mk5384 hat geschrieben:Der FC Basel 1893 schlägt neue Wege ein. Im Bereich Catering gibt es tiefgreifende Änderungen. Aber auch sportlich ist eine neue Ausrichtung zu erkennen. Ob diese Entwicklungen wirklich förderlich sind, darf mit Fug und Recht angezweifelt werden.
Neuer Trainer - neue Technik
Mit Paulo Sousa kam erstmals ein Trainer mit internationalem Hintergrund an den Rhein. Und er krempelte so ziemlich alles um, was zuvor von Bestand zu sein schien. Der Saisonstart verlief zwar zahlenmässig entsprechend den Erwartungen, entspricht aber mitnichten den Erwartungen der Fans – also jener Klientel, die letztendlich das (Über-)Leben des Vereins sichert.
Geschlossene Gesellschaft
Ausschluss der Öffentlichkeit und der Fans vom täglichen Trainingsbetrieb etwa entspricht nicht dem, was das «Herz des Clubs» bis anhin gewohnt war. Dass einige Protagonisten mit einem hohen Mass an Lokalkolorit «aussortiert» wurden, geht noch knapp durch unter dem Begriff «Teamerneuerung». Doch wirklich einsichtig ist diese Umstellung nicht.
Topshots in der Warteschlaufe
Hinterfragt wird auch die taktische Vorgehensweise des Trainers. Nun ist auch das nicht weiter erstaunlich, gibt es doch in einem Stadion mit 36'000 ausgebuchten Plätzen wahrscheinlich 37'000 Trainer. Und doch muss die Frage erlaubt sein, weshalb der Trainer absoluten Cracks fast keine Einsätze ermöglicht. Dabei geht es nicht einmal primär um die Pflege irgendwelcher «Stars» im Kader. (Im Falle des FCB sind diese in der Regel bereits «Fussball-Senioren».) Aber zu Recht fragen sich viele, warum Topshots wie Gashi, Kakitani, aussen vor bleiben.
...und der eigene Nachwuchs?
Und dann muss auch die Frage erlaubt sein, welchen Sinn der elitäre Nachwuchscampus hat, wenn die derzeitige Clubführung tendenziell zu einer Philosophie des Grössenwahns neigt. Es darf die Frage in den Raum gestellt werden, wie lange die Mäzenin dieser grossartigen Einrichtung bereit ist, dem FC Basel 1893 weiterhin ihre uneingeschränkte Treue zu halten. Denn ihr Projekt ist derart gut, dass es sich irgendwann auch «für weitere Geschäftsfelder öffnen» könnte.
Den Threadtitel finde ich interessant und durchaus diskussionswürdig. Leider kann ich das gleiche nicht vom Einführungspost behaupten, da für mein Gefühl zu sehr der aktuelle Trainer in den Vordergrund gehoben wird, statt wirklich auf die Neuausrichtung des FC Basel 1893 Bezug zu nehmen. Nach meinem Empfinden hängt die Neuausrichtung stark mit der Person Bernhard Heusler zusammen.
Seine Hauptmotivation für diesen Umbruch sehe ich in der Aufgabe, den Verein aus der Mäzenschaft hin zu einer gesunden wirtschaftlich selbsttragenden Basis zu führen, was ihm bis anhin ja gelungen ist. In der aktuellen Phase sehe ich das Ziel darin, den FC Basel weiter zu professionalisieren und in Europa zur Marke werden, sich quasi vom reinen Super League Gedanken weg zu emanzipieren.
Aus dieser Warte heraus, hätte ich die Punkte anders gewählt.
Catering
Wie du schreibst ist dieser Punkt wirklich diskutierbar. Die Übernahme eines Grossteils des Caterings und die darauf folgende Veräusserung lässt die Vermutung aufkommen, dass man mit dem Status quo nicht zufrieden war, aber einsehen musste, dass der Aufwand vielleicht doch zu gross ist. Ziel scheint jedenfalls eine Veränderung ... evtl. möchte man die Spitzenposition in diesem Bereich nicht YB (dank Känzig) überlassen. Ich kann mir aber sehr gut vorstellen, dass man zum Europa League Final von 2016 Vorgaben bekommen hat und eine Kandidatur dafür nicht erst kürzlich Thema wurde. Die Sicherung der Vermarktungsrechte im Joggeli wurde bestimmt schon mit dem Hintergedanken gemacht, dass man eben dieses Vermarktungspotenzial mit einem EL-Final gehörig steigert.
