fcbblog.ch hat geschrieben: 04.01.2023, 21:17@Lälle, sorry aber das ist mir zu ausufernd auf alle Argumente nochmals einzugehen. Ich probier es nochmals mit etwas weniger Polemik.
Grundsätzlich bin ich der Meinung es soll immer dem geholfen werden der es am meisten braucht. Ich sehe aber wohl einfach den Bedarf eher bei den jungen Familien.
Bezüglich Individualbesteuerung, kommt meiner Familie das sogar entgegen, weil wir ziemlich genau gleich viel verdienen und beide Teilzeit arbeiten können. Ich gebe also dort das Brot gerne für die schwächsten der Gesellschaft, nämlich die Kinder (und ganz grundsätzlich ist immer das Gegenteil der FDP zu stimmen und anzustreben ein guter Kompass für eine sinnvolle Sozialpolitik)
Es gibt viele junge Familien, denen man helfen sollte. Aber anhand welcher Kriterien? Soll man aus Prinzip
allen jungen Familien, also von der humveefahrenden Jungfamilie aus dem Geldadel, über die Büezer Jungfamilie, bis hin zu der Workingpoor Jungfamilie einfach den gleichen Batzen in die Hand drücken, weil sie das Kriterium «Junge Familie» erfüllen?
fcbblog.ch hat geschrieben: 04.01.2023, 21:17Ich finde Individualbesteuerung unfair gegenüber Familien, die sich dafür entscheiden die Kinderbetreuung selbst übernehmen zu wollen und ähnlich viel verdienen.
Dann muss ein Partner das Einkommen für beide (bzw. alle Haushaltsmitglieder) erzielen. Warum soll das bestraft werden? Es sind zwei bzw. eben sogar mehr Menschen abhängig von diesem Einkommen, durch die fehlenden PK Beiträge müsste dieses eine Einkommen sogar noch höher sein. Das ist im Normalfall auch mit enorm viel Verzicht verbunden.
Warum bestraft? Du kommst ja gut weg mit der Individualbesteuerung. Ich gehe davon aus, dass du Einverdienerhaushalte meintest. Die fehlenden PK Beiträge sind ein eigenständiges Problem, welches Folge der fehlenden Berücksichtigung der Care-Arbeit ist. Dieses sollte man unbedingt
auch angehen, aber halt über die PK, statt an anderer Stelle ihre Auswirkungen zu kompensieren.
fcbblog.ch hat geschrieben: 04.01.2023, 21:17Bezüglich Kita ist es so, dass man am meisten Beiträge erhält je höher das Arbeitspensum der Eltern von 100% entfernt ist. Ein System das Anreize für Eltern schafft möglichst wenig Zeit mit ihren Kindern zu verbringen und stattdessen irgendeinem Dumpfbackenjob in "der Wirtschaft" nachzugehen finde ich zutiefst asozial - gegenüber den Kindern.
Nur die Arbeitszeit zu betrachten, ist sicherlich kein guter Ansatz. Denn je nach Vermögen und Gehalt, kann man sich von 200% kaum und von 0% Arbeitszeit locker eine Familiengründung leisten. Wenn externe Kinderbetreuung gratis wäre, so «erhält» niemand etwas, der seine Kinder abgibt. Der Anreiz wäre also nur da, wenn man a) Geld scheffeln oder b) seine Kinder nicht sehen will. Mein Menschenbild sagt mir aber, dass der Wunsch die eigenen Kinder zu sehen überwiegen würde, sobald die Versorgung der Familie sichergestellt ist.
fcbblog.ch hat geschrieben: 04.01.2023, 21:17Der Gruppe am Menschen die am meisten von Armut (im Sinne von materiellen Entbehrungen) betroffen ist:
https://www.bfs.admin.ch/bfs/de/home/st ... 84156.html
Du wirst vermutlich monieren, dass am häufigsten Kinder in Einelternhaushalten betroffen sind. Nun auch diese waren in den allermeisten Fällen eben mal ein Zwei Eltern Haushalt und Beziehungen zerbrechen nicht selten, weil der Druck, auch wirtschaftlich zu gross wird.
