Super Antwort, Aftershock. War gestern über den Artikel auf heise.de auch genervt, dank Dir kann ich mir einen eigenen Beitrag schenken, denn ganz dumm ist er in der Tat nicht, und eine qualifizierte Antwort kostet viel Zeit.Aftershock hat geschrieben:Naja, so lohnenswert war der jetzt auch wieder nicht. Zwar etwas intelligenter geschrieben als vieles sonst. Aber der Inhalt ist der selbe:
- den schwarzen Block gibt es nicht (wirklich)
- Autonom ist so viel mehr als der (nicht wirklich existenten) schwarzen Block
- Es ging ja gar nicht um persönliche Bereicherung bei den Plünderungen. Es ging um den Verstoss!
- Die Autonomen waren siegreich. Mehr Gewalt und Maskierte in den Medien als Putin, Erdogan und Trump
- Die können sich ja auch während der UNO Woche besprechen
- Die deutsche Finanz- und Wirtschaftspolitik ist böse
- Das ist eine Alternative zu angeblich alternativlosen Strukturen
- Chaos das die Polizei mutwillig geschaffen hat
- Die Protestler (Teilmenge der Bürger) zahlen schliesslich den Lohn der Polizei
- Die Medien berichten wieder mal sehr einseitig für die Polizei
Nimm diese Sätze, und mit ein paar wenigen Änderungen kannst du beinahe jede Demo beschreiben, die in Gewalt ausufert. Zumindest aus autonomer Sicht.
Aber ganz toll an dem Text finde ich folgende Passagen:
...spricht schon von "harten Strafen", wo doch gerechte auch genügen würden...
...In der harmonisierenden Friede-Freude-Eierkuchen-Gesellschaft, in der alle nur dasselbe wollen und dasselbe reden...
...dass einer fragt, ob es auch gut ist, dass 20 Staaten für "den freien Personenverkehr (Original: den Freihandel) " sind...
...Aber wie könnte ein solches "anderes Reden" aussehen? Man könnte versuchen, mit der womöglich unbequemen Einsicht zu beginnen, dass es "den Wutbürger (Original: den schwarzen Block)" nicht gibt. Der Begriff stammt von seinen Gegnern, was es gibt, sind Identitäre (Original: Autonome)....
...Man könnte zumindest versuchen, die Logik der Identitären (Original: Autonomen) zu verstehen. Verhalten nachzuvollziehen, heißt nicht, es zu billigen...
...Es handelt sich um Fundamentalopposition...
...Es handelt sich um ein kompromissloses "Nein" zu dem Common-Sense der Friede-Freude-Eierkuchen-Gesellschaft...
...Warum aber können sich unsere Machthaber mit dieser Fundamentalopposition nur auseinandersetzen, indem sie sie entweder pathologisieren ("kranke Hirne") oder kriminalisieren?...
...Warum erkennen sie nicht den Mut ihrer Gegner an, die Vitalität eines Protestes...
Es ist krass, mit der genau gleichen Argumentation kann man auch PEGIDA, die Identitären, baskische Untergrundorganisationen, die IRA, ISIS und selbst die NSU glorifizieren.
Und schaut man sich mal den Redner der 1. Mai Demo von 1913 an (Quelle:http://www.tagblattzuerich.ch/aktuell/gut-zu-wissen/gut-zu-wissen-detail/article/die-zuercher-linke-und-ihr-genosse-mussolini.html) sieht man, dass der Faschismus und der Sozialismus nicht besonders weit auseinander liegen.
In einem Punkt widerspreche ich Dir: Die Identitären sind eben nicht so wie die Autonomen. Sie verfügen nicht über rechtsfreie Rückzugsräume, die ihnen ja von der Politik in Hamburg und Berlin (woanders wohl auch, aber weiss ich nicht so genau) und von ihnen ging noch nicht ein einziges Mal Gewalt ausgeübt. Die einzigen Gesetzesübertretungen, die sie machen, sind, dass sie mal Transparente aufhängen, wo sie nicht dürfen, etwa einem türkischen Konsulat. Macht ja Greenpeace ja auch, ohne allzu fest kritisiert zu werden (ausser, sie stören einen FCB Match

Mein Forumspartner hat vor Jahren mit Martin Sellner, dem exponiertesten der Identitären Bewegung gechattet, als er noch nicht so bekannt war. Hier seine heutige Einschätzung:
http://geschichte-forum.forums.ag/t1145 ... nale#12704Ich sehe Martin Sellner auf YouTube recht gerne, seine Analysen überzeugen mich fast immer.
Er gilt als "altright" oder "Neurechter". Er wird von den öffentlich-rechtlichen als verkappter Nazi
dargestellt. Ich habe früher, als Martin noch nicht so populär war wie heute, einige Male mit ihm gechattet.
Er sagt ganz klar, daß er als Teenager zunächst eine kurze linke Phase durchlaufen hat und danach einige Jahre
in der Neonaziszene aktiv war. Von beiden distanziert er sich heute - für mich glaubhaft.
Die Bewegung, die er angehört heißt "Identitäre" und ist seinerzeit in Frankreich entstanden.
Ich habe auch schon viele Videos von Martin Sellner angehört - ein hochintelligenter Junger Mann, durchaus humorvoll, wie er da auf die mitunter sehr plumpe GEZ-finanzierte Propaganda reagiert. So gab es einen Tatort mit den "Kongruenten" (unschwer als "Identitäre" erkennbar) mit sehr unglaubwürdigen Szenen, ebenso eine Dokumentarsendung mit einem unglaubllich dummen "Erklärnazi", wo einfach zusammengefasst eigentlich jeder Rechte ein Nazi ist.
Auch von Pegida geht keine Gewalt aus, deshalb sollte man sie nicht mit den Autonomen gleichsetzen, sondern mit Greenpeace u.ä..
Hier wurde auch gesagt, dass Rechtsextremen Asylheime anzünden - solche gibt es sicher auch, aber in vielen Fällen zünden die Asylanten selbst diese Gebäude an: https://www.polizei.bayern.de/oberbayer ... tml/263868
Und noch was zur Lage der Polizei in Deutschland: Dass für viele Beamte die Schmerzgrenz und Zumutbarkeit der Belastung schon lange überschritten ist, kann man der Tatsache ablesen, dass in Deutschland die Anzahl Überstunden mehrere Millionen pro Jahr erreicht - würde man sie abbauen, hätte man 13 000 Stellen mehr! das entspricht fast dem Kontingent, das da in Hamburg eingesetzt wurde.
Solche Stunden entstehen in hohem Masse dank den Kulturbereicherern. Wegen absoluten Lappalien eskalieren Konflikte, etwa wegen einem Kinderwagenplatz in einem Bus https://www.welt.de/vermischtes/article ... l#Comments Es genügt weder gutes Zureden, noch die Worte eines einzelnen Beamten, es müssen immer Hundertschaften anrücken. Das trägt kräftig zur Überlastung bei. Höhere Kosten, weniger Sicherheit, und das nur, weil unserer Kulturkreis anderen hier ein Schutz bieten möchte...