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Chancen für EM massiv gestiegen

Verfasst: 27.04.2005, 13:47
von Bodesurri
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Gegen den Gestaltungsplan fürs neue Letzigrundstadion ist kein Rekurs eingegangen. Damit können 2008 vermutlich doch Spiele der Fussball-EM in Zürich stattfinden. Ein Gespräch mit Kathrin Martelli.

Mit Kathrin Martelli sprachen Adi Kälin und Marc Zollinger.

Natürlich haben alle darauf gehofft. Überraschend ist es am Ende doch, dass kein Rekurs gegen den Letzigrund-Gestaltungsplan eingegangen ist. Immerhin hat die gleiche Etappe beim Hardturmstadion die Rekursinstanzen bis hinauf zum Bundesgericht beschäftigt. Das hat aber auch damit zu tun, dass zum Hardturmprojekt ein Einkaufszentrum, Büros, Läden und Restaurants als so genannte Mantelnutzung gehören. Der Letzigrund hingegen ist ein reines Stadion - mit entsprechend geringerem Bauvolumen und kleineren Kosten. Noch fahren aber auch beim Letzigrund die Bagger nicht auf: Zuerst muss jetzt der Gestaltungsplan offiziell in Kraft treten, dann folgt das eigentliche Baubewilligungsverfahren, und am 5. Juni muss noch das Volk Ja sagen. Kathrin Martelli, Vorsteherin des Stadtzürcher Hochbaudepartements, ist dennoch überzeugt, dass jetzt eine wichtige Hürde geschafft ist.
Frau Martelli, gegen den Gestaltungsplan für den Neubau des Letzigrundstadions ist kein Rekurs eingegangen. Was bedeutet das für das Projekt?

Zunächst freuen wir uns darüber natürlich sehr. Ausserdem sind die Chancen massiv gestiegen, dass 2008 doch noch EM-Spiele in Zürich stattfinden können.
Darauf hätte im letzten Sommer niemand gewettet. Das Hardturmprojekt war wegen Rekursen in die Sackgasse geraten, und das Vorziehen des Letzigrunds beurteilte man lange als unmöglich. Warum wurde das Letzigrundstadion doch noch zur möglichen Variante?

Zuerst winkten tatsächlich alle Fachleute ab. Doch wir wollten uns einfach nicht von der halben Schweiz auslachen lassen, weil wir keine EM-Spiele zu Stande bringen. Ich betrachtete die Letzigrund-Lösung als Herausforderung - und auch als Trotzreaktion, das kann man ruhig sagen. Vor allem das Amt für Hochbauten leistete daraufhin einen ganz gewaltigen Effort, einzelne Leute verzichteten auf ihre Ferien, um die Lösung möglich zu machen.
Wenn der Gestaltungsplan in Kraft ist, folgt das Baubewilligungsverfahren. Auch da sind Einsprachen möglich, allerdings in eingeschränktem Mass.

Ja, richtig. Es geht nur noch um nachbarschaftliche Fragen. Wer einen Rekurs machen will, muss direkt betroffen sein. Ich bin aber sehr zuversichtlich, weil wir die Nachbarschaft immer offen informiert haben.
Keine allzu grosse Hürde scheint im Moment die städtische Volksabstimmung vom 5. Juni zu sein. Der Gemeinderat hat dem Kredit mit 116:0 zugestimmt. Warum betreiben Sie eigentlich noch einen so grossen Aufwand und werben mit Inseraten und Plakaten für ein Ja?

Es handelt sich um ein so wichtiges Projekt für Zürich, dass der Stadtrat beschlossen hat, sich in die Verantwortung nehmen zu lassen und auch für das Projekt hinzustehen. Bezahlt wird die Kampagne allerdings vom unabhängigen Komitee pro Letzigrund, nicht von der Stadt. Wir haben zudem gemerkt, dass viele Leute nicht sehr gut informiert sind. Manche wussten gar nicht, dass der Letzigrund abgerissen und von Grund auf neu gebaut wird. Wir wollen breit informieren, damit nicht Missverständnisse entstehen und vielleicht noch kurz vor der Abstimmung eine negative Stimmung aufkommt.
In Zukunft sollen GC und FCZ im neuen Hardturm Fussball spielen. Bleibt fürs Letzigrundstadion das Leichtathletik-Meeting. Bauen wir ein neues Stadion für ein einziges Sportereignis?

Das Meeting ist wichtig. Es ist der Anlass in Zürich, der weltweit am meisten beachtet wird und das Bild von Zürich in die ganze Welt hinausträgt. Aber das Stadion wird natürlich viel breiter genutzt. Zum Beispiel trainieren hier Hunderte von Junioren und Spitzenathleten des Leichtathletik-Clubs Zürich. Auch in Zukunft ist das Stadion die Homebase für den FCZ und die Blue Stars und ganz wichtig für den Juniorenfussball. Daneben gibt es die bekannten Grossanlässe wie zum Beispiel die Rockkonzerte. Der neue Letzigrund wird täglich genutzt werden - entweder für Trainings oder für Veranstaltungen.
Dann wird es also eher mehr Veranstaltungen geben - mit entsprechend höherer Belastung fürs Quartier?

Nein, im Gegenteil. Das Quartier wird entlastet, weil keine Fussballspiele der Super League mehr stattfinden werden. Die sonntäglichen Aufläufe, die nicht immer friedlich waren, entfallen in Zukunft. Das Quartier profitiert zudem von neuen Treffpunkten und Begegnungsorten. Als Belastung nimmt die Nachbarschaft die grossen Konzerte wahr. Ich verstehe das auch, weil da jeweils das ganze Quartier richtiggehend dröhnt. Die Konzerte haben wir allerdings auf vier pro Jahr beschränkt.
Wer garantiert, dass dies eingehalten wird?

