Transfer in Rekordzeit
HSV-Neuzugang Nigel de Jong (21) unterschreibt bis 2010. Schon gegen den 1. FC Nürnberg ist der holländische Nationalspieler im Aufgebot.
Von Dieter Matz

„Nigel wird unsere Qualität im Kader anheben. Er wird hier Topleistungen bringen, wir werden alle viel Spaß an ihm haben“, sagte Thomas Doll (r.) über Neuzugang Nigel de Jong. Links Dietmar Beiersdorfer. Foto: LAIBLE
Hamburg - Der HSV hat wieder einen Neuen. Am späten Mittwoch hatten sich Bernd Hoffmann, Dietmar Beiersdorfer und Thomas Doll, das Führungstrio des HSV, aufgemacht, einen ganz besonderen Fußballer für Hamburg zu gewinnen - und sie hatten Erfolg. Keine 24 Stunden später entschied sich Wunschspieler Nigel de Jong von Ajax Amsterdam für den HSV, der 21jährige unterschrieb einen bis 2010 laufenden Vertrag.
Europäische Spitzenklubs wie AC Mailand, Manchester United, FC Sevilla, Tottenham Hotspur sowie die Bundesliga-Klubs Werder Bremen und Borussia Dortmund hatten sich um den Mittelfeldspieler von Ajax Amsterdam bemüht. Der Kampf war eigentlich aussichtslos. "Es sah so aus, als hätte sich Nigel schon für einen anderen Klub entschieden", sagte HSV-Sportchef Dietmar Beiersdorfer freudig. Vorstandsboss Bernd Hoffmann konnte es selbst nicht glauben, daß dem HSV dieser Coup gelungen ist: "Was da - während wir mit dem Spieler verhandelt haben - noch an Angeboten von Spitzenklubs einging, war sensationell, aber wir gewannen den Kampf. Diesmal muß ich uns selbst loben, das war eine großartige Leistung."
Kompliment. Die Gespräche in Amsterdam wurden in Rekordzeit erfolgreich zu Ende gebracht. Beiersdorfer: "Wir freuen uns, einen weiteren Baustein für eine erfolgreiche Zukunft gesichert zu haben."
Nach den nächtlichen Gesprächen - Doll und Beiersdorfer trafen sich mit de Jong sowie dessen Berater Rodger Linse in einem Hotel am Amsterdamer Flughafen, Bernd Hoffmann verhandelte derweil mit Ajax - sagte der torgefährliche defensive Mittelfeldspieler gestern zu. Daraufhin informierten Hoffmann und Co. die HSV-Aufsichtsräte, die die Transferkosten von 1,5 Millionen Euro (wobei nur gut eine Million Euro an Ajax Amsterdam fließen sollen) genehmigten. Mittags setzte sich de Jong in den Flieger nach Hamburg.
Daß de Jong so günstig zu haben war, lag erstens an der Restlaufzeit seines Vertrages (nur bis Saisonende), zweitens an seinem gestörten Verhältnis zu Ajax-Coach Danny Blind. Beiersdorfer war es egal: "Mit de Jong haben wir einen sehr variabel einsetzbaren Mittelfeldspieler dazugewonnen." De Jong hat bereits die Erfahrung aus zehn Länder- sowie 96 Liga-Spielen und 26 Champions-League-Partien vorzuweisen. Er ist robust, kopfball- und zweikampfstark. Dabei erinnert de Jong vom Einsatz her an seinen Landsmann und neuen Teamkollegen Khalid Boulahrouz, der auch einer seiner engsten Freunde ist und den selben Berater hat. De Jong vielsagend: "Khalid hat mich angerufen, angerufen und angerufen. Das ist schon fast wie eine Liebesgeschichte, das war verrückt. Er hat mir viele gute Sachen über den Verein und Trainer Thomas Doll erzählt - das gab mir ein gutes, sicheres Gefühl."
Beiersdorfer: "Nigel ist für uns eine Investitition in die Zukunft. Zumal unser Kader ohnehin schon dünn und von Unwägbarkeiten gezeichnet war. Gerade deshalb ist es gut, daß wir einen Spieler verpflichten konnten, der sowohl in der Abwehr zentral und außen sowie im Mittelfeld spielen kann." Zudem kann die neue Nummer 28 des HSV (ehemals Collin Benjamin) dem HSV auch im Uefa-Cup weiterhelfen, da er für Ajax nur in der Champions League aktiv war.
De Jong fliegt bereits heute mit der Mannschaft nach Nürnberg. Doll: "Er ist fit, stand ja mit Ajax auch im laufenden Spielbetrieb."