Drogen in Basel

Der Rest...
Antworten
Benutzeravatar
Schambbediss
Erfahrener Benutzer
Beiträge: 11819
Registriert: 19.10.2015, 12:09

Drogen in Basel

Beitrag von Schambbediss »

Aufgrund eines interessanren Posts im Basel Stadt Faden dachte ich man kann ruhig mal einen Thread zu dem Thema eröffnen.
Ich persönlich mag mich noch an die späten 80er und frühen 90er erinnern als viele Junkies in der Stadt waren vor den Gassenzimmern.
Mag mich auch noch an eine Episode erinnern als ich mit meinen Eltern im Tram sass und sich ein Süchtiger einfach auf einen 2er Sitz sich sein Löffelchen aufkochte am Abend. :eek:
Wie ist jetzt so die Situation? Ich sehe ab und an am Dreispitz Süchtige aber ansonsten?

Benutzeravatar
Schambbediss
Erfahrener Benutzer
Beiträge: 11819
Registriert: 19.10.2015, 12:09

Re: Drogen in Basel

Beitrag von Schambbediss »

Hier noch ein Geschichtsdokument dazu:


ReffeD
Erfahrener Benutzer
Beiträge: 1592
Registriert: 13.01.2024, 21:08

Re: Drogen in Basel

Beitrag von ReffeD »

Schambbediss hat geschrieben: 19.08.2025, 02:17 Aufgrund eines interessanren Posts im Basel Stadt Faden dachte ich man kann ruhig mal einen Thread zu dem Thema eröffnen.
Ich persönlich mag mich noch an die späten 80er und frühen 90er erinnern als viele Junkies in der Stadt waren vor den Gassenzimmern.
Mag mich auch noch an eine Episode erinnern als ich mit meinen Eltern im Tram sass und sich ein Süchtiger einfach auf einen 2er Sitz sich sein Löffelchen aufkochte am Abend. :eek:
Wie ist jetzt so die Situation? Ich sehe ab und an am Dreispitz Süchtige aber ansonsten?

"Junkie" bitte ersetzen mit Abhängigkeitserkrankungen. Der Begriff "Junkie" ist stigmatisierend und ist daher nicht fördernd und abwertend gemeint. Ich denke das ist wichtig zu wissen wenn man so eine Diskussion startet.

Elduderinho86
Erfahrener Benutzer
Beiträge: 431
Registriert: 29.01.2025, 14:36

Re: Drogen in Basel

Beitrag von Elduderinho86 »

Schambbediss hat geschrieben: 19.08.2025, 02:17 Aufgrund eines interessanren Posts im Basel Stadt Faden dachte ich man kann ruhig mal einen Thread zu dem Thema eröffnen.
Ich persönlich mag mich noch an die späten 80er und frühen 90er erinnern als viele Junkies in der Stadt waren vor den Gassenzimmern.
Mag mich auch noch an eine Episode erinnern als ich mit meinen Eltern im Tram sass und sich ein Süchtiger einfach auf einen 2er Sitz sich sein Löffelchen aufkochte am Abend. :eek:
Wie ist jetzt so die Situation? Ich sehe ab und an am Dreispitz Süchtige aber ansonsten?

Also ich für meinen Teil, wie bereits im Basel Thread beschrieben, habe das Gefühl das es sich wieder in diese Richtung der 80er entwickelt, anstelle Hero ist es halt Amphetamin, Koks, Ketamin usw. etc.
Und es wird halt kein Geheimnis mehr daraus gemacht, Leute konsumieren in aller Öffentlichkeit als wäre es das normalste der Welt.
 
Basel - mir sind das was die Fründin macht - Ai Szene

Benutzeravatar
Bierathlet
Erfahrener Benutzer
Beiträge: 3427
Registriert: 25.11.2013, 17:42
Wohnort: 4058

Re: Drogen in Basel

Beitrag von Bierathlet »

Elduderinho86 hat geschrieben: 18.08.2025, 12:51 Am Freitag hatte ich das Vergnügen mit Freunden wieder mal am Bebbi si Jazz zu flanieren und sogar selber musizieren.
Alles in allem ein wundervoller Abend. 
Aber was mich sehr beschäftigt seither, ist wie sehr Drogenkonsum in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist.