Das ist im Gestaltungsplan festgeschrieben. Wir können also gar nicht mehr Bewilligungen erteilen. Neben den vier jährlichen Konzerten darf allerhöchstens eines zusätzlich alle drei Jahre stattfinden. Wir sind ja zum Konzert der Rolling Stones gekommen, weil wir sehr kurzfristig reagieren konnten. So etwas soll auch in Zukunft ausnahmsweise möglich sein.
Der Neubau des Stadions kostet 110 Millionen Franken. Das ist viel Geld. Eine typische Zürcher Luxuslösung?

Typische Zürcher Luxuslösungen gibt es gar nicht (lacht). Ich glaube, es ist eine typische Zürcher Lösung, weil es ein architektonisch sehr sorgfältig gemachtes Stadion sein wird. Es ist sicher kein billiges Stadion, aber vergleichbar mit andern Stadien dieser Grössenordnung. Ausserdem sind die 10 Prozent Reserven darin enthalten, mit denen die Stadt seit dem Kongresshausdebakel immer kalkulieren muss. Wir erwarten überdies Beiträge von Bund und Kanton in der Grössenordnung von 15 bis 20 Millionen. Das Stadion wird uns also weniger als 100 Millionen Franken kosten. Auch das ist noch viel Geld. Wenn man aber bedenkt, dass wir eine gute Anlage erhalten, die für die nächsten fünfzig Jahre halten soll, ist der Betrag relativiert und zu vertreten.
Damit tatsächlich EM-Spiele stattfinden können, braucht es am 5. Juni auch ein Ja zu den gut 11 Millionen Franken, mit denen der Bau beschleunigt und angepasst werden soll. Auch hier die Frage: Drei Vorrundenspiele für elf Millionen Franken. Ist es das wert?

So einseitig darf man das nicht betrachten. Sie müssen den volkswirtschaftlichen Nutzen von Europameisterschaften berücksichtigen. Hotels, Restaurants, Läden werden profitieren. Es gibt Berechnungen, dass die EM 20 bis 30 Millionen Franken an Wertschöpfung auslösen dürfte. Ausserdem gibt es eine nicht zu unterschätzende Werbewirkung für Zürich. Auch Portugal hat mit der letzten Fussball-EM einen grossen Image- und Sympathiegewinn verbucht. Aber auch hier muss man noch unterscheiden: Ungefähr die Hälfte des Geldes brauchen wir für bauliche Anpassungen, und der andere Teil ist für die eigentliche Durchführung des Anlasses. In diesem Bereich wird es auch wieder Einnahmen geben.
Ganz sicher ist die Durchführung der EM-Spiele immer noch nicht. Was geschieht mit den elf Millionen, wenn es doch nicht klappen sollte?

Der Gemeinderat hat für die zusätzlichen Massnahmen einen Projektierungskredit von 700 000 Franken bewilligt. Dieses Geld wird im Moment ausgegeben. Von den 11 Millionen wird hingegen nichts ausgegeben, bevor wir nicht eine gültige Baubewilligung haben.
Noch immer geistert auch die Idee herum, dass auch das neue Hardturmstadion rechtzeitig für die EM 2008 fertig werden könnte. Wenn es nun wirklich so wäre, wenn kein Rekurs gegen die Baubewilligung eintreffen würde, könnte man dann im letzten Moment noch umschwenken?

Bis August könnte man das theoretisch wohl noch. Die Baubewilligung wird vermutlich bereits im Mai erteilt, dann folgt die dreissigtägige Rekursfrist. Natürlich habe ich die Hoffnung, dass es keine Rekurse geben wird. Wenn man aber realistisch sein will - und das sollte man ja als Politikerin -, dann muss man wohl mit Rekursen rechnen, die den Bau des Hardturms weiter hinauszögern.
Zurück zum Letzigrund. Hier folgt nun als nächster Schritt die Abstimmung vom 5. Juni. Stadtpräsident Elmar Ledergerber wettet darauf, dass es 80 Prozent Ja-Stimmen geben wird. Was sagen Sie?

Ich bin ebenfalls überzeugt, dass es eine deutliche Zustimmung geben wird. Aber ich bin jetzt mal etwas vorsichtiger und sage 72 Prozent.

Quelle TA

Verfasst: 27.04.2005, 14:13
von Asselerade
was mich mehr interessieren würde:

der hardturm ist ja bekanntlich im sommer passe. jetzt kommt zu 99% der neue letzigrund (das muss ja rasant kommen!). wo zum teufel spielen dann die beiden zürcher mannschaften? in zürich hats ja mit ausnahme des utogrundes (und der ist überhaupt nicht nla-tauglich) keine stadionkapazitäten mehr?

-winterthur?
-wettingen?
-baden?

Verfasst: 27.04.2005, 14:18
von Supersonic
Es war mal von W`thur die Rede...gäbe aber hohe Einbussen, kommt deshalb wahrscheinlich nicht in Frage.

Verfasst: 27.04.2005, 14:23
von Rebi
also die stadien esp und altenburg würde ich jetzt nicht unbedingt als nla-tauglich einstufen.wobei beim esp die bessere "grundlage" vorhanden wäre,aber auch beim altenburg lässt sich vielleicht was machen,naja ist ja nicht mein problem.

