Mundharmonika hat geschrieben:Wir kennen solche Zahlenmoglereien auch im Fussball. So wurde und wird auch heute noch vielerorts eine Zuschauerzahl angegeben, die in Tat und Wahrheit der Anzahl verkaufter Tickets oder Saisonkarten entspricht. Auch diese Zahl geht in die Annalen ein, wird von der Allgemeinheit übernommen und die eigentlich falsche Zuschauerzahl wird irgendwann als Tatsache akzeptiert.
Musste jedesmal erwähnt werden, dass der FCB lange Zeit die effektiven Zuschauer kommunizierte und andere nicht, damit du sie einordnen konntest? Ist die Anzahl bezahlter Plätze eine buchhalterisch unbedeutende Zahl und nicht erfassenswert? Wem waren solche Zahlen wichtig, Grambi? Kam man ihm nicht mit rationalen Argumenten bei? Brauchte man die Unterstützung der Annalen, um seine Ignoranz zu überwinden? Haben denn harte Fakten genutzt, ihn zu überzeugen? Mir fällt beispielsweise seine Aussage ein, dass YB als erste Mannschaft im
ausverkauften Stade de Suisse gespielt hat, als er damit kontern wollte, dass Thun als erste Mannschaft die Rängen im SdS gefüllt hat. Er musste klein beigeben, als sich das von YB
ausverkaufte Stadion auf ein Spiel mit zur Eröffnung noch gesperrten Sitzplätzen bezog und ihm das unter die Nase gehalten wurde. Am harten Fakt «Ausverkauft» konnte er sich halten, erst der Kontext hat es relativiert.
Würde man von
Coronatoten sprechen, wäre dies so falsch, wie wenn man von
Zuschauern spricht. Man spricht aber von
Todesfällen. Also eine bedeutende und relevante Zahl und ein wichtiges Arbeitsinstrument, solange sie im richtigen Kontext gesehen wird, ähnlich wie bei den verkauften Plätzen. Ich weiss nicht, wie es bei den Fussballclubs ablief. Ob zuerst die Medien nach Zuschauerzahlen gefragt haben und dann mit den verkauften Plätzen abgespiesen wurden (aus manipulierenden Kalkül oder aus dem Umstand, die effektiven Zuschauer gar nicht erfasst zu haben, weil es für die Berechnung der Sicherheitskosten ausser in Basel nie relevant war) oder ob die Clubs von sich aus die verkauften Plätze den Medien als Zuschauerzahl unterjubeln wollten (mit der Absicht sich grösser und bedeutender darzustellen).
Wäre die effektive Zuschauerzahl erfassbar gewesen? Ja. Daher ist die Wahrscheinlichkeit zur Absicht oder Fahrlässigkeit viel höher einzustufen, als im Falle der Todeszahlen. Weil die Zahl der Coronatoten (welche du ja gerne sehen würdest) nicht erfassbar ist, respektive extrem abhängig von den definierenden Kriterien wäre und selbst diese Kriterien durch die individuelle Beurteilung verschiedener Pathologen stets anders ausfallen würde. Die Zahl der Coronatoten würde also immer relativ bleiben. Wie stellst du dir solche Kriterien denn bei einer neu auftretenden Erkrankung vor? Sollten diese nach jeweils neuestem Kenntnisstand angepasst werden und so einen Vergleich über den zeitlichen Verlauf oder zwischen den Ländern beinahe verunmöglichen, respektive nur mit einem enormen administrativen Aufwand nutzbar machen? Oder sollten die Zahlen nach jeder neuen Erkenntnis jeweils rückwirkend angepasst werden und so zu einem Auf und Ab führen, welches in der Folge nur noch mehr Verunsicherung generiert und Vertrauen schmälert?
Im Gegensatz dazu lässt sich die Zahl der anwesenden Zuschauer genauso objektiv erfassen, wie jene der verkauften Plätze. Die Entscheidung, sich auf die objektivere der beiden Zahlen festzulegen macht im Falle der
Todesfälle auch unabhängig eines Motivs Sinn. Das Wort ist nicht falsch, auch wenn aus dem Kontext heraus etwas anderes erwartbar wäre, als es darstellt. Dafür gibt es auch die Präzisierung und eine rationale Erklärung. Die
Zuschauerzahl ist dem Namen nach eindeutig. Wer bei der Auswahl von zwei objektiv erfassbaren Zahlen jene wählt, die nicht dem Namen entspricht, darf sich über die berechtigte Frage nach dem Motiv nicht wundern.