Ich selber bin ein sehr gebrandmarktes Kind, war ca. 20 Jahre lang abhängig, bin nun seit ein paar Jahren "clean" und habe nach wie vor Therapien um damit umgehen zu können und mein Leben normal zu gestalten.

Als ich in diesem Sumpf war, war ich noch der Aussenseiter, heute kommt es mir so vor als wäre es absolut angekommen (und fühle mich wieder als Aussenseiter). Es wird in aller Öffentlichkeit Amphi, Speed, Cocs usw. konsumiert, keine Scham, kein verstecken. Einfach auf die nächste Bank setzen und machen. Wir konnten dies mehrmals am Freitag Abend auf dem Nachhauseweg beobachten.

Ich finde diese Entwicklung echt verrückt und mir ist das ganze so heftig eingefahren, dass ich tags darauf die Beat on the Street ausliess, da ich mich auf keinen Fall so etwas aussetzen möchte. Und ja ich weiss, BOTS und Drogen liegt nahe. Trotzdem kenne ich die JSG noch aus Zeiten wo es um die Musik und das Miteinander ging.

Und ja ich weiss, die Polizei geht zb. Aktiv gegen die Chügelidealer vor, gab ja bereits gross angelegte Aktionen im Kleinbasel. Aber ich frag mich ob da gerade die Jugend zu wenig beäugt wird und man da etwas heraufbeschwört was zu Zuständen wie in Berlin o.ä führen kann.

Ich hole deinen interessanten Beitrag aus dem Basel-Thread gleich mal hier in den Faden :)

Verstehe ich das richtig, dass du am Bebbi sim Jazz niemanden hast Bahnen ziehen sehen, sondern "nur" auf dem Heimweg? Darf ich fragen, wo dich dein Heimweg durch die Stadt geführt hat? Ich kenne das so gar nicht, weil ich so gut wie immer mit dem Velo heimfahre.

Ich habe lange niemanden mehr konsumieren sehen (5 Jahre), bis dann am letzten Greenfield ein mir Unbekannter ein Säckchen ausgepackt hat. Vor 2020 sah ich das öfter, weil ich viel auf Parties war und mich auch in fragwürdigeren Kreisen bewegt habe. Wobei es dort nicht öffentlich öffentlich war, sondern eher versteckt passiert ist.

Elduderinho86
Erfahrener Benutzer
Beiträge: 431
Registriert: 29.01.2025, 14:36

Re: Drogen in Basel

Beitrag von Elduderinho86 »

Bierathlet hat geschrieben: 19.08.2025, 08:38
Elduderinho86 hat geschrieben: 18.08.2025, 12:51  

Ich hole deinen interessanten Beitrag aus dem Basel-Thread gleich mal hier in den Faden :)

Verstehe ich das richtig, dass du am Bebbi sim Jazz niemanden hast Bahnen ziehen sehen, sondern "nur" auf dem Heimweg? Darf ich fragen, wo dich dein Heimweg durch die Stadt geführt hat? Ich kenne das so gar nicht, weil ich so gut wie immer mit dem Velo heimfahre.

Ich habe lange niemanden mehr konsumieren sehen (5 Jahre), bis dann am letzten Greenfield ein mir Unbekannter ein Säckchen ausgepackt hat. Vor 2020 sah ich das öfter, weil ich viel auf Parties war und mich auch in fragwürdigeren Kreisen bewegt habe. Wobei es dort nicht öffentlich öffentlich war, sondern eher versteckt passiert ist.
Danke :)

Also in dem Getummel wäre es mir zumindest nicht aufgefallen :D
Als wir runterliefen sahen wir die erste Gruppe am Barfüsserplatz (wollten da zum Abschluss selber noch eine Kräuterflöte geniessen) gemütlich auf dem erhöhten Bänkli sitzen wie sie sich die Lines vorbereitet haben (und natürlich habe ich diese Gruppe gekannt und wurde direkt gefragt ob wir uns nicht dazu setzen möchten HORROR), die nächsten standen dann einfach mal so an der Theatertramstation und machten alles ready auf dem Bänkli, scheissegal was wie wo wer da vorbei ging.