Verfasst: 27.04.2005, 14:26
von Asselerade
Rebi hat geschrieben:also die stadien esp und altenburg würde ich jetzt nicht unbedingt als nla-tauglich einstufen.wobei beim esp die bessere "grundlage" vorhanden wäre,aber auch beim altenburg lässt sich vielleicht was machen,naja ist ja nicht mein problem.
naja, wenn ich ehrlich zu mir selber bin wird es früher oder später mein problem. überleg doch mal: wenn die zürcher vereine diese 3 jahre nicht gut auf die runden kriegen haben wir gar nichts mehr. vielleicht noch 2 spiele gegen bern und evt. gegen st.gallen und das wars.

altenburg könnte man sicherlich herrichten lassen, obwohl dort das ganze nicht so rosig aussehen dürfte (infrastruktur usw). baden ist sicherlich a-würdig nur dürfte das auch eine stange mehr kosten als wettingen

Verfasst: 27.04.2005, 14:36
von Rebi
[quote="Asselerade"]naja, wenn ich ehrlich zu mir selber bin wird es früher oder später mein problem. überleg doch mal: wenn die zürcher vereine diese 3 jahre nicht gut auf die runden kriegen haben wir gar nichts mehr. vielleicht noch 2 spiele gegen bern und evt. gegen st.gallen und das wars.

stimmt auch wieder.

das altenburg sieht ja nicht gang rosig aus, die gegentribüne haben sie gesperrt, angeblich weil einsturzgefahr besteht(war jedenfalls im sommer so). das esp finde ich noch ganz schön.nur die möchtegern securities am eingang sollte man auf den mond schiessen.so a la : "nei si müend de velohelm dosse lo,esch es worfgschoss ond d velolampe au. ond augetröpfli chönd si au grad abge,blablablabla." einmal meinten sie sogar in der fotokamera könnte pyro versteckt sein.

Verfasst: 27.04.2005, 14:46
von Ernesto
Da es sich beim Letzigrund um einen Umbau bzw einen etappierten Neubau an ungefähr gleicher Stelle handelt, sollten auch während der Bauphase der Spielbetrieb des FCZ gewährleistet werden können. Ob dann turnusgemäss alle zwei Wochen Spiele stattfinden können ist noch nicht ganz sicher. Ein Thema ist auch die Variante, die Heimspiele des FCZ zeitlich konzentriert zu Blöcken zusammenzufassen, um so wieder längere Phasen ohne Publikumsverkehr auf der Baustelle zu erhalten. Zumindestens für den Stadtklub zeichnet sich diesbezüglich eine Lösung ab.

Bei GC ist eine klare Aussage etwas schwieriger und zurzeit noch mit wesentlich mehr unsicheren Faktoren verbunden. Denn ob der Hardturm tatsächlich bereits im Sommer abgerissen wird und GC deshalb ohne Stadion dasteht ist immer noch nicht sicher. Sollte dies aber der Fall sein, könnten sie mindestens die erste Hälfte der Saison 2005/2006 (bis Ende dieses Jahres) Gastrecht im Letzigrund erhalten. Für die Zeit danach sieht es wegen den im obigen Abschnitt angetönten Problemen weniger gut aus. GC müsste eine Ausweichmöglichkeit ausserhalb der Stadt finden. Wo ist allerdings unklar - aber gelinde gesagt auch scheissegal.

(Eventuell findet man hier eine Antwort darauf.)

Verfasst: 27.04.2005, 14:46
von Asselerade
gegentribüne ist schon seit 10 jahren gesperrt. haupttribüne ist anständig. ansonsten ist halt alles so wie man es noch vor augen hat (3-4 stufen and that's it).

baden wäre ok, aber vermutlich nicht zu bezahlen

Verfasst: 27.04.2005, 14:49
von Ernesto
Da es sich beim Letzigrund um einen Umbau bzw einen etappierten Neubau an ungefähr gleicher Stelle handelt, sollten auch während der Bauphase der Spielbetrieb des FCZ gewährleistet werden können. Ob dann turnusgemäss alle zwei Wochen Spiele stattfinden können ist noch nicht ganz sicher. Ein Thema ist auch die Variante, die Heimspiele des FCZ zeitlich konzentriert zu Blöcken zusammenzufassen, um so wieder längere Phasen ohne Publikumsverkehr auf der Baustelle zu erhalten. Zumindestens für den Stadtklub zeichnet sich diesbezüglich eine Lösung ab.

Bei GC ist eine klare Aussage etwas schwieriger und zurzeit noch mit wesentlich mehr unsicheren Faktoren verbunden. Denn ob der Hardturm tatsächlich bereits im Sommer abgerissen wird und GC deshalb ohne Stadion dasteht ist immer noch nicht sicher. Sollte dies aber der Fall sein, könnten sie mindestens die erste Hälfte der Saison 2005/2006 (bis Ende dieses Jahres) Gastrecht im Letzigrund erhalten. Für die Zeit danach sieht es wegen den im obigen Abschnitt angetönten Problemen weniger gut aus. GC müsste eine Ausweichmöglichkeit ausserhalb der Stadt finden. Wo ist allerdings unklar - aber gelinde gesagt auch scheissegal.

(Eventuell findet man hier eine Antwort darauf.)

Verfasst: 27.04.2005, 14:53
von PeppermintPatty
Können ja beide ins Stade de Schöneff ausweichen, das gammelt ja auch nur so vor sich hin... :p

Verfasst: 27.04.2005, 15:02
von São Paulino
Ich vermute, der FCZ wird seine Heimspiele für die schlimmste Zeit des Umbaus ins neue Hallenstadion verlegen. Der SFV verbietet eigentlich das Austragen von Meisterschaftsspielen in Form von Hallenfussball, macht aber in diesem Fall eine Ausnahme (u.a. wegen Gesundheitsgefahr für Spieler und Zuschauer - Staublungen und so) und hat die nötige Erlaubnis bereits erteilt. :D

Was GC anbelangt: Die sollen sich doch irgendwo bei YF Juventus oder Red Star einmieten. Zuschauermässig sehe ich da keine Probleme. Von mir aus könnten die sogar ins Pfefferland spielen gehen. Oder gleich den Klub auflösen. Diese Aussage ist zwar nicht ganz rational, aber bei GC bin ich zuweilen leicht irritiert und nicht mehr ganz zurechnungsfähig... :mad:

Verfasst: 27.04.2005, 15:19
von Mahatma
..
Noch immer geistert auch die Idee herum, dass auch das neue Hardturmstadion rechtzeitig für die EM 2008 fertig werden könnte. Wenn es nun wirklich so wäre, wenn kein Rekurs gegen die Baubewilligung eintreffen würde, könnte man dann im letzten Moment noch umschwenken?

Bis August könnte man das theoretisch wohl noch. ...

