US-Präsidentschaftswahl 2016

Der Rest...
Benutzeravatar
Master
Erfahrener Benutzer
Beiträge: 6040
Registriert: 11.12.2004, 17:40
Wohnort: 4054

Beitrag von Master »

ellesse hat geschrieben:Bei Hillary vergessen alle Medien was war... E-Mail-Affäre, Benghazi, Vertuschungsversuche etc.... während ihrer Zeit im State Department hat sie doch ganz klar Ihre Unfähigkeit bzw. Bösartigkeit zur Schau gestellt... Bernie, Rubio, Cruz, Trump... alle sind das kleinere Übel als Hillary.
Ärnschthaft? :o
"E-Mail-Affäre"...
Wenn du solche Dinge erwähnst und im gleichen Zug sagst, Trump sei das kleinere Übel und weniger Fähig, dann kann ich dich einfach nicht ernst nehmen, sorry.
Beckenpower hat geschrieben:Mir hän scho gwunne. Aber mir chönne no massiv gwünner.

rodolfo
Erfahrener Benutzer
Beiträge: 1169
Registriert: 18.11.2015, 13:23

Beitrag von rodolfo »

Kann mir einer genau erklären wie das mit den Wahlen der Superdelegierten läuft. Sollte Sanders die Vorwahlen gewinnen, wie kritisch wäre es, wenn Clinton nur wegen den Superdelegierten zur Kandidatin gemacht wird?

Soriak
Erfahrener Benutzer
Beiträge: 370
Registriert: 15.12.2004, 00:10
Wohnort: Boston

Beitrag von Soriak »

Trump erinnert mich irgendwie an Berlusconi...
rodolfo hat geschrieben:Kann mir einer genau erklären wie das mit den Wahlen der Superdelegierten läuft. Sollte Sanders die Vorwahlen gewinnen, wie kritisch wäre es, wenn Clinton nur wegen den Superdelegierten zur Kandidatin gemacht wird?
In den Vorwahlen werden Delegierte gewaehlt, die an der Versammlung dann offiziell den Kandidaten waehlen. Je nach Bundesstaat muessen die Delegierten fuer einen Kandidaten stimmen, oder sie koennen frei abstimmen, aber werden von dem Kandidaten gewaehlt. (Also Clinton's Kampagne waehlt Fritz Mueller und der darf frei abstimmen... aber er wurde gewaehlt, weil er sich aktiv fuer die Clinton Kampagne eingesetzt hat.) Ein "Stimmenmehr" im eigentlichen Sinne gibt es gar nicht. Bei den Republikanern hat Trump z.B. in einem Staat 35% der Stimmen erhalten, aber 100% der Delegierten.

Die Demokraten haben zusaetzlich eben diese "Super Delegates," die nicht direkt gewaehlt sind. Bei denen handelt es sich z.B. um Buergermeister, Leiter von lokalen Parteien und aehnlichem. Da sie nicht gebunden sind, koennen sie jederzeit ihre Stimme aendern. Anfangs 2008, z.B., hatte Clinton die meisten Superdelegierten am Anfang der Vorwahl, bis Obama mehr und mehr Abstimmungen zu gewinnen began. Dann haben diese Superdelegierten zu Obama gewechselt. Das wuerde bei Sanders wohl nicht anders werden, wenn er tatsaechlich besser abschneidet.

Die Vorwahlen sind nebenbei Partei-interne Angelegenheiten. Man darf sich das also nicht wie eine Wahl in 2 Runden vorstellen. Die Regeln legt also jede Partei selber fest.

Die Demokraten haben einige "Caucuses," die ziemlich wirrig sind. Die Leute einer Nachbarschaft treffen sich in einem Raum und stehen in verschiedenen Ecken, je nachdem, welchen Kandidaten sie unterstuetzen. Dann koennen sie miteinander diskutieren und versuchen, Leute auf ihre Seite zu bringen. Die Leute bringen dann auch Pizza und Snacks fuer "ihre" Gruppe und scheinbar war das auch schon genug, um ein paar zu einem anderen Kandidaten zu locken...

