Wahrscheinlich mein All-Time-Favourite ist der Kommentar im Tagi:
Repression gegen Gewalt - Tagesanzeiger vom 07.06.2005
KOMMENTAR
Von Lukas Häuptli
Natürlich ist die Bestandesaufnahme der Zürcher Polizei kein Beweis in der rechtlichen Aufarbeitung des Einsatzes gegen Basler Fussballfans im Bahnhof Altstetten. Schliesslich ist die Polizei in dieser Aufarbeitung Partei - mal als Anzeigende in den Strafverfahren, mal als Angezeigte. Die Bestandesaufnahme ist aber Hinweis darauf, dass erschreckend viele Fussballfans gewaltbereit sind. Vier von fünf Verhafteten bezeichnet die Polizei als «erlebnis- und gewaltorientierte Fans».
Beweis für diese Gewaltbereitschaft sind die ständig wiederkehrenden Randale in den Schweizer Stadien. Beispiele? Im letzten Match zwischen GC und Basel steckten «Fans» eine Tribüne in Brand. Oder: Im Cupfinal drangen Fans ohne Billett ins Stadion ein, stürmten nach dem Spiel das Feld und bewarfen von dort gegnerische Anhänger mit Feuerwerkskörpern.
Viele wollen diese Gewaltbereitschaft noch immer nicht zur Kenntnis nehmen. Die Kenntnisnahme aber wäre Voraussetzung dafür, dieses Problem endlich anzugehen. Schliesslich haben es traditionelle Fussballländer wie England oder Deutschland längst vorgemacht. Dort bestreitet heute niemand mehr den Nutzen einer Fanbetreuung, die diesen Namen auch verdient. Das heisst: Verband, Vereine, aber auch hoch bezahlte Profis selbst haben ihren Fans klar zu machen, dass Gewalt im Fussball keinen Platz hat.
Nur genügen präventive Massnahmen allein nicht mehr. Gegen die unbelehrbaren unter den gewaltbereiten Fussballfans müssen Sicherheitsdienste, Polizei und Justiz repressiv vorgehen. Dazu braucht es Datenbanken, damit Stadionverbote auch durchgesetzt werden können, dazu braucht es aber auch Verhaftungen und Verurteilungen. Der Erfolg in England und Deutschland rechtfertigt auch diese Massnahmen. Und die Bestandesaufnahme der Polizei zum Einsatz gegen die Basler Fans ebenfalls.
Der absolute Oberhammer!

Im ersten Abschnitt schreib' ich dass man diesen Angaben aus verschiedenen Gründen nicht trauen kann um mich im weiteren Verlauf der wackligen Argumentation einfach trotzdem vehement darauf zu stützen.
Natürlich ist der Kommentar von Herrn Häuptli kein Beweis für mein Urteil über die Schweizer Medienszene. Schliesslich ist der Tagi in dieser Aufarbeitung Partei - mal als damaliger Bejubler der Aktion, welcher nun schlecht zurückkrebsen kann, mal als Leib- und Magenblatt der betroffenen Polizeivorsteherin. Die Bestandesaufnahme ist aber Hinweis darauf, dass erschreckend viele Journalisten völlig logik- und hinterfrageresistent sind. Vier von fünf Journalisten bezeichnen die Polizei als «kritiklos, einwandfrei und recherchierunaufwändig zu übernehmende Quelle».
Beweis für diese Fehlleistungen sind die ständig wiederkehrenden Begriffsverirrungen und Panikmache in den Schweizer Medien. Beispiele? Im letzten Match zwischen GC und Basel verursachte 10vor10 einen nationalen Aufschrei, als man von Kriegszuständen sprach. (...)
Viele wollen die wirtschaftlichen Absichten hinter dieser orchestrierten Medienkampagne noch immer nicht zur Kenntnis nehmen. Die Kenntnisnahme aber wäre Voraussetzung dafür, dieses Problem endlich anzugehen. Schliesslich haben es vernünftig journalistisch tätige Blätter längst vorgemacht. Dort bestreitet heute niemand mehr den Nutzen einer Recherche, die diesen Namen auch verdient. Das heisst: Verlag, Ombudsmänner, aber auch hoch bezahlte Redaktionen selbst haben ihren Journalisten klar zu machen, dass das umstellen von Agenturmeldungen und völlig widersprüchliche Argumentationsketten im Journalismus keinen Platz haben.
Nur genügen präventive Massnahmen allein nicht mehr. Gegen die unbelehrbaren unter den gebetsmühlenartig predigenden Zero Tolerance Journalisten müssen Sicherheitsdienste, Polizei und Justiz repressiv vorgehen. Dazu braucht es Datenbanken, damit Schreibverbote auch durchgesetzt werden können, dazu braucht es aber auch Verhaftungen und Verurteilungen. Der Erfolg in der WoZ und der BaZ rechtfertigt auch diese Massnahmen. Und dieser Text ganz besonders.