Quelle TA
Typisch. Die Zürcher glauben wohl Ihre Verträge mit der UEFA, dem EM-Ok und dem SFV mir nichts dir nichts misschaten zu können ... :rolleyes:


Zudem ist noch folgendes zu beachten.
- Das EM-Stadion muss (gemäs UEFA) bis September 2007 fertig sein.

- Der frühstmögliche Baubeginn (Abriss Hardturm) ist am 1. 7. 2005.

- Das Fussballstadion kann erst am Schluss erstellt werden, da es auf dem Einkaufszentum liegt. (Wie gut für Knochen der Spieler ...).

- Die Bauzeit für das neue Fussballstadion beträgt 3 1/2 Jahre. (Damit wird das Stadion frühestens Anfang 2009 bezugsbereit).

- Natürlich kann durch Sonderschichten und Sonderbewilligung die Bauzeit verkürzt werden. (Die CS sucht dazu noch Sponsoren ... ;) ). Eine Verkürzung um 1 1/4 Jahre ist jedoch völlig illusorisch.

(Selbst eine Beendigung erst kurz vor der EM (da macht die Uefa jedoch nicht mit) ist bei optimalen Verlauf (keine Rekurse) äusserst fraglich.
Und. Rekurse auf die Baubewilligung sind bereits angekündigt. (Von diesen Rekursen schrieb selbst die NZZ). ).


.

Verfasst: 27.04.2005, 15:45
von Mahatma
Asselerade hat geschrieben:was mich mehr interessieren würde:

der hardturm ist ja bekanntlich im sommer passe. jetzt kommt zu 99% der neue letzigrund (das muss ja rasant kommen!). wo zum teufel spielen dann die beiden zürcher mannschaften? in zürich hats ja mit ausnahme des utogrundes (und der ist überhaupt nicht nla-tauglich) keine stadionkapazitäten mehr?

-winterthur?
-wettingen?
-baden?
Der Letzigrund hat noch zwei Hürden zu nehmen.
- Die Abstimmung am 5.6.2005. (Die dürfte klar genommen).
- Die 30tägige Einsprachfrist bei der Baubewilligung, wahrscheinlich ab Mitte Mai 2005. (Das ist ungewiss. Denke es gibt keine).

Für den Letzigrund dürfte Ende Juni eine definitive Baubewilligung vorliegen. Dami könnte der Fahrplan für die EM eingehalten werden.


Bei Fussballstadion ist es so aus.
- Hier ist nur noch die 30tägige Einsprachfrist bei der Baubewilligung. Die Baubewilligung dürfte demnächst erfolgen. Diese Hürde scheint jedoch einiges höher zu sein, da Rekurse bereits im Raum sind.
- Die Bauzeit ist hier wesentlich länger.


Der Letzigrund kann bis Ende Jahr benutzt werden. Danach ist vorest fertig bis Stadioneröffnung (Sep. 2007).


Sollte bei beiden Stadien gleichzeitig gebaut werden (der CS ist das sch...egal), wäre das sehr schlecht für vieles, besonders für FCZ und GC.
Für den Fall gibt es viele Spekulationen. Aber eines ist klar. Eine klare Vorstellung (Lösung) für diesen Fall hat niemand.


.

Verfasst: 27.04.2005, 18:17
von Black Styrian
auch das affentheater um den em-standort klagenfurt, das die em ebenfalls sehr stark in gefahr brachte, scheint nun beendet zu sein...

Verfasst: 27.04.2005, 19:40
von mamo
Ich meinte mal gehört zu haben, dass evt. ein provisorisches stadion in Niederhasli (wo gc im sommer einzieht) gebaut wird....

Verfasst: 27.04.2005, 19:54
von carigool
Black Styrian hat geschrieben:auch das affentheater um den em-standort klagenfurt, das die em ebenfalls sehr stark in gefahr brachte, scheint nun beendet zu sein...
das sind den gute nachrichten!

Chancen für EM massiv gestiegen

Verfasst: 27.04.2005, 20:00
von carigool
ich will unbedingt das die em in der schweiz und österreich statt findet! aber braucht zürich zwei 30`000 zuschauer fassendes stadion? im letzi spielt dann der fcz wohl nicht! ist das normal? aber das projekt unterstütze ich den ich will die em im eigenen land! ich finde: wen man sich für eine em bewirbt, sollte man sich sicher sein in welchem stadion die spiele sind und man sollte eine baubewilligung haben! ich muss heute noch lachen, was für ein theater da war mit dem stadion!

Verfasst: 27.04.2005, 20:49
von Raffi
carigool hat geschrieben:ich will unbedingt das die em in der schweiz und österreich statt findet! aber braucht zürich zwei 30`000 zuschauer fassendes stadion? im letzi spielt dann der fcz wohl nicht! ist das normal? aber das projekt unterstütze ich den ich will die em im eigenen land! ich finde: wen man sich für eine em bewirbt, sollte man sich sicher sein in welchem stadion die spiele sind und man sollte eine baubewilligung haben! ich muss heute noch lachen, was für ein theater da war mit dem stadion!
letzi wird wieder zruggbaut uf ca. 25000 fürs liechtathletik-meeting.
bimr nit 100% sicher, aber so hanis mol ghört...

Verfasst: 03.05.2005, 10:18
von schnauz
Keine Rekurse gegen neues Letzigrund-Stadion
ZÜRICH - Gegen den Gestaltungsplan für den Neubau des Zürcher Stadions Letzigrund sind definitiv keine Rekurse eingegangen. Gemäss dem Stadtrat bestehen gute Chancen, dass es auch keine Rekurse gegen die Baubewilligung geben wird.
Der Zürcher Stadtrat zeigt sich optimistisch, dass das Stadion-Projekt alle juristischen Hürden nimmt. Lediglich drei Parteien, darunter der VCS Zürich, hätten den Entscheid für die Baubewilligung bestellt.

