St.Gallen prüft Intervention bei der Uefa
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St. Galler Tagblatt, 28.10.13
Anhänger des FC St.Gallen beklagen den überharten Einsatz der spanischen Polizei vor dem Europa-League-Spiel in Valencia. Auch Verantwortliche des Clubs sprechen von «aggressivem Vorgehen» der Beamten. Man prüfe, ob man mit einem Schreiben bei der Uefa oder der spanischen Polizei vorstellig werden wolle.
Ralf Streule
Der Einsatz der spanischen Polizei am Donnerstag vor dem Mestalla-Stadion war am Sonntag in der AFG Arena unter den St.Galler Anhängern Thema Nummer eins. Auch nach Spanien mitgereiste Anhänger, die nicht zum Kern der St.Gallen-Fans gehören, sprachen von «Polizeigewalt» und von Beamten, die St.Galler «grundlos mit dem Schlagstock verprügelten». «Die Polizei hat sich sehr aggressiv und willkürlich verhalten, schoss über das Ziel hinaus», sagt Fanarbeiter Thomas Weber. Fans, die am Boden lagen, seien mit Knüppeln weiter traktiert und beschimpft worden. Mehrere hätten ihre Wunden medizinisch behandeln lassen müssen. Auch Gerold Hochreutener, Sicherheitschef beim FC St.Gallen, bestätigt «aggressives Verhalten» der Polizei. Er habe mit eigenen Augen mitverfolgen können, dass die Guardia Civil, die spanische Polizeieinheit, nicht auf Deeskalation aus gewesen sei.
Verhaftete wieder freigelassen
Eine Frau und ein Mann, die verhaftet wurden, sind am Freitagabend wieder freigelassen worden. Dies, nachdem die Fanarbeit sich beim Schweizer Konsulat in Valencia gemeldet hatte. Den beiden war Gewalt gegen Beamte vorgeworfen worden. Sie erlitten Verletzungen an Kopf und Beinen. Die Frau gab gegenüber dem Dachverband an, antirassistische Parolen gerufen zu haben, was zur Verhaftung geführt habe.
Bereits im Vorfeld habe sich abgezeichnet, dass der Austausch mit der spanischen Polizei schwierig werden könnte, sagt Fanarbeiter Weber. Während in Swansea noch Fan-Szenenkenner der St.Galler Stadtpolizei mitreisten, seien diese aus Valencia nicht angefordert worden. Vor Ort habe jegliche Dialogbereitschaft seitens der Polizei gefehlt. «Es gab keine zuständige Ansprechperson. Vermittelnde, deeskalierende Gespräche waren nicht möglich». Weber kritisiert auch, dass die Polizei nach dem Spiel Unwahrheiten verbreitet habe. Sie hatte gemeldet, dass St.Galler vor dem Stadion Pyros gezündet hätten. Dies sei falsch. Die Fanarbeiter hätten den Platz mit den St.Gallern jederzeit im Auge behalten.
Dass die Guardia Civil nicht sehr zimperlich mit Fussballfans umgeht, mussten vor drei Wochen auch Anhänger des SC Freiburg in Sevilla miterleben. Dort hat sich gemäss deutschen Medien Ähnliches abgespielt. Der SC Freiburg hat den harten Einsatz bei der Uefa gemeldet.
Club will Rapport abwarten
«Wir erwarten, dass der Club ebenfalls bei der Uefa interveniert», sagt Michael Blatter vom St.Galler Fan-Dachverband. Und auch Weber würde es begrüssen, wenn man in einem Schreiben «zusammen mit dem Verein an die Uefa oder die spanische Polizei» gelangen könne. Gestern setzten sich Verantwortliche des FC St.Gallen mit Fanvertretern zusammen. Beim Club will man ein solches Schreiben prüfen. «Auch wenn wir damit wohl wenig bewirken können – wir möchten zeigen, dass wir die aggressive Grundhaltung einer Polizeieinheit nicht begrüssen», sagt Hochreutener. Zunächst wolle man aber die Rapporte des Valencia CF an die Uefa abwarten. Dann entscheide man, ob, bei wem und in welcher Form man intervenieren wolle.
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