Für FCZ-Präsident Sven Hotz ist ein Zusammenschluss mit GC weiterhin undenkbar. Und er will in Zürich beide neuen Stadien, möglichst schnell.
Mit Sven Hotz sprach Fredy Wettstein
Der neue GC-Präsident Walter Brunner hat Ihr Reizthema wieder aufgegriffen: Er fordert die Fusion zwischen GC und dem FCZ, und zwar möglichst bald.
Und Sie meinen, dass ich nun deswegen anders denke? Darüber gibt es doch gar keine Diskussion. Solange ich Präsident beim FC Zürich bin, sowieso nicht. Was meine Nachfolger einmal machen werden, kann ich nicht verantworten, aber ich sagte immer: Meine Nachfolger sind hundertprozentige FCZler, folglich wird sich nichts ändern.
Bei GC scheint man anders zu denken.
Ich bin überrascht, dass dieses Thema immer wieder auf den Tisch kommt. Im Hardturm soll ein neues Fussballstadion gebaut werden, da braucht Zürich zwei Klubs. Etwas anderes gibt es gar nicht.
Sie wurden aber in den vergangenen Wochen von verschiedenen Leuten immer wieder darauf angesprochen.
Nicht nur angesprochen. Wo ich auch hingehe, kommt jemand auf mich zu und sagt: Herr Hotz, jetzt wäre doch der Zeitpunkt gekommen, um zu fusionieren. Und ich werde nicht nur darauf angesprochen, einige haben mich gar zu Sitzungen eingeladen. Unter einem anderen Vorwand zwar - und dann sprachen sie nach zehn Minuten von einer möglichen Fusion. Einmal drohte ich, das Büro sofort zu verlassen, wenn das weiter das Thema sein soll. Und ich sage Ihnen, es waren nicht einfach Leute, die bei GC nichts zu sagen haben. (Pause, dann energisch.) Eine Fusion gibt es nie, nie, nie . . .
Weshalb wehren Sie sich gegen Fusionsüberlegungen?
Überlegungen? Die Stadt Zürich braucht zwei Klubs, auch aus wirtschaftlicher Sicht.
Bei den Schwierigkeiten, die beide Vereine haben: Ein Zusammenschluss könnte doch gerade aus wirtschaftlichen Gründen vernünftig sein.
Ich bin ein vernünftiger Mensch. Aber auch ein Realist. Ich bewege mich ja in der Wirtschaft, und ich weiss: Die vielen Tausend Fans von GC und Zürich wollen diese Fusion nicht. Niemals. Da bin ich überzeugt. Die würden das nie verstehen.
Weshalb kommen denn diese Diskussionen trotzdem immer wieder auf?
Wenn GC in der Rangliste an dritter Stelle stünde, würden wir doch nicht darüber reden.
Und Sie sind sicher, dass auch Ihre Nachfolger nie anders denken werden?
Nach mir gibt es keine Sintflut, das sagte ich immer. Und wenn ich im Dezember 2006 zurücktrete . . .
. . . im Dezember 2006? Haben Sie nicht immer gesagt, im Sommer 2006 würden Sie abtreten?
Ja, das wollte ich unbedingt, am Saisonende im nächsten Jahr. Aber es geht nicht, wegen der Statuten. Man hätte eine ausserordentliche Versammlung durchführen müssen, und alle im Klub sagten mir, einen Wechsel solle man an einer normalen GV vollziehen. Das ist im Dezember in knapp zwei Jahren. Danach wird der FC Zürich von einer neuen Crew geführt.
Sind Sie sicher, dass das ganz in Ihrem Sinn geschehen wird?
Es setzt voraus, das man frühzeitig Partner sucht, die hundertprozentige FCZler sind, die ein FCZ-Herz haben. Das ist doch auch bei GC so: Wenn ein GC-Herz vorhanden ist, stellt man nicht einfach den Klub in Frage. Diese beiden Herzen können nie zusammenwachsen. Das geht nie, nie. Diese Herzen passen nicht zusammen. GC wird wieder stark, es hat jetzt eine kleine Baisse, und in einem Jahr reden wir wieder ganz anders. Da sind wir vielleicht beide im Europacup.
In welchem Stadion spielt der FC Zürich im nächsten Herbst?
Im Letzigrund, da bin ich sicher.
Aber GC macht sich bereits Überlegungen, nach Baden oder Winterthur ausweichen zu müssen.
Ich gehe davon aus, dass wir zumindest in diesem Herbst noch im Letzigrund spielen können, bevor dann das neue Stadion gebaut wird. Mit der Stadt Zürich sind wir daran, Lösungen zu finden, wohin wir nachher ausweichen, wenn der neue Hardturm erstellt wird. Wenn der Letzigrund gebaut wird, müssen wir doch nicht nur irgendwo spielen, sondern auch trainieren können.
Es gibt aber offensichtlich ernsthafte Bestrebungen, den Hardturm doch schneller zu bauen - sodass er gar für die EM 2008 bereit wäre. Ist das in Ihrem Sinne?
Für die Wirtschaft ist es enorm wichtig, dass an der EM 2008 in Zürich gespielt wird. Weil es im Hardturm aus verschie
denen Gründen Probleme gab, ging ich davon aus, dass alles versucht wird, den Letzigrund als EM-Stadion möglich zu machen. Wir brauchen dieses Stadion, weil der Letzigrund für den FCZ die Heimat ist. Wir haben ja keine andere Möglichkeit, kein Trainingscamp, wie es jetzt bald der Grasshopper-Club hat.
Sie setzen sich also klar für den Letzigrund ein?
Nein, ich will beide Stadien. Zürich braucht ein reines Fussballstadion, also den neuen Hardturm, und vielleicht passiert es, dass wir bis 2008 beide Stadien haben. Das wäre doch schön. Beide Stadien müssen gebaut werden, und beide möglichst schnell.
Was ging Ihnen eigentlich durch den Kopf, als Sie von den Schwierigkeiten bei GC erfuhren?
Ich hörte es am Donnerstagabend im Fernsehen, und einige Minuten lang war ich ziemlich betroffen, dass so etwas passieren kann. Ich bin aber überzeugt: Es geht nicht lange, dann ist die Lage im Hardturm wieder anders.
Weil Sie nicht glauben, dass diese neue Bescheidenheit zu GC passt?
Unter dem Druck musste die Führung einen Entscheid treffen, den ich verstehe. Es ist überhaupt keine Schadenfreude, wir alle haben es schwer, aber GC ist doch ein Traditionsklub. Wie der FCZ auch (er lächelt) - nur hatten sie im Hardturm mehr Erfolg.