BFJ hat geschrieben: 16.08.2021, 08:09
Ich habe drei Fragen zu der Vorlage "Ehe für alle":
1. Was ist daran fortschrittlich, wenn ein Kind ohne seinen Vater oder ohne seine Mutter aufwächst?
2. Bei der Samenspende für Lesben wächst das Kind bei zwei Frauen auf und darf seinen Vater (Samenspender) erst mit 18 Jahren kennenlernen. Er kann die Kontaktaufnahme jedoch verweigern. Ist das korrekt?
3. Die Leihmutterschaft ist bei dieser Vorlage noch nicht vorgesehen. Es sind jedoch Vorstösse im Parlament hängig, welche die Einführung der Leihmutterschaft fordern, da ansonsten die Schwulen gegenüber den Lesben benachteiligt werden. Wie könnte so eine Leihmutterschaft aussehen? Wächst das Kind dann bei zwei Männern auf und kann die (Leih-)Mutter erst mit 18 Jahren kennenlernen? Wird die Leihmutter für die Strapazen der neunmonatigen Schwangerschaft finanziell entschädigt?
Besten Dank für eure Präzisierungen.
Vielleicht kann ich hier auch noch einige Einsichten geben:
1. Das Argument der Kinder wird gerne ins Feld geführt und hat auch eine gewisse Relevanz. Jedoch wird von der Gegnerschaft hier gerne argumentiert dass ein Kind Vater und Mutter benötigt. Es gibt aber keinen wissenschaftlichen Ansatz für diese Argumentation. Was aber ein Ansatz bietet ist, dass ein Kind grundsätzlich 2 Elternteile benötigt. Vereinfacht gesagt, gleichen 2 Menschen die Fehler des jeweiligen andern aus und bewirken damit ein sozial stabiles Umfeld. Wenn es so sehr um die Kinder ginge, dann müsste man ein anderes Familienmodell ändern, nämlich dies der Alleinerziehenden. Unabhängig vom Land, dem gesellschaftlichen Status oder der Bildung haben Kinder aus alleinerziehenden Haushalten die grössten Nachteile. Wäre es demnach zum Schutz der Kinder nicht sinnvoll, alleinerziehenden Eltern die Kinder wegzunehmen? Natürlich nicht. Ich zweifle hier einfach die intelektuelle Ehrlichkeit der Gegenerschaft an.
2. Ist es korrekt, dass dies bei heterosexuellen Paaren auch so geregelt ist? Auch hier wir auf der Basis der Homosexualität eine Argumentation geführt welche durchaus gesamtgesellschaftlich geführt gehört.
3. Ich bin grundsätzlich gegen eine Leihmutterschaft. Nicht etwa aus traditionellen oder religiösen Gründen sondern weil eine solche Zulassung eine Plethora an Probleme eröffnet. Hier einige Beispiele:
3a: Darf ein Leihmuttervertrag die Lebensführung der Leihmutter beeinträchtigen? Kein Rauchen und Trinken ist ja noch verständlich. Was aber wenn ein solcher Vertrag z.B. das Recht einschränkt in den Ausgang zu gehen, Freunde zu treffen?
3b: Bisher ist die Mutter (also der Mensch der das Kind austrägt) automatisch als Mutter anerkannt. Was passiert wenn eine Leihmutter das Kind auf einmal behalten möchte? Wann nimmt man einer Leihmutter das Kind weg? Wie wirkt sich so etwas auf die psychische Gesundheit der Leihmutter aus (Wochenbettdepression z.B.)?
3c: Falls das Kind z.B. an Trisomie 21 (Down-Syndrom) oder anderen Geburtsleiden leidet. Dürfen die Auftraggeber dann fordern, dass das Kind abgetrieben wird? Wie wäre das durchsetzbar? Wer müsste das Kind nach der Geburt aufziehen?
Du siehst, dass Thema "Leihmutter" führt zu einer Menge Praxisproblemen. Aber wie du bereits korrekt ausgeführt hast, ist das nicht das Thema. By the way ist es auch kein Homo-Thema, Christiano Ronaldo hat auf Leihmütter zurückgegriffen. Also ist das ein gesellschaftliches Problem. Auch hier wird veruscht, dieses gesamtgesellschaftliche Thema auf dem Rücken der Homosexuellen auszutragen. Auch hier fehlt mir die intelektuelle Ehrlichkeit der Gegnerschaft.
Und zum Schluss noch was ganz grunsätzliches:
Wir sind eine liberale Gesellschaft. Wir erlauben grundsätzlich alles und verbieten nur das, wofür es klare und nachvollziebare Gründe gibt. Unter diesem Grundsatz wird es schwierig zu argumentieren, warum ein Teil der Gesellschaft partout gewisse Rechte nicht haben darf. Gibt es weiterführende Argumente gegen eine Homo-Ehe welche nicht bereits für eine Hetero-Ehe gelten? Falls ja würde ich diese gerne hören, denn ich habe bisher keine gefunden.