Die EU scheitert an ihren eigenen Zielen. Angefangen als lose "Interessensgesellschaft" ist es nun ein Bürokratiemoloch in welchem sich die Kommissäre selbst verwirklichen wollen. Und die EU scheitert kläglich an den Kernthemen. Von der Eurozone mal zu schweigen.Konter hat geschrieben:Lusti, danke für deine ausführliche Antwort. In einem Satz hast du den Nagel im Grunde auf den Punkt getroffen.
Das stimmt ganz sicherlich. Vor allem wenn die Art der Politik demokratische Strukturen aufweist, während dies bei der Wirtschaft nicht der Fall ist. Einerseits hinkt sie hinterher, andererseits, arbeiten die Vertreter der kapitalistischen Globalisierung auch daran, dass dieser Vorsprung so bestehen bleibt und eine politisch/ demokratische Globalisierung nicht als Korrektiv wirken kann. Bestes Beispiel: die EU. Während die europäische Integration in den 60-80er Jahren versuchte eine politische und wirtschaftliche Union zu sein, hat sie sich seit Maastricht zunehmends von Ersterem entfernt.
Man gibt sich ja gerne staatsmännisch oder gleich weltmännisch. Die Linke der Schweiz hat seit den 90ern sowieso die Prämisse: Mehr Staat, mehr Kontrolle. Da passt die EU natürlich sauber rein. Was sie nicht begreift ist: Gemeinde - Kanton - Bund. Unser Land wird von unten nach oben regiert nicht umgekehrt.Konter hat geschrieben:Daher kann ich auch nicht verstehen, warum Linke in der Schweiz unbedingt in die EU wollen. Heute geht es global agierenden Wirtschaftsvertretern vor allem darum, internationale freie Märkte zu kreieren, wo sie freier aber daher auch potenziell ungerechter agieren können. Und genau das ist die EU.
Dein Idealismus in Ehren. Aber du unterschlägst hier auch die Hauptstärken des Kapitalismus. Und auch jedes andere System, egal wie es ausgestaltet ist, bietet Raum für Missbrauch. Auch auch in diesem Systemen wird die Politik als Korrektiv Einfluss nehmen müssen. Im Idealfall ist es so, dass sich die Systeme im Kräftegleichgewicht befinden und dieses Kräftegleichgewicht ist aktuell unausgeglichen. Ich finde den Kapitalismus nicht fehleranfälliger als z.B. den Sozialismus. Dieser zeichnet sich in der Realität ja gerne als geradezu inflationär korrupt aus. Der Kapitalismus als soziale Marktwirtschaft eingebettet in eine funktionierende Demokratie ist in der Geschichte ungeschlagen.Konter hat geschrieben:Und sorry ganz ohne idealtistische Bemerkung geht es bei mir halt doch nicht:
Vielleicht ist es eine Utopie (ich bin auch der Meinung, dass der Realsozialismus versagt hat), aber schlussendlich habe ich nicht Lust, dass die Politk ständig als Korrektiv des fehleranfälligen Kapitalismus eingreifen muss und dabei häufig das Nachsehen hat. Und dabei geht es nicht nur um Sozialpolitik sondern auch um die Umweltpolitik.
Ich zitiere dazu immer wieder Benjamin Franklin: "Ein Volk das seine Freiheit zugunsten der Sicherheit aufgibt, wird am Ende beides verlieren."Konter hat geschrieben:Aufgrund der Terrordebatte ist die Schweiz bereit Freiheiten in der Privatsphäre aufzugeben, zum vermeintlichen Wohl der Allgemeinheit. Es ist mir persönlich ein Rätsel, weshalb gerade die Aufgabe dieser Freiheit zu mehr Sicherheit führen soll, gehen doch für mich aktuell die grössten Gefahren von dem Klimawandel und dem starken Wohlstandsgefälle weltweit aus. Und da kann ich nur Sean Lionn und SubComandante beipflichten. Unsere heutigen Massenmedien sind eine Schande für eine aufgeklärte Gesellschaft und leisten ganze Arbeit daran, ein Narrativ zu bedienen, welches sich am Besten verkauft, statt die vierte Gewalt im Staat zu sein.
Das Problem ist doch, das kein Politiker das sagt, was eigentlich Tatsache ist: Es werden Menschen sterben! Dies ist der Preis einer freien Gesellschaft! Wenn man aber die Bedrohungen mal ganz faktisch nach deren Schadensausmass eingliedert, so ist der Terror kein Rasseneliminierer. Der Klimawandel schon, den bezahlen wir als Rasse Mensch insgesamt. Auch das Wohlstansgefälle tut insgesamt kaum weh, ist aber unangenehm.
Zu den Massenmedien: Ich mag die Ausdrücke Lügenpresse und Mainstream nicht unbedingt (hast du auch nicht erwähnt) da sie meiner Meinung nach einfach auch ideologisch verbrannt sind. Es gibt auch heute noch guten, soliden, investigativen Journalismus. Nur ist dieser halt nicht Entertainment und seichte Sonntagabendunterhaltung. Wir im Westen sind mittlerweile so Fett, so träge und faul geworden, dass man uns bereits unterhalten muss. Man sollte eigentlich meinen, dass nach der Maslow Pyramide bei uns alle Grundbedürfnisse sichergestellt sind und wir uns der Selbstverwirklichung widmen können. Der Westler 2.0 versteht darunter aber wohl eher ein Snapchap Account als sich um die Probleme der Welt zu kümmern. Sofaaktivisit halt. Die Medien bedienen nur das, was die Gesellschaft bereits ist.