Ich fand die Aktion der im Extrazug Reisenden sehr gut, obwohl es nicht die optimalste Reaktion war.
Ich berufe mich jetzt mal auf die Aussagen hier drin, da ich nicht anwesend war.
Positiv:
Man hat sich nicht provozieren lassen, ist gesprächsbereit gewesen. Geschlossenheit und Bereitschaft zu einem Opfer (Spielverzicht) wurden genauso demonstriert, wie der Wille, nicht unter solchen Bedingungen an ein Spiel gehen zu wollen. Man hat mittels Communiqué auf der HP den Sinn und Zweck der Aktion kommuniziert. Es verlief alles friedlich. Evtl. hat man dem FCZ sogar noch finanziell an's Bein gepinkelt (Sicherheitskosten minus Gästefäns).
Negativ:
Eigentlich nichts.
Ich weiss nicht ob Pressearbeit über das Communiqué hinaus geleistet wurde. Wurden wenigstens Links an die Zeitungen und das Schweizer Fernsehen versandt? Beim Lesen der meisten Presseartikel gehe ich irgendwie davon aus, dass kein Journalist auf die HP der Muttenzerkurve gegangen oder sich dorthin verirrt hat, bevor er seinen Artikel schrieb.
Jetzt aber noch der Wermutstropfen. Es müsste doch möglich sein, ein Eingreifen der Polizei zulassen zu können, ohne das es eskaliert. Nein, ich schreibe nicht, dass dies so geschehen sei oder man trotzdem zum Spiel hätte gehen sollen. Angesichts des übermässigen Aufgebots, dem «Kessel von Altstetten», den vermuteten Intimzelten, dem Vermummungsverbot (inkl. anwesender Presse und der Angst vor der Eskalation > Das eigene Gesicht unter einem «Randale»-Titel auf der Blicktitelseite) verständlich, nachvollziehbar und in meinen Augen sogar ein guter Entscheid, ein Zeichen zu setzen und die Rückkehr anzutreten.
Aber als Hauptargument im Communiqué und hier im Forum lese ich immer wieder, dass die Strategie der Polizei zwangsläufig zu einer Eskalation geführt hätte. Sorry, aber hier werden doch der Selbstregulierung ihre Grenzen aufgezeigt. Die Szene hat sich in den letzten Jahren äusserst vorbildlich unter genau dieser Selbstregulierung entwickelt, aber Selbstregulierung heisst (wie in einem anderen Thread schon angesprochen wurde) nicht rechtsfreier Raum. Wenn jetzt einige zu weit über die Grenze des Tolerierbaren gehen, hat die Polizei einzugreifen. Zeigt man sich kooperativ, sollte es nicht zu einer Eskalation kommen. Aber genauso wenig sollte man dann als Petze, Judas oder was weiss ich beschimpft werden, wenn man sich nicht der Polizei in den Weg stellt oder den Täter nicht abschirmen will. Es herrscht also nach wie vor in Köpfen von beiden Seiten eine relativ sture Haltung.
Früher war die Sache mit den Pyros ein Räuber und Gendarmspiel, mal gewann die eine, mal die andere Seite, aber es war scheissegal, weil es kaum jemanden interessierte. Seit der «Schande von Basel» übt aber die medial geleitete Öffentlichkeit derart Druck auf die Behörden aus, also müssen diese Resultate vorweisen können. Da sie aber nur an Täter (ich meine jetzt Werfer und Randalierer) unter Inkaufnahme der Eskalation rankommen, werden Pyros grundsätzlich nicht mehr toleriert … um Resultate vorweisen zu können, weil diese scheinbar anders gar nicht mehr zu erreichen sind. Vermummung kommt andererseits auch aufgrund des medialen Drucks, erschwert aber die Erfassung der Täter aber nochmals, darum auch hier ein striktes Durchsetzen des Verbots … etc.
Die Katze beisst sich in den Schwanz.
Ein Ausweg aus dieser Spirale scheint schier unmöglich. Und doch war die MK auf dem besten Weg dorthin (Marsch durch Bern z.B. war eine hervorragende Aktion und wurde medial auch mehrheitlich so wiedergegeben), aber die MK kann leider auch keine Sonderstellung dafür erhalten, nur weil sie die vorbildlichste Kurve der Schweiz ist. Sie leidet genauso unter den Massnahmen, welche wegen dem Verhalten von Einzelnen aus anderen Kurven getroffen wurden, wie die Fans allgemein unter dem Verhalten Einzelner der eigenen Kurve leiden … und nach dem Eingangs- und Wurstbudensturm ist sowieso wieder viel von dieser Arbeit zerstört worden.
Das Communiqué hätte aus meiner Sicht noch von einem Hinweis auf die Vermummungssituation gebraucht, etwas weniger zurecht geschriebene Verschwörungstheorie (Befürchtung der Eskalation hätte gereicht, dann hätten das einige Medien selber dazugeschrieben), aber aber als Hauptgrund hätte man es als Zeichen gegen dieses Polizeiaufgebot und die damit verbundenen Massnahmen bezeichnen sollen. Den Rest find ich sehr gut.
Die Lösung liegt doch irgendwie in der Verschiebung der Wahrnehmung. Dazu muss besser kommuniziert werden und in der jetzigen Lage müsste man auch in Kauf nehmen können, dass die Polizei Täter erwischt ohne eine Eskalation zuzulassen. Ersteres wurde versucht, zweiteres war ja kein Thema am Wochenende.
ch-maggot hat geschrieben:Gutes Beispiel für "Selbstregulierung"...
Jo, brachial zwar, aber es erfüllt den Zweck.