angekommen geht dieselbe Scheisse mit EKG, Blutuntersuchung etc. von vorne los. Dabei wäre eine elektronische Übermittlung der Resultate der Erstuntersuchung auf elektronischem Wege an den Spezialisten völlig unproblematisch. Aber auch der Spezialist will seine Apparaturen amortisieren.

Aber ich habe unseren Gesundheitsminister gar NIE davon reden hören. Warum wohl ? Honi soit qui mal y pense !
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Admiral von Schneider
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Beitrag von Admiral von Schneider »

Die Menschen werden immer wie egoistischer und asozialer (siehe AHV-Diskussionen), logisch
versucht man für sich rauszuholen was geht, schliesslich hat man bezahlt dafür.

Man sollte das Obligatorium abschaffen, jeder soll für sich schauen. Dann stirbt man halt, wenn man keine hat - passiert.

Keiner lebt unendlich lange.
&quot hat geschrieben:The trouble with Internet quotes is that they are pretty much impossible to verify.
&quot hat geschrieben:Sich selbst zu zitieren ist ein Zeichen wahrer Grösse.

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Pro Sportchef bim FCB
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Beitrag von Pro Sportchef bim FCB »

Brummler-1952 hat geschrieben:Aber ich habe unseren Gesundheitsminister gar NIE davon reden hören. Warum wohl ? Honi soit qui mal y pense !
Der ist auch damit beschäftigt, sein Ultrasparprogramm umzusetzen! 180Mio einsparen indem er der Pharmaindustrie an den Karren fährt um bei Medipreisen Einsparungen zu machen! Das ist das einzige, was man von ihm hört!

180 Mio von knapp 80 Mrd Franken! Das sind 0,225%! Merci Herr Berset für eine Prämieneinsparung von 0,225%! äääähm, Moment mal, es wird auch für dieses Jahr ein Anstieg der Kosten von 3,9% erwartet! Wir dürfen unserem BR also danken, dass der Prämienanstieg nur 3.675% anstatt 3,9% beträgt!
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Pro Sportchef bim FCB
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Beitrag von Pro Sportchef bim FCB »

Ich möchte das wirklich nochmals aufgreifen mit der Aussage des Bundesamtes für Gesundheit.
http://www.interpharma.ch/fakten-statis ... eitskosten
In der Schweiz leiden immer mehr Menschen an nicht übertragbaren Krankheiten. Diese Zunahme ist hauptsächlich auf Veränderungen im Lebensstil wie etwa unausgewogene Ernährung oder mangelnde Bewegung zurückzuführen. Das BAG schätzt, dass mit einem gesünderen Lebensstil über die Hälfte aller Erkrankungen vermieden werden könnte.

Gibt es hierzu Studien? Untersuchungen? Zahlen? Fakten? Sind wir Schweizer wirklich so ungesund?

Mir sind zwei Dinge gerade präsent.

Es gab mal eine Umfrage, wie viele Portionen Früchte und Gemüse pro Tag gegessen werden. Empfohlen werden 5! 62% der begragten Schweizer schaffen es aber nur auf 0-2 Portionen!

Und eine persönliche Beobachtung. Man ist faul im Lande. Es erstaunt mich täglich immer wieder, wie sich die Trams am Bahnhof SBB füllen um am Aeschenplatz wieder geleert zu werden! Eine Strecke von 500m! Die in 6min (laut Google Maps, was eher konservativ rechnet) zurückgelegt werden kann. Das finde ich ehrlich gesagt ziemlich unglaublich.
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Pro Sportchef bim FCB
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Beitrag von Pro Sportchef bim FCB »

Admiral von Schneider hat geschrieben:Die Menschen werden immer wie egoistischer und asozialer (siehe AHV-Diskussionen), logisch
versucht man für sich rauszuholen was geht, schliesslich hat man bezahlt dafür.

Man sollte das Obligatorium abschaffen, jeder soll für sich schauen. Dann stirbt man halt, wenn man keine hat - passiert.

Keiner lebt unendlich lange.
Abschaffen vielleicht nicht gerade. Aber für mich ist es so keine Krankenversicherung mehr, es hat nichts mehr mit einer Versicherung zu tun. Mit einer Franchise von 300 Franken hat man quasi eine Flatrate für unbegrenzte Krankheitskosten.

Eine Versicherung sollte vor Kosten schützen, die man nicht stemmen kann.
Oder wie Wikipedia zusammenfasst: das Prinzip der Risikoabsicherung durch Einbringung des Risikos in ein Kollektiv!
Damit hat die Krankenversicherung in der Schweiz nicht mehr viel zu tun finde ich...
Ich lasse mir meine Meinung nicht durch Fakten kaputt machen!

Fulehung
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Beitrag von Fulehung »

Pro Sportchef bim FCB hat geschrieben: Es gab mal eine Umfrage, wie viele Portionen Früchte und Gemüse pro Tag gegessen werden. Empfohlen werden 5! 62% der begragten Schweizer schaffen es aber nur auf 0-2 Portionen!
Und wie soll ich das denn bitte schön schaffen? Ich esse ja nur zweimal pro Tag. Schön finde ich ja das Märchen, dass es gesund sein soll, viele Früchte zu essen bzw. in flüssiger Form aufzunehmen. Gerade Fruchtsaft ist etwas vom Ungesündesten, dass es überhaupt gibt.