Von 2016 bis 2020 sah ich es auch eher an Parties und eher versteckt.
Aber irgendwie hab ich das Gefühl seit 1-2 Jahren ändert sich das.
 
Basel - mir sind das was die Fründin macht - Ai Szene

Benutzeravatar
jay
Erfahrener Benutzer
Beiträge: 2207
Registriert: 11.12.2005, 22:50
Wohnort: Basel

Re: Drogen in Basel

Beitrag von jay »

bim münster und theater dört wo d kids jede daag sin
give me the ball, you motherfucker!

Serj
Benutzer
Beiträge: 48
Registriert: 14.05.2025, 16:56

Re: Drogen in Basel

Beitrag von Serj »

Als Angehöriger der Generation Z fehlt mir der Erfahrungsschatz, um die momentane Situation mit derjenigen der 80er zu vergleichen. Zusätzlich fällt es mir auch schwer, zu sagen, inwiefern sich die Situation im letzten Jahrzehnt verändert hat. Aus eigener Erfahrung lässt sich aber sagen, dass Substanzkonsum (vor allem von Stimulantien) bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen durchaus prävalent und akzeptiert ist, auch wenn ich behaupten würde, dass er grossmehrheitlich noch immer im Rahmen von grösseren Feierveranstaltungen stattfindet. Gründe dafür sehe ich vor allem in einem ausgelebten Eskapismus, dem eine zunehmende Desillusionierung mit der momentanen Weltlage zugrunde liegt. Das lässt sich auch anhand der Darstellungen in der Popkultur beobachten. 

Interessant finde ich aber vor allem die zunehmende Entstigmatisierung derartigen Konsums. Ich denke es wäre zu kurz gedacht, diese einfach auf die (gefühlte) Zunahme der Konsumierenden zu schieben. Viel mehr habe ich den Eindruck, dass die arbiträre Grenze zwischen legalen und illegalen Drogen in der Wahrnehmung vieler zunehmend verschwimmt. Damit einher geht auch eine Abnahme des Alkoholkonsums der Generation Z, der medial schon des Öfteren thematisiert wurde. Viele sehen keinen Unterschied zwischen den gesundheitlichen Konsequenzen und moralischen Implikationen des Konsums von Substanzen wie Wodka oder Kokain. Dies darf man natürlich durchaus kritisch sehen, da der organisierte illegale Drogenhandel besonders in benachteiligten Ländern wahnsinnig viel Schaden anrichtet. Leider ist dies ein Aspekt, der gerne ausgeblendet wird. 

Ebenfalls problematisieren lässt sich der öffentliche Konsum, da dieser potentiell zu einer gesellschaftlichen Normalisierung und Verharmlosung von schädlichem Verhalten führen kann. Nichtsdestotrotz ist einer zunehmende Entstigmatisierung m.E. eher positiv gegenüber zu stehen. Die meisten Todesfälle ereignen sich in Situationen, in denen Konsumierende an den Rand der Gesellschaft gedrängt und dämonisiert werden. Eine erhöhte Sichtbarkeit sorgt für gesellschaftlichen Diskurs, welcher im besten Fall wirksame Verbesserungsvorschläge nach sich ziehen kann. 

Ein verstärktes "Beäugen" der konsumierenden Jugend seitens der Polizei halte ich in diesem Kontext für alles andere als zielführend. Prohibition und Repression hält erwiesenermassen niemanden davon zu konsumieren und führt im schlechtesten Fall zur erheblichen Verschlimmerung der Situation vieler Betroffenen. 