Alle drei Parteien betonten aber, dass es sich nur um eine vorsorgliche Massnahme handle, man aber davon ausgehen könne, dass sie keinen Rekurs gegen die Baubewilligung ergreifen werden.

Der Stadtrat wird die Baubewilligung erst nach der Volksabstimmung vom nächsten 5.Juni erteilen. Werden die beiden Vorlagen zum Letzigrund-Neubau vom Zürcher Stimmvolk angenommen, dürfte das Stadion rechtzeitig zur Fussball-EM bereit stehen.

Verfasst: 04.05.2005, 16:00
von coolio
boah, wuerd mi das aschisse als fcz-fan. scho wieder sone bloeds liechtathletikstadion. :rolleyes:

guet, si sin sich jo gwoent.

Exkurs: Visionäre Stadionidee in Zürich vor 25 Jahren (Teil I)

Verfasst: 04.05.2005, 16:54
von Ernesto
Weltwoche -- 17/05

Der Abstiegsplatz

Ein Fussballstadion mitten in der Stadt, versenkt unter dem Kasernengelände u2013 mit dem Projekt aus dem Jahr 1980 hätte Zürich in einer höheren Liga spielen können. Eine Erinnerung an die Zukunft.


Walter Bolli klappt eine Mappe mit Plänen und Skizzen auf, und er stellt sich vor, Zürich hätte heute kein Stadionproblem, sondern ein Stadion. «Dieses hier», sagt er und entfaltet die vergilbten Papiere einer bestechenden Vision: «Eine unterirdische Arena für 40000 Zuschauer. Unsichtbar versenkt auf dem Kasernengelände, mitten in der Stadt Zürich. Von der Lage her wäre das etwas geworden wie der Madison Square Garden in New York oder das alte Londoner Wembley-Stadion.»

Auf dem Tisch liegt eine vergessene Illusion. Die Erinnerung an eine städtebauliche Chance, die auch 25 Jahre später seltsam grossartig anmutet: Ein Katakombenstadion, lärmschluckend, wettergeschützt, ein paar Schritte vom grössten Bahnhof der Schweiz und von der City mit ihren Einkaufstempeln entfernt.

Der Generalunternehmer und ehemalige Sportmanager Walter Bolli ist jetzt 76 Jahre alt. In der grossen Zeit des FC Zürich, als die Mannschaft mit dem heutigen Nationalcoach Köbi Kuhn, mit Fritz Künzli und Rosario Martinelli im Meistercup bis in den Halbfinal marschierte, war er als Finanzchef die rechte Hand der stumpenrauchenden Präsidentenlegende Edi Naegeli. Später, als seine Söhne Eishockey spielten, führte er dem Zürcher Schlittschuh-Club die Geschäfte. Bolli fand die lokale Situation für den FCZ und den ZSC immer unbefriedigend: «Der Letzigrund mit der Rundbahn ist keine Fussballarena, und im Hallenstadion geriet der ZSC als Untermieter immer in Terminkollisionen mit andern Veranstaltungen.»

Bolli, ein viel beschäftigter Mann, spazierte in der Kasernenstrasse an der Sihl hin und her, als er auf einen Gesprächspartner wartete, und in diesen Minuten unfreiwilliger Musse gingen ihm die Augen auf: «Welche Stadt hat in ihrer Kernzone ein Gelände von 66000 Quadratmetern zur freien Verfügung?» Bolli fahndete damals nach einem Standort für eine ZSC-eigene Eishalle, aber das brachliegende Militärareal erschien ihm plötzlich («der Funke zündete») wie die Einladung zu einem grossen Wurf u2013 einem Sportkomplex, der alle Interessen abdecken würde. Ein Eishockeystadion als neue Heimat des ZSC für 15000 Zuschauer, eine grosse Fussballarena für 40000 Besucher und zusätzlich eine Halle für Tennis, Handball, Basketball mit 6000 Plätzen. Er steckte seinen Freund Reinhard Widmer, einen Architekten, mit seiner Begeisterung an. Widmer im Rückblick: «Ich fand die Idee so gut, dass ich 1978 gleich meine Sommerferien opferte.» Und Bolli: «Eine Riesenarbeit. Wir machten alles ehrenamtlich, ohne irgendwelche Entschädigung, denn wir hatten ja keinen Auftrag.»

In Reinhard Widmers Projektbeschreibung erstand eine fantastische unterirdische Welt: «Diese Stadien hätten gegen oben lediglich eine Luftöffnung. Die Sitz- und Stehplätze wären jedoch alle überdacht.» Das Nutzungskonzept sah im grossen Stadion vor: «Fussballmatches, Länderspiele, Springkonkurrenzen, grosse Schwingfeste, eidgenössische Turnfeste, Musikfestivals, Popkonzerte, politische Manifestationen, aber auch eine Chilbi, ein Bierfest, kurz: Massenveranstaltungen».

Die kleineren Stadien waren gedacht für «Eishockey, Eiskunstlauf, Rollhockey, Curling, Tennis, Basketball, Handball, Pingpong, Roller-Disco, Skateboard, Judo, Boxen», aber auch für «Kongresse und Tagungen, Konzerte, Zirkus und Variété, für Film- und Musikfestivals, Kleinausstellungen und Sonderschauen». Selbstverständlich waren auch Restaurants geplant. Die denkmalgeschützte Kaserne musste stehen bleiben, «mit einer Ladenstrasse im Parterre und Büros in den oberen Geschossen». Die Oberfläche des ehemaligen Exerzierplatzes sollte als offen zugänglicher grüner Park ins Quartier integriert werden.

