Obwohl seine Freundin am Mittwoch gestorben war, spielte Thuns Armand Deumi gegen Aarau. Er schoss sogar ein Tor.
Manchmal kann Fussball so nebensächlich sein. Oder als Verdrängung eben umso wichtiger. Vergangenen Mittwoch war die Freundin von Verteidiger Armand Deumi an den Folgen einer Infektion gestorben. Wer hätte es da dem Kameruner verübelt, wenn er zur Trauer in seine Heimat geflogen wäre? Deumi blieb. Unbedingt habe er spielen wollen im ersten Saisonspiel gegen Aarau, sagte Trainer Urs Schönenberger. Erst gestern flog der 26- Jährige nach Afrika und nimmt an der Beerdigung teil. Es war ein Spiel voller Emotionen. Die Thuner trugen Trauerflor, und der ganze Staff bildete während der Schweigeminute vor Spielbeginn einen Kreis auf dem Feld. « Nos pensées sont avec toi » , schrieben die Fans auf ein Transparent, « unsere Gedanken sind mit dir » . Und Deumi selbst trug dazu bei, dass es ein unvergesslicher Abend war für den FC Thun u2013 nicht nur wegen des ungefährdeten Sieges gegen den Gast aus dem Aargau.
« Ich musste das einfach tun »
1: 0 führte Thun, weil Massimo Colomba im Aarau- Tor einen harmlosen Flankenball von Andres Gerber durch die Hände hatten gleiten lassen. Dann bekamen die Thuner in der 54. Minute einen Penalty zugesprochen. Deumi u2013 nicht wie gewohnt Gerber u2013 nahm den Ball und Anlauf und erzielte mit dem 2: 0 die Vorentscheidung.
« Das war auch für mich neu » , sagte der sichtlich gerührte Schönenberger. « Ich habe Armand noch nie einen Penalty schiessen sehen. » Aber es beweise, wie verantwortungsbewusst er sei. Zunehmend rang der Trainer nach Worten und war den Tränen nahe.
Der Torschütze sagte, sein Einfall sei spontan gewesen: « Es war nicht abgesprochen, aber ich musste das einfach tun. » Nachdem er das Tor getroffen hatte, blickte Deumi zum Himmel, hob die Hand und streckte einen Finger aus. Sekunden später herzten ihn seine Teamkollegen, und im Stadion Lachen standen alle auf.
Nebenrolle für Aarau
An diesem Abend der Emotionen spielte der FC Aarau nur die Nebenrolle. In jeder Beziehung. Zwar kassierte das Team von Andy Egli nicht mehr so hohe Niederlagen gegen Thun wie im Frühling ( 1: 7, 0: 5), aber es war den Bernern wiederum unterlegen. Einzig Gaetano Giallanza sorgte hin und wieder für Gefahr vor dem Thuner Tor. Pech hatte er kurz nach dem 0: 1- Rückstand: Sein Schuss prallte von der Lattenunterkante zurück ins Feld u2013 jedoch um Zentimeter vor die Linie.
Letztlich kam aber auch Giallanza nicht über zwei gute Gelegenheiten hinaus. Trotzdem hätte das Spiel anders ausgehen können, denn Thun war nicht unwiderstehlich wie vergangene Saison. Die zahlreichen Verluste an Stammspielern schwächten das Kader sichtlich. Thun kam entgegen, dass sich erstens Colomba jenen haarsträubenden Fehlgriff leistete, und zweitens, dass mit Bättig und Schmid zwei Defensivspieler früh verletzt ausschieden. So sagte Trainer Schönenberger zu Recht, dass sein Team erst mit dem 2: 0 sicher geworden sei. Da aber war das Spiel sowieso bereits entschieden.
Tages-Anzeiger