Artikel: Cantaluppi

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Huber
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Artikel: Cantaluppi

Beitrag von Huber »

Mit Begeisterung das späte Glück genießen
Fußball in der Bundesliga: Für Mario Cantaluppi vom 1. FC Nürnberg ist es das schönste Weihnachtsgeschenk

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NÜRNBERG - Wenn man beim 1. FC Nürnberg gelegentlich vom Uefa-Cup träumt, muss Mario Cantaluppi lachen. u201EWollt ihr denn unbedingt nach Bukarestu201C, fragt er dann und erzählt mit Begeisterung von der deutschen Bundesliga: u201EDa haben wir jede Woche viel mehr als Uefa-Cup, eine fantastische Atmosphäre, eine Stimmung fast wie in der Champions League.u201C

Mario Cantaluppi ist der einzige Nürnberger, der die Champions League richtig kennt. u201EOld Trafford, den Riesentempel von Valencia, die Anfield Road in Liverpoolu201C, erzählt er, und mittendrin: Mario Cantaluppi und der FC Basel in jener märchenhaften Saison 2002/03, als der St. Jakobs-Park ein Theater der Träume war. Der FC Basel erreichte gegen den FC Valencia und den FC Liverpool die Zwischenrunde der Champions League. Gegen die Reds aus England führte ein fabelhafter FCB im entscheidenden Spiel mit 3:0, am Ende reichte ein spektakuläres 3:3 - u201Eein Mal in meinem Leben hatte ich richtig Angstu201C, sagt Mario Cantaluppi. Angst vor einem jähen Ende des Traums.

Das Abenteuer ging weiter; gegen Manchester United und Juventus Turin verfehlte Basel nur knapp das Viertelfinale, aber das 2:1 gegen Juve war eine wunderbare Abschiedsvorstellung. Torschütze zum 1:1 war: Mario Cantaluppi. u201EEs waren Erlebnisse, die mir niemand mehr nimmtu201C, sagt er, nur: u201EAm Anfang ist es ein einziger Rausch, aber dann gewöhnt man sich daran - es ist schon erstaunlich, wie sehr der Mensch ein Gewohnheitstier ist.u201C

u201EHey, wir sind Nürnbergu201C

Die Rückkehr in den Alltag fiel trotzdem schwer. u201EDie Schweizer Ligau201C, sagt Cantaluppi, u201Einteressiert doch keinen Schwanzu201C; selbst die Renaissance des großen FC Basel, der 2002 nach 22 Jahren wieder den nationalen Titel gewann, endete nach rauschhaften Tagen im nüchternen Normalzustand, und im Auswahlteam besetzt Johann Vogel Cantaluppis Platz. Die Partie am 20. August gegen Frankreich war sein 23. und vorerst letztes Länderspiel. u201EEs würde mich reizen, aber ich passe nicht hineinu201C, sagt er ohne Groll, u201EVogel ist ein sehr Guter.u201C Ansonsten ist die Fußball-Welt zwischen Fribourg, St. Gallen und Bellinzona überschaubar - u201Eimmer die gleichen Stadienu201C, erzählt Cantaluppi, u201Eimmer die gleichen Spieleru201C, und dann hat man auffällig den Eindruck, Mario Cantaluppi war das nach 13 Jahren und 320 Nationalliga-Spielen ganz einfach langweilig geworden.

Nicht, weil er sich für zu gut dafür hielt; Cantaluppi macht im Gespräch nicht einen Augenblick lang den Eindruck, von sich selbst nur im geringsten eingenommen zu sein. Aber er ist ein temperamentvoller, neugieriger Mensch, freundlich, offen und vor allem ausgestattet mit einer ansteckenden Begeisterungsfähigkeit. Wer die Schweiz für ein wenig betulich hält, kann sich mit Cantaluppi vom Gegenteil überzeugen. u201EDas müssen wir uns immer wieder klarmachen: Hey, wir sind Nürnbergu201C, sagt er, und man hört in jedem Wort, wie stolz er darauf ist, dazuzugehören: u201ENürnberg - ich liebe schon den Namen.u201C

Seit vier Monaten ist Mario Cantaluppi Nürnberger, u201Ekeine fünf Sekundenu201C, berichtet er, musste er nachdenken, als Trainer Wolfgang Wolf und Sportchef Martin Bader um seine Dienste warben. u201EJeder Spieler aus einem kleinen Landu201C, überlegt Cantaluppi, 30 Jahre alt, u201Eträumt davon, mal in einer großen Liga zu spielen - ich habe schon nicht mehr daran geglaubt und war einfach voll glücklich, als Wolf mir gesagt hat, dass er mich unbedingt will.u201C

Es ist erstaunlich schnell eine ausgesprochen glückliche Liaison geworden. u201EGegen Hertha und Bochum waru2019s schlecht, gegen Bielefeld grottenschlechtu201C, beschreibt Cantaluppi seinen Einstand in der Bundesliga selbst - und erinnert sich ohne jede Genugtuung an die Skepsis, die ihm entgegenschlug. u201EDie Kritik war nicht hart, weil ich ja nicht gut gespielt habeu201C, sagt er, und: u201EFür meinen Geschmack habe ich zu viele Vorschusslorbeeren bekommen - man muss erst mal Leistung bringen, dann ist es schön, Gutes über sich zu lesen.u201C

Das kann Mario Cantaluppi seit Wochen regelmäßig tun. Er ist in jeder Hinsicht ein Gewinn für den Club geworden, ein starker Typ und ein ziemlich kompletter Fußballer: dynamisch, technisch versiert und ausgestattet mit einer guten Portion Spielintelligenz. Als Abwehrchef ist er eine zentrale Figur im Nürnberger System, obwohl der gelernte Mittelfeldspieler diese Position zuvor nie gespielt hatte. u201EMan ist im Kopf müde nach den Spielenu201C, beschreibt er die Umstellung, weil die Verantwortung eine noch größere ist.

