BaZ, 13.4.05
Playoff am Verhandlungstisch
DER EHC BASEL HOFFT AUF DEN AUFSTIEG - ODER AUF DIE AUFSTOCKUNG DER NATIONALLIGA A
Patrick Künzle
Der EHC Basel vergab am Montag seine erste Chance zum Aufstieg in die Nationalliga A. Nun kommt es am Donnerstag zum entscheidenden Spiel beim HC Lausanne. Heute diskutieren die Eishockey-Clubvertreter in Bern über eine Modusänderung.
Beim EHC Basel war am Montag alles bereit für ein rauschendes Fest. Doch nach der 2:4-Niederlage mussten die Feuerwerkskörper wieder weggeräumt werden, der Champagner blieb ungeöffnet, die grosse Aufstiegstorte wurde nicht angeschnitten. Und am Ende des Abends verliess Christoph Hagenbach, der Geschäftsleitungs-Vorsitzende, mit einer Plastiktüte voller Zigarren die St.-Jakob-Arena.
So waren gestern Vormittag denn auch keine Putzequipen in der Eishalle unterwegs, um die Überreste der Aufstiegsparty wegzuräumen, stattdessen blieb alles ruhig. Basels Trainer Kent Ruhnke verzichtete auf ein Training, um seinen müden Spielern eine Auszeit vor dem entscheidenden Spiel vom Donnerstag zu gönnen. Einige Hockeyaner absolvierten für sich einige Übungen im Kraftraum.
Sitzung in Bern. Nur bei Sportdirektor Ueli Schwarz herrschte auch gestern keine Ruhe. Er bereitete sich auf den Workshop der Eishockey-Nationalliga vor, der heute im Berner Hotel Allegra stattfindet. Am Verhandlungstisch diskutieren wieder einmal die Clubverantwortlichen über den Meisterschaftsmodus. Für den EHC Basel könnte diese Debatte grosse Auswirkungen haben - vor allem, wenn er den Aufstieg in die NLA verpassen sollte.
Möglich ist unter anderem eine Aufstockung der höchsten Spielklasse auf 13 Teams für die kommende Saison. Einige Clubvertreter (Fribourg, Bern) bevorzugen diese Variante, falls der HC Lausanne absteigt, um den Club nicht ins finanzielle Desaster stürzen zu lassen. Der EHC Basel hat keine ähnliche Lobby in der Eishockey-Schweiz. Falls er nicht aufsteigt, wird man den Modus kaum ändern.
Sinnvoller wäre ohnehin ein langfristiger Grundsatzentscheid. Will man eine geschlossene Nationalliga A, an der jeder Club teilnehmen kann, der genügend Geld und die entsprechende Infrastruktur hat? Oder will man eine sportlich faire Entscheidung mit einem direkten Auf- und Abstieg zwischen der NLA und NLB? Die jetzige Situation mit der Ligaqualifikation ist unbefriedigend. Die B-Clubs sind krass benachteiligt, können die hohe Hürde kaum überwinden (vgl. Kommentar).
EHC Basel für die Aufstockung. Die Haltung des EHC Basel an der heutigen Sitzung ist klar. Sie ist gleich wie vor einem Jahr, als Ueli Schwarz für eine Nationalliga A nach wirtschaftlichen Kriterien plädierte. «Es kann doch nicht sein, dass ein Pfostenschuss im entscheidenden Auf-/Abstiegsspiel über die Existenz eines Clubs entscheidet», argumentiert er. Dabei spricht er aus eigener Erfahrung: Falls der EHC Basel am Donnerstag nicht aufsteigt, könnte es sein, dass er in der nächsten Saison kein ambitioniertes NLB-Team mehr finanzieren kann.
Entschieden wird heute noch nichts. Über Vorschläge des Workshops muss am 27. April die Ligaversammlung befinden.
Kommentar: Öffnen statt schliessen
OLIVER GUT
Unabhängig davon, ob der EHC Basel morgen in die NLA aufsteigt: Der aktuelle Modus ist unsinnig und gehört abgeschafft. Im Moment ist jeder aufstiegswillige NLB-Club eine Geldvernichtungsmaschine mit wenig Aussicht auf Erfolg. Gleichzeitig steht ein Club, der trotz aller reglementarischen Vorteile aus der NLA absteigt, am Rande des finanziellen Ruins.
Es gilt, die Kosten zu dämpfen und die Attraktivität zu steigern. Mit einer geschlossenen Liga, in der wirtschaftliche Faktoren mehr zählen als der sportliche Erfolg, ist Letzteres nicht möglich. Die einzige Lösung, die sich mit der Schweizer Sporttradition verträgt, ist der direkte Auf- und Abstieg. Ein Fall aus der NLA wäre somit kein finanzielles Desaster mehr. Denn als NLB-Club könnte er künftig ohne völlig überhöhtes Budget aufsteigen. Auch die zweithöchste Spielklasse wäre wieder spannend.
oliver.gut@baz.ch