Sepang - Der Glutofen ist heiß für die Hitzeschlacht
Fahrer, Autos, Motoren, Reifen: Alle fangen sie schon bei der bloßen Erwähnung des Sepang International Circuit zu schwitzen an.

Die Tribünenkonstruktion macht den SIC unverwechselbar. (c) Sutton
Der Sepang International Circuit gilt als echter Härtetest für Mensch und Maschine: Das Rennen ist berüchtigt für seine feuchtheiße Witterung, die sowohl den Fahrern als auch deren Arbeitsgeräten das Maximum abverlangt.
Im tropischen Malaysia steht dem F1-Tross ein heißer Tanz für Mensch und Material ins Haus. Mit seinen sehr hohen Temperaturen und einer enormen Luftfeuchtigkeit ist der Austragungsort des Grand Prix eine denkbar ungünstige Umgebung für Leistungssport. Während des Rennens verlieren die Piloten rund 1,5 Liter Flüssigkeit - mehr, als sie im Laufe des Grand Prix aufnehmen können. Viele Fahrer bereiten sich mit speziellen Fitness-Programmen in tropischen Gefilden vor. Reichlich Flüssigkeitszufuhr gilt während des gesamten Wochenendes als oberste Pflicht.
Die allgemeine körperliche Fitness der Piloten zählt in Sepang stets zu den Erfolgsfaktoren. Denn neben Hitze und Luftfeuchtigkeit zeichnet sich der Grand Prix von Malaysia vor allem auch durch eine interessante und körperlich sehr anstrengende Streckenführung aus. Dies liegt vor allem an der hohen Querbeschleunigung in den lang gezogenen schnellen Kurven.
Ins Schwitzen kommen auch die Triebwerke: Um ihnen etwas mehr Kühlung zu verschaffen, erhöhen die Teams den Luftdurchfluss durch die Seitenkästen, in denen die Kühler untergebracht sind. Besondere Spannung bezieht die Arbeit mit den Motoren aus der Tatsache, dass die Aggregate bereits die Qualifying- und Renndistanz des vorherigen Rennwochenendes hinter sich haben.
Der SIC im Profil
Der hochmoderne International Circuit in Sepang liegt nur eine halbe Fahrstunde südlich von der Metropole Kula Lumpur. Ultramodern und spektakulär sind die beiden Attribute, die dem ersten Rennkurs auf malaysischem Boden am besten gerecht werden. Auf dem 15 Kurven und acht Geraden umfassenden Kurs werden Höchstgeschwindigkeiten von bis zu 320 Stundenkilometern erreicht. Gleichzeitig ist die vom Aachener Streckenarchitekten Hermann Hilke entworfene Strecke mit bis zu 22 Metern einer der breitesten Formel 1-Kurse.
Die Strecke ist mittelschnell und flüssig konzipiert. Die beiden langen Geraden vor und hinter der Haupttribüne verlangen nach guter Motorleistung. Daneben weist der Kurs in der Nachbarschaft des Flughafens einen Mix aus engen Kurvenkombinationen zu Beginn der Runde und schnellen Richtungswechseln gegen Ende eines Umlaufs auf. Es gibt schnelle Kurven und Wechselkurven ebenso wie langsame Haarnadelkurven, bei denen es am Ausgang besonders auf Traktion ankommt. Das Auto muss daher sehr gut ausbalanciert und sowohl beim Bremsen als auch in den schnellen Sektionen sehr stabil sein.
Kaum eine andere Strecke wirkt aus der Vogelperspektive so symmetrisch - doch kaum eine bietet eine solche Vielzahl verschiedenartiger Kurven. Der Sepang International Circuit hält praktisch an jeder Kehre eine neue Herausforderung bereit.
Auch die Aerodynamik spielt eine besondere Rolle: Durch die geringere Leistung der V8-Motoren kommt der aerodynamischen Abstimmung eine noch größere Bedeutung zu. Die zwei langen Geraden bieten die Möglichkeit zum Überholen, weshalb die richtige Mischung zwischen viel Abtrieb und einer optimalen Höchstgeschwindigkeit gefunden werden muss. Das Problem dabei: Aerodynamiker und besorgte Motoreningenieure müssen immer einen Kompromiss in puncto Kühlöffnungen finden.
Dennoch setzten die Teams gerne auf eine Abstimmung mit viel Abtrieb - was unter dem Gesichtspunkt der jederzeit möglichen Regenfälle auch sinnvoll erscheint. Denn wenn es in Malaysia einmal regnet, dann regnet es richtig...
Die Streckengeschichte
Die Formel 1 betrat erstmals im Jahre 1999 die asiatische Bühne des Sepang International Circuits. Dort hatte der Aachener Architekt Hermann Tilke für damals umgerechnet 130 Millionen Mark inmitten einer sumpfigen Landschaft eine hochmoderne Grand Prix-Strecke realisiert, die in Sachen Streckendesign und Streckenperipherie von den Boxen, dem Fahrerlager und dem Pressezentrum bis hin zu den Zuschauertribünen neue Maßstäbe setzte. Es war das erste Meisterwerk aus der Feder des neuen Paradestreckenarchitekten der Königsklasse.
Nach seinem Debüt kritisierten stuften die Experten nur noch die Strecken von Spa-Francorchamps, Suzuka und natürlich Monaco höher ein als den SIC. Wenn überhaupt gab es Kritik daran, dass es dem Kurs an einer wirklich schnellen Weltklasse-Kurve fehlt. Ein solches Bauvorhaben scheiterte aber schon allein an den Platzverhältnissen, da eine so genannte 'Mutkurve' entsprechend große Auslaufzonen benötigt, welche dem "mittendrin-statt-nur-dabei"-Konzept für die zahlenden Besucher des malaysischen Kurses entgegengewirkt hätte...

Course Details
Circuit length: 5.542 km
No of laps: 55
Race distance: 304.81 km
Lap record: Juan Pablo Montoya (COL), BMW-Williams, 2004, 1min 34.223 secs