Das muss man sich also nicht wie eine richtige, nationale Wahl vorstellen. Viel eher entspricht dies z.B. einem Treffen einer Schweizer Partei, bei dem die Parolen fuer eine Wahl gefasst werden: man diskutiert zusammen und faellt einen Beschluss.

rodolfo
Erfahrener Benutzer
Beiträge: 1169
Registriert: 18.11.2015, 13:23

Beitrag von rodolfo »

Soriak hat geschrieben:Trump erinnert mich irgendwie an Berlusconi...


In den Vorwahlen werden Delegierte gewaehlt, die an der Versammlung dann offiziell den Kandidaten waehlen. Je nach Bundesstaat muessen die Delegierten fuer einen Kandidaten stimmen, oder sie koennen frei abstimmen, aber werden von dem Kandidaten gewaehlt. (Also Clinton's Kampagne waehlt Fritz Mueller und der darf frei abstimmen... aber er wurde gewaehlt, weil er sich aktiv fuer die Clinton Kampagne eingesetzt hat.) Ein "Stimmenmehr" im eigentlichen Sinne gibt es gar nicht. Bei den Republikanern hat Trump z.B. in einem Staat 35% der Stimmen erhalten, aber 100% der Delegierten.

Die Demokraten haben zusaetzlich eben diese "Super Delegates," die nicht direkt gewaehlt sind. Bei denen handelt es sich z.B. um Buergermeister, Leiter von lokalen Parteien und aehnlichem. Da sie nicht gebunden sind, koennen sie jederzeit ihre Stimme aendern. Anfangs 2008, z.B., hatte Clinton die meisten Superdelegierten am Anfang der Vorwahl, bis Obama mehr und mehr Abstimmungen zu gewinnen began. Dann haben diese Superdelegierten zu Obama gewechselt. Das wuerde bei Sanders wohl nicht anders werden, wenn er tatsaechlich besser abschneidet.

Die Vorwahlen sind nebenbei Partei-interne Angelegenheiten. Man darf sich das also nicht wie eine Wahl in 2 Runden vorstellen. Die Regeln legt also jede Partei selber fest.

Die Demokraten haben einige "Caucuses," die ziemlich wirrig sind. Die Leute einer Nachbarschaft treffen sich in einem Raum und stehen in verschiedenen Ecken, je nachdem, welchen Kandidaten sie unterstuetzen. Dann koennen sie miteinander diskutieren und versuchen, Leute auf ihre Seite zu bringen. Die Leute bringen dann auch Pizza und Snacks fuer "ihre" Gruppe und scheinbar war das auch schon genug, um ein paar zu einem anderen Kandidaten zu locken...

Das muss man sich also nicht wie eine richtige, nationale Wahl vorstellen. Viel eher entspricht dies z.B. einem Treffen einer Schweizer Partei, bei dem die Parolen fuer eine Wahl gefasst werden: man diskutiert zusammen und faellt einen Beschluss.
Jep das war mir schon klar im grossen und ganzen. Den markierten Teil habe ich mir so gedacht, war aber nicht mehr ganz sicher - Danke. Mir volkommen unverständlich weshalb viele unserer Medien die Vorwahl schon als entschieden ansehen. Sanders hat mehr Delegiertenstimmen als Obama gegen Clinton zum selben Zeitpunkt - und wenn man sieht aus welchen Umfragewerten er kommt, und dass die Staaten welche eher Pro Sanders eingestellt sein dürften grösstenteils erst noch kommen wird das wohl noch ein spannendes Rennen. Schwierig finde ich die Frage ob Clinton oder Sanders bessere Aussichten gegen Trump hätte. Wird auf alle Fälle mal ne sehr interessante Wahl.

Soriak
Erfahrener Benutzer
Beiträge: 370
Registriert: 15.12.2004, 00:10
Wohnort: Boston

Beitrag von Soriak »

rodolfo hat geschrieben:Sanders hat mehr Delegiertenstimmen als Obama gegen Clinton zum selben Zeitpunkt - und wenn man sieht aus welchen Umfragewerten er kommt, und dass die Staaten welche eher Pro Sanders eingestellt sein dürften grösstenteils erst noch kommen wird das wohl noch ein spannendes Rennen.
Vorbei sind die Vorwahlen natuerlich erst dann, wenn ein Kandidat (oder Kandidatin) die Mehrheit mit gewaehlten Delegierten erreicht und der Konkurrent aus dem Rennen ausscheidet. Aber allgemein ist Clinton schon ein klarer Favorit -- obwohl ich einen Praesidenten Sanders durchaus interessanter faende.

