Trotzdem.
Das erstem Mal beim RAV...
Ich habe um 10.00 einen Termin bei der Regionalen Arbeitsvermittlung Basel Stadt....Verdammt, ich habe mich schon so an den Arbeitslosen aka Studenten- Schlafrythmus gewöhnt, dass es mir wie 5 Morgens vor kommt.
Man will ja einen guten Eindruck machen, darum geh ich extra ein bisschen früher hin. Irgendie bin ich guter Dinge. Ich habe mir eben noch die letzte Zwanzig Minuten von der eingenickten Oma geklaut und freu mich nun auf eine 'Guten-Morgen' Zigarette und einen Kaffe.
Denkste!!! Obwohl man meinen sollte, das RAV, als gut besuchter Ort, sei mit solchen kleinen Annehmlichkeiten ausgerüstet wird man beim Eintreten aufs übelste Enttäuscht. Kein Kaffe... Fuck!...
Na gut, da bleiben immer noch Zigarette und Zeitung. Gerade habe ich mir die Zigarette angezündet, da keift es auch schon aus dem Anmeldehäuschen: "Rauche verbotte, im ganze Huus."
Der Empfangsdrache, Modell feuerspeiende Schwiegermutter, beisst sich ob meinem Glimmstengel beinahe durchs Panzerglas.
Also gut, dann eben keine Zigarette. Mittlerwile ist es kurz vor Zehn. Ich bewege mich gemächlich auf den Empfangsschalter zu um mich zu erkundigen wo ich jetzt hin müsse. Der Küchendragoner hinter der Scheibe reagiert nicht, sondern liesst lammfromm ihre Zeitung und, man glaubt es kaum, schlürft einen Kaffe... Als isch nach mehreren Versuchen immer noch nicht ihre Aufmerksamkeit erregen konnte prüfe ich frisch fröhlich das Panzerglas auf seine Standfestigkeit. Endlich eine Reaktion, sie schiesst herum und faucht durchs Mikrofon: "Kchafipause!!" ...........Fotze!!!
Entnervt gehe ich in den nächsten Warteraum und stell mich in die Mitte. Hier ist es totenstill und zudem ist kein Schwein ausser mir da. Bei der Anmeldung oder bei der ALV hat man wenigsten noch das Gefül nicht das einzige arme Schwein ohne Job zu sein, weil man immer in Gesellschaft ist, aber hier ist niemand.
Irgendwan öffnet sich vor mir einen Türe und eine Valkyre mit dem Charme eines trächtigen Wasserbüffels und brüllt in die Leere:
"Herr Rinoceronte, bitte!" Toll jetzt bin ich taub...
Im Büro angekommen, fragt sie mich zuerst Mal ganz genau aus, über Qualifikationen, Zeugnisse, etc. Das Problem ist nur, dass sie nicht halb so schnell tippten, wie sie Fragen stellen kann. Toll! Das ganze zieht sich in die Länge.
Mit der Zeit beginne ich mich selbst, nicht ohne eine gehöhrige Portion Selbstmitleid, zu Fragen, wieso eigentlich die ein Job hat und ich nicht...
Die Lage spizt sich allmählich zu als die Formulare nicht mehr zum ankreuzen sind, sondern es um grosse Wörter geht:
"Handelsmittelschule?"
"jup, Handelsmittelschule, H - A- N - D... o, vrgässe sies, schriebe sie eifach HMS.."
Langsam beginne ich mich ernsthaft zu Fragen wie mir diese Dame eine Stelle vermitteln soll. Aber es gibt noch einen Lichtblick. Das freie Schreiben, oder anders ausgedrückt: Das kleine Kästchen wo in zusammenhängenden Sätzen die bisherige Arbeitsgeschichte zusammengefasst wird. Ich sage vor und sie schreibt munter drauf los. 'Alles klar' denk ich 'anscheinden hat sies nicht so mit Formularen, aber so gehts ja noch ganz gut'.......Doch da, ein Stocken......Ein Lächeln

......sie schaut mich an und sagt:
"Na, dass isch aber e luschtig Wort......zwei 'sch' grad hinterenandr."
Ich bin ein wenig konsterniert und äuge auf den Bildschirm
(...) ein Jahr als Austauschschtudent (...)
Danke! Ich habs begriffen, die Welt ist unfair...