Die doppelte Baustelle
Die Arbeiten am Letzigrund haben begonnen, der FCZ träumt von einer grossen Zukunft
VON PETER BÜHLER
ZÜRICH Die ganze Woche über hat sich Sven Hotz auf den Sonntag gefreut. Wenn die Basler heute zum Derby auf den Letzigrund kommen, ist für den FC Zürich Feiertag und Zahltag zugleich. Letzterer hätte noch üppiger ausfallen können, wäre die Football League nicht auf die unsinnige Idee gekommen, den Schlager zwischen dem Zweiten und dem Ersten mitten im tiefsten Winter und auf den ersten Spieltag der Rückrunde anzusetzen.
Die Direktübertragung auf Sat 1 sowie die TV- Konkurrenz durch Olympia dürften den FCZ zusätzlich ein paar Hundert Zuschauer kosten. 12 000 Zuschauer haben sich bis gestern Samstag trotzdem schon ein Ticket gesichert. Deshalb lässt sich Hotz die gute Laune nicht vermiesen. Er schaut auf die Tabelle und sagt: « Wenn wir Basel besiegen, beträgt unser Rückstand noch fünf Punkte. » An seinen Zielen für diese Saison hält er unvermindert fest: Platz 2 und erneut der Cupsieg sollen es sein. « Mindestens » , sagt Hotz und lacht herzhaft. Er weiss nur zu gut, dass die Basler für seinen Klub zumindest in dieser Saison wohl unerreichbar bleiben.
Im Oktober 2007 kehrt der FCZ in die Heimat Letzigrund zurück
Der Präsident ist indes überzeugt, dass die Dominanz des FCB mit seinem Budget von 30 Millionen Franken nicht zum Dauerzustand wird. Wenn nach dem FCB und YB auch der FCZ und GC in ihre neuen Stadien einziehen werden, sagt Hotz, seien auch die Zürcher Klubs konkurrenzfähig. Der Zeitplan sieht vor, dass der FCZ sein letztes Heimspiel dieser Saison gegen Yverdon am 6. Mai 2006 im Letzigrund bestreitet und nach rund 18- monatigem Exil im Hardturm am 1. Oktober 2007 in seine alte Heimat zurückkehrt.
Vor zwei Wochen wurde im Letzigrund die ersten Bodenplatte betoniert, die Bauarbeiten schreiten voran, es besteht ein kleiner Vorsprung im Terminplan. Wegen des Baubeginns im Letzigrund ist der Trainingsbetrieb des FCZ auf die verschiedenen Sportanlagen der Stadt verteilt, die 1. Mannschaft und die U- 21 trainieren bis nach der EM 2008 auf der Allmend Brunau. Und die FCZ- Geschäftsstelle wird im August für zwei Jahre in ein Bürohochhaus einen Steinwurf vom Letzigrund entfernt gezügelt.
Hotz lässt sich von den damit verbundenen Unannehmlichkeiten in keiner Weise verdriessen, dazu ist seine Vorfreude auf die neuen Stadien viel zu gross. Der Präsident ist überzeugt, dass im Sommer kommenden Jahres mit dem Bau des neuen Hardturms begonnen wird. Es gebe für den Moment keinerlei Indizien, dass dies nicht der Fall sein werde.
Und der Präsident ist zuversichtlich, dass 2009 beide Zürcher Stadien in Betrieb sein werden. Dann wird der FCZ im Letzigrund trainieren und im Hardturm, der als reines Fussballstadion konzipiert ist, spielen. « Spätestens in drei Jahren werden wir zur Gefahr für den FCB » , sagt er. Er denkt, dass sich im neuen Hardturm die Einnahmen FCZ markant steigern lassen. Er schwärmt von ausverkauften Logen, von Sponsorengeldern, die sich um 40 Prozent erhöhen dürften, und er erwartet im neuen Stadion fürs Erste einen Zuschauerschnitt von mindestens 15 000.
Begeistert erzählt er von seinen Plänen und Visionen. Er hat auch mit seinen 76 Jahren und zwei Jahrzehnten an der Spitze des FCZ nichts von seinen Enthusiasmus eingebüsst. Das Ruder will er frühestens dann aus der Hand geben, wenn der FCZ mit GC in den neuen Hardturm eingezogen sein wird. An seiner Nachfolge und der breiteren Abstützung des Vereins arbeitet er allerdings schon jetzt. So wurde an der letzten Generalversammlung im Dezember der Verwaltungsrat auf sechs Mitglieder aufgestockt, neu kamen der Banker René Strittmatter und der Wirtschaftsprüfer Ancillo Canepa hinzu. Auch mit ihrer Unterstützung will Hotz das Aktienkapital in diesem Frühling von 0,5 auf 5 Millionen Franken erhöhen und den Verein finanziell gesünder machen. Hotz ist nämlich nicht mehr bereit, « immer alles selber zu bezahlen » , er fordert von möglichst allen Verwaltungsräten, dass sie eine Million einschiessen. Strittmatter und Canepa erklären, sie seien bereit, diesen Beitrag zu leisten.
Noch nicht gefunden ist indes der neue Hauptsponsor. Die Internetfirma green. ch hat den mit einer guten Million Franken dotierten Vertrag auf Ende Saison gekündigt. Hotz und sein Verwaltungsrat haben in den letzten Wochen mit Hochdruck an einem neuen Organigramm für AG und Verein gearbeitet. Die Zuständigkeiten auf Führungsebene wurden klar verteilt, die wichtigsten Posten wie die Leitung der Transferkommission werden von Hotz und Canepa besetzt. Canepa ist zusätzlich für die Koordination der operativen Geschäftstätigkeit zuständig.
Hotz regelt die Nachfolge, aber er spricht nicht gern darüber
Hotz vermeidet es tunlichst, zu erwähnen, dass er Canepa für seine Nachfolge aufbaut. Äusserungen in dieser Richtung haben in der Vergangenheit für Irritationen im Verwaltungsrat gesorgt, andere Mitglieder fühlten sich brüskiert. Wie sehr Hotz aber – zumindest für den Moment – auf Canepa setzt, lässt sich nur schon daraus ersehen, dass er die gestrigen Vertragsverhandlungen mit Trainer Lucien Favre, Assistent Harald Gämperle, Goalietrainer Martin Brunner und Sportchef Fredy Bickel an den Mann seines Vertrauens delegierte.

Der Blick in die Baugrube: Hinter der Haupttribüne des Letzigrunds entsteht die Tiefgarage des neuen Stadions
FOTO: BEAT MARTI