Wobei klar gesagt werden muss, dass seine detaillierten Plaene ziemlich schlecht sind. Sein Gesundheitsplan, z.B., rechnet mit einem Wirtschaftswachstum von 4.9% (die USA wachsen rund 2%) und der Tatsache, dass trotz allgemeiner KK ohne Selbstbehalt die Nachfrage nach medizinischen Leistungen nicht steigen wuerde. Oeffentliche Universitaeten sollen vollstaendig vom Staat finanziert werden... und das bedeutet, dass Professoren zu Lehrern werden, die 5 Kurse pro Semester unterrichten. An fuehrenden Unis unterrichten sie heute einen Kurs pro Semester, also ein Total von 3 Kontaktstunden. Die groesste Zeit wird in die Forschung investiert, was man nicht machen koennte, wenn man von den staatlichen Beitraegen leben muesste. Erst recht nicht an oeffentlichen Unis, die keine grossen Spenden erhalten. Als Konsequenz wuerde eine oeffentliche Ausbildung zwar einfacher zu bezahlen sein, waere aber auch nicht mehr so viel wert.

Benutzeravatar
SubComandante
Erfahrener Benutzer
Beiträge: 17631
Registriert: 07.12.2004, 08:55
Wohnort: Fig da Foz

Beitrag von SubComandante »

Jürgen Todenhöfer ist nicht so falsch...:

TRUMP GEGEN CLINTON? ARME USA!

Liebe Freunde, was stößt uns an Trump so ab?
Der Versuch, die USA für Muslime zu schließen. Seine Beleidigung mexikanischer Migranten als Drogenhändler, Kriminelle und Vergewaltiger. Dass er Waterboarding und andere Foltermethoden wieder einführen will. Dass er vulgär ist, ohne Respekt vor Frauen. Über Hillary Clinton sagt er: Wie kann sie glauben, die USA zufrieden zu stellen, wenn sie nicht einmal ihren Mann Bill befriedigen kann?

Was ist an Clinton so problematisch?
Dass sie begeistert für den Irakkrieg stimmte. Dass sie für den Bombenkrieg gegen Libyen warb und jubelnd ausrief: 'Wir kamen, sahen und er starb.' Dass sie Iran 'auslöschen' wollte, falls er Israel angriffe. Dass sie auch als Außenministerin meist Waffen der Diplomatie vorzog.

Was tun?

Trumps Rhetorik ist rassistisch bis faschistisch. Clintons bisherige Außenpolitik fast so rücksichtslos wie die von Bush. Notfalls müssen wir unser Verhältnis zu den USA neu definieren. Wir dürfen unter keinen Umständen Vasall der USA bleiben, wenn diese in die Rechtsradikalität abgleiten und ihre aggressive Kriegspolitik fortsetzen. Wir sollten überhaupt eine selbstbewusstere Außenpolitik machen. Ich bin gespannt, wieviel Selbstbewusstsein und Wertebewusstsein Deutschland und Europa noch besitzen. Euer JT

Soriak
Erfahrener Benutzer
Beiträge: 370
Registriert: 15.12.2004, 00:10
Wohnort: Boston

Beitrag von Soriak »

SubComandante hat geschrieben:Dass sie auch als Außenministerin meist Waffen der Diplomatie vorzog.
Der Praesident ist fuer die Aussenpolitik verantwortlich; die Aussenministerin setzt um.

Allerdings: Diplomatie mit einem Diktator, der chemische Waffen gegen die Zivilbevoelkerung einsaetzt und Staedte dem Erdboden gleich macht? Vielleicht bei einem Gespraech mit Kaffee und Kuchen?

Die Fuehrer von ISIS kann man vielleicht auch gleich einladen.
Wir dürfen unter keinen Umständen Vasall der USA bleiben, wenn diese in die Rechtsradikalität abgleiten und ihre aggressive Kriegspolitik fortsetzen. Wir sollten überhaupt eine selbstbewusstere Außenpolitik machen. Ich bin gespannt, wieviel Selbstbewusstsein und Wertebewusstsein Deutschland und Europa noch besitzen. Euer JT
In Deutschland brennen Asylheime und PEGIDA waechst. In Griechenland gibt es wieder Nazi Gruppierungen, die Jagd auf Einwanderer machen. Ungarn schafft die Pressefreiheit ab und versucht (mindestens) die Gerichte zu schwaechen. Die "Fluechtlingskrise" zeigt klar, dass es sehr viel Fremdenhass in Europa gibt. Dann doch schnell wieder etwas ablenken und den Blick auf die USA richten... viel einfacher, als selbstkritisch die eigenen Probleme zu loesen... :rolleyes:

Clinton als rechtsradikal zu bezeichnen zeugt nicht gerade von viel Fachwissen und -verstaendnis.