Du musst diese falsche Zuschauerzahl nicht akzeptieren. Ich werde sie wohl immer relativeren und du wahrscheinlich auch. Dein Argument wird nicht dadurch geschwächt, nur weil die Mehrheit glaubt, dass es effektive Zuschauer waren.
Mundharmonika hat geschrieben:Oje... Dein Prinzip ist es also, alles, was Dir von der Regierung und ihren Experten vorgetragen wird, zu schlucken und nie in Frage zu stellen?
Bestimmt nicht. Natürlich soll dies immer kritisch betrachtet werden. Würde das BAG etwas anderes, im totalen Widerspruch zur restlichen internationalen Forschung Stehendes behauptet, hätte ich allen Anlass ihm zu misstrauen. Aber wie gesagt, eine kritische Betrachtung erfordert Verständnis, Kontext und damit verbundenen Zeitaufwand, sonst bliebe es ein reines Bauchgefühl. Ich habe nur gesagt, dass es eine schwierige Position ist, einfach aus dem Recht zu misstrauen heraus zu argumentieren, sich aber nicht die Zeit nehmen zu wollen, den für sachliche Kritik erforderlichen Aufwand zu betreiben.
Mundharmonika hat geschrieben:Ich gehöre gewiss nicht zu den Verschwörungstheoretikern, halte Bill Gates auch nicht für das Übel der Welt und einen Alu-Hut trage ich auch keinen, aber ich höre mir neben der Meinung der Mainstream-Experten auch einmal Meinungen von Experten an, welche die ganze Situation weniger panikartig betrachten. Zudem leben in der unmittelbaren Nachbarschaft mehrere Krankenschwestern, mit denen ich mich regelmässig austausche.
Das du kein Verschwörungstheoretiker bist, weiss ich. Ich finde nur narrative Deduktion gefährlich, weil genau so Verschwörungstheorien funktionieren. Mich irritierte, dass du in einigen Punkten darauf zurückgegriffen hast. Denn eigentlich gehe ich davon aus, dass du diese nicht nötig hast. Es gibt genügend sachliche Argumente die Verhältnismässigkeit aus deiner Position in Frage zu stellen, was ich absolut begrüssen würde. Ich finde auch, dass verschiedene Meinungen gehört werden sollen. Aber ich bin der Ansicht, dass die Panik nicht eine Folge der Experten ist, sondern eher die Folge eines Unvermögens sich differenziert mit einer Sache auseinanderzusetzen. Und da würde ich Bildung, Werbung, Medien, mangelnde Zeit, polarisierende Politik, stete Ablenkung, etc. dafür verantwortlich machen.
Mundharmonika hat geschrieben:Mir scheint, dass eher Du es bist, der verunsichert ist, weil immer mehr zu Tage tritt, dass dieses Coronavirus vielleicht doch nicht ganz so dramatisch ist, wie Du es als selbsternannter Corona-Experte und Corona-Lobbyist dieses Forums seit Wochen darzustellen versuchst.
Wieso nimmst du an, dass ich das neue Coronavirus gerne dramatischer darstellen möchte, als es ist? Du wirst von mir ähnlich viele Posts finden, in denen ich dramatisierende Aussagen relativiere, wie verharmlosende. Das einzig Positive, was ich dieser Pandemie abgewinnen kann ist, dass Fragen welche bisher zu oft ignoriert und auf die lange Bank geschoben wurden, nun endlich auf den Tisch kommen und behandelt werden müssen, damit es wieder vorwärts gehen kann. Wie wollen wir leben? Wieviel Sicherheit wollen wir haben? Wieviel Risiko sind wir bereit einzugehen? Was ist uns wichtig und worauf können wir verzichten? Was sollen unsere Werte sein, an denen wir uns orientieren?
Ich habe ein neugieriges und wissbegieriges Naturell, lerne und verstehe gerne Dinge. Gerade zu Beginn habe ich festgestellt, dass ich dazu beitragen konnte, dass die Diskussion sachlicher verläuft, statt zu einem reinen Schlagabtausch der Standpunkte zu verkommen. Ein Corona-Lobbyist bin ich vielleicht aus deiner Perspektive. Aber wenn du beispielsweise meine Diskussionen mit Usern dir diametral gegenüberliegenden Positionen betrachtest, würde man mich aus deren Perspektive wohl eher als Corona-Verharmloser einordnen. Ist es nun meine Einschätzung der Pandemie, die meine Beiträge unbequem machen oder der Umstand, dass ich ständig eine differenzierte Sicht einfordere?