Ihr Deutsche seid eine Epidemie
- das Orakel
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Ihr Deutsche seid eine Epidemie
Schweiz
"Ihr Deutsche seid eine Epidemie"
© Stefan Jäggi
Die Deutschen in der Schweiz sind vergrault - und packen die Koffer
Von Sacha Batthyany
Die Deutschen wandern am liebsten in die Schweiz aus - und laufen dort gegen eine Wand aus Anpassungsdruck, Unverständnis und Feindseligkeit. Besonders hart hat es die Radio-Moderatorin Katrin Wilde erwischt. Ein Besuch bei den Rückkehrwilligen im Exil.
Sie moderierte die Morgenshow auf Radio Energy Zürich, "Hit Music Only" auf 100,9 Megahertz. Katrin Wilde sprach schnell und flapsig, sie machte Witze, kündigte die neusten Hits an und sagte schlechtes Wetter voraus. Und sie machte ihre Sache gut. Drei Monate lang war sie "on air", dann blieb ihr die Luft weg. Katrin Wilde war die erste deutsche Moderatorin eines Schweizer Lokalradios, sie sagte "Guten Morgen" statt "Grüezi", was von Beginn an für einigen Wirbel sorgte: Jeder wollte sie hören, Radio Energy war im Gespräch, "Hit Music Only" auf 100,9 Megahertz und Katrin Wilde war der größte Hit von allen. Bis die Stimmung kippte.
.
Deutsche in der Schweiz
Wenn Deutsche auswandern, ziehen sie am liebsten in die Schweiz - inzwischen leben dort rund 190.000 Deutsche. Sie werden allerdings nicht immer mit offenen Armen empfangen. Viele Schweizer haben Angst vor Arbeitsplatzverlust und bleiben lieber unter sich. Sie fordern, dass sich Deutsche zu 100 Prozent den Gewohnheiten im Land anpassen - darauf haben viele Deutsche keine Lust mehr und reisen ab.
Der hier vorliegende Artikel von Sacha Batthyany wurde unter dem Titel "Jetzt gehen sie wieder" in der Neuen Zürcher Zeitung am Sonntag veröffentlicht. Die Redaktion erhielt viele Zuschriften von Deutschen, die die hier dargestellten Verhhältnisse bestätigten. stern.de druckt den Artikel mit Genehmigung des Verlags und des Autoren nach.
"Katrin war einfach besser als alle Schweizer Bewerber. Jung, erfahren und talentiert", sagt Daniel Büchi, er war ihr Vorgesetzter, er hat sie ausgewählt und eingestellt. Gegen 600 Mails hat Katrin Wilde in nur drei Monaten erhalten, Rekord. Einige sollen aufmunternd gewesen sein, einige neutral. Viele mies und ein bisschen rassistisch. Büchi: "Und weitere fünfzig waren unter jeder Sau. Drei davon lebensbedrohend." Ein Auszug:
"Ihr Deutschen seid eine Epidemie."
"Frau Wilde, wenn Sie das nächste Mal in Ihr Land fahren, nehmen Sie den Viehtransporter, pferchen all Ihre Landsleute rein und bleiben, wo Sie herkommen."
"Schade, dass die Gasöfen in Deutschland abgestellt wurden. Denn da gehören Sie hin."
Sie suchte Schutz bei ihren Eltern
Nachdem man Katrin Wildes Auto demoliert hatte und sie ihre Wohnung ohne Alarmknopf nicht mehr verließ, gab sie dem deutschen Nachrichtenmagazin "Focus" ein Interview, in dem sie sich über die Schweiz beschwerte, was zu noch heftigeren Reaktionen führte. Katrin Wilde, erst 22, suchte Schutz bei ihren Eltern in Saarbrücken und kam nicht wieder. Es heißt, sie sei psychisch kollabiert, es heißt, sie brauche viel Ruhe, es heißt, sie könne jetzt nicht sprechen. Ihre Schweizer Zuhörer haben ihr den Mund gestopft. Hätte Katrin Wilde dunkle Hautfarbe, dann hätten sich wohl alle zusammengerottet, von links bis rechts, von EvB bis SVP, und sich für sie eingesetzt. Doch Katrin Wilde ist nicht schwarz, sondern deutsch - und die Empörung fiel aus. Alles blieb ruhig.
