Konter hat geschrieben:
Die Diskussion ist aber sehr alt, mind. hundert Jahre, seit dem es den Deutschweizer Sprachverein gibt. Vor allem nach dem 2. WK gab es eine Gruppierung, die sich für eine eigene alemannische Sprache ausgesprochen hat, um sich von den deutschen abzugrenzen (etwa so wie das Niederländische). Da war es aber schon viel zu spät. Die Schweiz hat es verpasst, im Rahmen der grossen Standardisierung im Deutschen ab dem 17. Jahrhundert eine eigene Standardisierung durchzumachen (Kantönligeischt und so), so wie es die Preussen bereits damals in Norddeutschland gemacht haben. Einerseits hat dies mitunter zum Erhalt unserer DIalekte geführt, andereseits hat man dann für die Standardsprache mehrheitlich alles aus dem norddeutschen Raum (und somit keine alemanischer Dialektraum) übernommen. In der Schweiz hat es bestenfalls für eine eigene Standardvarietät mit Helvetismen (bspw. parkieren statt parken) gereicht, die aber klar zur deutschen Sprache gehört.
interessanter gedanke! wieso die schweizerische standardsprache von den deutschländischen konstruktionen gefärbt ist, liegt auf der hand (ähnlich ist es in österreich): das phänomen nennt man asymmetrische plurizentrizität: in einem sprachraum mit mehreren standardvarietäten (z.b deutsch, französisch, spanisch, englisch, arabisch, chinesisch) gibt es immer eine dominierende varietät. bei uns ist es auf grund der grösse des landes, der anzahl verlags- und medienhäuser natürlich deutschland. das "deutschländische" wort sahne ist auf grund der medialen und gesellschaftlichen verbreitung, es gibt mehr personen die "sahne" als wort benützen usw, viel verbreiteter als z.B. nidel oder oberst oder auch rahm. ist ganz logisch - und spielt natürlich mit ein, wieso wir als deutschschweizer ein inferioritätsbewusstsein gegenüber der eigenen standardsprache haben (zumindest ein wenig): die deutschländischen formen dienen uns als modell, sie sind vorbild, sie sind so wie wir gerne deutsch sprechen würden..und das spielt vielleicht nochmals mit rein, dass wir standarddeutsch z.t als fremdsprache wahrnehmen, weil die kluft zwischen eigenen ansprüchen (sprechen und schreiben wie die deutschen) und der realität (morphologisch, usw) zu gross ist und wir die sprache als etwas "schweres" empfinden, oder zumindest nicht als muttersprache.
um den bogen zu schliessen (und darum finde ich dein gedanke interessant): dies könnte dazu geführt haben, dass die dialekte gestärkt wurden! habe ich mir so bisher noch nicht überlegt! danke
by the way: dieses phänomen der asymmetrischen plurizentrizität hat natürlich auch bei der entwicklung der deutschen standardsprache mitgespielt. einfacher gedanke: wäre luther aus Bayern und nicht aus Niedersachsen bzw Sachsen-Anhalt gekommen und hätte die bibel von latein in den bayrischen dialekt übersetzt, so wäre die deutschländische standardvarietät heute eine ganz andere