5. Juli 2005, 11:24, NZZ Online
Neues TV-Zeitalter steht vor der Türe
Fussball-WM 2006 soll dem HDTV zum Durchbruch verhelfen
Die Fussball-WM 2006 in Deutschland kennt mit dem Titelhalter Brasilien einen altbekannten Favoriten. Im TV-Bereich aber drängt sich ein Newcomer ins Scheinwerferlicht: Das HDTV will in einem Jahr den Durchbruch schaffen. In Japan, Korea, den USA und Kanada ist dieser Fernseh-Genuss bereits alltäglich.
(si) In Europa aber sind die TV-Sender noch nicht ins HDTV-Zeitalter eingetreten. Und dies, obwohl die Kombination von absoluter Topbildschärfe und Breitbildformat einen neuen Höchstgenuss bei Fussball-Übertragungen vermitteln würde.
HDTV liefert ein deutlich schärferes Bild
Das High-Definition-TV liefert ein deutlich schärferes Bild als die gewöhnliche, in Europa übliche Standard-Definition-Übertragung (SD), weil mehr horizontale Linien und bis zu 2 Millionen Pixel pro Bild zur Verfügung stehen. Das SD-Format 4:3 muss sich mit 400'000 Pixel zufrieden geben, also fünfmal weniger. Mit dem Vehikel WM 2006 soll nun der europäische Markt erobert werden. HBS, eine Tochterfirma der Zuger Infront Sports & Media AG, die für die Fifa an der nächsten WM exklusiv das Fernsehsignal erstellt und dabei fast 300 Stationen in über 200 Ländern bedient, wird alle 64 WM-Spiele im nächsten Sommer im HDTV-Format aufnehmen und verbreiten. Die gleiche Technik kam bereits am Konföderationen-Cup zum Einsatz. Dies als letzter Test und als Chance, allfällige Modifikationen für 2006 noch berücksichtigen zu können.
Ein wirkliches Kino-Feeling
Die gestochen scharfe Bildauflösung ist phänomenal. Zudem vermittelt das neue 16:9-Format zusammen mit dem Einsatz von Surround-Sound-Tontechnik ein wirkliches Kino-Feeling und ist für den Fussball mit seinen Spielfeld-Massen ideal. Beim bisherigen 4:3-Format gingen wichtige zusätzliche Bildausschnitte verloren, die nun auf den Breitbildschirmen neu entdeckt werden.
HBS wird in jedem Spiel mit 25 Kameras vor Ort sein und ist damit in der Lage, sein Übertragungs-Angebot für die einzelnen TV-Anstalten nach dem Vorbild des deutschen Pay-TV-Anbieter Premiere nochmals deutlich auszuweiten. Zwei Kameras sind künftig ausschliesslich auf einen einzelnen Spieler jeder Mannschaft fixiert. Zusätzlich werden die beiden Trainer 90 Minuten lang beobachtet. Kameras, die hoch über dem Spielfeld montiert sind, zeigen die taktischen Massnahmen der beiden Teams auf. Vorschauen, Matchhöhepunkte, Interviews vor, während und nach dem Spiel sowie Nachberichte können nach individuellen Wünschen bestellt werden.
Schweizer Problem liegt im Kabelnetz
Die hochwertigen HDTV-Signale nützen jedoch wenig, wenn die einzelnen TV-Stationen und auch die TV-Geräte-Hersteller nicht mitmachen. In der Schweiz liegt das Problem vor allem im Kabelnetz, das 85 Prozent der Zuschauer versorgt. Diese Kabel sind noch nicht in der Lage, HDTV-Signale weiterzuleiten. Breitbildgeräte, die für das HDTV-System ausgerüstet sind, in der Schweiz aber noch kaum erhältlich sind, nützen damit wenig, wenn nicht auch noch eine Setup-Box und eine Satelliten-Schüssel gekauft werden.
SF DRS hat sich noch nicht entschieden, ob die WM-Spiele auch im HDTV-Format übertragen werden. Sicher ist nur, dass alle Geräte die Signale des herkömmlichen 4:3-Formats erhalten und damit jeder Zuschauer in den Genuss der 64 Live-Übertragungen kommen wird. Eine Arbeitsgruppe prüft zurzeit die Konsequenzen der verschiedenen Möglichkeiten. Der Entscheid durch die strategische Ebene wird frühestens im September getroffen.
Fussball-WM 2006 soll dem HDTV zum Durchbruch verhelfen
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saichbängel
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