Inside, Offside: Millionen-TV-Poker
Der Schweizer Klubfussball zeigt sich dieser Tage im internationalen Vergleich von der besten Seite. Gewissermassen von den Parforceleistungen des kleinen FC Thun gegen Dynamo Kiew sowie Malmö FF angespornt und inspiriert, haben der FC Basel, der Grasshopper-Club sowie der FC Zürich ihre Chancen auf der europäischen Bühne wahrgenommen. Noch hat sich aber kein Verein für die Champions League oder für die Gruppenphase des Uefa-Cups qualifiziert. Allenfalls aufkommende Euphorie wäre verfrüht. Positiv schlagen die bisherigen Resultate einzig hinsichtlich des Images sowie des Uefa-Rankings zu Buche. In dieser für die Zuteilung der Anzahl an Klubs eines Landes am Europacup massgeblichen Rangliste hat die Schweiz dank den bisher fünf Siegen sowie dem Remis Thuns in der Ukraine 5,5 Punkte hinzugewonnen.
Viel ist das nicht - aber immerhin weit mehr, als dies vor einem Jahr zu diesen Zeitpunkt der Fall gewesen war. Das Konto so richtig äufnen liesse sich aber im Fall einer Teilnahme in der Champions League. Allein die Tatsache eines Vorstosses in diesen Wettbewerb wird mit drei Punkten belohnt. Für die Swiss Football League (SFL) kommen jedoch selbst die bisherigen Ergebnisse wie gerufen. Dieser Tage stehen nämlich Verhandlungen um einen neuen TV-Vertrag auf dem Programm. Und es ist ein offenes Geheimnis, dass es sich dabei um ein zähes Ringen handelt. Der Knackpunkt: Das Schweizer Fernsehen setzt andere Prioritäten als die übrigen europäischen Stationen - sämtliche Sportarten sollen hier möglichst gleich behandelt werden.
Bisher erhielt die SFL inklusive des Betrages von Sat 1 rund 6,6 Millionen Franken. Zum Vergleich: In Österreich generiert die Liga (nicht zuletzt dank Konkurrenz unter diversen Anbietern) rund 21 Millionen Franken. Weil die Nutzung des Produktes «Fussball» durch die moderne Kommunikationstechnik eine vielfältige geworden ist, nimmt SFL-Präsident Peter Stadelmann in den Verhandlungen eine harte Position ein. Er hofft, verschiedene Pakete zu schnüren und damit Einnahmen von rund 15 Millionen Franken erzielen zu können. Er sagt: «Auf dem Rasen läuft etwas, und in den Fussball zu investieren, ist nicht das Dümmste.» Die Liga will sich bis Ende September für das Sondieren der Lage Zeit nehmen. Ein sehr interessantes Dossier. Man darf gespannt sein, was der Markt hergibt.
Rolf Wesbonk
Quelle: Neue Zürcher Zeitung