«Die Erschliessung kann optimal genutzt werden», schrieb der Architekt. «Der Hauptbahnhof liegt in nur drei Fussminuten Entfernung. Die SBB können die Besucher aus der ganzen Region, ja des ganzen Landes problemlos nach Zürich bringen. Für die Verkehrsbetriebe könnte nicht nur eine eigene ausgebaute Haltestelle, sondern ein eigentlicher Bahnhof, auch für Autobusse, geschaffen werden.» 40000 bis 50000 Menschen wären innerhalb einer Viertelstunde über öffentliche Verkehrsmittel auf das Kasernenareal befördert oder wieder abtransportiert worden. «Welche Stadt in Europa», fragte Bolli, «könnte so ein Stadion in der City offerieren?» Vorgesehen war auch ein Anschluss an die damals hitzig diskutierte Sihltiefstrasse (diese innerstädtische Autobahnachse blieb eine Planungsleiche, bis jetzt der Zürcher Regierungsrat überraschend eine Projektstudie für ein Tunnel-Verkehrssystem vorgelegt hat), der direkt in ein ebenfalls unterirdisches Parkhaus für 3000 bis 4000 Fahrzeuge gemündet hätte.

Bolli und Widmer rechneten das Projekt mit Hilfe des Bauunternehmers Karl Steiner durch. Unter dem Strich kamen sie auf eine Kostensumme von 274800000 Franken, die heute fast lächerlich erscheint. Das grösste bautechnische Problem wäre der enorme Aushub (Kosten: 22 Millionen) gewesen, verbunden mit der Baugrubensicherung, die allein einen Betrag von 34 Millionen verschlungen hätte. In den Arenen waren ausschliesslich Sitzplätze vorgesehen u2013 eine unabdingbare Voraussetzung für die Sicherheit in modernen Stadien.

Am 7. März 1980 machten die Initianten ihren Vorschlag im lokalen Gratisblatt Züri Leu öffentlich, und Bolli stellte gleich klar: «Die Überbauung darf nicht der Staat durchführen, son- dern es müsste ein Privatkonsortium gebildet werden.»

Das Echo war gering. Das Stadion-Thema schaffte es nicht auf die politische Traktandenliste. NZZ und Tages-Anzeiger, denen der Primeur entgangen war, hielten sich heraus. «Ich ärgere mich heute noch und mache mir Selbstvorwürfe», gesteht Bolli. «Vielleicht bin ich zu wenig intensiv dahintergegangen.» Bolli hatte kei- ne Lobby, und die Zeiten waren gegen ihn.

Er hatte sich durchaus um Rückendeckung bemüht. «Ich sprach mit meinem Nachbarn in Rüschlikon, mit dem damaligen FDP-Bundesrat Fritz Honegger, der mir volle Unterstützung zusagte. Der Zürcher Bauvorsteher Edi Frech, ein Sozialdemokrat, war begeistert.» Bolli redete auf den Stadtpräsidenten Sigi Widmer ein, aber der Landesring-Mann Widmer war resigniert nach dem Scheitern seiner grossen Visionen für Zürich: Die Kandidatur für die olympischen Winterspiele, die U-Bahn, eine utopische Waldstadt für 130000 neue Einwohner auf dem Adlisberg, womit Zürich zur Halbmillionenstadt gewachsen wäre u2013 niedergestimmt vom Souverän. Thomas Wagner, der lokale Sportminister und spätere Widmer-Nachfolger, beschied Bolli: «Wir sind zu klein für so etwas.» Wie ein Menetekel hatten die Leute noch die Fernsehbilder des Olympiastadions von Montreal im Jahr 1976 vor Augen, den unvollendeten Turm mit den in den Himmel ragenden Eisenstummeln u2013 Bürgermeister Jean Drapeau hinterliess der kanadischen Stadt eine Milliardenschuld, die erst nach zwanzig Jahren durch Steuerzuschläge getilgt war.

Schweizer für München und Peking

In seinem zweiten Leben nach der Politik hilft Thomas Wagner als Berater, grosse Investitionsvorhaben in China anzuschieben. An das Kasernenstadion kann er sich nur zögernd erinnern: «Eine realistische Chance für dieses Projekt im Herzen der Stadt bestand wohl nicht.» Heute bauen Schweizer Architekten wie das Gespann Jacques Herzog/Pierre de Meuron futuristische Kolosseen im Ausland: Die Allianz-Arena in München zur Fussball-WM 2006 und in Peking das Olympiastadion 2008.

Bolli erinnert sich, dass Stadienpläne in Zürich nie auf eine gemähte Wiese fielen. Als die Schweiz die Fussball-Weltmeisterschaft 1954 zugesprochen erhielt, entstanden in Bern, Basel und Lausanne neue Spielstätten. In Zürich jedoch scheiterte das Projekt eines neuen Stadions auf dem Hardhof in der Volksabstimmung, stattdessen wurde, der Anfang eines endlosen Provisoriums, der Hardturm ausgebaut.

Architekt Reinhard Widmer hat noch die vielen begeisterten Komplimente im Gedächtnis, die er für die Idee der Katakomben unter der Kaserne privat zu hören bekam. Aber das Interesse bündelte sich nicht zu einer konkreten Initiative. «Die kommerzielle Bedeutung des Sports war noch nicht erkannt worden. Und heute gibt es in Zürich die G7, die Vereinigung der sieben Grossveranstaltungen, und da sitzt auch Herr Blatter drin, der Fifa-Präsident. Diese Leute können sehr viel Druck erzeugen.»

In seinem Buch «Ideen für Zürich», einer Grabsteinserie von nie realisierten städtebaulichen Grossprojekten, lobte Rudolf Schilling, der spätere Rektor der Hochschule für Gestaltung und Kunst, die Stadienidee «zur Belebung dieses Lochs in der Stadt»: «Der Vorschlag enthält Anregungen, die mehr als nur flüchtige Beachtung verdienen.» Heute sagt er: «Bringen Sie mich nicht in Verlegenheit. Seit Jahrzehnten wird dort geplant und geplant, und es öffnet sich kein Horizont.»