Natürlich ist Katrin Wilde ein Einzelfall. Deutsche müssen in der Schweiz nicht um ihr Leben fürchten, auch wenn in Zürich bereits zweimal ein halbes Dutzend Autos mit deutschen Kennzeichen demoliert wurden. Deutsche werden nicht beschimpft, auch wenn alle Fahrgäste den Kopf schütteln, wenn die Berliner Tram-Chauffeuse in Zürich versucht, die Haltestellen möglichst schweizerdeutsch auszusprechen: "Opernhuus" - und es doch nicht schafft. Die Schweiz ist kein Land der Xenophoben, kein "Heart of Darkness", auch wenn dieser Unsinn von ausländischen Zeitungen anlässlich der Wahlen 2007 behauptet wird.
.
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Das Klima in der Schweiz ist rauer geworden
Doch hört man sich unter Deutschen um, unter Ärzten und Ingenieurinnen, Müttern und Grafikdesignern, dann wird deutlich: Das Klima in der Schweiz ist rauer geworden seit 2004, seit dem Inkrafttreten des Freizügigkeitsabkommens zwischen der Schweiz und der EU, seit sich die Zahl der Deutschen, die jährlich in die Schweiz gezogen sind, fast verdoppelt hat. Rund 25.000 kamen im Jahr 2006, 188.137 sind es insgesamt. Immer größer wird aber auch die Zahl derer, die die Koffer packen und die Schweiz wieder verlassen. Anke zum Beispiel oder die Familie Wimmer.
Anke ist groß, blond und attraktiv, sie arbeitet seit zwei Jahren in Zürich in einer Anwaltskanzlei, ihr Großvater kommt aus Zug, ihre Tante wohnt in Buchs. Anke kennt die Schweiz, und Anke will gehen. "Ich hab in London gewohnt und in Bangkok, nie hab ich mich so wenig willkommen gefühlt wie hier." Schon nach der ersten Woche in Zürich habe sie gespürt, "hier stimmt was nicht", die Atmosphäre, so kalt, so abweisend, so gestylt, kein Blickkontakt unter den Menschen, keine Begrüßung unter Fremden, man sei zwar höflich, aber sehr distanziert. Nein, belästigt wurde sie nie, "die Schweizer tuscheln lieber hinter dem Rücken". Ankes Entschluss: "Ich pendle. Ich arbeite in Zürich, aber ich wohne ab Januar in Konstanz. Ich will am Samstagmorgen in Pluderhosen Brötchen kaufen können, ohne mich schäbig zu fühlen. Ich will mich am Wochenende mit fremden Nachbarn amüsieren."
"Die Schweizer bleiben lieber unter sich"
Auch die Wimmers aus Solothurn packen ihre Koffer, sie haben genug von ihrer sozialen Isolation. Seit sieben Jahren seien sie hier, doch noch haben sie keine fünf Schweizer Wohnzimmer von innen gesehen, wenig Einladungen, wenig enge Freunde, dabei haben sie alles versucht. Als sie erfuhren, welch wichtige Rolle das Vereinsleben in der ländlichen Schweiz spielt, hätten sie zunächst mit Tennis begonnen, später traten sie dem Turnverein bei, fit wurden sie, doch integriert wurden sie nicht. "Unser Vereins-Hopping hat nichts gebracht. Klar haben wir Bekannte, aber die Schweizer bleiben lieber unter sich." Auch die Tochter, 13, hatte Mühe, Freunde zu finden. Erst als sie so sprach, wie die anderen Kinder, als sie ihr makelloses Deutsch gegen eine holprige und fehlerhafte Variante austauschte, um ja nicht aufzufallen, wurde sie geduldet.
Neben der Schwierigkeit vieler Deutscher, mit Schweizern Kontakt zu knüpfen, fällt auf, dass ihre Klagen über die Schweiz mit der Dauer ihres Aufenthalts zunehmen. "Irgendwann", sagt Robert, ein Architekt aus Zürich, "macht es einfach keinen Sinn mehr, sich anzupassen und den Duckmäuser zu spielen. Ich zahl hier ja meine Steuern." Man könne sich doch nicht jahrelang verbiegen, er habe keine Lust mehr, immer nur zu flüstern, ja nicht zu forsch aufzutreten, ja keine deutschen Klischees zu bedienen. Robert: "Wenn Deutschland ein Tor schießt, dann brülle ich eben vor Glück." Und so hört man immer mehr Deutsche öffentlich ihren Unmut über ihr Aufenthaltsland verkünden: Scheiß-Abfallsack-Prinzip, zu hohe Mieten, zu wenig Urlaub, zu viel Jugos, zu teures Kino, fades Bier, arrogante Frauen, feige Männer. Die Schweiz, was für ein schönes Land, wenn hier nur nicht so viele Schweizer wohnen würden. Und überhaupt. Als Robert in die Schweiz kam, 1992, war Rezession, er hatte ein schlechtes Gewissen, Schweizern die Arbeitsplätze wegzuschnappen, und verhielt sich sehr zurückhaltend. "Doch das ist ja nun wirklich vorbei. Wer ist denn hier noch arbeitslos?"