Aus diesem Grund würde ich mich für die komplette Entkriminalisierung des Konsums aller Drogen und für eine geregelte Legalisierung bestimmter Drogen aussprechen. Durch einen geregelten Verkauf könnten die grössten Probleme mit dem Konsum von Substanzen m.E. am effektivsten bekämpft werden (schnellere Identifikation und Bekämpfung problematischen Konsums, Verhinderung von gefährlichen Verunreinigungen und unklaren Dosierungen, kein Verkauf an Minderjährige, kein Abrutsch in kriminelle Milieus durch Beschaffung, etc.). Dem illegalen Handel würde dadurch ausserdem seine Lebensgrundlage entzogen werden und die Gelder, die in die hoffnungslose Verfolgung von Konsumierenden gesteckt wird, könnten in die Bereitstellung effektiverer Aufklärung und prophylaktischer Massnahmen gesteckt werden. 

Dieser Vorschlag ist natürlich nicht an allen Stellen komplett wasserdicht und müsste auf jeden Fall äusserst sorgfältig ausgearbeitet werden. Ich denke aber, es ist klar ersichtlich, dass der Drogenkrieg, der zur Zeit geführt wird, auf verlorenem Posten steht. Tatsächliche Verbesserung konnte im In- und Ausland in der Geschichte stets nur durch die Einführung liberalerer Massnahmen erzeugt werden. 





 
Dr Papi hets mr zeigt.

Benutzeravatar
Faniella Diwani
Erfahrener Benutzer
Beiträge: 4166
Registriert: 28.03.2014, 10:25

Re: Drogen in Basel

Beitrag von Faniella Diwani »

Etwas hat sich sicher verändert, es ist die Bereitschaft leistungssteigernde Drogen zu schlucken um "seine Leistung" zu erbringen.
Dieser ganze Konsum ausserhalb der Nutzung als Genussmittel, den habe ich von früher nicht präsent. 
Ja, es gab Schmerzmittelabhängigkeiten, an "Mothers Little Helper" Valium hat die Roche gut verdient. Aber all die Koksnasen? LSD-Microdosing? Ritalin an der Uni vor Prüfungen? Ich hab das nicht in Erinnerung. Drogen waren Freizeitgestaltung, keine "Arbeitsnotwendigkeit".

Ja klar. Hasch und Gras als Freizeitdroge. Alkohol in Mengen die heute nicht mehr üblich sind, auch am Familienfest und danach ins Auto. Vielleicht mal LSD im bewussten Setting. Klar, es gab die Fixer, das war aber eine Szene in die man kaum "versehentlich" reingeriet bevor ~1990 das Folienrauchen verbreiteter wurde.  

Brit
Erfahrener Benutzer
Beiträge: 240
Registriert: 04.12.2014, 00:49
Wohnort: Thun

Re: Drogen in Basel

Beitrag von Brit »

Serj hat geschrieben: 19.08.2025, 17:29 Als Angehöriger der Generation Z fehlt mir der Erfahrungsschatz, um die momentane Situation mit derjenigen der 80er zu vergleichen. Zusätzlich fällt es mir auch schwer, zu sagen, inwiefern sich die Situation im letzten Jahrzehnt verändert hat. Aus eigener Erfahrung lässt sich aber sagen, dass Substanzkonsum (vor allem von Stimulantien) bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen durchaus prävalent und akzeptiert ist, auch wenn ich behaupten würde, dass er grossmehrheitlich noch immer im Rahmen von grösseren Feierveranstaltungen stattfindet. Gründe dafür sehe ich vor allem in einem ausgelebten Eskapismus, dem eine zunehmende Desillusionierung mit der momentanen Weltlage zugrunde liegt. Das lässt sich auch anhand der Darstellungen in der Popkultur beobachten. 

Interessant finde ich aber vor allem die zunehmende Entstigmatisierung derartigen Konsums. Ich denke es wäre zu kurz gedacht, diese einfach auf die (gefühlte) Zunahme der Konsumierenden zu schieben. Viel mehr habe ich den Eindruck, dass die arbiträre Grenze zwischen legalen und illegalen Drogen in der Wahrnehmung vieler zunehmend verschwimmt. Damit einher geht auch eine Abnahme des Alkoholkonsums der Generation Z, der medial schon des Öfteren thematisiert wurde. Viele sehen keinen Unterschied zwischen den gesundheitlichen Konsequenzen und moralischen Implikationen des Konsums von Substanzen wie Wodka oder Kokain. Dies darf man natürlich durchaus kritisch sehen, da der organisierte illegale Drogenhandel besonders in benachteiligten Ländern wahnsinnig viel Schaden anrichtet. Leider ist dies ein Aspekt, der gerne ausgeblendet wird. 

Ebenfalls problematisieren lässt sich der öffentliche Konsum, da dieser potentiell zu einer gesellschaftlichen Normalisierung und Verharmlosung von schädlichem Verhalten führen kann. Nichtsdestotrotz ist einer zunehmende Entstigmatisierung m.E. eher positiv gegenüber zu stehen. Die meisten Todesfälle ereignen sich in Situationen, in denen Konsumierende an den Rand der Gesellschaft gedrängt und dämonisiert werden. Eine erhöhte Sichtbarkeit sorgt für gesellschaftlichen Diskurs, welcher im besten Fall wirksame Verbesserungsvorschläge nach sich ziehen kann. 

Ein verstärktes "Beäugen" der konsumierenden Jugend seitens der Polizei halte ich in diesem Kontext für alles andere als zielführend. Prohibition und Repression hält erwiesenermassen niemanden davon zu konsumieren und führt im schlechtesten Fall zur erheblichen Verschlimmerung der Situation vieler Betroffenen. 

Aus diesem Grund würde ich mich für die komplette Entkriminalisierung des Konsums aller Drogen und für eine geregelte Legalisierung bestimmter Drogen aussprechen. Durch einen geregelten Verkauf könnten die grössten Probleme mit dem Konsum von Substanzen m.E. am effektivsten bekämpft werden (schnellere Identifikation und Bekämpfung problematischen Konsums, Verhinderung von gefährlichen Verunreinigungen und unklaren Dosierungen, kein Verkauf an Minderjährige, kein Abrutsch in kriminelle Milieus durch Beschaffung, etc.). Dem illegalen Handel würde dadurch ausserdem seine Lebensgrundlage entzogen werden und die Gelder, die in die hoffnungslose Verfolgung von Konsumierenden gesteckt wird, könnten in die Bereitstellung effektiverer Aufklärung und prophylaktischer Massnahmen gesteckt werden. 

Dieser Vorschlag ist natürlich nicht an allen Stellen komplett wasserdicht und müsste auf jeden Fall äusserst sorgfältig ausgearbeitet werden. Ich denke aber, es ist klar ersichtlich, dass der Drogenkrieg, der zur Zeit geführt wird, auf verlorenem Posten steht. Tatsächliche Verbesserung konnte im In- und Ausland in der Geschichte stets nur durch die Einführung liberalerer Massnahmen erzeugt werden. 

Erstmal danke für den gut geschriebenen und differenzierten Post! Bin grösstenteils damit einverstanden und greife mal - ohne spezifischen Bezug zu Basel - ein paar Punkte zur Diskussion raus. Habe der Übersicht halber deinen Absätzen Nummerierungen gegeben, die ich in meinem Post aufnehme. (und ja mir ist klar, dass du die genannten Positionen nicht unbedingt verteidigst, sondern nach Gründen für das veränderte Konsumverhalten suchst).