Exkurs: Visionäre Stadionidee in Zürich vor 25 Jahren (Teil II)

Verfasst: 04.05.2005, 16:55
von Ernesto
Raumschiff landet auf Hardturm

In der Nacht des 30. Mai 1980 fegte der Opernhauskrawall über Zürich hinweg und veränderte das Klima schlagartig. Das Stadion bei der Kaserne wurde «stillschweigend beerdigt» (Bolli). Auch ein anderer Überbauungsplan, den fast gleichzeitig der Architekt Ralph Baenziger entwickelt hatte, der «HB Südwest» auf dem benachbarten Bahnhofsgelände, verkam zur Geisterkulisse. Die legalistische Politik der linken Baudirektorin Ursula Koch («Die Stadt ist gebaut») lähmte nach Mitte der achtziger Jahre die Entwicklung. Erst mit dem Aufbruch des verödeten Industriequartiers zur schicken Kulturzone hat sich die Lage entkrampft: Dort, auf dem Hardturm, landet das Stadion-Kommerzraumschiff der Bauherrin CS Holding trotz Verzögerungstaktik des VCS und öffnet möglicherweise noch rechtzeitig zu Beginn der Fussball- Europameisterschaft 2008 die Eintrittstore. Fifa-Boss Blatter betreibt von seinem Hochsitz auf dem Sonnenberg aus, obwohl territorial nicht zuständig, als Drahtzieher die Hardturm-Lösung. Andernfalls steht ein erneuerter Letzigrund bereit, doch dazu ist noch das Plazet der Volksabstimmung (Datum: 5. Juni 2005) zum Neubau erforderlich.

Zürichs Stadtpräsident Elmar Ledergerber favorisiert den Letzigrund, weil dann auch der LC Zürich eine modernisierte Manege für seinen «Weltklasse»-Zirkus zur Verfügung hätte. Vielleicht, auch diese Variante ist nicht ganz auszuschliessen, kann die grösste Schweizer Stadt im Jahr 2008 dem Europa-Turnier überhaupt keine bespielbare Fussballwiese anbieten und fällt als Gastgeber aus.

Dann spielen Kinder auf dem Rasen des ehemaligen Exerzierfeldes hinter der Kaserne mit dem Ball, obwohl Fussball im Herrschaftsbereich eines Abwartes verboten ist, und widerlegen den kurzzeitigen Zürich-Aufenthalter Lenin, der sagte, in diesem Lande sei niemals eine Revolution möglich, weil die Schweizer keinen Rasen betreten würden, auf dem das Schild «Rasen betreten verboten» stehe. Er hat nicht geahnt, dass unsere besten Fussballer Ausländer oder die Kinder von Ausländern sind.

Die Welt verändert sich, die Stadt, der Fussball, aber auf dem Gelände der alten Kaserne, einer Enklave, die dem Kanton gehört, sind alle neuen Ideen versickert, seit das Militär dort 1966 ausgezogen ist. Das Hauptgebäude dient noch bis 2015 der Kantonspolizei als Quartier, in einem provisorischen vergitterten Container-Nebentrakt werden Untersuchungshäftlinge eingebuchtet, der städtische Flugsand von Drogendealern, kleinen Gaunern und kriminellen Asylbewerbern. Die historischen Zeughäuser sind zum Teil fremdvermietet. Alle Szenarien lösten sich bisher in kleinkarierten Verteilkämpfen auf.

Die Zürcher Regierungsrätin Dorothée Fierz wagt endlich einen Ausweg aus dieser schmählichen Situation: Sie hat letzten Sommer den Ball sehr hoch geworfen und den Ausstellungsmacher und Kulturmanager Martin Heller, der schon die Expo 02 gerettet hat, um eine «Machbarkeitsstudie» gebeten. Im kommenden Juli soll Heller das Ergebnis seines Nachdenkens über diesen «Hot Spot in der City der Schweizer Metropole» (Zitat Heller) vorlegen. Die Erwartungen reichen bis zu einem zürcherischen Centre Pompidou, wie es der Auftraggeberin vorschwebt. Vielleicht hängen dort einmal die Pläne eines Stadions, das unter den Füssen der Betrachter im Boden verschwunden ist.

Verfasst: 04.05.2005, 17:12
von Lou C. Fire
Ernesto hat geschrieben:Weltwoche -- 17/05

Als die Schweiz die Fussball-Weltmeisterschaft 1954 zugesprochen erhielt, entstanden in Bern, Basel und Lausanne neue Spielstätten. In Zürich jedoch scheiterte das Projekt eines neuen Stadions auf dem Hardhof in der Volksabstimmung, stattdessen wurde, der Anfang eines endlosen Provisoriums, der Hardturm ausgebaut.
Und da behaupte mal einer, die Geschichte würde sich niemals wiederholen... :eek:

Jaja grossartige Projekte planen, sich an New York, London oder Paris orientieren und dann wenns um die Verwirklichung geht, realisieren, dass man halt doch auch ein Kuhdorf ist - einfach zu schön. :p

Exkurs 2: Stadionprojekt in Zürich für die WM 1954

Verfasst: 04.05.2005, 17:22
von Ernesto
Tagesanzeiger -- 25.08.2003

Oktogon - Vorläufer des Fünfecks

Bereits vor 50 Jahren fand in Zürich eine Abstimmung über ein grosses Stadionprojekt von Justus Dahinden statt. Es fiel klar durch.


Es war der Tag, als ein Blizzard über die Stadt kam. Mächtige Schneeflocken hüllten Zürich ein, herangefegt von einem Orkan von noch nie erlebter Kraft mit Ursprung in England, Mutterland des Fussballs.

Der Sonntag, 1. Februar 1953 ging nicht nur als «Wetterunikum in die zürcherischen Annalen» ein, wie der «Tages-Anzeiger» tags darauf schrieb. Man rieb sich auch die Augen ob eines Abstimmungsresultats: 53 877 Menschen sagten Nein zum neuen Grossstadion, nur 26 118 Ja. Die Stimmbeteiligung betrug 65 Prozent. In keinem der damals 11 Stadtkreise fand das Projekt eine Mehrheit. Am knappsten war das Verhältnis im Kreis 9, wo der Bau auf einer brachliegenden Wiese an der Altstetterstrasse hätte zu stehen kommen sollen. «Die Überraschung fiel nun doch etwas massiv aus», schrieb der TA.