Trainerwahl
Nach Christian Gross sind drei von vier Trainern nicht in der Super League gross geworden. Da HVs Anstellung ein Sonderfall war, könnte man sich auf die drei anderen konzentrieren. Gemeinsam ist ihnen, dass sie über den Tellerrand der SL hinausblicken und Europa im Visier hatten, also ein gewisser Ehrgeiz. Bei TF und PS hat das mit ihrer Vergangenheit zu tun, bei MY mit seinen Ambitionen. Diese Selbstüberzeugung im Hinblick auf Europa scheint mir aber für den eingeschlagenen Weg wichtig. Die Gefahr darin besteht, dass der Liga-Alltag nicht mit gleicher Ernsthaftigkeit angegangen wird (obwohl dies wahrscheinlich nicht mal bewusst geschieht). Wenn sich die anderen Clubs in der Schweiz unglücklich anstellen und der FCB Kader derart höher einzustufen ist, reicht es aber noch. Solange die Serienmeisterschaft anhält, wird wohl kaum von diesem Weg abgewichen. Bin gespannt, wie die Trainerwahl ausfallen würde, nachdem eine Meisterschaft in die Hosen gegangen ist.
Technik
Es hat doch jeder Trainer eine andere Methode, auf die er schwört. Wir erleben doch ständig Neuerungen vom Kickboxer zu den eigens abgestellten Videoanalysten zu den jetzigen Tracking- und Healthdata-Gstältli. Ich finde es gut, wenn der Verein versucht, einem Trainer auch die (im realisierbaren Rahmen) optimalen Voraussetzungen zu bieten. Von dem her sehe ich die aktuellen Gstältli besser im Paolo Sousa Thread diskutiert, als in der Neuausrichtung des Vereins.
Geschlossene Trainings
Auch hier sehe ich eine Annäherung an die Standards europäischer Top-Vereine. Aus meiner Sicht noch kein Problem, kann mir aber sehr gut vorstellen, dass diese Entfernung von der Basis von einigen als heikel empfunden werden könnte.
Gestrafftere Medienarbeit
Scheint eine Reaktion auf die Medien selbst und die anscheinend von Spielern kolportierten Interna vergangener Saison zu sein.
Internationales Scouting
Die Neuausrichtung hat sicher nicht zum Ziel Topshots auf der Bank oder Tribüne versauern zu lassen. Vielmehr müsste man sich fragen, ob die immer höher werdenden Summen, welche für ausländische Talente bezahlt werden nicht ein zu grosses Risiko darstellen. In letzter Zeit holen wir Stars aus den jeweiligen Ländern. Bei Salah ging dies (zumindest finanziell) sehr gut auf. Ob bei Diaz noch der Knoten platzt und Kakitani sich endlich akklimatisiert wird sich noch zeigen.
(Nationaler) Nachwuchs
Der Bund scheint ja eine Hürde darzustellen, was den Internationalen Nachwuchs darstellt. Der Campus scheint mir rein für Schweizer Talente etwas zu überdimensioniert zu sein, zumal die Konkurrenz den Spieler schneller mal Spiele in der ersten Mannschaft in Aussicht stellen kann. Aber ich halte mich hier an die bereits geschriebene Meinung: solange es ein Top-Spieler pro Jahr in die erste Mannschaft schafft, bin ich zufrieden.
Für mich hat die Neuausrichtung halt auch damit zu tun, dass man in der Schweiz bereits das Maximum darstellt und sich nun in Richtung Europa orientiert und weil man sich mit einem Umsatz wie ihn der FCB derzeit hat, nicht an bisherigen Praktiken orientieren kann. Sicherlich gut, weil man ein Ziel vor Augen haben muss – sicherlich heikel, weil man sich von den Nationalen Gepflogenheiten distanziert.