1. Geht mir ähnlich, gehöre noch knapp zu den Millennials (obwohl mich diese Generationenbezeichnungen nicht gänzlich überzeugen, aber das ist ein anderes Thema) und erlebe es ähnlich, dass der Konsum doch relativ salonfähig ist, allerdings erlebe ich es auch eher an "grösseren Feierveranstaltungen" wie du es nennst und mit einer gewissen Zurückhaltung was öffentlichen Konsum angeht (ist ja oft auch verboten, wohl nicht zuletzt aus rechtlichen Gründen für die Veranstalter). Zum Eskapismus habe ich gemischte Gefühle: Einerseits ist er für mich verständlich (ja die Weltlage ist beschissen), andererseits sehe ich darin auch ein überpessimistisches Weltbild, welches zynisch betrachtet aus meiner Sicht manchmal etwas als Ausrede dient (denn wann war die Weltlage schon nicht beschissen?). Vielleicht spielen hier auch die Informationsflut und die damit einhergehende zunehmende Unmöglichkeit die Augen vor der Weltlage zu verschliessen eine entscheidende Rolle.

2. Die Zunahme des Konsums ist nicht nur "gefühlt", sondern wird in den letzten Jahren immer wieder in Studien belegt (mag keine Suchen, aber ist immer wieder Thema in den Medien insbesondere bei Kokain habe ich es im Kopf). Die arbiträr gezogene Grenze zwischen Alkohol und anderen Substanzen zu kritisieren finde ich durchaus berechtigt. Allerdings dient auch dies oft als Vorwand um den eigenen Konsum zu rechtfertigen (in einer Art Whataboutismus) und gerade Kokain halte ich für eine enorm schädliche Droge (so ziemlich die schlimmste für's Herz und verwandelt oft Männer mit schlechtem Selbstwertgefühl in unsägliche Arschlöcher [bei Frauen beobachte ich dies weniger, aber ist nur eine unbelegte persönliche These von mir, dass Kokain bei Männern den Charakter noch eher versaut als bei Frauen], hinzu kommen noch die von dir genannten gesellschaftlichen Folgen durch Kriminalität in den Herkunfts- und Konsumländern). Speed ist ebenfalls alles andere als gesund für's Herz. MDMA ist stark neurotoxisch oder anders gesagt, kann bei übermässigem Konsum dumm machen. Psychedelika halte ich bei den meisten "gestandenen Persönlichkeiten" für relativ harmlos (körperlich), aber bergen halt doch je nach Individuum und Dosierung Gefahren für die Psyche. Man könnte noch x-fach weitere Beispiele bringen. Was ich damit sagen will ist, dass es für mich doch einige dieser nun weniger stigmatisierten Substanzen gibt, bei denen ich stark in Frage stellen würde, ob ich diese z.B. bei wöchentlichem Konsum für gesundheitlich unschädlicher (körperlich und psychisch) als Alkohol halten würde (je nach Droge gerade auch für Jugendliche, die halt von Natur aus eher gerne Drogen ausprobieren). Natürlich bleibt Alkohol aber eine sehr schädliche Droge.

3. Einverstanden.

4. Einverstanden.

5. und 6. Grundsätzlich einverstanden. Für mich stellt sich aber hier zumindest bei gewissen Substanzen die Frage wie man die kriminellen Milieus effektiv entmachten könnte, da sie aktuell das know-how und die Infrastruktur in diesem Business besitzen.

Brit
Erfahrener Benutzer
Beiträge: 240
Registriert: 04.12.2014, 00:49
Wohnort: Thun

Re: Drogen in Basel

Beitrag von Brit »

Faniella Diwani hat geschrieben: 19.08.2025, 19:04 Etwas hat sich sicher verändert, es ist die Bereitschaft leistungssteigernde Drogen zu schlucken um "seine Leistung" zu erbringen.
Dieser ganze Konsum ausserhalb der Nutzung als Genussmittel, den habe ich von früher nicht präsent. 
Ja, es gab Schmerzmittelabhängigkeiten, an "Mothers Little Helper" Valium hat die Roche gut verdient. Aber all die Koksnasen? LSD-Microdosing? Ritalin an der Uni vor Prüfungen? Ich hab das nicht in Erinnerung. Drogen waren Freizeitgestaltung, keine "Arbeitsnotwendigkeit". 

