tineri hat geschrieben:Ich teile einige der Kommentare, andere weniger.
Für mich liegt das Problem weniger beim Kader als beim Spielsystem - und das nicht erst seit dieser Saison, sondern auch schon die ganze letzte Spielzeit.
Ballbesitz ist gut, aber nicht erreicht durch Quergeschiebe an der Mittellinie und durch Rückpässe zu Sommer. Der hatte mehr Ballkontakte als die meisten Feldspieler heute.
Gerade wenn die Mannschaft in Führung ist, steht sie zu tief und zwar eine halbe Spielfeldhälfte. Barca macht dieses Ich-habe-den-Ball-Geschiebe auch, aber einfach viel weiter vorne. Geht der Ball verloren stürzen sich die offensiven und defensiven Mittelfeldspieler wie Hornissen auf den ballführenden Spieler und verleiten ihn zu einem Fehlpass. Kommt doch einer durch, räumen die beiden MV auf, die jetzt (wenn ich so an Pujol denke) auch nicht die allerflinksten Goldfüsschen sind.
Im Offensivspiel reicht ein schlaues Steilzuspiel dann halt oft, um eine Chance zu kreieren. Beim Ballgehalte des FCB momentan, ist der 16er nach einem erfolgreichen Dribbling oder einem Steilpass immer noch weit weg.
Höher stehen tut die Mannschaft in der Regel nur, wenn sie im Rückstand ist. Und genau hier liegt für mich das Hauptproblem: Es ist ein Problem der Einstellung, dass man die Sache 'im Griff' hat - zumindest gegen die SL-Gegner. Dann ein bisschen den Gegner laufen lassen und schauen, dass er nicht zu Chancen kommt, anstatt selbst gegen vorne zu spielen. Heute war das in der zweiten Halbzeit von Beginn weg offensichtlich. Zürich war zu diesem Zeitpunkt ko, oder gedanklich schon beim Bayernspiel. Mit ein bisschen Pressing und Euphorie wären die schlicht untergegangen. Aber nein, wir spielen resultat-orientierten Zweckfussball.
Ich bin absolut überzeugt, dass der FCB mit diesem Kader die Meisterschaft mit 15 Punkten Vorsprung als Erster beendet, wenn sie die gleiche Einstellung hinkriegt wie Barcelona. Ich spreche explizit von der Einstellung und nicht etwa von der spielerischen Klasse oder Einzelkönnern wie Messi. Beim Stand von 3:0 mit aller Kraft das 4:0 suchen - das ist es, was die Mannschaft braucht.
Der aktuelle FCB gewinnt kaum je hoch und liegt oft im Rückstand. Das ist eine Frage der Einstellung, und die Einstellung, gegen vorne spielen zu WOLLEN, ist der Schlüssel zu mehr Goalchancen und zu einem attraktiven Spiel.
Das aktuelle Kader würde von der spielerischen Klasse dafür locker reichen - das haben die Spiele letztes Jahr in der CL (ausser auswärts gegen Cluj) gezeigt. Trotzdem war man auf ein Geschenk der Zürcher angewiesen, damit es überhaupt für den Titel gereicht hat - vom Cup ganz zu schweigen.
Was ich noch nicht ganz einschätzen kann, ist die Rolle des Trainers in dieser Angelegenheit. Vielleicht ist er als ehemaliger Bayernspieler ein Vertreter des resultatorientierten Fussball, vielleicht gelingt es ihm aber auch nicht, der Mannschaft ein gutes Mittelmass zwischen Hurra-Fussball und Resultathalte-Fussball beizubringen.
Die nächsten Spiele werden es zeigen, und vielleicht war es wirklich gar nicht so schlecht, dass es heute nicht gereicht hat.
Ja, trifft's eigentlich ziemlich gut. Das Kader ist für einen Schweizermeister-Titel wohl gut genug (zwar nicht mit 15 Punkten Vorsprung), aber das Kader kann ihr Können schon seit der letzten Saison nur noch bedingt auf den Platz bringen. Zum einen liegt das sicher am Festhalten an den taktischen Vorgaben, zum anderen an Stammplatzgarantien. Obwohl ich eigentlich ziemlich viel von TF halte, zeigt er sich in letzter Zeit etwas zu stur. «Wissen» dass man Gewinnen kann und daran «glauben» reicht eben nicht immer.
• Streller und Huggel mal auf die Bank schicken würde ihnen wohl gut tun. Es muss ja keine Strafe, sondern kann eine «Pause gönnen» sein. Hier müsste man das nur richtig vermitteln können, das richtige Fingerspitzengefühl traue ich ihm zu.
• Für Barça-Spielweise müssten die Leute etwas ballsicherer sein. Den Ball also bei der Annahme schon unter Kontrolle haben, resp direkt weiterspielen können. Hierfür reicht es technisch noch nicht ganz und es geht jedesmal ein bisschen Zeit drauf. Also müssen Alternativen her, wenn's mal nicht läuft.
• Direkter nach vorne spielen. Zur Not auch mit einem weiten Steilpass. Unsere Stürmer verhungern.
• Konter üben. Kann ja nicht sein, dass wenn einmal Raum für einen Konter da wäre, dieser nicht ausgenutzt wird, sondern das Ballstaffettenaufbauspiel via Sommer aufgezogen wird.
• Und last but not least. Das Defensivverhalten bei Standards ist momentan unter aller Sau.
Es sind meistens Dinge, welche ich dem Trainer vorhalte, nicht dem Kader. Klar ist unser Kader mit der aktuellen Verletzungssituation ziemlich geschwächt, aber es sollte trotzdem in der SL regelmässiger gewinnen können. Und ich staune selbst, dass ich nach langem Festhalten an TF langsam zum Schluss komme, dass er einen grossen Teil der aktuellen Krise zu verantworten hat. Dass er lernfähig ist, hat er bereits mehrere Male bewiesen. Hoffentlich tut er das wieder und noch bevor es zu spät für den Meisterexpress ist. Andererseits kann ich auch damit leben, wenn der FCB mal nicht Meister wird … aber nur, wenn ich das Gefühl habe, dass die Mannschaft alles gibt und ihr Potential ausschöpft und nicht wie aktuell mit angezogener Handbremse unterwegs ist. Das ist es eigentlich, was mich momentan am Meisten aufregt, dass ich sehe, dass mit diesem Kader mehr drinnen liegen würde.