Konter hat geschrieben:Die Vorstellung, dass Heusler ein anthroposophischer Held und Burgener ein eiskalter Kapitalist ist, scheint in der Tat sehr naiv zu sein. …
Ich stimme allem zu. Der folgende Teil richtet sich daher eher an jene, die Burgener aus Prinzip verteufeln, als an das, was du geschrieben hast.
Heusler war immer an den Menschen interessiert und konnte sie verstehen, darum auch zusammenführen und so den FCB aufblühen lassen. Oeri erkannte diese Fähigkeit und diesen Antrieb in ihm und vertraute ihm deshalb den FCB an. Weil sie sich sicher war, ihn in gute Hände zu übergeben.
Ich glaube auch nicht, je einen besseren Präsidenten für den FCB erleben zu dürfen. Darum schmerzt es ja so furchtbar.
Der eine fundamentale Makel in Heuslers Bilanz, den ich ansprach, ist aber genau das, was zu der aktuellen Situation führte.
Heusler suchte jemanden, der seine Werte vertreten
und den FCB kaufen konnte. Er hätte sich wahrscheinlich nicht für Burgener entschieden, wenn es ihm um den kompetentesten Nachfolger gegangen wäre. Und er hätte bestimmt an den Meistbietenden verkauft, wenn es ihm nur ums Geld gegangen wäre.
Eigentlich gibt es kaum einen geeigneteren Präsidenten für den FCB als Heusler. Dessen war er sich wahrscheinlich bewusst und das wussten wahrscheinlich auch die restlichen Leute der alten Führung. Sonst wäre es kaum zu dem kollektiven Rücktritt gekommen. Das erschwerte ihm ja die Suche nach einem Nachfolger so sehr. Denn eigentlich hätte er sich eingestehen müssen, dass er (seinem Herzen folgend) den FCB weiterführen müsste, bis er einen geeigneten Nachfolger finden oder aufbauen würde.
Es ist ja nicht so, dass es keine weiteren Herausforderungen gab. Dass der FCB in seiner Kostenstruktur heruntergefahren werden musste und dabei trotzdem erfolgreich bleiben sollte, war BH bewusst und es war eine Aufgabe, die er gewillt war in Angriff zu nehmen. Aber wenn trotz der redlichen Bemühungen, seine gute Arbeit nicht verstanden, kritisiert und sogar sabotiert wird, verliert auch ein geduldiger und verständnisvoller Mensch wie Heusler irgendwann einmal die Freude, Lust und Motivation weiter für den FCB zu arbeiten. Ich sehe in der Ablehnung gegenüber Fischer den Strohalm, den Heusler zum Einknicken brachte. Weil er sich nicht mehr zutraute, die überrissenen Ansprüche erfüllen zu können. Wie sollte er den FCB wieder auf kleineres Budget bringen können und die «Auflagen» der Fans erfüllen können, keine Spieler und Trainer mit Zürcher Vergangenheit zu beschäftigen? Bisher konnte er immer mit sportlichem Erfolg eine gewisse Kompromissbereitschaft der Mehrheit erzeugen. Aber die Causa Fischer zeigte, dass nicht mal Erfolg mehr reichen wird. All diese Ansprüche schufen kleine Gründe, sich mit einem Ausstiegsszenario zu beschäftigen.
Kann man seinem Herzen nicht mehr folgen, findet man auch die Gründe, die das rechtfertigen. Eine fette Abfindung war schon immer ein gutes Mittel, vom eigenen Gewissen abzulenken. Hätte er dieser Versuchung widerstanden, wären wir in einer ganz anderen Lage.
Er schuf mit dem angesprochenen Auswahlverfahren einen Widerspruch.
Einem Käufer wie Sarasin war es zu blöd, sich in einem Konzept mit den Werten des FCB auseinanderzusetzen. Er stieg aus. Andere, vielleicht besser geeignete Kandidaten wollten vielleicht wegen des Preises oder der Vorgabe ein Konzept einzureichen gar nicht erst einsteigen. Oder waren vielleicht der Ansicht, dass es nicht in Ordnung wäre, eine beseelte Institution wie ein Objekt verkaufen zu wollen.
Fakt ist, dass einzig Burgener verblieb.
Die Führungskompetenz war in diesem Auswahlverfahren aber kein wirkliches Thema, es ging neben dem Vermögen darum, ob sich jemand bereit erklärt, sich seine Werte auf die Fahne zu schreiben und glaubwürdig vor einem Gremium zu vertreten und diese von ihm abnicken zu lassen.
