Ersteres schreibst Du bereits in Deinem Eröffnungsbeitrag. Ich glaube nicht, dass man das so pauschal feststellen kann. Aus wirtschaftsliberaler Sicht leuchtet das Argument ein - es ist aber in meinen Augen nicht zu Ende gedacht. Vielen Unternehmern fehlt es schlicht und einfach an sozialem Verantwortungsgefühl. Man will billige Osteuropäer einstellen können, man will keine GAVs ausstellen, man will keine Lehrlinge ausbilden, man will gefälligst keine hohen Lohnnebenkosten zahlen müssen etc. Der Staat soll sich nicht einmischen, wenn's ums Geschäft geht, der Staat ist dann aber gut genug, um das soziale Auffangbecken bereitzustellen.Soriak hat geschrieben:Aber es ist weitgehend erwiesen, dass sich dies nicht erreichen laesst, in dem man andere von der eigenen Wirtschafts ausschliesst. Im Gegenteil: die Offenheit der Schweiz hat uns diesen Reichtum ueberhaupt erbracht.
Ich weiss, das sind jetzt leicht ideologisch angefärbte Statements, aber sehr oft nehme ich die Argumentation wirtschaftsliberaler Kreise tatsächlich genau so wahr.
Weshalb wir für unseren Wohlstand eine liberale Einwanderungspolitik brauchen, ist mir nicht so ganz klar. Bitte klär mich auf. Weshalb die Bevölkerung wachsen muss, um Wirtschaftswachstum zu generieren, unseren Wohlstand zu wahren, leuchtet mir nicht ein.
Du schreibst, die Offenheit der Schweiz hätte uns unseren Reichtum gebracht und meinst damit die offene Einwanderungspolitik. Sicher ist es richtig, dass die Schweiz in den Nachkriegsjahren enorm von arbeitswilligen Immigranten profitiert hat. In erster Linie hat die Schweiz aber vom globalen Aufschwung und speziell vom deutschen Wirtschaftswunder profitiert. Letztlich fusst der Wohlstand der Schweiz auf historischen Gegebenheiten, etwa auf dem glücklichen Umstand, vom Krieg praktisch gänzlich verschont geblieben zu sein um mit einigem Vorsprung in den Aufschwung eintreten zu können.
Apropos Offenheit der Schweiz: im Zusammenhang mit dem Finanzplatz Schweiz - quasi DEM Stützpfeiler unseres Wohlstands - mutet der Begriff geradezu zynisch an. (nur am Rande, nimm's mir nicht übel
Die Schweiz ist fermdenfeindlicher geworden, das sehe ich auch so - übrigens ein europaweites Phänomen. Die Gründe sind vielfältig. Einerseits haben wir einen sehr hohen Ausländeranteil in der schweizerischen Wohnbevölkerung. Das Gefühl einer Überfremdung beschleicht auch mich manchmal, wenn ich durch Basel streife. Diese generelle Gemütslage vieler Schweizer wurde und wird von der SVP weiter kultiviert. Ausländerkriminalität hat eine hohe mediale Präsenz, ein weiterer verstärkender Faktor. Die wirtschaftliche Lage ist angespannter als auch schon, es mehren sich die sozialen Reibungspunkte. Da haben Missstände wie Sozialschmarotzertum und dergleichen stärkeres Gewicht und es macht sich das Gefühl breit, man habe die Zügel während der fetten Jahre etwas zu sehr schleifen lassen, was nun zu korrigieren sei. Der Reflex der Besitzstandswahrung wurde bereits erwähnt.
Ich glaube, man sollte diese generelle Gefühlslage in der Bevölkerung ernst nehmen. Man sollte dem Rechnung tragen bevor sich die Stimmung zu sehr aufheizt, dass keine anständige politische Debatte mehr geführt werden kann.