Peter1893 hat geschrieben:Also ich würde weiterhin klar dem widersprechen, dass unter Wicky "eine gute Entwicklung" zu sehen war. Für mich war das ein Fehlentscheid, der Mann war bei weitem nicht soweit, um einen FCB als Cheftrainer zu dienen können. Der hatte ja gerade mal nur 10 Monate U21 Erfahrung, davor U18. Viel zu wenig.
Es ist aber sicher auch immer so, dass halt alles von allem abhängt. Und wenn der damalige Konditionstrainer (wer war das eigentlich?) nicht genügte, und, wie ich meine, der Sportchef auch nicht, hatte er keine Chance. Als Koller kam, hat er SOFORT das Team stabilisiert, es kamen dann aber immer mal wieder Rückschläge, die Niederlage auf Limassol, das Desaster im Wankdorf und die Heimniederlage gegen den gleichen Gegner und einige weitere durchwachsene Resultate. Die Kondition hatte er bemängelt. Aber schon in der Rückrunde war er dann nur noch einen Punkt schlechter als YB.
Aber allein diese sofortige Besserung unter Koller deutet doch ganz klar hin, dass es vorher haperte und dass ein erfahrener Trainer eben Abhilfe schaffen konnte, wenn auch natürlich in jeder Hinsicht, da ja die Saisonvorbereitung passé war.
Ich stimme dir zu, dass der Wechsel von UF zu RW ein Fehlentscheid war. Würde die ganze Sache aber doch differenzierter betrachten.
Wicky hatte eine denkbar schlechte Ausgangslage. Darum war er auch zu diesem Zeitpunkt die «falsche» Besetzung.
- Unerfahrene Führung muss sich erst finden.
- Erfolgsverwöhnte Fans.
- Hohes strukturelles Defizit.
- Unerfahrener Sportchef.
- Überschätze Qualität der Mannschaft.
- Unpassend zusammengestellte Mannschaft.
- Schlechte Kommunikationsarbeit («Für immer Rot Blau Konzept» öffentlich machen).
- Konditionstrainer.
- etc.
Es war ein Fehler, all diese Erwartungen auf seine noch unerfahrenen Schultern zu laden. Die Führung hat die Steine auf dem Weg des Umbruchs übersehen oder unterschätzt. Angesichts dieser Ausgangslage hat er sich meiner Ansicht nach über meinen Erwartungen gehalten. Meine Erwartungen waren aber auch nicht an ein Tabellenplatzierung, Spielergebnisse oder an internationale Wettbewerbe geknüpft.
Dass Wicky mit 10 Monaten U21 Erfahrung nicht gleich Stabilität und Sicherheit bringen kann, hätte allen im Vornherein bewusst sein sollen. Zu was er aber trotz dieser geringen Erfahrung im Stande war, verdient meine Anerkennung. Und zu was er mit mehr als 12 Monaten Erfahrung in der 1. Mannschaft beim FCB fähig gewesen wäre, lässt sich nur erahnen und bleibt daher offen.
Die Führung hätte sich Wicky besser für später aufgespart. Aber nachdem sie ihn installiert haben, hätten sie die Konsequenzen auch mittragen müssen, auf die Gefahr hin, Verluste einzufahren und europäisch ein Jahr auszusetzen. Ohne dazu bereit zu sein, hätte man Wicky gar nicht erst installieren dürfen. So optimistisch wäre nicht mal ich gewesen.
Aber nur weil der Wechsel zu Koller aus einer kurzsichtigen Not erfolgte, muss man jetzt nicht auch Koller aus einer kurzsichtigen Not entlassen. Daher verstehe ich all meine Bemerkungen zu den Trainern nicht als Argumente gegen sie, sondern als Abwägung von Vor- und Nachteilen dieser unterschiedlichen Trainertypen.
Die Führung muss erst wissen, wieviel Risiko sie einzugehen bereit ist, wie sie auf diese Situationen regieren kann und soll sich erst aus dieser Erkenntnis überlegen, wo im Spektrum von Entwicklung/Stagnation, resp. Risiko/Sicherheit der Trainer für den FCB der Zukunft sein soll. Dann kann man schauen, ob sich ein Koller in diese Richtung entwickeln kann oder wann der Zeitpunkt eingetreten ist, wo man ihm diese Entwicklung nicht mehr zutraut und sich nach einem neuen umsehen, der schon näher an der Wunschvorgabe anfängt. Dabei sollte man aber sicherstellen, dass die Reibungen beim Wechsel aufgefangen werden und die Bedingungen für den Neuen laufend verbessert werden.
Den topmodernen, dynamischen Jungtrainer mit der Berufserfahrung eines alten Seebären und entsprechendem Leistungsausweis gibt es nicht. Und falls doch, wird ihn sich der FCB kaum leisten können. Die Illusion ist ähnlich wie bei einer Stellenausschreibung. Wichtiger ist es, zu wissen, welche Mankos in der Entwicklung von der Einstellung bis zum Wunschkandidaten man auffangen, kompensieren und durch lehren beheben kann. Was es dazu für eigenen Aufwand braucht und wie man die geringere Performance in der Lernphase auffängt.
Die andere Variante ist, dass man auf den seriösen erfahrenen Kandidaten setzt. Dieser kostet in der Regel mehr und will tendenziell auch routiniertere Spieler, welche mehr kosten. Er wird sich selber weniger entwickeln, weil er bereits Routine hat und Lösungswege kennt. Das bringt mehr Sicherheit. Aber mit den geringeren Ausschlägen nach unten, bringen solche Mitarbeiter auch seltener Innovation, Feuer und neue Ideen in die Bude. Wenn sie sich nicht weiterbilden, können sie ja nach Branche bald zur Last fallen. Das ist eine gangbare Strategie. Der Gefahr, dass man als Club nicht mit der Entwicklung im Fussball nachkommt, begegnet man mit dem nächsten routinierten Trainer. Dies kostet aber auf lange Sicht mehr. Bringt zwar mehr Sicherheit und planbareren Erfolg, kann diesen aber auch nicht garantieren.
Das sind nur Tendenzen. Selbstverständlich gibt es in beiden Lagern Ausnahmen, Idioten und Genies.