BadBlueBoy hat geschrieben:Denkst Du nicht, dass es den Indern, Chinesen (oder was auch immer) in hundert Jahren besser gehen würde, wenn sie ihre Kultur wie die letzten Jahrtausende leben könnten, anstatt sich diesen ganzen Globalisierungswahn mit all den negativen Folgen aneignen ?
Also die Aufteilung in die jeweiligen Kaste in Indien ist bestimmt nicht "fair" und fuer viele Menschen, die in die unterste Schicht geboren wurden, sehr demuetigend. In den Staedten hat sich diese Trennung in den letzten Jahren weitgehend aufgehoben, was wohl der Adaption auf die westliche Arbeitsweise zu verdanken ist. Das wuerde ich als Fortschritt bezeichnen.
Aus rein materieller Sicht geht es den Leuten bestimmt besser. Einen anderen objektiven Massstab haben wir nicht, aber ich gehe davon aus, dass das Leben in einer Wohnung besser als das in einer Kartonschachtel ist.
Es ist ja nicht, also b die Leute in der Vergangenheit ein ruhiges Leben im Wohlstand hatten und heute erst ausgebeutet werden - frueher hoerte man einfach nicht, wenn wieder ein paar Tausend wegen heilbarer Krankheiten oder Hunger verreckten.
Müssen alle Kulturen aufgrund der Gewinnmaximierung zerstört und ausgebeutet werden, nur damit wir unseren elenden, stressigen Standard bewahren können ?
Ausbeutung nach deiner Sicht bedeutet zu ueberleben fuer einen Arbeiter in einem Entwicklungsland. Der Staat kann sich dort gar kein ausgebautes Sozialsystem leisten, womit die Wahl zwischen Verhungern und billiger Arbeit relativ leicht faellt. In 20 Jahren wird auch Indien ein besseres Sozialsystem haben als heute, das ist eine ganz normale Entwicklung. Wo kein Wohlstand ist, kann man auch nichts geben - aber wo eine starke Mittelschicht entsteht, kommen auch Forderungen nach sozialem Verhalten.
Ich empfehle Dir ernsthaft die Doku "We feed the World" anzuschauen.
Deine ökonomischen Ansichten haben es dringend nötig.
Habe kurz die Website angeschaut. Es stimmt, dass wir viel zu viel Nahrung produzieren. Daher gilt es auch die Subventionen im Agrarbereich zu beenden und die Zoelle fuer die Einfuhr von Agrarprodukten abzubauen. Es ist oekonomisch daemlich, wenn der Staat hier einem Bauer die Milch abkauft und diese vernichtet, nur damit er seinen Beruf ausueben kann. Vorallem, wenn jemand in einem Entwicklungsland das gleiche zu einem Zehntel des Preises produzieren und liefern kann - und sich davon ein viel besseres Leben leisten koennte.
Habe oefters gelesen, dass der globale Abbau von Zoellen fuer Agrarprodukte aus Entwicklungslaendern mehr Hilfe bringen wuerde, als alle Spenden der Welt zusammen. Wichtig ist dabei auch, dass man den Bauern dort nicht mal etwas schenkt: man kauft ihnen ihr Produkt nur zum Marktpreis ab. Ein fairer Zugang zum Markt - das ist alle "Hilfe", die sie brauchen.