Sorry für Doppelposting, aber diese Drogen-Selbstoptimiererei geht mir irgendwie enorm auf den Sack. Aus meiner Sicht der Gipfel des Hardcore-Kapitalismus wenn man sogar Drogen nicht mehr zum Spass, sondern zur Effizienzmaximierung nutzt (oder missbraucht xD)  :o

cream
Benutzer
Beiträge: 43
Registriert: 24.05.2023, 15:24

Re: Drogen in Basel

Beitrag von cream »

Ich denke man sollte auch noch die konsumierten Drogen beachten, bzw. deren Zielgruppe und Wirkung.
Bei den "härteren" Drogen hat sich für mich der Konsum von MDMA, Opiaten mehr zu Kokain verändert.
Und gerade Kokskonsumenten leiden, wenn sie die Droge konsumiert haben, nicht wirklich an Bescheidenheit und
mangelndem Selbstbewusstsein. Ich denke deren leicht übersteigertes Ego lässt sich auch mit einer gewissen
Selbstverständlichkeit in der Oeffentlichkeit Linien ziehen.
Plump gesagt Leute auf Koks, welche sich für grossartig halten, kommen schon gar nicht auf die Idee etwas zu tun,
was nicht toll wäre. Im Gegensatz zu Konsumenten anderer Drogen, animieren sie auch andere viel öfters andere
ebensfalls Koks zu kosumieren. In meinen augen sind viele Kokser, aber nicht alle, bloss narzistische Loser, die dann
mal auf Koks endlich selbstbewusst in der Gruppe/ Gesellschaft auftreten können.

Dieses Alphatier-Gehabe erlebe ich bei MDMA und Opiat Konsumenten eigentlich nicht. Aber diese Drogen haben auch
eine andere Wirkung auf die Persönlichkeit. Diese Drogen entsprechen wohl eher dem Wunsch nach Flucht, wie es der
Kollege der Gen Z beschrieben hat. (Diesen Wunsch fand mal wohl nebenbei schon immer bei jeder Generation.)

Der zweite Grund für das offen oder nicht offen konsumieren dürfte das Stigamtisieren sein.
Opiate haben seit den 80igern und mit Extrembeispielen wie Platzspitz einen schlechten Ruf und stehen für Verelendung, sozialer Abstieg etc. Während Koks anfänglich als Droge der Reichen, Stars, der Manager und Banker ein viel zu gutes Image hat, absurderweise sogar mit Erfolg in Verbindung gebracht wird.
Ich vermute diese Umstände sind ein wesentlicher Grund weshalb gewisse Drogen nun relativ hemmumgslos auch öffentlicher konsumiert werden und andere weniger.

Benutzeravatar
Bierathlet
Erfahrener Benutzer
Beiträge: 3427
Registriert: 25.11.2013, 17:42
Wohnort: 4058

Re: Drogen in Basel

Beitrag von Bierathlet »

Elduderinho86 hat geschrieben: 19.08.2025, 08:47
Bierathlet hat geschrieben: 19.08.2025, 08:38
Elduderinho86 hat geschrieben: 18.08.2025, 12:51  

Ich hole deinen interessanten Beitrag aus dem Basel-Thread gleich mal hier in den Faden :)

Verstehe ich das richtig, dass du am Bebbi sim Jazz niemanden hast Bahnen ziehen sehen, sondern "nur" auf dem Heimweg? Darf ich fragen, wo dich dein Heimweg durch die Stadt geführt hat? Ich kenne das so gar nicht, weil ich so gut wie immer mit dem Velo heimfahre.

Ich habe lange niemanden mehr konsumieren sehen (5 Jahre), bis dann am letzten Greenfield ein mir Unbekannter ein Säckchen ausgepackt hat. Vor 2020 sah ich das öfter, weil ich viel auf Parties war und mich auch in fragwürdigeren Kreisen bewegt habe. Wobei es dort nicht öffentlich öffentlich war, sondern eher versteckt passiert ist.
Danke :)

Also in dem Getummel wäre es mir zumindest nicht aufgefallen :D
Als wir runterliefen sahen wir die erste Gruppe am Barfüsserplatz (wollten da zum Abschluss selber noch eine Kräuterflöte geniessen) gemütlich auf dem erhöhten Bänkli sitzen wie sie sich die Lines vorbereitet haben (und natürlich habe ich diese Gruppe gekannt und wurde direkt gefragt ob wir uns nicht dazu setzen möchten HORROR), die nächsten standen dann einfach mal so an der Theatertramstation und machten alles ready auf dem Bänkli, scheissegal was wie wo wer da vorbei ging.

