Asselerade hat geschrieben:@ipforlive:
krass, wie sich das narrativ innerhalb von minuten verändert. vorher was von "auf grund der aktuellen situation" = kann auch sein, dass es keine gibt. jetzt "sobald wir die tickets in den händen halten, informieren wir" = es kommen 100% welche bzw sind schon auf dem weg zu uns
Eine kleine Korrektur zum Begriff Narrativ.
Die erste Meldung impliziert genauso wenig, dass das Spiel auf der Kippe steht, wie dass die zweite Meldung behaupten würde, dass Tickets auf dem Weg sind. Was man herauslesen könnte wäre Folgendes.
Aufgrund der aktuellen Situation können wir leider noch keine verbindliche Aussage über den Vorverkauf tätigen. Wir werden haben Ihre Mail abgelegt und werden Sie direkt informieren, sobald es in dieser Sache verlässliche Neuigkeiten gibt.
Der FCB hat noch keine Tickets. Ist sich auf Grund der aktuellen Lage nicht gewiss, ob Frankfurt ihrer Zusage nachkommen kann. Wird weiter informieren, sobald Gewissheit besteht (z.B. die Tickets da sind oder eine Massnahme verhängt wurde).
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Die Kurve hat auch noch keine Tickets, sondern wird die festgelegte Anzahl erst dann von uns erhalten, wenn wir diese seitens Frankfurt erhalten haben. Wie die Kurve mit dem Verkauf "Ihres" Kontingentes umgeht ist der Kurve überlassen, wir haben uns wie immer dazu entschieden, erst dann zu kommunizieren, wenn wir verlässliche Informationen (Preis, verfügbare Anzahl) besitzen.
Die Kurve hat weder Tickets noch eine versicherte Zusage zu deren Erhalt vom FCB bekommen. Man hat der Kurve aber ein Kontingent (verbindliche Anzahl) zugesichert, welches – unter der Bedingung, dass der FCB die Tickets von Frankfurt erhält – von Seiten des FCB an die Kurve weitergegeben wird. Der FCB hält sich an andere Standards als die Kurve, bevor er offiziell kommuniziert.
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Die Betonung in der ersten Meldung liegt auf der eigenen Ungewissheit (noch keine Tickets da). Dass die aktuelle Lage zu dieser Ungewissheit beiträgt ist der narrative Anteil. Die zweite Meldung stellt den geplanten Ablauf in den Vordergrund. Der narrative Anteil besteht darin, dass der FCB erst den Bären erlegen will, bevor er dessen Fell verkauft und es der Kurve freisteht, dies anders handzuhaben.
Die narrativen Anteile dienen aber nicht dazu, die sachlichen Kernaussagen zu stützen oder überhaupt erst plausibel scheinen zu lassen. Diese lautet in beiden Fällen: «Wir kommunizieren/versprechen/verkaufen erst, sobald wir Gewissheit haben und haben diese noch nicht.». Die narrativen Anteile versuchen eine Erklärung abzugeben, warum vielleicht die Tickets noch nicht auf der Geschäftsstelle eingetroffen sind oder warum sich die Kurve anders verhaltet, als der FCB.
Der FCB kommunizierte aus meiner Sicht nicht widersprüchlich hinsichtlich der Verfügbarkeit von Tickets oder der Durchführung des Spiels. Deine Interpretation der beiden Meldungen findet eine Veränderung in der Art der Kommunikation, welche eventuell einen Widerspruch zur Grundlage haben könnte. Da sich dieser Widerspruch aber meiner Ansicht nach nicht erhärten lässt, folgt dein Post einem Narrativ. Was ja an und für sich nichts Schlimmes ist. Wir erzählen die ganze Zeit Geschichten und dies ist unvermeidbar und absolut legitim. Aber es hilft, wenn man selbst realisiert, wann die eigene Interpretation der Dinge die eigene Geschichte nur ausschmückt oder erst ermöglicht.
Wenn die Geschichte mit anderer Interpretation der Dinge noch immer aufgeht, ist das Narrativ solide und man ist nicht darin gefangen, weil man loslassen kann, ohne dass es einstürzt. Fällt die Geschichte bei einer anderen möglichen Interpretation der Dinge auseinander, ist das Narrativ ziemlich wackelig. Hier kommt es dann darauf an, wie sehr man an dem Narrativ festhält oder sich davon lösen kann, um festzustellen, wie gefangen man darin ist.
Nur so als kleiner Exkurs in Sachen Narrativ.