Benutzeravatar
Tsunami
Erfahrener Benutzer
Beiträge: 7528
Registriert: 09.01.2005, 18:32

Beitrag von Tsunami »

Es ist ja schon traurig, wenn die Republikaner keinen fähigen Kandidaten haben, der Trump in die Schranken weisen kann. Somit ebnen sie der Hillary den Weg ins Präsidentenamt... Offenbar haben auch die Demokraten niemanden Gescheiteres zu bieten. Schon wahnsinnig.

... wobei die Amerikaner ja keine Schweizer sind, welche fast immer klug entscheiden. Bei den Amis weiss man wirklich nie, wie sie wählen. Aber ein Trump? Hallo? Für mich schlicht unvorstellbar.

Benutzeravatar
Schambbediss
Erfahrener Benutzer
Beiträge: 11864
Registriert: 19.10.2015, 12:09

Beitrag von Schambbediss »

gseht momentan nid schlächt us für dr trump :eek:

Benutzeravatar
footbâle
Erfahrener Benutzer
Beiträge: 9513
Registriert: 18.12.2004, 10:45

Beitrag von footbâle »

Tsunami hat geschrieben: ... wobei die Amerikaner ja keine Schweizer sind, welche fast immer klug entscheiden. Bei den Amis weiss man wirklich nie, wie sie wählen. Aber ein Trump? Hallo? Für mich schlicht unvorstellbar.
Irren ist...
... amerikanisch.
Cheerie, how up, do Clown.

Benutzeravatar
Delgado
Erfahrener Benutzer
Beiträge: 4803
Registriert: 06.12.2004, 21:01

Beitrag von Delgado »

Tsunami hat geschrieben:Es ist ja schon traurig, wenn die Republikaner keinen fähigen Kandidaten haben, der Trump in die Schranken weisen kann. Somit ebnen sie der Hillary den Weg ins Präsidentenamt... Offenbar haben auch die Demokraten niemanden Gescheiteres zu bieten. Schon wahnsinnig.

... wobei die Amerikaner ja keine Schweizer sind, welche fast immer klug entscheiden. Bei den Amis weiss man wirklich nie, wie sie wählen. Aber ein Trump? Hallo? Für mich schlicht unvorstellbar.
Wobei Hillary zuerst einmal den Weg zur offiziellen Demokratischen Kandidatin schaffen muss...

Benutzeravatar
SubComandante
Erfahrener Benutzer
Beiträge: 17631
Registriert: 07.12.2004, 08:55
Wohnort: Fig da Foz

Beitrag von SubComandante »

Pro Charles Manson als Präsi.

Benutzeravatar
SubComandante
Erfahrener Benutzer
Beiträge: 17631
Registriert: 07.12.2004, 08:55
Wohnort: Fig da Foz

Beitrag von SubComandante »

Soriak hat geschrieben:Der Praesident ist fuer die Aussenpolitik verantwortlich; die Aussenministerin setzt um.

Allerdings: Diplomatie mit einem Diktator, der chemische Waffen gegen die Zivilbevoelkerung einsaetzt und Staedte dem Erdboden gleich macht? Vielleicht bei einem Gespraech mit Kaffee und Kuchen?

