Nii hat geschrieben:Südkorea, ein Land mit 51 Mio. Einwohnern, hat es geschafft, die Verbreitung nach ca. 9000 Infektionen mehr oder weniger zu stoppen (weniger als 100 Neuinfektionen täglich) und das ohne Lockdowns und weitgehend ohne Schliessungen von Restaurants, Einkaufszentren, Schulen etc.
Die Schweiz mit nur 8 Mio. Einwohnern hat Südkorea bereits überholt was die Anzahl Infektionen anbelangt und eine Verlangsamung der Verbreitung des Virus is nicht abzusehen (1000-2000 Neuinfektionen täglich), und dass obwohl die Massnahmen der Regierung hier restriktiver sind.
Was machen wir falsch in der Schweiz und in Europa?
Definiere aus welcher Perspektive es falsch ist.
Aus Wikipedia
- Die Staatsanwaltschaft wurde aufgefordert gegen 12 Führer einer sektenähnlichen christlichen Gemeinde in Daegu Anklage wegen Mordes zu erheben. Dies, weil eine bereits fiebrige Anhängerin vier Gottesdienste besuchte. In der südkoreanischen Öffentlichkeit entlud sich viel Ärger; und eine Petition, die das Verbot der Shincheonji-Gemeinschaft forderte, sammelte bis zum 25. Februar 2020 mehr als eine halbe Million Unterstützerunterschriften.
- Mit der Ausweitung der Epidemie entschlossen sich etwa 180 Hochschulen und Universitäten in ganz Südkorea, den anstehenden Semesterbeginn zu verschieben. Etwa 80 % der Einrichtungen nahmen eine Verschiebung um zwei Wochen vor.
- Apps und Webseiten, die vor Orten warnen, an denen sich die Infizierten nachweislich (mit ihrem Smartphone) aufgehalten haben. Die Datenschutz-Rechtslage erlaubt der Regierung dort, die Telefonnummer der am Virus erkrankten Personen in Erfahrung zu bringen und auch die GPS-Daten auszuwerten und anonymisiert zu veröffentlichen.[16] Diese Verfahrensweisen, die dazu führen können, dass das Privatleben einzelner Personen in der Öffentlichkeit regelrecht exponiert wird, stießen auch auf Kritik. Zwar werden die Infizierten und deren Wohnadressen in den Warnmeldungen nicht namentlich genannt, jedoch war es in Einzelfällen wiederholt möglich aufgrund der Umstände die Identität aufzudecken.
- Die im internationalen Vergleich außerordentlich niedrige Letalität der Epidemie in Südkorea sei vorrangig auf die großflächige Testung von Risikopersonen zurückzuführen.
- Contact Tracing mit hohem Personalaufwand. (nicht in Wikipedia erwähnt).
In der öffentlichen Wahrnehmung wird die Pandemie sehr ernst genommen. Institutionen handeln richtig (Unis) oder spüren den Ärger der Bevölkerung (Glaubensgemeinschaft). Man schreckt nicht vor der Veröffentlichung von individuellen Bewegungsprofilen ab. Gezielte Testung der Risikogruppen. Wir wohl eine Kombination gewesen sein.
Falsch oder richtig hängt von der Werteperspektive ab. Rein epidemiologisch gesehen, lief in Südkorea vieles besser. Sehr gut finde ich das Mitdenken der Hochschulen und Unis, der Bevölkerung allgemein. Wir haben pro Kopf anscheinend ähnlich oder mehr Tests als Südkorea, wahrscheinlich habe sie diese effizienter eingesetzt. SK: Vorsorgliche Tests in der vulnerablen Gruppe / CH: Tests zur Bestätigung der Infektion. Contact Tracing haben wir anfangs auch gemacht, waren aber weniger effizient und konnten es weniger lange aufrecht halten. Wir hatten viele vereinzelte
Importeure. Südkorea hatte mehr Manpower dafür abgestellt, konnte auf die GPS Daten zurückgreifen und konnte sich auf einen einzigen riesigen Herd konzentrieren (weniger andere Importeure).
Was ich aber fragwürdig finde ist, dieses Sündenbock Definieren, die scharfe Verurteilung von Ansteckung (Anklage wegen Mord?), Datenschutz (veröffentlichen?). Diese Punkte finde ich von der Schweiz oder Europa besser gelöst.
Dass die SK Bevölkerung den Virus besser einschätzen konnte als wir und sich darum bereitwilliger Massnahmen annahm und umsetzte ist sicher ein Punkt. Was in SK sicher besser lief, ist ihr vorausschauendes Vorgehen, aber durch die Nähe zu den letzten grossen Krankheitsausbrüche, haben sie dort bestimmt mehr Erfahrung und Expertise aufgebaut.
Wir konnten den Virus schlecht einschätzen, sträubten uns gegen die Massnahmen. Auch das BAG wollte erst sicherstellen, dass es hier innerhalb der CH zu einer Ansteckung kam. Was angesichts des sonst übertriebenen Alarmismus der WHO (Schweine- oder Vogelgrippe) aber nicht wundert. Ja, wir wollten erst den Beweis, dass es eine Pandemie ist, hatten länger um daran zu glauben, aber ab da wurde aus meiner Sicht richtig gehandelt. Aber wer dem BAG hieraus einen Fehler konstruiert, ist Teil des Problem: Wenn man keine Fehler machen darf, braucht man erst den Beweis. Das gibt eine Zeitverzögerung.