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Bierathlet
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Beitrag von Bierathlet »

Fulehung hat geschrieben:Und wie soll ich das denn bitte schön schaffen? Ich esse ja nur zweimal pro Tag. Schön finde ich ja das Märchen, dass es gesund sein soll, viele Früchte zu essen bzw. in flüssiger Form aufzunehmen. Gerade Fruchtsaft ist etwas vom Ungesündesten, dass es überhaupt gibt.
Ich habe mal gelesen, dass 3-4 Portionen Gemüse und 1-2 Portionen Früchte gut seien. In flüssiger Form würde ich, wenn schon, selber was zusammenmixen und da auf ein gutes Verhältnis achten.

Andere Frage: Wie definiert man eine Portion Gemüse/Obst?
Sali Zämme! hat geschrieben:Die Erde ist eine Scheibe. #infotweet

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Cocolores
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Beitrag von Cocolores »

Pro Sportchef bim FCB hat geschrieben:Sean Lionn wollte wie immer nicht mit Fakten kommen, dabei habe ich die Frage ernstgemeint. Hier eine Info dazu:
http://www.interpharma.ch/fakten-statis ... skosten-89
Den grössten Anteil an den Gesundheitskosten machte mit 44.7% die stationäre Behandlung aus. Der Anteil der Medikamente an den Gesundheitskosten ist mit 8.9% wie im Vorjahr weiter gesunken, nachdem er 2010 erstmals seit Inkrafttreten des Krankenversicherungsgesetzes (KVG) 1996 unter 10% gefallen war.
Medikamente, die im Spital (ambulant oder stationär) abgegeben werden, werden in der Statistik der ambulanten resp. stationären Behandlung zugerechnet und können nicht separat ausgewiesen werden.

http://www.interpharma.ch/fakten-statis ... ken-weiter
2014 betrug der Anteil der Medikamentenausgaben am Bruttoinlandprodukt (BIP) in der Schweiz rund 1%. Das ist im internationalen Vergleich wenig. In Europa lag dieser Anteil nur in Dänemark, Island, Luxemburg, den Niederlanden, Norwegen und Schweden tiefer. Den höchsten Anteil der Medikamentenausgaben am BIP hat in Europa Griechenland (2.3%), gefolgt von Ungarn (2.1%) und Spanien (1.6%). In den USA lag er 2014 bei 2%.

Interessant wirds hier:
http://www.interpharma.ch/fakten-statis ... eitskosten
Nicht übertragbare Krankheiten wie Krebs, Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen verursachten in der Schweiz gemäss einer Studie im Auftrag des Bundesamts für Gesundheit (BAG) im Jahr 2011 rund 80% der gesamten Gesundheitskosten, wobei davon die Herz-Kreislauf-Krankheiten den grössten Teil ausmachten.
...
Medikamente machten bei allen Krankheiten nur einen kleinen Teil der Gesamtkosten aus.
In der Schweiz leiden immer mehr Menschen an nicht übertragbaren Krankheiten. Diese Zunahme ist hauptsächlich auf Veränderungen im Lebensstil wie etwa unausgewogene Ernährung oder mangelnde Bewegung zurückzuführen. Das BAG schätzt, dass mit einem gesünderen Lebensstil über die Hälfte aller Erkrankungen vermieden werden könnte. Im November 2013 haben die Kantone deshalb gemeinsam mit dem Bund die Erarbeitung einer nationalen Strategie zur Prävention von nicht übertragbaren Krankheiten beschlossen. Sie wurde im Frühjahr 2016 vom Bundesrat gutgeheissen. Derzeit arbeitet das BAG daran, die Strategie umzusetzen und entsprechende Massnahmen zu entwickeln.

Et voila! Genau was wir hier vermutet haben. Es sind nicht die bösen Verwaltungskosten der Krankenkassen oder die bösen Pharmafirmen, es ist unsere ungesunde Lebensweise!

Und so wie hier auch schon genügend oft vorgeschlagen wurde, nicht krank sein sollte bezahlt werden, sondern gesund sein!
Viele Krankheiten kommen aus der Lebensmittelindustrie. Es gibt viele Bücher zu diesem Thema. Krankmachende Zusatzstoffe tragen einen grossen Teil dazu bei. Zusätzlicher Zucker wird hinzugefügt. Billiges Fett wird beigemischt etc. etc. Wer sich ein wenig damit beschäftigt der weiss wovon ich spreche. Viele Menschen verstehen nicht was sie sich tagtäglich zuführen.

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Beitrag von Pro Sportchef bim FCB »

Fulehung hat geschrieben:Und wie soll ich das denn bitte schön schaffen? Ich esse ja nur zweimal pro Tag. Schön finde ich ja das Märchen, dass es gesund sein soll, viele Früchte zu essen bzw. in flüssiger Form aufzunehmen. Gerade Fruchtsaft ist etwas vom Ungesündesten, dass es überhaupt gibt.
Ist deine Frage wirklich ernst gemeint? :eek: :confused:

Warum isst du nur zweimal pro Tag?
Und wer behauptet, dass Früchte in flüssiger Form gut sind? Es kann gut sein, wenn in einem Smoothie die ganzen Früchte reingemixt werden (Betonung auf gemixt, nicht ausgespresst), aber gepresster Fruchtsaft bringt eigentlich wirklich nichts.

Selbst mit zwei Mahlzeiten kann man das ja locker schaffen. Je zwei Portionen Gemüse/Früchte und zwischendurch mal noch einen Apfel.
Ich lasse mir meine Meinung nicht durch Fakten kaputt machen!

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Admiral von Schneider
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Beitrag von Admiral von Schneider »

Viel wichtiger als was man isst, ist was man NICHT isst.

Von allem in Massen ist gesund, aber auch zu viel Gemüse/Früchte sind ungesund.
&quot hat geschrieben:The trouble with Internet quotes is that they are pretty much impossible to verify.
&quot hat geschrieben:Sich selbst zu zitieren ist ein Zeichen wahrer Grösse.

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