Die Fuehrer von ISIS kann man vielleicht auch gleich einladen.
Nun, über Jahrzehnte war Gaddafi ein gern gesehener Gast und Handlungspartner im Westen. Vielleicht ohne Kaffee und Kuchen, aber Diplomatie wäre der richtige Weg gewesen. Libyen ist ein Vielvölkerstaat. Wie auch Syrien und der Irak. Was geschieht, wenn in einem Vielvölkerstaat der Führer nicht mehr da ist - davon können wir auch in Europa ein Lied davon singen. Und es kam schrecklich heraus. Ich hoffe, wenigstens in der Syrien Frage besinnt man sich etwas und denkt daran, dass der grosse Teil der Rebellengruppen sehr islamisch geprägt sind. Assad hat letztlich sogar einen Journalisten aus Deutschland zum Gespräch eingeladen. Der Journie staunte. Schon bei einem Deutschen Parlamentarier muss man normalerweise die Fragen vorher vorlegen. Bei Assad nicht der Fall. Und danach wurde nichts zensiert. Vielleicht sollte man für einmal mit einem Despoten verhandeln. Könnte ja sein, dass man es mal schafft, dass es Neuwahlen ohne Sturz gibt.

Führer von ISIS einladen? Da hätte Saudi Arabien sicher gute Kontakte. Bei den milliardenschwerden Rüstungsgeschäften lässt sich sicherlich etwas machen /sarcasm. Mit ISIS oder Al Nusra muss man nicht verhandeln. Diesen Organisationen muss man den Nährboden enziehen.
Soriak hat geschrieben: In Deutschland brennen Asylheime und PEGIDA waechst. In Griechenland gibt es wieder Nazi Gruppierungen, die Jagd auf Einwanderer machen. Ungarn schafft die Pressefreiheit ab und versucht (mindestens) die Gerichte zu schwaechen. Die "Fluechtlingskrise" zeigt klar, dass es sehr viel Fremdenhass in Europa gibt. Dann doch schnell wieder etwas ablenken und den Blick auf die USA richten... viel einfacher, als selbstkritisch die eigenen Probleme zu loesen... :rolleyes:

Clinton als rechtsradikal zu bezeichnen zeugt nicht gerade von viel Fachwissen und -verstaendnis.
Sie wurde nicht als das bezeichnet. Es wurde nur gesagt, dass die USA in die rechtsradikalität abgleitet. Darüber kann man streiten. Aber wenn man einige Aussagen des Wirrkopfes Trumpf so anhört - also in Europa würde man das schon als rechtsradikal ansehen. Nur eben. In Europa hat man zur Zeit ganz andere Probleme. Und es ist sehr beängstigend, was man überall mitbekommt. Wir haben ein ernsthaftes Problem. Vorallem wenn in einigen Länder der Fremdenhass als Ventil für gravierende soziale Probleme herhalten muss. Das berühmte "Die Juden sind unser Unglück" ist gar nicht so lange her...

Soriak
Erfahrener Benutzer
Beiträge: 370
Registriert: 15.12.2004, 00:10
Wohnort: Boston

Beitrag von Soriak »

SubComandante hat geschrieben:Nun, über Jahrzehnte war Gaddafi ein gern gesehener Gast und Handlungspartner im Westen. Vielleicht ohne Kaffee und Kuchen, aber Diplomatie wäre der richtige Weg gewesen. Libyen ist ein Vielvölkerstaat. Wie auch Syrien und der Irak. Was geschieht, wenn in einem Vielvölkerstaat der Führer nicht mehr da ist - davon können wir auch in Europa ein Lied davon singen. Und es kam schrecklich heraus. Ich hoffe, wenigstens in der Syrien Frage besinnt man sich etwas und denkt daran, dass der grosse Teil der Rebellengruppen sehr islamisch geprägt sind. Assad hat letztlich sogar einen Journalisten aus Deutschland zum Gespräch eingeladen. Der Journie staunte. Schon bei einem Deutschen Parlamentarier muss man normalerweise die Fragen vorher vorlegen. Bei Assad nicht der Fall. Und danach wurde nichts zensiert. Vielleicht sollte man für einmal mit einem Despoten verhandeln. Könnte ja sein, dass man es mal schafft, dass es Neuwahlen ohne Sturz gibt.
Natuerlich ist der Westen scheinheilig... aber mein Problem ist nicht die Absetzung von Gadaffi, sondern dass man ihn vorher unterstuetzt und gar umworben hat. Dass die Ruestungsindustrie auch mit Despoten viel Geld macht ist fuer mich kein Argument, diese Despoten dann auch zu schuetzen. Wenn's nach mir ginge, wuerde die Ruestungsindustrie den Kuerzeren ziehen.