Von 2016 bis 2020 sah ich es auch eher an Parties und eher versteckt.
Aber irgendwie hab ich das Gefühl seit 1-2 Jahren ändert sich das.
 

Musste nachfragen, weil das halt so gar nicht zu Bebbi sim Jazz gepasst hätte :D

Ok das ist schon krass so öffentlich. Könnte ich niemals machen. Nur schon, weil in Basel an jeder Ecke jemand ist, den man kennt. Am Schluss bekomme ich noch einen Anruf von meinen Eltern "BIERATHLET SIT WENN KOKSISCH DU???"

Und die Konsumenten waren eher jünger?

Elduderinho86
Erfahrener Benutzer
Beiträge: 431
Registriert: 29.01.2025, 14:36

Re: Drogen in Basel

Beitrag von Elduderinho86 »

Bierathlet hat geschrieben: 20.08.2025, 08:55
Elduderinho86 hat geschrieben: 19.08.2025, 08:47

Musste nachfragen, weil das halt so gar nicht zu Bebbi sim Jazz gepasst hätte :D

Ok das ist schon krass so öffentlich. Könnte ich niemals machen. Nur schon, weil in Basel an jeder Ecke jemand ist, den man kennt. Am Schluss bekomme ich noch einen Anruf von meinen Eltern "BIERATHLET SIT WENN KOKSISCH DU???"

Und die Konsumenten waren eher jünger?

Ich vermute schon eher jünger, ausser die Truppe die wir kannten, da hatte es ähnliche Altersgenossen dabei.

Wir haben das ganze auch gestern nochmals besprochen und vergleiche zu früher, als ich selber noch konsumierte, gezogen. 
Und ja, es war allg bekannt das ich das mache, trotzdem wäre es mir nie in den Sinn gekommen das so in aller Öffentlichkeit zu machen. 
Und wir sind am Ende wieder zum selben gekommen - dass das früher einiges diskreter zu und her ging ^^
Basel - mir sind das was die Fründin macht - Ai Szene

Benutzeravatar
fcbblog.ch
Erfahrener Benutzer
Beiträge: 2837
Registriert: 04.06.2017, 13:14

Re: Drogen in Basel

Beitrag von fcbblog.ch »

Coks und crack isch schuld. Wenn man seine Junkies im Quartier vom Sehen/Betteln her kannte, und nicht mit Scheuklappen durchs Leben geht konnte man die Crack Welle vor 2-3 Jahren sehr schön beobachten.

Waren wie ausgewechselt plötzlich, völlig rastlos. Dazu auch viele neue junge Gesichter in den Grüppchen am Bahnhof usw.

Problem ist, die meisten schauen lieber weg statt hin, wenn sie in ihrer Sucht wieder mal Leute beelenden.

Benutzeravatar
Taratonga
Erfahrener Benutzer
Beiträge: 5944
Registriert: 08.12.2004, 10:01
Wohnort: BE

Re: Drogen in Basel

Beitrag von Taratonga »

So ziemlich das Erste was ich im www sah, als es neu war:

https://m.youtube.com/watch?v=KcR3bY39V ... cm9nZW4%3D

Elduderinho86
Erfahrener Benutzer
Beiträge: 431
Registriert: 29.01.2025, 14:36

Re: Drogen in Basel

Beitrag von Elduderinho86 »



Passend zum Thema.
Allg. der Kanal ist absolut empfehlenswert. 
Basel - mir sind das was die Fründin macht - Ai Szene

Antworten