Der Schweizerische Durchschnitt der materiellen Entbehrung liegt bei 4,3%. Paare mit Kindern sind durchgehend unterhalb der durchschnittlichen Entbehrung.
Welche Gruppen liegen darüber und welche darunter?
Über einer Quote von 7% liegen zB: Ausländerinnen, Ausländer, niedriger Bildungsstand (Obligatorische Schule), Arbeitslose, übrige Erwerbslose (die nicht Rentner sind), Einelternhaushalte, Mieter, geringe Einkommen, das Tessin und die Nordwestschweiz.
Es läge doch auf der Hand, zuerst denen zu helfen, welche
die wesentlichen Kriterien abdecken und zu schauen, wie sich das auf die Quoten auswirkt, statt zuerst jenen zu helfen, die
nur einige Kriterien abdecken. Es macht doch beispielsweise auch keinen Sinn Expats zu helfen, nur weil sie in die Kategorien Ausländer:innen, Mieter, Einelternhaushalt und Region Nordwestschweiz fallen? Wenn sie in Punkto Einkommen, Bildungsstand, Erwerbstätigkeit deutlich unter der Durchschnittsquote der materiellen Entbehrung liegen. Für mich ist das Einkommen DAS wesentliche Kriterium für materielle Entbehrung. Bei einem verfügbaren Äquivalenzeinkommen von über 44'555 CHF/Jahr sinkt die materielle Entbehrung drastisch. Familien haben durch nicht erwerbstätige Kinder einen schwierigeren Stand, diesen Wert zu erreichen. Mir scheint es aber sinnvoller, die Familien zu unterstützen, die unter diesem Wert liegen, als einfach aus Prinzip alle Familien zu unterstützen, egal wie hoch darüber sie auch liegen mögen.
Schweizer erdulden unterdurchschnittlich materielle Entbehrungen, daher zieht das Argument «wirtschaftlicher Druck» nur bedingt, aber viel stärker bei den Ausländerpaaren (zweithöchste absolute Scheidungszahl), welche überdurchschnittliche materielle Entbehrungen erdulden.
BFS
Persönlich halte ich thematische (nicht sprachliche) Kommunikationsprobleme für den grössten Trennungsgrund. Wenn beide Partner Probleme (auch finanzielle) ruhig besprechen und somit lösen oder akzeptieren können – ohne in Polemik (Streit) abzudriften, hält die Beziehung. Streiten beide (Polemik) oder schweigen beide (Ignorieren) zu den gleichen Problemen, aber erdulden den Streit / die Probleme, weil sie an anderer Stelle genug Motivation für die Beziehung ziehen können, hält die Beziehung auch. Beziehungen scheitern erst, wenn Beziehungsmotivation lauthals streitend oder stillschweigend aufgebraucht wurde und unter Null gefallen ist, weil sie ungenügend kompensiert werden konnte. Ich kann dies nicht belegen, aber es erscheint mir naheliegend.
fcbblog.ch hat geschrieben: 04.01.2023, 21:17Was die hier ausbleibende Kritik an den Rechten angeht. Von rechts und burgerlich erwarte ich mir dahingehend nichts. Allerhöchstens teilweise Kompromissbereitschaft der CVP. Bei den Linken habe ich noch Hoffnung.
Was die Interpretation der Daten aus den Wohnstatistiken angeht.
Wie erklärst du dir den Rückgang von über 10qm pro Kopf bei 4-Zimmer Neubauwohnungen 2021 vs. 2012, wenn nicht damit dass Familien enger wohnen. Sind in all diese Neubauten 3er Wgs eingezogen, während 2012 nur Single Paare in die Vierzimmer Wohnungen gingen?