Wohlgemerkt ist es leicht, Tyrannen zu unterstuetzen, wenn man durch deren Taten nicht beeintraechtigt ist und womoeglich gar davon profitiert. Kein Wunder will man mit Assad reden, wenn er die Fluechtlinge "zurueckhalten" kann -- wenn er dafuer ein paar tausend Leute toetet, ist das bei der Realpolitik ein akzeptabler Verlust. (Wer glaubt das sei zynisch sollte das Ende der Operation Triton im Mittelmeer anschauen. Dort sagte England transparent, das hoehere Risiko zu versauffen wuerde Fluechtlinge von der Ueberfahrt abhalten. Die ueber 3,500 Toten im letzten Jahr waren die Folge.) Und man sieht ueber Erdogans Zensur hinweg, weil auch er im Austausch ein paar Fluechtlinge von Europa fernhalten wird. Vielleicht redet man sich dann gar ins Gewissen, dass die Leute dort sowieso nicht mit Demokratie umgehen koennen... (im Gegensatz zu den zivilisierten Europaer, die auch die Rechte der Frauen akzeptieren -- solange man nicht in Irland nach einer Abtreibung sucht oder in praktisch allen Laendern genetische Tests bei einem Foetus durchfuehren moechte... ja, dann hat der Staat wiederum das Kommando ueber den Koerper der Frau.)

Das ist kurzfristiges Risikomanagement bei dem man einfach nicht weiter als die naechsten 5 Jahre denkt. So sehr man der Wirtschaft kurzfristigdenkendes Verhalten vorwirft... die Politik ist viel schlimmer. Dort wird praktisch nirgends weiter als bis zu den naechsten Wahlen gedacht.

Benutzeravatar
SubComandante
Erfahrener Benutzer
Beiträge: 17631
Registriert: 07.12.2004, 08:55
Wohnort: Fig da Foz

Beitrag von SubComandante »

Ja, wenns nach mir ginge, müsste die Rüstungsindustrie auch den kürzeren ziehen. Es darf nur noch in Staaten exportiert werden, die mindestens halbwegs demokratisch funktionieren und keine Kriege führen - die Ausnahme gilt halt für Nato Staaten. Aber Saudi Arabien hat die Sharia, führt einen erbitterten Krieg gegen den Jemen und unterstützt IS und Al Nusra. Wie kann man es erlauben, dorthin Waffen zu exportieren? Und dazu noch in Milliardenhöhe. Dies führt halt immer wieder zur Frage: wer hat in einem Staat eigentlich das sagen und wer fungiert nur als Marionette?

Nun, bei Assad geht es ja nicht darum, einfach nur Flüchtlinge zurückzuhalten. Nebst den Kurden gehört die Assads Regime zu den einzigen grossen Parteien, die nichts von Sharia hören möchten. Alle grösseren, auch teils gelobten Rebellen, sind der Sharia nicht abgeneigt, resp. wollen diese. Assad hat die Opposition zerschlagen und teils unter härtesten Umständen haftieren lassen. Es gab aber auch Amnestie und vorallem führte Assad eine neue Verfassung inkl. Reformen ein. Er wollte stets Verhandlungen mit den Rebellen - diese lehnten es aber ab. Ohne Absetzung von Assad wollten die keinen Frieden. Das Gerücht, die USA hätten die Rebellen massivst unterstützt - scheint mehr als nur ein Gerücht zu sein. Vielleicht ist es wirklich das beste, mit Assad zu verhandeln. Bezüglich Neuwahlen scheint auch er nicht völlig abgeneigt zu sein. Und da die Russen ihm den Arsch gerettet haben, hat man erst recht eine Verhandlungsbasis.

Angenommen, man hätte ein Gebiet in Syrien, in das sich Leute zurückbewegen können ohne bombardiert zu werden. Ich meine, Erdogan das Druckmittel mit den Flüchtlingen wegzunehmen... Erdogan ist kein Deut besser als Assad, im Gegenteil. Merkel auf den Knien vor Assad ... was für ein erbärmliches Schauspiel. Ein Typ, dessen Reformen keine Öffnung bedeuten, sondern einer, der Atas Werk Stück für Stück zerstört.

