Auf der Suche nach dem Torschützen
DER FC BASEL GEWINNT IN DER ERSTEN CUP-RUNDE VOR EINER REKORDKULISSE IN LIESTAL 6:1

Alarm im Gitterli. Der FCLiestal (rote Jerseys) wirft sich dem FCB (hier mit Cristiano und Petric, l.) entgegen. Foto Dominik Plüss
Patrick Künzle, Liestal
Mann des Spiels war Basels neuer Stürmer Cristiano mit drei Toren. Beim FC Liestal freute man sich über ein gelungenes Cup-Fest.
Patrick Manz hatte einen Traum. Er wollte am Montag die Zeitung aus seinem Briefkasten holen und folgende Schlagzeile lesen: «Cup-Sensation auf dem Gitterli». Deshalb liess Liestals Trainer von einem Grafiker eine entsprechende Zeitungsseite gestalten und präsentierte sie seinen Spielern, um sie für das grosse Cupspiel gegen den FC Basel zusätzlich anzustacheln.
Es blieb für Patrick Manz allerdings ein kurzer Traum. Denn die Realität präsentierte sich für die Liestaler Spieler schonungslos. Der Klassenunterschied zwischen dem interregionalen Zweitligisten und dem drei Ligen höher spielenden FC Basel war - wie erwartet - sehr gross. Nach 12 Minuten lagen die Baselbieter bereits 0:2 hinten, in der 27. Minute stand es 0:5. Da war die Sensation schon sehr weit weg und Patrick Manz hoffte nur noch, «dass es keine Kanterniederlage absetzt».
Diesen Gefallen tat ihm der FCB, indem er nach der 5:0-Pausenführung mehrere Gänge zurückschaltete. Der Partie tat dies nicht gut, sie geriet zum Langweiler. Immerhin schrieb sie aber noch zwei nette Geschichten, wie es sie nur im Cup gibt. Da war zum einen die Schreckensnachricht, die der Platzsprecher kurz vor der Pause verbreitete: Die Bratwürste seien ausgegangen, verkündet er. Der Liestaler Metzger Lipp reagierte jedoch spontan und lieferte schon wenige Minuten später Nachschub.
WAHL ODER MAJSTOROVIC? Die zweite Anekdote, die Eingang in die Geschichtsbücher des FC Liestal finden wird, ist diejenige vom Torschützen zum 1:6 in der 70. Minute. «Schreiben Sie doch, ich hätte es erzielt», wünschte sich Tobias Wahl, der den Ball «sicher noch berührt» haben wollte. Wir können ihm diesen Gefallen jedoch leider nicht machen. Es war Basels Innenverteidiger Daniel Majstorovic, der den Ball aus einem Gewühl heraus über die Linie wuchtete.
Für den FC Liestal war dies der Schlusspunkt unter ein schönes Cup-Fest. Der Club durfte sich über einen Stadionrekord von 5150 Zuschauern freuen, Fast-Torschütze Tobias Wahl sprach von einem «einmaligen Erlebnis» und Trainer Manz lobte seine Mannschaft dafür, «dass sie in der zweiten Halbzeit ein 1:1 erreichte.»
Auch beim FC Basel war die Stimmung nach dem Schlusspfiff etwas gelöster als in den vorangegangenen Tagen. Dem Team war in Liestal ein wenig Wiedergutmachung für die blamablen Leistungen in Sion und Vaduz geglückt. Wie ernst der FCB das Spiel nahm, zeigte sich nur schon an der Startaufstellung. Trainer Christian Gross schickte seine beste Formation aufs Feld, was er in der Vergangenheit gegen unterklassige Gegner nicht immer getan hatte. Seine Mannschaft verstand das Signal und erledigte die Pflichtaufgabe seriös und in der ersten halben Stunde auch mit Spielfreude.
Freude an den Neuen. Zwar hat ein Spiel gegen einen Zweitligisten für die Basler nur geringe Aussagekraft über ihren Formstand. Doch immerhin können sie positive Gefühle mitnehmen. So verlief der Einstand der zwei Zugänge viel versprechend. Cristiano zeigte die ihm zugeschriebenen Eigenschaften als Goalgetter und erzielte drei der sechs Basler Tore. «Ein solcher Einstieg glückt nicht jedem», freute sich Gross über die Leistung des Brasilianers.
Auch vom Auftritt Delron Buckleys zeigte sich der Trainer angetan. Der Südafrikaner, der die gesamte letzte Saison bei Dortmund ohne Torerfolg geblieben war, erzielte mit einer sehenswerten Direktabnahme das 3:0.
Ob der FCB tatsächlich auf dem Weg aus seinem Tief ist, wird sich jedoch erst am Sonntag in zwei Wochen beim Heimspiel gegen den Schweizer Meister FC Zürich genauer abschätzen lassen. In der Zeit bis zu jenem kapitalen Spiel wird Christian Gross auf zehn Spieler verzichten müssen, die für ihre Nationalmannschaften im Einsatz sind: Petric (Kroatien), Ergic (Serbien), Sterjovski, Chipperfield (beide Australien), Malick Ba (Senegal), Burgmeier (Liechtenstein), Crayton (Liberia), Kuzmanovic (Schweiz U21), Sommer und Rakitic (beide Schweiz U19).
Für die müde wirkenden WM-Fahrer Ergic, Sterjovski und Chipperfield scheint das eher eine unwillkommene Belastung. Vielleicht tut es den Spielern aber auch ganz gut, ein wenig Abstand von der heiklen Situation in Basel zu bekommen.