Nein. Darüber, dass Wohnraum allgemein teurer wurde und Familien schon immer das Nachsehen hatten (weniger Einkommen pro Kopf). Die allgemeine Abnahme der Einkommen betrifft somit Familien stärker, auch was die Wohnlage angeht. Betrachtet man nur die Neubauwohnungen, kann dies auch auf einen Trend von Architektur und Stadtplanung zurückzuführen sein, der dem gestiegenen Anspruch auf Wohnraum entgegenwirken will und einem höheren Ausbaustandard. Dass dabei vielleicht am falschen Ort der Hebel angesetzt wurde, würde ich überhaupt nicht bestreiten. Ich bestreite nur deine Verallgemeinerung.
fcbblog.ch hat geschrieben: 04.01.2023, 21:17Für mich zeigt dieser Trend, dass Familienwohnungen massiv kleiner wurden und es von den Familien wohl oder übel akzeptiert werden musste. Denn wirklich günstiger sind diese Neubauwohnungen gegenüber 2012 trotz der fehlenden qm nicht, soviel Expertise mag ich mir nach gut 2,5 jähriger Wohnungssuche nach einer Familienwohnung in BS herausnehmen.
Die Wohnung müssen nicht zwingend kleiner geworden sein, sondern könnten auch von mehr Personen genutzt werden als früher. Deine ursprüngliche Behauptung, dass die Wohnfläche pro Kopf abgenommen hat, lässt sich immer noch nicht belegen. Nur für wen das nicht gilt und diesen Punkt habe ich dir nie abgestritten. Nur deine Verallgemeinerungen, dass es die Schuld der «Alten», der «Expats» oder der «Linken» wäre, habe ich bestritten. Wenn ich eine verallgemeinernde Ursache für dieses Problem benennen müsste, wäre es das Auseinandergehen der Vermögensschere. Also dass sich wenige Menschen mehr leisten können. Oder nicht?
fcbblog.ch hat geschrieben: 04.01.2023, 21:17Ich wähle ja links aber halt frustriert, mich musst du nicht überzeugen, dass ich den Grossteil der von kir angesprochenen Misstände bürgerlich-rechtskapitalistischen Prinzipien zu Verdanken habe.
Das freut mich. Ich versuche dich aber davon zu überzeugen, dass die bürgerlich-rechtskapitalistischen Prinzipien eher noch zunehmen werden, wenn man in ihren Chor einstimmt und mit ihrer Polemik gegen Links wettert. Ich sehe die grösste Wahrscheinlichkeit, den bürgerlich-rechtskapitalistischen Trend zu stoppen, wenn die Diskussion sachlich und nicht aufgeheizt geführt wird. Etwas, das die Populisten ja unter allen Umständen zu vermeiden suchen.
fcbblog.ch hat geschrieben: 04.01.2023, 21:17
Mich stört, wie einfach es die Linke den Rechten und Bürgerlichen macht, weil sie taktisch unfähig ist und den falschen Themen zu grosse Präsenz gibt. Bei wichtigen Themen für den Wähler, wie Migration aber komplett die Augen vor allem Negativen verschliesst und einfach eine Anti-SVP Position vertritt.
Mich auch, habe ich dir ja als Kommunikationsproblem geschildert. Aber gerade die 99% Initiative war ja voll gegen die bürgerlich-rechtskapitalistischen Prinzipien gerichtet. Im Faden
Volksabstimmung vom 26. September 2021 hast du zB extrem viel Energie dafür aufgewendet, warum die Rechte und Vorteile der Ehe nicht allen offen stehen sollten, aber kein einziges Votum für die 99% Initiative abgegeben. Nicht mal ein mürrisches «War längst überfällig, dass sich die Linken endlich mal um ihre Hauptaufgabe kümmern.»
fcbblog.ch hat geschrieben: 04.01.2023, 21:17Wie z.B. bei der Vollverschleierung - dort haben selbst die blinden Rassistenhühner der SVP mal ein Korn gefunden. Die blinden SP-Hühner haben das aber nicht gemerkt und waren plötzlich aus einer Anti-SVP Haltung heraus im Dissens mit durchs Band allen progressiven Vertretern von "Demokratischen Werten" mit muslimischem Hintergrund. Dafür im Bett mit den Salafisten von Lies usw. Situationskomik pur.