Vom Stadion zu den Gotteshäusern

Auch Justus Dahinden war perplex. «Noch heute weiss ich nicht, weshalb die Zürcher so klar Nein stimmten», sagt der Architekt aus Witikon, der, damals 28-jährig, als Assistent an der ETH den Wettbewerb gewonnen hatte, zusammen mit seinem Professor William Dunkel. Mit der Abfuhr an der Urne kam das Projekt in die Schublade. Für Dahinden war das Kapitel Stadion abgeschlossen. Stattdessen wurde er zum Experten einer verwandten Kategorie: Kirchen. 22 an der Zahl hat der passionierte Jäger gebaut, in Afrika, China, Deutschland, Italien und der Schweiz. Bei Gotteshäusern wie auch bei Stadien, sagt Dahinden, sei das Gemeinschaftserlebnis zentral, die Emotionen: «Der Bau muss beim Publikum eine Erwartungshaltung erzeugen, der Blutdruck muss steigen; es wird ein Fest gefeiert.» Das in Zürich bekannteste Objekt ist heute eine Klinik; die «Ferro»-Pyramide am See.

Dahindens Stadion (der Professor habe ihn weit gehend wirken lassen) trug den Namen Oktogon. Das Achteck, das damals lediglich 10 Millionen gekostet hätte, war nach antikem Vorbild geplant: Eine grosszügige, umsichtig in die Landschaft eingebettete polysportive Arena für Fussball und Leichtathletik. Mit der gewählten polygonalen Hülle rückte Dahinden von der gängigen Rundform ab; «das wurde als architektonische Erfindung gewertet», sagt er.

60 000 Zuschauer hätte sie fassen sollen, davon 15 000 Sitzplätze. Eine stattliche Anzahl, war man sich damals bewusst. Doch in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg boomte der Schausport, wie man dem Spitzensport damals sagte - Medizin für die Kriegsgeneration, Kampf mit unverdächtigen Mitteln für die Nationen. Und schliesslich standen in Zürich im Jahr 1954 gleich zwei Grossereignisse an: Spiele der Fussballweltmeisterschaften und die EM der Leichtathleten. Der 1925 gebaute Letzigrund war dafür zu klein, ebenso der Hardturm (1929).

Ein neues Stadion muss her, hiess es, zumal ein «Blick in die Welt» zeige, wie die NZZ schrieb, «dass heute keine grössere Stadt ohne eine grosse Sportstätte auskommen kann». Und die grösste Schweizer Stadt dürfe in dieser Entwicklung nicht zurückbleiben. Es kam bekanntlich anders: Nach dem Debakel an der Urne fand das Mirakel in Bern statt. Die Leichtathleten, mit Laufwunder Emil Zatopek, starteten im Stadion Neufeld, die Deutschen siegten im Wankdorf. Doch Zürich ging punkto Fussball keineswegs leer aus, wie zuvor befürchtet worden war: Fünf Spiele, darunter dasjenige um den dritten Platz, wurden im Stadion Hardturm ausgetragen, das dank einer neuen Westtribüne immerhin 35 000 Zuschauer fasste. Kurz darauf ist auch der Letzigrund auf 23 000 Zuschauerplätze erweitert worden. Mit einer Haupttribüne, die derjenigen entspricht, die Justus Dahinden in einem Keller der ETH entworfen hatte. Der Architekt hiess William Dunkel, Dahindens Förderer.

Nun, ein halbes Jahrhundert später, also wieder die gleiche Ausgangslage: Die Stadien genügen nicht mehr den Anforderungen, und mit der Euro 2008 steht ein Grossereignis an. Auch in anderen Belangen sind die Parallelen frappant: Schon vor 50 Jahren hatte der Abstimmungskampf hohe emotionale Wellen geworfen, kritisierten die Gegner die Grösse des Projekts, warnten vor einem Defizitbetrieb und übermässigem Verkehr im Quartier. Und auch damals lobte die Fachwelt die Architektur.

Allerdings gibt es gewichtige Unterschiede. Vor 50 Jahren hätte die öffentliche Hand das von einer Stadiongenossenschaft betriebene Stadion im Wesentlichen finanziert. Und vor allem standen die Parteien nicht geschlossen hinter dem Projekt. Im Gegenteil: FDP, SP, CVP und die Vorläuferin der SVP proklamierten Stimmfreigabe, der Landesring und die EVP waren dagegen. Nur die Demokratische Partei und die PdA gaben die Ja-Parole aus.

Asymmetrie gefällt ihm

Justus Dahinden möchte für die Abstimmung vom kommenden 7. September keine Prognose abgeben. Auch will er für sich behalten, ob er ein Ja oder Nein einlegen wird. Das Stadion in der Form eines Fünfecks allerdings, so viel gibt der weiterhin aktive Architekt preis, hält er für «gelungen». Besonders gefällt ihm die Asymmetrie und der Zuschauerraum, der Emotionen zulasse und fördere.

Dass das Ensemble monumental wirkt, macht ihm keine Mühe. «Monumentalität ist nicht gleich Grösse. Sie ist keine negative Qualität der Architektur. Persönlich bedaure ich aber den grossen Sockel mit der Mantelnutzung, welcher die Identität des Stadions beeinträchtigt.» Der 78-Jährige weiss auch aus eigener Erfahrung, dass es Grossprojekte in Zürich nicht einfach haben.


(Zum Bild)
Das Achteck von 1953: In Altstetten hätte ein polysportives Stadion für 60 000 Zuschauer gebaut werden sollen. Kostenpunkt: 10 Millionen Franken.

Verfasst: 05.05.2005, 09:53
von coolio
Ernesto hat geschrieben:Tagesanzeiger -- 25.08.2003

[(Zum Bild)
Das Achteck von 1953:
:eek: boah, was fuer ein haessliches scheissstadion! zum glueck wurde das nie gebaut. :eek: