Dem TV-Fussball droht der Preiszerfall
Dem TV-Fussball droht der Preiszerfall
Dem TV-Fussball droht der Preiszerfall
http://www.tagesanzeiger.ch/sport/fussb ... y/18844729
Alles begann in der Bar Red, White and Blue im Stadtteil Southsea von Portsmouth. Um ihren Kunden Spiele der Premier League zeigen zu können, kaufte sich die Wirtin Karen Murphy 2007 einen Satelliten-Decoder eines griechischen Senders. Dies, weil die Gebühren für dasselbe Angebot beim Pay-TV-Sender Sky sie im Jahr fast doppelt soviel, nämlich 10'000 Pfund gekostet hätte. Das war der Beginn eines Rechtsstreits zwischen Murphy und der Premier League, der heute vor dem Europäischen Gerichtshof in Luxemburg sein Ende gefunden hat – Berufung gibt es nicht vor dem Europäischen Gerichtshof.
In seinem Urteil stellte das Gericht fest, dass das Lizenzsystem, das Rundfunkanstalten eine gebietsabhängige Exklusivität für einzelne Mitgliedsstaaten einräumt und den Zuschauern untersagt, in anderen Mitgliedsstaaten mit einer Decoderkarte Spiele anzusehen, gegen EU-Recht verstösst.
siehe auch
http://www.guardian.co.uk/media/2011/oc ... v-coverage
und
Fussball im Fernsehen könnte billiger werden
Fussball im Bezahlfernsehen ist kein billiges Vergnügen. Am Dienstag verkündet der EuGH sein Urteil in einem Präzedenzfall. Es könnte im Milliardengeschäft ein Erdbeben auslösen.
Von Marcus Theurer, London
Eine Kneipenwirtin aus dem englischen Portsmouth könnte zum Schrecken des europäischen Profifussballs werden. Karen Murphy wollte in ihrem Pub "Red White and Blue" die Spiele der englischen Premier League zeigen. Aber die streitbare Gastwirtin sah nicht ein, dem britischen Bezahlsender BSkyB für die entsprechende Lizenz rund 10.000 Pfund im Jahr zu überweisen.
Deshalb besorgte sich Murphy einen Satelliten-Decoder des griechischen Abonnementsenders Nova, der die Premier League ebenfalls zeigte, aber nur einen Bruchteil der Sky-Gebühren verlangte - und der Ärger begann. Nach jahrelangem Rechtsstreit will am Dienstag der Europäische Gerichtshof in Luxemburg sein Urteil in dem Präzedenzfall verkünden. Es könnte im Milliardengeschäft des europäischen Fussballs ein Erdbeben auslösen.
Wenn Karen Murphy recht bekomme, stünden dem Profifussball "gefährliche Zeiten" bevor, warnt Karl-Heinz Rummenigge, der Vorstandschef des deutschen Rekordmeisters FC Bayern München, und prophezeit ein ruinöses "Preis-Dumping" im Verkauf von Fernsehübertragungsrechten. Der Präsident des europäischen Fussballverbands Uefa, Michel Platini, fürchtet, dass das Urteil "die ganze Fussball-Landschaft verändern" könnte. Die Gastwirtin Murphy interessiert das allerdings wenig: "Wenn ich ein Auto kaufen will, kann ich zu jedem Händler in jedem Land gehen. Wenn ich Fussball sehen will, kann ich nur zum Sky-Händler gehen und muss dort zehnmal mehr zahlen."
Das Urteil des höchsten europäischen Gerichts wird mit Spannung erwartet und die Vorzeichen sind für die Fussballbranche nicht günstig. Die zuständige Generalanwältin Juliane Kokott hat sich im Februar in ihrem Schlussantrag auf die Seite der Gastwirtin gestellt und die Luxemburger Richter folgen in der Mehrheit der Fälle dieser Empfehlung. Aus Sicht der deutschen Juristin Kokott verstösst die Premier League gegen die Dienstleistungsfreiheit in der EU, wenn sie die Pub-Wirtin daran hindern will, die Fussball-Übertragungen vom Anbieter ihrer Wahl zu beziehen. Der Fussballverband versuche damit, den europäischen Binnenmarkt zu unterlaufen. Die Premier League selbst pocht dagegen auf ihren Urheberrechtsschutz: Der griechische Bezahlsender verstosse gegen vertragliche Vereinbarungen, wenn er auch Abonnenten in England bediene.
Was die Fans freut, ist für die Vereine ein Albtraum
Für Fussballvereine und Fans geht es um viel Geld. Wenn die Premier League tatsächlich unterliegen sollte, dürften die Abonnementpreise im europäischen Bezahlfernsehen auf breiter Front purzeln. Denn bisher können die Fussball-Ligen durch den Verkauf von exklusiven Übertragungsrechten in den einzelnen Ländern Monopole schaffen. In Zukunft könnten die Richter dagegen einen europaweiten Wettbewerb erzwingen. Bundesliga-Fans können dann möglicherweise Bezahlfernseh-Abonnements nicht nur beim deutschen Sky-Ableger, sondern auch bei ausländischen Anbietern abschliessen, die internationale Übertragungen via Satellit oder Internet anbieten. Mehr Konkurrenz aber lässt auf niedrigere Preise hoffen.
Was die Fans freut, ist für die Vereine ein finanzieller Albtraum. "Die Preise für Übertragungsrechte würden massiv unter Druck geraten", heisst es in Branchenkreisen. Damit würde eine der wichtigsten Ertragssäulen des Profifussballs wegbröckeln: In Deutschland machen die Fernseherlöse knapp ein Drittel der Gesamteinnahmen der Clubs aus. In Grossbritannien, Frankreich und Italien sogar mehr als die Hälfte.
„Es ergeben sich Chancen und Risiken“
In der Zentrale der Deutschen Fussball Liga hiess es am Freitag zu dem brisanten Rechtsstreit nur: „kein Kommentar". Auch Sky hält sich kurz vor der Urteilsverkündung bedeckt. "Aus jeder möglichen Veränderung ergeben sich neben Risiken auch Chancen", sagte ein Unternehmenssprecher lediglich. Der Bezahlsender könnte wohl niedrigere Einkaufspreise für die Übertragungsrechte einfordern, wenn deren Exklusivität durch Konkurrenten geschmälert würde.
In der Bundesliga hält man es inzwischen für einen Fehler, dass die Premier League die Kneipenwirtin Murphy vor Gericht gezerrt hat. "Damit haben die möglicherweise ein Eigentor geschossen", sagt ein Beteiligter. Aber damit nicht genug: Auch andere Branchen dürften das Grundsatzurteil aus Luxemburg mit Spannung erwarten. Wenn die EU-Bürger in Zukunft beim Fernseh-Fussball europaweite Wahlfreiheit bekommen sollten, muss das dann nicht zum Beispiel auch für den Online-Vertrieb von Hollywood-Filmen und Musikalben gelten?
Quelle: F.A.Z.
http://www.tagesanzeiger.ch/sport/fussb ... y/18844729
Alles begann in der Bar Red, White and Blue im Stadtteil Southsea von Portsmouth. Um ihren Kunden Spiele der Premier League zeigen zu können, kaufte sich die Wirtin Karen Murphy 2007 einen Satelliten-Decoder eines griechischen Senders. Dies, weil die Gebühren für dasselbe Angebot beim Pay-TV-Sender Sky sie im Jahr fast doppelt soviel, nämlich 10'000 Pfund gekostet hätte. Das war der Beginn eines Rechtsstreits zwischen Murphy und der Premier League, der heute vor dem Europäischen Gerichtshof in Luxemburg sein Ende gefunden hat – Berufung gibt es nicht vor dem Europäischen Gerichtshof.