Operation Triton ist ein Armutszeugnis für Europa. Mare Nostrum kümmerte sich um alles. Aber die Italiener konnten irgendwann nicht mehr alles alleine machen. Was Triton macht? Tuckert mit Booten in Küstennähe herum. Die einzigen, welche die Flüchtlinge retten, sind Freiwillige, welche die Flüchtlinge dauernd von ihren kaputten Schlauchbooten retten. Bei den Griechischen Inseln? Alles Freiwillige. Die Staaten selber haben ihre eigentliche humanitäre Aufgabe aufgegeben. Es sind Leute aus der Mitte der Gesellschaft, welche die Schnauze voll haben und das allerschlimmste verhindern. Wenn in einigen Europäischen Länder die Leute tagtäglich für Essen anstehen müssen - ja, dann geschieht es halt, dass radikale Kräfte überall im Anmarsch sind. Hat nichts mit Flüchtlingen zu tun, sondern damit, wie die Regierungen der Länder die eigenen Leute behandeln (oder im Falle von Griechenland, Spanien und Portugal - behandeln müssen). Man könnte sich fragen, warum sie fremdenfeindlichen und nicht staatskritischen Kräften hinterherrennen. Aber ja - bei einer grossen Nachfrage brauchts halt auch ein passendes Angebot. Wie in Spanien oder Griechenland... Wobei radikale Oppositionsparteien halt auch an der Macht dazu neigen, Machtopportun zu werden und denselben Kack wie die vorherigen Regierungen zu machen. Wird auch bei AfD nicht anders sein... Oder in Griechenland sind diejenigen, die wirklich etwas verändern wollten, halt zurückgetreten. Und der verbliebene Rest macht weiter diesselben Fehler.

Benutzeravatar
The_Dark_Knight
Erfahrener Benutzer
Beiträge: 2526
Registriert: 23.08.2008, 14:39
Wohnort: Basel City

Beitrag von The_Dark_Knight »

ghaddafi, hussein und jetzt auch assad sind oder waren wichtige staatsoberhäupter. sie konnten die terroristen in schach halten.
nachdem hussein und auch ghaddafi vom westen eleminiert wurden, herrscht armut und chaos in den ländern. das ergebnis ist, dass viele arbeitslos wurden, sich einer terrororganisation anschlossen und es somit eine grosse flüchtlingswelle entstanden ist.

es wäre ein grosser fehler assad zu eliminieren. der is und die rebellengruppierungen würden dann regieren. es würde ein riesen chaos entstehen. dadurch gibt es noch mehr flüchtlinge.

wenn sich ein land verändern will, muss dies von innen passieren und nicht von aussen. im iran findet so ein wandel statt. die frage ist, wie lange die usa und israel diesen wandel akzeptieren.
Z'Basel an mym Rhy

Z'Basel an mym Rhy

Soriak
Erfahrener Benutzer
Beiträge: 370
Registriert: 15.12.2004, 00:10
Wohnort: Boston

Beitrag von Soriak »

The_Dark_Knight hat geschrieben:nachdem hussein und auch ghaddafi vom westen eleminiert wurden, herrscht armut und chaos in den ländern.
So viel besser war es vorher auch nicht... es wurde einfach nicht darueber in den Medien berichtet.

Benutzeravatar
Käppelijoch
Erfahrener Benutzer
Beiträge: 11710
Registriert: 08.10.2007, 20:38
Wohnort: Dorpat

Beitrag von Käppelijoch »

Armut herrschte schon vorher in diesen Ländern. Die Leute wurden einfach mit Gewalt still gehalten.
Heusler.

Alla sätt är bra utom de dåliga.

"Zürich ist doppelt so gross wie der Wiener Zentralfriedhof - aber nur halb so lustig."

Benutzeravatar
The_Dark_Knight
Erfahrener Benutzer
Beiträge: 2526
Registriert: 23.08.2008, 14:39
Wohnort: Basel City

Beitrag von The_Dark_Knight »

armut gab es, ja. aber es gab auch ordnung und klare strukturen. jetzt ist die situation viel schlimmer. sonst würde die flüchtlingszahl nicht so extrem steigen. ich glaube dies ist ein klarer indiz, dass sich die situation zu vorher (mit ghaddafi, hussein) verschlimmert hat.

Soriak
Erfahrener Benutzer
Beiträge: 370
Registriert: 15.12.2004, 00:10
Wohnort: Boston

Beitrag von Soriak »

Nordkorea hat keine Fluechtlinge, aber die Situation ist schlimmer als in Syrien. Diktatorische Regimes koennen die Bevoelkerung so sehr unterdruecken, dass sie nicht fliehen koennen. (Man denke auch an die DDR.)

