Gesucht: 15 Millionen
Der Schweizer Profifussball will sich besser verkaufen u2013 aber an wen?
VON UELI KÄGI UND THOMAS SCHIFFERLE
ZÜRICH In England ist der Fernsehvertrag für die Übertragungsrechte an der Premier League im Jahr 846 Millionen Franken wert. In Frankreich sind es noch mehr, 930 Millionen. In Deutschland laufen derzeit die Verhandlungen für einen neuen Vertrag. Er soll eine deutliche Verbesserung für die Klubs bringen, um 155 auf 620 Millionen jährlich. Peter Stadelmann, Präsident der Swiss Football League ( SFL), kriegt ob solch horrender Zahlen « kein Augenwasser » . Er kennt die Auswirkung von Angebot und Nachfrage in den grossen Fussball- und Fernsehmärkten. Seit Monaten befasst er sich im Namen der Profiabteilung des Schweizer Verbandes mit der Thematik, weil der TV- Vertrag der Super League mit der SRG und Sat 1 Schweiz am 30. Juni 2006 ausläuft. 6,6 Millionen Franken zahlen die SRG ( 4,1) und Sat 1 ( 2,5) bislang zusammen pro Jahr.
« Zu wenig » , sagt Stadelmann und will die Einnahmen aus den TVRechten auf 15 Millionen Franken künftig steigern.
Das « Jammerlied » der SRG und Stadelmanns Reaktion
Anfang Jahr erstellte das Komitee der SFL einen Bericht über den Ist- Zustand, die Möglichkeiten und Entwicklungen des Schweizer Fussballs und verglich die Verhältnisse mit dem Ausland. Rund 50 Seiten umfasst das Werk, in dem eine der wesentlichen Schlussfolgerungen ist, dass der Schweizer Fussball als Produkt zu wenig gut vermarktet ist. « Wir haben 182 Spiele im Angebot, aber die SRG und Sat 1 beschränken sich darauf, nur einen Fünftel davon live zu übertragen » , sagt Stadelmann. Die ersten Gespräche führte der 50- jährige Wirtschaftsanwalt aus Gossau SG mit den bisherigen Vertragspartnern SRG und Sat 1. Schnell musste er erkennen, dass die SRG, der traditionelle Partner des Schweizer Fussballs, nicht bereit ist, von ihrer Philosophie und dem « Status quo » ( Stadelmann) abzurücken.
Sie will künftig nicht mehr für den Klubfussball zahlen. Stadel- mann hat « ihr Jammerlied » zur Kenntnis genommen, ohne Groll zwar; aber er hat sich von der Haltung des Monopolisten nicht entmutigen lassen. Seit Juli ist er damit beschäftigt, finanzkräftigere oder zahlungswilligere Partner zu suchen.
Intensive Gespräche hat er schon einige geführt, zuletzt am Donnerstag in Zürich und am Freitag in Bern. Ende Oktober will er eine Zwischenbilanz ziehen und dann November und Dezember nutzen, die Verhandlungen zu einem Abschluss zu bringen. So ist zumindest der Fahrplan. Und Stadelmann glaubt: « Wir sind auf gutem Weg. »
Österreich als Vorbild und Pay- TV als Zauberwort
Die Inspiration, für die Super League mehr Geld herausholen zu können, hat die Liga im Ausland gefunden. Sie sieht Belgien, wo die Liga in drei Jahren 44 Millionen Euro erhält. Zieht Holland zum Vergleich her, wo die Kaufkraft pro Kopf weit schwächer ist als in der Schweiz ( 19 700 gegenüber 28 000 Euro), aber die Rechte an der Eredivisie dennoch für drei Jahre und 70 Millionen Euro verkauft wurden. Und vor allem redet sie von Österreich.
Die T- Mobile Bundesliga von Österreich wandte sich vom Monopolisten ORF ab und dem Pay- TV- Sender Premiere zu. Der ORF darf erst dank eines Gerichtsbeschlusses wenigstens 90 Sekunden pro Meisterschaftsspiel zeigen. Die Liga wiederum tut sich seit 2004 an einem Dreijahresvertrag gütlich, der 42 Millionen Euro wert ist oder pro Saison 21,7 Millionen Franken.
Pay- TV ist für Stadelmann das Zauberwort. Nur Bezahlsender können und wollen das ganz grosse Geld garantieren, wie BSkyB ( Sky Sports) in England, Canal Plus in Frankreich oder Premiere in Deutschland. In der Schweiz wird ein Modell wie in Österreich zwar nicht angestrebt.
Stadel ¨ mann will mit der Super League weiterhin auch im frei empfangbaren Fernsehen, dem Free- TV, breit vertreten sein. Den Idealfall hat er im Kopf: jede Runde im Pay- TV ein Spiel live ...
Der Traum der Super League: Fernseh- Übertragungen wie in der grossen Welt des Fussballs FOTO: IMAGO