In seinem Urteil stellte das Gericht fest, dass das Lizenzsystem, das Rundfunkanstalten eine gebietsabhängige Exklusivität für einzelne Mitgliedsstaaten einräumt und den Zuschauern untersagt, in anderen Mitgliedsstaaten mit einer Decoderkarte Spiele anzusehen, gegen EU-Recht verstösst.
siehe auch
http://www.guardian.co.uk/media/2011/oc ... v-coverage
und
Fussball im Fernsehen könnte billiger werden
Fussball im Bezahlfernsehen ist kein billiges Vergnügen. Am Dienstag verkündet der EuGH sein Urteil in einem Präzedenzfall. Es könnte im Milliardengeschäft ein Erdbeben auslösen.
Von Marcus Theurer, London
Eine Kneipenwirtin aus dem englischen Portsmouth könnte zum Schrecken des europäischen Profifussballs werden. Karen Murphy wollte in ihrem Pub "Red White and Blue" die Spiele der englischen Premier League zeigen. Aber die streitbare Gastwirtin sah nicht ein, dem britischen Bezahlsender BSkyB für die entsprechende Lizenz rund 10.000 Pfund im Jahr zu überweisen.
Deshalb besorgte sich Murphy einen Satelliten-Decoder des griechischen Abonnementsenders Nova, der die Premier League ebenfalls zeigte, aber nur einen Bruchteil der Sky-Gebühren verlangte - und der Ärger begann. Nach jahrelangem Rechtsstreit will am Dienstag der Europäische Gerichtshof in Luxemburg sein Urteil in dem Präzedenzfall verkünden. Es könnte im Milliardengeschäft des europäischen Fussballs ein Erdbeben auslösen.
Wenn Karen Murphy recht bekomme, stünden dem Profifussball "gefährliche Zeiten" bevor, warnt Karl-Heinz Rummenigge, der Vorstandschef des deutschen Rekordmeisters FC Bayern München, und prophezeit ein ruinöses "Preis-Dumping" im Verkauf von Fernsehübertragungsrechten. Der Präsident des europäischen Fussballverbands Uefa, Michel Platini, fürchtet, dass das Urteil "die ganze Fussball-Landschaft verändern" könnte. Die Gastwirtin Murphy interessiert das allerdings wenig: "Wenn ich ein Auto kaufen will, kann ich zu jedem Händler in jedem Land gehen. Wenn ich Fussball sehen will, kann ich nur zum Sky-Händler gehen und muss dort zehnmal mehr zahlen."
Das Urteil des höchsten europäischen Gerichts wird mit Spannung erwartet und die Vorzeichen sind für die Fussballbranche nicht günstig. Die zuständige Generalanwältin Juliane Kokott hat sich im Februar in ihrem Schlussantrag auf die Seite der Gastwirtin gestellt und die Luxemburger Richter folgen in der Mehrheit der Fälle dieser Empfehlung. Aus Sicht der deutschen Juristin Kokott verstösst die Premier League gegen die Dienstleistungsfreiheit in der EU, wenn sie die Pub-Wirtin daran hindern will, die Fussball-Übertragungen vom Anbieter ihrer Wahl zu beziehen. Der Fussballverband versuche damit, den europäischen Binnenmarkt zu unterlaufen. Die Premier League selbst pocht dagegen auf ihren Urheberrechtsschutz: Der griechische Bezahlsender verstosse gegen vertragliche Vereinbarungen, wenn er auch Abonnenten in England bediene.
