Die Abgabe wurde mit dem Gesetz aber auch nicht neu eingefuehrt sondern gesenkt. Ja, die Aenderung ist, dass sie heute jeder Haushalt zahlt und nicht nur ein Haushalt, der TV, Radio, Smartphone, oder Internetanschluss hat... aber dass man die Praesenz eines solchen Geraetes mittels "Kontrollen" zeigen sollte, ist ja auch laecherlich heute. Die 3 Haushalte in der Schweiz, die keine dieser Geraete haben, geben einer Billag doch keine Daseinsberechtigung.Somnium hat geschrieben:Guckst und zählst du und finde das Ständemehr:
https://www.srf.ch/news/schweiz/abstimm ... angenommen
Steuervorlagen brauchen Volks- und Ständemehr. Ist so.
Darum ist die "No Billag" Initiative ja auch schon falsch benannt: die Billag und ihre Kontrolleure gibt es nicht mehr.
Man kann immer ueber neue Finanzierungsmoeglichkeiten diskutieren. Man koennte ja auch eine Steuer auf Spotify, Netflix und aehnliche Dienste erheben, wie auch auf den Internetanschluss und das Handy Abo, und so ein oeffentliches Fernsehen finanzieren. Oder man macht es ueber die allgemeine Bundeskasse. Oder auf x anderen Wegen, die womoeglich besser waeren als eine Haushaltsabgabe -- aber auch nur, wenn die Unabhaengigkeit der SRG vom Parlament nicht tangiert wird. Ich will kein Fernsehen, dass den Parlamentariern nicht zu sehr auf die Finger schauen darf, weil sonst die Gelder gekuerzt werden. Das ist in unserem jetztigen System nicht moeglich, was doch auch einen Wert haben muss.Und Soriak, das ausgerechnet du dich für eine asoziale Haushaltssteuer und Flattax einsetzt, für Fernsehkonsum, das ist erstaunlich.
Wie dem auch sei: die Initiative verunmoeglicht alle Finanzierungsformen und zieht einen Strich unter dem oeffentlich-finanzieren Fernsehen. Dann geht es eben nur noch ueber Werbeeinnahmen... und dann hat ein SRF die gleichen Anreize wie RTL und Pro7: man macht eben nur noch die Sendungen, die genuegend Zuschauer haben, um sich selbst zu finanzieren. Das Unternehmen kann man so wohl (geschrumpft) weiterfuehren... aber warum auch? Die ganze Daseinsberechtigung ist doch eben, dass man sich auf Journalismus und Information spezialiseren kann, auch wenn sich das finanziell nicht lohnt.
Ich bin allgemein ein Verfechter einer privaten Marktwirtschaft und von Wettbewerb. Dies, weil ich ueberzeugt bin, dass es die Nachfrage der Menschen besser als andere Wirtschaftsformen deckt. Aber ich bin gleich ueberzeugt, dass dies bei Nachrichten nunmal nicht funktioniert.
Wenn mein grosser Werbesponsor die Credit Suisse ist, dann ueberlege ich mir zweimal, kritische Berichte auszustrahlen. Oder nimm dir als Beispiel die "Debatten" im US Wahlkampf: die Fragen sind laecherlich und es ist genau geregelt, wann man den anderen Kandidaten "direkt" ansprechen darf. Warum machen die Fernsehstationen mit? Genau: wegen dem Wettbewerb. Die TV Sender konkurrieren miteinander ueber die Uebertragungsrechte und wer durch seine Befragung den Kandidaten schaden koennte (gerade in den primaries), der erhaelt den Zuschlag nicht.
Siehe z.B. dieses (theoretische) Papier von zwei (sehr renomierten) Oekonomen der Harvard University: The Market for News.
Fazit: Wettbewerb fuehrt zu tieferen Preisen, nicht aber zu besseren Informationen. Im Gegenteil: die Medien teilen sich die Leserschaft und vertreten extremere Positionen; der Mitte entgehen die Konsumenten. Am Ende hat man die beruechtigten "zwei Amerikas," in denen man sich nicht einmal mehr ueber grundlegende Fakten einig sein kann. So kann eine Demokratie einfach nicht funktionieren.We investigate the market for news under two assumptions: that readers hold beliefs
which they like to see confirmed, and that newspapers can slant stories toward these
beliefs. We show that, on the topics where readers share common beliefs, one should
not expect accuracy even from competitive media: competition results in lower
prices, but common slanting toward reader biases. On topics where reader beliefs
diverge (such as politically divisive issues), however, newspapers segment the
market and slant toward extreme positions
Damit will ich nicht sagen, dass die SRG perfekt ist oder man sich nicht Gedanken ueber das Programm machen koennte und sollte. Aber diese Initiative traegt ueberhaupt nichts zu diesem Diskurs bei. Sie schafft einen quasi-Privatsender, der die Entkoppelung vom Werbemarkt verliert und nun eben marktorientiert handeln muss.
Wenn mir eine Folge vom Bachelor 100,000 Zuschauer im Alter von 18-30 bringt, dann sind die nunmal mehr Wert als die 100,000 Zuschauer der Arena im Alter von 40-55 (nur so als Beispiel). Dass die Buerger bei einere Abstimmung dann schlechter informiert sind, kuemmert ein marktorientiertes Medienunternehmen eben nicht. Aber mangelnde Information unter Entscheidungstraegern (also Stimmbuerger) kann enorme Kosten fuer das Land und die Volkswirtschaft haben. Darum haben wir alle auch ein Interesse daran, serioese Berichterstattung zu haben. Auch wenn diese fuer den Sender nicht direkt von kommerziellem Nutzen ist.