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«Wir lassen uns nicht ins Bockshorn jagen»
AARAU-TRAINER ANDY EGLI HAT UNRUHIGE TAGE HINTER SICH
Unter Druck. Andy Egli gibt sich von den Turbulenzen in Aarau unbeeindruckt und will in Basel ein mutiges Team aufs Feld schicken. Foto Keystone
Interview:Marcel Rohr
Obwohl der Aarauer Verwaltungsrat mehrheitlich gegen seinen Trainer ist und sich mit peinlichen Auftritten blamiert (vgl. baz von gestern), gibt sich Andy Egli (47) auch vor dem Basel-Spiel äusserlich gelassen.
Die Szene ist typisch an diesem Freitagmorgen. Als alle Aarauer Spieler nach dem Training Richtung Dusche laufen, geht der Coach nochmals auf den Platz und schliesst mit seinen Fussballschuhen die entstandenen Furchen und Löcher. Nach beendeter Rasenpflege stellt sich Perfektionist Egli dem baz-Interview und spricht über das Ultimatum von Präsident Michael Hunziker, verfehlten Zielen und Erinnerungen an den FC Basel.
baz: Andy Egli, wie haben Sie die vergangenen sechs turbulenten Tage in Aarau erlebt?
ANDY EGLI: Auf meine tägliche Arbeit haben die Schlagzeilen des Verwaltungsrates keinen grossen Einfluss. Ich bin der Trainer, Michael Hunziker beurteilt meine Arbeit. Ich weiss, dass er hinter mir steht, ich weiss aber auch, dass ich unter Druck stehe. Die Sache mit dem Ultimatum (Egli hätte aus den letzten drei Spielen sechs Punkte holen müssen, schaffte lediglich deren fünf, die Red.) war unglücklich, doch wir alle machen Fehler. Für mich ist das kein Problem.
Aber die Stimmung beim FC Aarau ist angespannt, das spüren Sie dochu2026
Glauben Sie mir, das meiste geht spurlos an mir vorbei. Schwierig wird es dann, wenn ein paar Fans mir und meiner Familie den Weg versperren, wie das letzte Woche nach dem 1:1 gegen Yverdon der Fall war.
Wie kommentieren Sie denn das Hin und Her im Verwaltungsrat, der sich zuerst gegen Sie ausgesprochen hat, dann aber einen Rückzieher machte, nur damit Hunziker nicht zurücktritt?
Profifussball hat mit Druck zu tun. Ich stelle mich diesem Druck. Der Ursprung allen Übels ist doch die Tatsache, dass wir 2004/2005 eine miserable Rückrunde gespielt haben. Aber: Zuletzt hat meine Mannschaft eine klare Aufwärtstendenz erkennen lassen. Wir lassen uns nicht ins Bockshorn jagen.
Aber falls Sie die nächsten zwei, drei Spiele erneut verlieren, geht das Gerede um ihre Arbeit von vorne los.
Nochmals:Ich stelle mich diesem Druck, den viele hier in Mitteleuropa doch gar nicht kennen. Es ist doch so: Haben wir Hunger, essen wir. Haben wir Durst, trinken wird. Aber auch mal etwas aushalten, sich durchbeissen - das gehört auch zum Leben. Da machen es sich viele manchmal etwas einfach.
Mit welchen Gedanken steigen Sie in den Match gegen den FC Basel?
Zum vierten Mal in Folge werde ich 18 Spieler auf dem Matchblatt haben, das bin ich mir gar nicht gewohnt (lacht). Nur Christ, Bättig und Menezes fallen noch verletzungsbedingt aus. Ich weiss, das es alles nur Schlagwörter sind, aber:Wir müssen in Basel mutig, konzentriert und im Angriff effizient auftreten.
Liegt für den FCA ein Punktgewinn überhaupt im Bereich des Möglichen?
Wenn wir eine Topleistung über 90 Minuten abliefern können, dann sicher. Bei unserem letzten Auftritt in Basel führten wir zur Pause 2:0. Damals konnten wir die Basler teilweise, aber eben nur teilweise, kontrollieren.
Denken Sie, dass der FCB ihr Team unterschätzen wird - oder mit den Gedanken bereits in der Champions League bei Werder Bremen sein wird?
Nein, das glaube ich nicht. Der FCB wird seine Hauptprobe für Bremen gut nützen wollen.