Was die Fans freut, ist für die Vereine ein Albtraum
Für Fussballvereine und Fans geht es um viel Geld. Wenn die Premier League tatsächlich unterliegen sollte, dürften die Abonnementpreise im europäischen Bezahlfernsehen auf breiter Front purzeln. Denn bisher können die Fussball-Ligen durch den Verkauf von exklusiven Übertragungsrechten in den einzelnen Ländern Monopole schaffen. In Zukunft könnten die Richter dagegen einen europaweiten Wettbewerb erzwingen. Bundesliga-Fans können dann möglicherweise Bezahlfernseh-Abonnements nicht nur beim deutschen Sky-Ableger, sondern auch bei ausländischen Anbietern abschliessen, die internationale Übertragungen via Satellit oder Internet anbieten. Mehr Konkurrenz aber lässt auf niedrigere Preise hoffen.
Was die Fans freut, ist für die Vereine ein finanzieller Albtraum. "Die Preise für Übertragungsrechte würden massiv unter Druck geraten", heisst es in Branchenkreisen. Damit würde eine der wichtigsten Ertragssäulen des Profifussballs wegbröckeln: In Deutschland machen die Fernseherlöse knapp ein Drittel der Gesamteinnahmen der Clubs aus. In Grossbritannien, Frankreich und Italien sogar mehr als die Hälfte.
„Es ergeben sich Chancen und Risiken“
In der Zentrale der Deutschen Fussball Liga hiess es am Freitag zu dem brisanten Rechtsstreit nur: „kein Kommentar". Auch Sky hält sich kurz vor der Urteilsverkündung bedeckt. "Aus jeder möglichen Veränderung ergeben sich neben Risiken auch Chancen", sagte ein Unternehmenssprecher lediglich. Der Bezahlsender könnte wohl niedrigere Einkaufspreise für die Übertragungsrechte einfordern, wenn deren Exklusivität durch Konkurrenten geschmälert würde.
In der Bundesliga hält man es inzwischen für einen Fehler, dass die Premier League die Kneipenwirtin Murphy vor Gericht gezerrt hat. "Damit haben die möglicherweise ein Eigentor geschossen", sagt ein Beteiligter. Aber damit nicht genug: Auch andere Branchen dürften das Grundsatzurteil aus Luxemburg mit Spannung erwarten. Wenn die EU-Bürger in Zukunft beim Fernseh-Fussball europaweite Wahlfreiheit bekommen sollten, muss das dann nicht zum Beispiel auch für den Online-Vertrieb von Hollywood-Filmen und Musikalben gelten?
Quelle: F.A.Z.
- 4everblackandwhite
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- Sean Lionn
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Für die CH-Liga wäre dies ein Segen. Lediglich den Big Players im Fussball würde das schmerzen. 

[RIGHT]«In den 1980er-Jahren war es noch ein Lebensziel, so viel zu arbeiten, dass man eines Tages nicht mehr arbeiten muss. Dieser Tag ist längst eingetreten, aber mit der Arbeit aufgehört hat niemand.»
Franzobel[/RIGHT]
Franzobel[/RIGHT]
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- Registriert: 06.12.2004, 20:27
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Ich denk nid, dass es langfristig e veränderig wird gäh.
In grossbritannie isch s'interesse am gröschte für premier league, wege dem zahlt Sky vermuetlich am meischte für d'übertragigsrecht.
In griecheland isch s'interesse weniger gross, und dr übertragendi sender zahlt weniger. Aber wenn jetzt dr griechische sender s'abo au in grossbritanne cha vertriebe, denn zahlt dr grieche-sender in zuekunft halt meh. Oder nur Sky kriegt d'übertragigsrecht, und alli beziehns zum gliiche priis vo dört.
In grossbritannie isch s'interesse am gröschte für premier league, wege dem zahlt Sky vermuetlich am meischte für d'übertragigsrecht.
In griecheland isch s'interesse weniger gross, und dr übertragendi sender zahlt weniger. Aber wenn jetzt dr griechische sender s'abo au in grossbritanne cha vertriebe, denn zahlt dr grieche-sender in zuekunft halt meh. Oder nur Sky kriegt d'übertragigsrecht, und alli beziehns zum gliiche priis vo dört.