Beschimpft, bespuckt, geschlagen!
VON KATIA MURMANN
13.10.2006 | 00:53:37
ZÜRICH u2013 Ausländer in Angst: Seit der Abstimmung über das neue Asylgesetz wird Rassismus in der Schweiz offen ausgelebt.
Mireille (43) aus Kamerun ist eine starke Frau. Sie lebt seit acht Jahren in der Schweiz u2013 und ist wegen ihrer Hautfarbe schon oft komisch angeschaut worden. «Das stecke ich weg», sagt Mireille. «Aber das, was ich seit zwei Wochen erlebe, ist beispiellos.»
Mireille ist auf dem Weg zur Arbeit, als sie auf der Strasse einem Mann begegnet. «Scheiss-Ausländer», ruft er ihr ins Gesicht u2013 und spuckt vor Mireille auf den Boden.
Als sie nicht reagiert, spuckt der Mann wieder. Diesmal direkt auf Mireille. «Ich war wie gelähmt», erzählt Mireille. «Ich wusste nicht, was ich machen sollte. Weinen? Meine Mutter anrufen?»
Mireille kann noch viele andere Geschichten aus den letzten Tagen erzählen. Wie Menschen im Bus aufstehen, wenn sie sich neben sie setzt. Wie ihr Onkel mit seinen Kindern im Schwimmbad war u2013 und Schweizer das Becken verliessen, als er hineinging. «Sie haben gerufen: Iiih, da ist ein Schwarzer», erzählt Mireille.
Sie fühlt sich wieder fremd in der Schweiz. «Ich habe Angst», sagt Mireille. «Vor der Abstimmung haben sich die Leute nicht getraut, ihren Fremdenhass offen zu zeigen. Aber jetzt fühlen sie sich stark. Weil 70 Prozent der Bevölkerung so denken wie sie.»
Das merkt auch Glenda Loebell-Ryan (52) von der Organisation SOS Rassismus. «Die Angst bei unseren Klienten ist seit der Abstimmung unglaublich gross», sagt Loebell-Ryan. «Viele Schwarze trauen sich nicht mehr aus dem Haus.»
Loebell-Ryan ist selbst Schwarze. Sie kam vor 10 Jahren aus Südafrika in die Schweiz u2013 und erlebt Rassismus oft am eigenen Leib. «Leute im Tram oder Bus rammen mir den Ellenbogen in die Rippen», erzählt sie. «Das passiert mir in letzter Zeit immer öfter. Ich sage den Leuten dann, sie sollen sich bitte entschuldigen. Ich kann mich wehren. Aber viele können das nicht.»
Ali (35), der Taxifahrer aus der Türkei zum Beispiel. «Ich habe seit zwei Wochen weniger Fahrgäste», erzählt er. «Die Leute sagen mir oft: Bei einem Ausländer steige ich nicht ins Auto. Was soll ich da noch sagen?»


sorry aber finde das ein bisschen übertriben.