Soriak hat geschrieben:Die Durchsetzungsinitiative ist nicht nur drakonisch und verletzt jeden Ansatz von verhaeltnismaessiger Justiz, sondern ist auch noch taeuscherisch benannt: sie gibt zu glauben, lediglich die vorherige Abstimmung umzusetzen, wenn es viel mehr um eine Ausweitung geht. Das haette unter diesem Titel nicht zur Abstimmung gebracht werden duerfen. Ganz klares Nein.
Heiratsstrafe: ein letzter Versuch der Erzkonservativen eine Ehe als "Mann und Frau" in der Verfassung zu definieren. Hat wohl noch eine gute Chance, bekommt von mir aber niemals eine Stimme.
Nahrungsmittelspekulation: eine Abstimmung, die von Leuten lanciert wurde, die absolut keine Ahnung von Finanzmaerkten haben. Der Sinn dieser Investitionen ist es, das Risiko von Produzenten auf Investoren ("Spekulanten") abzuwaelzen. So kann ein Bauer z.B. eine Tonne Getreide zu einem fixen Preis in Form eines Futures verkaufen. Wenn der Preis zwischen der Saat und der Ernte zusammenbricht, hat er trotzdem seinen Absatz gesichert und der Investor traegt den Verlust. Es ist also eine sehr praktisch und einfach handelbare Versicherung. Ein weiterer Vorteil ist, dass man einen Mechanismus hat, mit dem man bereits heute ueber moegliche Maengel in Monaten informiert wird. So koennen sich die Kaeufer absichern und sowohl ihre Preise, wie auch ihre Lieferanten lange im Voraus sichern. Darum muessen wir uns auch nicht mit leeren Regalen oder massiven Preisschwankungen abfinden.
Hier ein Beispiel mit einer Airline: wenn ein Passagier heute einen Flug bucht, der Preis des Treibstoffes aber bis zur Reise um 10% steigt, kann die Airline nicht nachtraeglich den Preis erhoehen. Also investiert sie am Markt in einen Oel Futures und sichert sich so den Preis fuer die naechsten Monate. Es schuetzt sie also von den taeglichen Schwankungen am Markt. Diese kann eine Bank problemlos tragen (und absichern), aber das ist nicht das Kerngeschaeft einer Airline -- obwohl es fuer sie der wichtigste Faktor bei den Einnahmen ist.
Das ist bei Nahrungsmittelproduzenten nicht gross anders. Wenn wegen einer Duerre ploetzlich die Getreidepreise um 10% steigen, koennen die sich nicht heute auf morgen anpassen. Also schliessen sie Vertraege lange im Voraus aus. Die Firma zahlt heute fuer das Recht, in 6 Monaten Getreide zu einem fixen Preis kaufen zu koennen. Nur so kann man planen.
Wer ohne Fachwissen einfach mal an den Finanzmaerkten rumschrauben will, sollte aus der Politik abgewaehlt werden. Wenn man mit Grundnahrungsmitteln keinen Profit machen sollte, dann warum nicht auch mit Wohnungen? Staatliche Produktion von Beidem hat in der Vergangenheit ja bestens funktioniert. Und wenn eben doch ein Markt bestehen sollte, dann bitte auch mit den Produkten, die ein Funktionieren ermoeglichen. Ist ja kaum besser als die Idioten, die waehrend der Finanzkrise Shortverkaeufe eingeschraenkt/verboten haben und so gleich nochmals einen Preisabsturz verursacht haben -- Stichwort: Absicherung der counter-party Risiken, das ploetzlich verunmoeglicht wurde.
UIUIUI, da machst du es dir aber seeeeeeeeehr einfach. das reine absichern ist sicher kein problem, aber wieso gibt es mehr futures als nahrungsmittel, wenn es nur zur absicherung ist? wieso sind hedgefunds nicht nur käufer von futures sondern gehen diese auch short? sie produzieren ja nicht?
wenn man sich an die fankten hält, ist das ganze wohl um einiges komplizierter als du da darstellst. das absichern von ernten ist in der tat positiv und kann meines wissens auch nachher noch gemacht werden. zudem gäbe es da vermutlich bessere alternativen als futures, die gerade für "normale" bauern gar nicht finanzierbar sind (depotgebühren, zeit, wissen, etc.) sie dienen also vorallem grossen produzenten, nicht denen, die die meisten lebensmittel produzieren.
wenn du davon redest, dass der markt versagen könnte, müssen wir zuerst über die subventionen reden. die beeinflussen den markt massiv mehr als ein allfälliges verbot der spekulation mit nahrungsmitteln.
allerdings, es ist nicht bewiesen, dass die spekulation mit nahrungsmitteln tatsächlich viel einfluss auf die preise hat. statistisch habe ich bisher keine evidenten belege dafür gesehen, obwohl ich das gerne hätte, denn die spekulation mit lebensmitteln gefällt mir auch nicht. aber alles was ich bisher gesehen habe sind auswirkungen von etwa +/-5%. viel grösser sind die auswirkungen von fehlplanung (durch subventionen), hamsterkäufen (teilweise durch staaten), umweltkatastrophen, etc. viel gefährlicher scheint mir die monsanto/syngenta-mafia, die mit der biodiversität spielt und so zum beispiel zum bienensterben führt. und vorallem die lagerhaltung ist zutiefst unethisch, wenn sie aus rein finanziellen überlegungen gemacht wird. und das ist heute bei vielen finanzinstituten und hedgefunds eine tatsache. und das führt zu toten, das schleckt keine geiss weg.
aber, ich finde es richtig, dass man über die lebensmittelproduktion redet. und ja, der staat wird eingreifen müssen, soriak, denn der markt funktioniert hier nicht richtig. schon lange nicht.