Das «Für immer Rotblau»-Konzept ist ja nichts anderes, als die in blumigen und verherrlichenden Worten ausformulierte Strategie, die schon unter Heusler verfolgt wurde. Aber indem Heusler es nicht grossartig als Konzept formulierte und veröffentlichte, konnte er sich daran orientieren, ohne dafür kritisiert zu werden, wenn er mal einen Spieler ohne Stallgeruch holte. Und grossartige Zeiten ermöglichen, als alles aufging. Ein Lippenbekenntnis zu einem Konzept, welches das Auswahlverfahren ja forderte, schränkt den Handlungsspielraum durch die vielen öffentlichen Diskussionen, die dadurch ausgelöst werden extrem ein, egal wie das Konzept gelautet hätte.
Was für Personen lassen sich also auf so einen Deal ein? Jemand, der genug von Kommunikation versteht, dass er das Ausmass begreifen würde, wohl nicht. Jemand der sich nicht vom Vorgänger diktieren lassen will, wie er einen Club zu führen hat, wohl auch nicht.
Das Verfahren begünstigt schlussendlich jemanden, der eigentlich gewillt ist, Werte zu vertreten, die man am Anfang bekannt gibt und es sich bieten lässt, diese veröffentlichen zu lassen, sich somit an sie ketten zu lassen, bevor man den FCB
kaufen darf.
Man darf sich nicht wundern, dass dieses Verfahren zu einem unsicheren Präsidenten führt.
Wenn man nun sieht, dass jemand keine eigene Vision hat, sondern vom Vorgänger abschreibt oder sich von einem Mitarbeiter des Vorgängers aufschreiben lässt. Wenn er diese Werte nicht selber verkörpern kann/will, sondern dazu auf Streller angewiesen ist (ob jetzt Burgener Streller gefunden hat oder umgekehrt, wie es Sarasin mal vermutet hat, spielt keine Rolle). Dann ist doch schon vor dem Verkauf klar, dass diese Person weder über gute Kommunikationsfähigkeit, noch genügend Selbstsicherheit und Vision verfügt.
Wie kann man da mit gutem Gewissen den FCB verkaufen?
Reicht die Begründung: Weil kein anderer sich auf diese Ausgangslage einlassen wollte?
Genau hier lag das Problem! Aber man liess sich von Strellers Charisma und den Verheissungen des Konzepts blenden und jetzt soll die andere Hälfte des Deals, der eingegangen wurde, dafür den Kopf herhalten, dass die Verheissungen nicht erfüllt werden konnten.
Aus dieser Lage kommen wir nicht mehr so schnell raus. Da kann man noch so laut gegen Burgener wettern, wie man will. Je undankbarer und lauter schimpfend wir Fans uns geben, desto geringer sind die Chancen, einen ideellen Käufer zu finden oder Burgener zu bewegen, den FCB seinerseits einer fähigen Person mit hohen Werten anzuvertrauen. Warum sollte sich jemand schimpfende Fans antun wollen oder was geben schimpfende Fans einem Burgener, damit er er jemandem so ein Geschenk anbietet, wie einst Gigi Oeri?
Im Prinzip lautet der Wunsch vieler, dass Burgener einen auf Gigi Oeri macht und einen Heusler findet oder eine Oeri mit Geld und guten Absichten auftaucht. Kein Wunder wurde auch immer wieder Fantastereien Federer genannt, weil da sehr viel Wunsch und Sehnsucht dahinter steckt und nur noch ein Wunder zu retten vermag. Aber ohne so eine/n Retter/in in Aussicht, sehe ich keinen Sinn darin, Burgener aus Prinzip zu verteufeln. Man kann sich über die Misswirtschaft, den Zickzackkurs, die Kommunikationsschwäche, etc. beschweren und berechtigte Kritik hinten und vorne anbringen.
Burgener ist zwar vermögend, aber auch ein armer Kerl. Ob er diese Grube sah oder nicht, weiss ich nicht. Zumindest war er der Ansicht, der Sache mit der Hilfe von Streller gewachsen zu sein, als er sich für den FCB entschied.
Konter hat geschrieben:… Jetzt unter Heri und Zbinden scheint sich das wieder zu verbessern, aber eine solide Führungscrew sehe ich nach wie vor nicht.
Die Einstellung und Haltung in diesem Satz gefällt mir sehr gut. Ich finde es sinnvoll, diesem bitteren Zustand ins Auge zu sehen und sich endlich daran zu gewöhnen. Wieder zu lernen, in kleinen Dinge Lichtblicke zu sehen. Weil das endlich wieder Aufstehen und Vorwärtsgehen heisst, nachdem man den Sturz akzeptiert hat. Diesen Fall können wir nicht einfach ungeschehen machen.