Auch dort wieder. Augen verschliessen, statt die Schwächsten der Gesellschaft schützen. Nämlich in diesem Fall die muslimischen Töchter der Schweiz. Diese zahlen nämlich zuerst den Preis dafür, wenn die radikalen Islamisten hier Fuss fassen - kann man in DE und FR an den Schulen schön beobachten.
Währenddessen werden linke Hühner aber dazu schön die Fresse halten, und statt dessen die gläserne Decken anprangern, weil sie mit 40 noch nicht in den alte Säcke Verwaltungsratsgremien mit den 70 jährigen Mannen sitzen

. Ja ich weiss, polemisch, aber im Prinzip halt leider wahr.
Ich verstehe, dass du einigen Linken vorwirfst, auf die Taktiken von Rechts hereinzufallen und sich zu verzetteln. Aber frag dich mal selbst, inwiefern du nicht auch auf ihre Taktiken (Teile und herrsche) hereingefallen bist, wenn du ihre Anti-Links Kommunikation übernimmst und dir davon versprichst, dass sich die Linken nur durch eine «reinigende» Niederlage bessern kann.
fcbblog.ch hat geschrieben: 04.01.2023, 21:17Ach ja und zu deinem Beispiel mit dem hungernden Kind. Natürlich würde ich dem hungernden Kind das Brot geben.
Freut mich.
fcbblog.ch hat geschrieben: 04.01.2023, 21:17Aber das Beispiel ist unvollständig. Es ist doch eher so, dass neben mir noch ein enormerer Fettsack in einem Hummer auf einer Wagenladung voller Brote hockt, der mir sagt "Hey pass auf, der Junge will dein Brot", während er dem hungernden Jungen erzählt "Hey, wegen dem Typen hier hast du kein Brot"... Villeicht steht neben mir noch Björn-Malte, der könnte sich zwar 5-6 Brote leisten, ernährt sich aber klimaneutral nur noch von Matchakuchen und sagt mir: "Gib dem Kind endlich dein Brot du alter, weisser Rassist“.
Schade, bis hier hin konntest du die Polemik weitestgehend verkneifen und die Diskussion war angenehm. Nur soviel. Den Humveefahrer hast du mMn gut getroffen. Deine Beschreibung von Björn-Malte lässt mich hingegen vermuten, dass der Hummveefahrer dir nicht nur bezüglich dem Jungen, sondern auch einen Floh über Björn-Malte ins Ohr gesetzt hat. Versuche Björn-Malte doch mal als Verbündeten zu sehen.
Fazit:
fcbblog.ch hat geschrieben: 04.01.2023, 21:17
So ich glaube es macht eigentlich keinen Sinn gross weiter zu diskutieren. Wir sind uns im Kern der Sache einig oder? Es braucht mehr klassisch sozialdemokratische Poitik. Nur wie der Weg dorthin aussieht und ob die heutigen Linken diese Werte noch stark genug vertreten, darin unterscheiden sich unsere Ansichten scheinbar.
Im Prinzip schon. Ich sehe dass sich unsere Visionen einer gerechten und lebenswerten Schweiz grösstenteils überschneiden. Der grösste Widerspruch liegt eigentlich nur im Weg dorthin.
Ich denke, der Meinungsaustausch hat stattgefunden und ich würde ihn auch für beendet erklären können. Danke dafür, dass du deine Sprache gemässigt hast.
Edit: Korrekturen bei Scheidungen