Hungrig nach Fußball

Cantaluppi glänzt auch in Bedrängnis mit Übersicht; u201Eich hasse es, die Bälle auf die Tribüne zu schlagenu201C, sagt er, nur, u201Evielleicht muss ich das lernenu201C, wie Kopfballspiel und Zweikampfverhalten: u201EDarauf muss ich in der Vorbereitung auf die Rückrunde achten.u201C

u201EGute Arbeitu201C, das ist sein Anspruch, u201Edu bekommst von den Leuten, was du ihnen gibst.u201C Dankbarkeit, das sagt er auch, dürfe man als Berufsspieler schon empfinden, und vielleicht, überlegt er, hat die finanzielle Krise, die die Branche ereilt hat, das Bewusstsein dafür auch ein wenig geschärft. u201EFrüher hatten mittelmäßige Spieler höchste Gehälteru201C, sagt er, u201Eheute darf man froh sein über ein gutes Gehalt, aber man muss ganz vernünftig bleiben.u201C

Den Wechsel in die Bundesliga sieht Mario Cantaluppi tatsächlich als ein Geschenk an. u201EWir haben nach den vielen Umstellungen das Maximum herausgeholtu201C, sagt er über seine ersten Monate in Nürnberg, u201Ewir sind spielerisch gefestigt und hungrig nach Fußball.u201C Schön vernünftig bleiben, das rät Mario Cantaluppi auch im Blick auf Teil zwei im Kampf gegen den Abstieg. Sein neues Fußball-Leben ist aufregend genug. u201ESo eine Freude wie bei unserem Sieg in Rostocku201C, sagt er, u201Ehabe ich nicht einmal als Schweizer Meister erlebtu201C.

HANS BÖLLER
24.12.2004 0:00 MEZ

© NÜRNBERGER NACHRICHTEN

Bin soeben im Nürnberg-Forum über diesen Artikel gestolpert. Auch wenn er schon ein bisschen älter ist, will ich ihn euch nicht vorenthalten, da ich ihn nur so verschlungen habe.
Ein Mensch hat dreierlei Wege, klug zu handeln:
Erstens: Durch Nachdenken - das ist der edelste. Zweitens: Durch Nachahmen - das ist der leichteste. Drittens: Durch Erfahrung - das ist der bitterste.

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freestate
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Beitrag von freestate »

siehe meine Signatur!!!
Zitat des BAZ-Journalisten Georg Heitz im Dokumentarfilm «Der Topf im Kopf» aus dem Jahr 2002:
«Die letzten paar Jahre zeigen, dass die Zuschauer kommen wegen den Emotionen und aus Verbundenheit dem Verein gegenüber, aus Neugier oder vielleicht auch um zu lästern über diese Mannschaft. Aber auf die Länge denke ich schon, dass man muss einen Schuss Unterhaltung drin haben im Spiel einer Fussballmannschaft, sonst kommen die Zuschauer nicht mehr. Siegen alleine reicht auf die Länge nicht.»

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Veeegeeli
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Beitrag von Veeegeeli »

u201ESo eine Freude wie bei unserem Sieg in Rostocku201C, sagt er, u201Ehabe ich nicht einmal als Schweizer Meister erlebtu201C.

Schön zu wissen Lupo... :rolleyes:

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gruusigeSiech
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Beitrag von gruusigeSiech »

Veeegeeli hat geschrieben:u201ESo eine Freude wie bei unserem Sieg in Rostocku201C, sagt er, u201Ehabe ich nicht einmal als Schweizer Meister erlebtu201C.

Schön zu wissen Lupo... :rolleyes:
Wessen Brot ich ess, dessen Lied ich sing!
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baslerstab
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Beitrag von baslerstab »

war, ist und bleibt FÜR MICH, gemeinsam mit cabanarsch & co auf der arschlochstufe!
Vom Vater zum Mönchsleben bestimmt, mit der Glut erster Jugendinbrunst einem frommen und asketisch-heldischen Ideal zugewandt, hatte er bei der ersten flüchtigen Begegnung, beim ersten Anruf des Lebens an seine Sinne, beim ersten Gruss des Weiblichen unweigerlich gespürt, dass hier sein Feind und Dämon stehe, dass das Weib seine Gefahr sei. HH 1930
alter sack hat geschrieben:ich bin schlicht und ergreifend der meinung, dass es okay ist, dem gegnerischen fan eins auf die fresse zu hauen

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