Benutzeravatar
The_Dark_Knight
Erfahrener Benutzer
Beiträge: 2526
Registriert: 23.08.2008, 14:39
Wohnort: Basel City

Beitrag von The_Dark_Knight »

dieser artikel erklrärt die kompromisslose amerikanische besatzungs und "change strategie". millionen menschen litten unter diesem erzwungenen machtwechsel.

ein veröffentlichtes dokument der cia bestätigt dies. erstaunlicherweise wurde das dokument genau dann veröffentlicht, als blatter festgenommen wurde. somit konzentrierte sich die medienlandschaft auf den "fifa skandal"

http://www.pressenza.com/de/2016/03/war ... a-gewollt/

Ibiza
Erfahrener Benutzer
Beiträge: 142
Registriert: 07.01.2016, 12:49

Beitrag von Ibiza »

[ATTACH]22168[/ATTACH]

Herrlich dieses Bild. Da haben sich zwei gefunden. Ein Herz und eine Seele.
Dateianhänge
Clinton Bush.jpg

Benutzeravatar
Taratonga
Erfahrener Benutzer
Beiträge: 5994
Registriert: 08.12.2004, 10:01
Wohnort: BE

Beitrag von Taratonga »

Der dreckige Krieg um die Nomination

Mafiamethoden, Todesdrohungen, Bestechung. Der Kampf um die republikanische Präsidentschaftskandidatur wird zum Cage-Fight: Erlaubt ist nahezu alles.


http://mobile2.tagesanzeiger.ch/article ... 2c43000001

Benutzeravatar
The_Dark_Knight
Erfahrener Benutzer
Beiträge: 2526
Registriert: 23.08.2008, 14:39
Wohnort: Basel City

Beitrag von The_Dark_Knight »

ted cruz ist eindeutig das grössere übel als trump. er geht leider in den medien unter...
Z'Basel an mym Rhy

Z'Basel an mym Rhy

ellesse
Erfahrener Benutzer
Beiträge: 811
Registriert: 06.12.2004, 12:00

Beitrag von ellesse »

The_Dark_Knight hat geschrieben:ted cruz ist eindeutig das grössere übel als trump. er geht leider in den medien unter...
Rafael "Ted" Cruz hat die besten Spitznamen im Game...

- Lyin' Ted
- El rato
- Creepy Ted

... und ausserdem, ist er nicht der Zodiac Killer?

Benutzeravatar
Taratonga
Erfahrener Benutzer
Beiträge: 5994
Registriert: 08.12.2004, 10:01
Wohnort: BE

Beitrag von Taratonga »

Ted Cruz verabschiedet sich aus dem Rennen

Benutzeravatar
Käppelijoch
Erfahrener Benutzer
Beiträge: 11710
Registriert: 08.10.2007, 20:38
Wohnort: Dorpat

Beitrag von Käppelijoch »

Damit Clinton wohl Präsidentin.
Heusler.

Alla sätt är bra utom de dåliga.

"Zürich ist doppelt so gross wie der Wiener Zentralfriedhof - aber nur halb so lustig."

Fulehung
Erfahrener Benutzer
Beiträge: 1749
Registriert: 06.12.2004, 20:56

Beitrag von Fulehung »

Der Texaner weg? Ich finde es beruhigend, dass sich bei der Wahl zwei New Yorker gegenüberstehen werden.

ellesse
Erfahrener Benutzer
Beiträge: 811
Registriert: 06.12.2004, 12:00

Beitrag von ellesse »

Käppelijoch hat geschrieben:Damit Clinton wohl Präsidentin.
Absolute Fehleinschätzung deinerseits. Aber lassen wir uns doch im November überraschen ;-)

Benutzeravatar
Käppelijoch
Erfahrener Benutzer
Beiträge: 11710
Registriert: 08.10.2007, 20:38
Wohnort: Dorpat

Beitrag von Käppelijoch »

Als Simpson-Fan müsste ich für Trump sein, ich hoffe, die Welt wird vor diesem seltsamen Kerl verschont.
Heusler.

Alla sätt är bra utom de dåliga.

"Zürich ist doppelt so gross wie der Wiener Zentralfriedhof - aber nur halb so lustig."

Antworten