Sean Lionn hat geschrieben:Kannst du das bitte ausführen/begründen?
Ehrlich gesagt weiss ich nicht wo ich hier anfangen soll. Aber ich wage mal den Versuch. Zuerst mal ein paar Zahlen:
Subventionen des Bundes (Quelle:
https://www.efv.admin.ch/efv/de/home/themen/finanzpolitik_grundlagen/subv_subvueberpruef.html)
- Im Jahr waren dies 2'802 Millionen CHF an Direktzahlungen (Position 4 nach AHV, Bahninfrastruktur und IV).
- Roundabout kommen 60% des Einkommens der Landwirtschaft von Staat (in Neuseeland sind es z.B. 0.7%, ist aber ein anderes Thema und nicht unbedingt vergleichbar).
- Anteil der Landwirtschaft (primärer W-Sektor) an der Bruttowerschöpfung war im 2015 0.7% (oder 4'256 Millionen CHF)
- Beschäftigte 2016 153'359 (4'920'774 in Sektor Sekündär und Tertiär Stand (Q4/2016)
=> Schlussfolgerung: Sehr hohe Kosten für vergleichsweise wenig Ertrag. Des weiteren gäbe es noch ein paar "lustige" Beispiele, was genau mit Direktzahlungen subventioniert wird. Klar wird gerne und auch richtigerweise darauf hingewiesen, das nebst den harten Fakten der Bauernstand in der Schweiz weitere Dienstleistungen, seien dies Wahrung der Kultur und Tradition oder auch Erhaltung der Landschaft, erbringt. Wie und zu welchen Kosten diese Dienstleistungen andersartig erbracht werden können lassen wir hier mal weg, da scheiden sich die Geister und je nach Lobbyorganisation divergieren diese Zahlen massiv.
Was aber diese Planwirtschaft komplett verhindert ist die Innovation. So haben vor ca. 10 Jahren einige Bauern im Wallis ihre Rebsorten umgestellt, da diese nicht mehr erträglich waren. Die Kosten dafür wurden selbst getragen. 2 Jahre später gab es dafür einen Topf, andere Weinbauern zogen "subventioniert" nach. Diejenigen die bereits aus marktwirtschaftlichen Gedanken heraus früher umgestellt hatten bekamen nichts. Ein verheerendes Signal.
Es geht nicht darum, im Jahr 2020 sämtliche Subventionen abzuschaffen, es geht darum Stück für Stück die Subventionen zu eliminieren und keinesfalls neue zu bewilligen. In einer Übergangsphase könnte man Subventionen umverteilen, sprich trotzdem neues Subventionieren aber nur, wenn etwas anderes wegfällt, also Netto nicht mehr dazu kommt.
Als Beispiel dient das vergleichbare Österreich. Auch dort wurde der Markt nach und nach liberalisiert. Das war schmerzhaft und speziell in den Bergregionen anfangs ein Problem. Aber es hatte zur Folge, dass dieser ganze Sektor endlich wirtschaftlich Denken musste und Österreich heute z.B. einen der höchsten %-Sätze an BIO-Produktionsbetrieben aufweist, also Qualität produziert nicht Quantität. Aktuell hat die Landwirtschaft eine Bruttowertschöpfung von 1.3% (Schweiz 0.7%) Österreich hat ca. 692 Millionen € an Direktzahlungen pro Jahr ausgeschüttet (Zeitraum 2014 bis 2016). Das Totale Budget umfasst für den Zeitraum 2014-2020 4'850 Millionen €, also ca. das was die Schweiz in 2 Jahren ausgibt (je nachdem welcher Wechselkurs genommen wird).
Fazit:
Langfristig wird es wohl kaum ganz ohne Subventionen gehen. Aber es müssen insgesamt weniger werden. Weiter muss die Innovation gefördert werden. Weiche Faktoren wie Erhaltung der Kultur und Tradition muss andersweitig stattfinden, der Bauernzmorge am 1. August und die Schwingfeste allenthalben sind durch Sponsoring auch selbsttragen im marktwirtschftlichen Sinne. Solche Initiative wie obenstehende schiessen vollkommen ab Ziel vorbei. Händeringend suchen wir nach Lösungen für die AHV, die IV die Infrastruktur und schmeissen gleichzeitig das Geld mit beiden Händen für einen Wirtschaftssektor zum Fenster raus, der weniger als 1% der Gesamtleistung ausmacht. Im Einzelfall (oder am Anfang auch flächendeckend) wird die Reduzierung der Subventionen Existenzen und Bauernhöfe vernichten. Nur ist das bei Metzgereien und Bäckereien (pro Woche geht eine Metzg, 1 Bäcker zu) auch der Fall und kein Schwein interessierts. Im Prinzip ist die Subventioniererei eigentlich eine "Klientelleistung" der SVP und CVP zugunsten ihrer Wählerbasis auf Kosten von uns allen.