Einbürgerung, ohne EU-Pass zu verlieren
Giovanni Caduff ist es nicht. Er ist Aktuar des kantonalen Kirchenrates in Graubünden, in einem Kanton, in dem 37,5 Prozent der Pfarrer aus Deutschland kommen. Jeder Dritte. Die Kirche in deutscher Hand? Caduff: "Unsere deutschen Pfarrer sind sehr engagiert und bemühen sich häufig mehr als die Schweizer. Sie nehmen doch niemandem die Stelle weg. Bei uns herrscht ein Nachwuchsmangel, ohne die Deutschen hätten wir ein Problem." Ähnliches hört man aus dem Spital. Mechtild Uhl aus Bayern arbeitet als Pflegefachfrau in der Neurologischen Klinik des Unispitals Zürich, wo der Anteil an Deutschen auch schon über 50 Prozent lag. Uhl: "Ohne Rekrutierung von Personal aus Deutschland und anderen Ländern könnte die Qualität nicht aufrechterhalten werden."
Die Deutschen in der Schweiz, sie sind vergrault und packen die Koffer, oder sie sind es leid, sich jahrelang angepasst zu haben, und kritisieren und fordern und sind selbstbewusst oder sie nehmen die Schweizer Staatsbürgerschaft an. Seit Ende August können sich Deutsche hier einbürgern lassen, ohne ihren EU-Pass zu verlieren. Es heißt, die Behörden seien mit Gesuchen nur so überrannt worden. Bald sind die Deutschen offiziell Schweizer. Dann haben sie eine Stimme. Vielleicht nicht am Radio. Dafür an der Urne.
http://www.stern.de/politik/ausland/:Sc ... 01605.html
"Ihr Deutsche seid eine Epidemie"
© Stefan Jäggi
Die Deutschen in der Schweiz sind vergrault - und packen die Koffer
Von Sacha Batthyany
Die Deutschen wandern am liebsten in die Schweiz aus - und laufen dort gegen eine Wand aus Anpassungsdruck, Unverständnis und Feindseligkeit. Besonders hart hat es die Radio-Moderatorin Katrin Wilde erwischt. Ein Besuch bei den Rückkehrwilligen im Exil.
Sie moderierte die Morgenshow auf Radio Energy Zürich, "Hit Music Only" auf 100,9 Megahertz. Katrin Wilde sprach schnell und flapsig, sie machte Witze, kündigte die neusten Hits an und sagte schlechtes Wetter voraus. Und sie machte ihre Sache gut. Drei Monate lang war sie "on air", dann blieb ihr die Luft weg. Katrin Wilde war die erste deutsche Moderatorin eines Schweizer Lokalradios, sie sagte "Guten Morgen" statt "Grüezi", was von Beginn an für einigen Wirbel sorgte: Jeder wollte sie hören, Radio Energy war im Gespräch, "Hit Music Only" auf 100,9 Megahertz und Katrin Wilde war der größte Hit von allen. Bis die Stimmung kippte.
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Wenn Deutsche auswandern, ziehen sie am liebsten in die Schweiz - inzwischen leben dort rund 190.000 Deutsche. Sie werden allerdings nicht immer mit offenen Armen empfangen. Viele Schweizer haben Angst vor Arbeitsplatzverlust und bleiben lieber unter sich. Sie fordern, dass sich Deutsche zu 100 Prozent den Gewohnheiten im Land anpassen - darauf haben viele Deutsche keine Lust mehr und reisen ab.
Der hier vorliegende Artikel von Sacha Batthyany wurde unter dem Titel "Jetzt gehen sie wieder" in der Neuen Zürcher Zeitung am Sonntag veröffentlicht. Die Redaktion erhielt viele Zuschriften von Deutschen, die die hier dargestellten Verhhältnisse bestätigten. stern.de druckt den Artikel mit Genehmigung des Verlags und des Autoren nach.
"Katrin war einfach besser als alle Schweizer Bewerber. Jung, erfahren und talentiert", sagt Daniel Büchi, er war ihr Vorgesetzter, er hat sie ausgewählt und eingestellt. Gegen 600 Mails hat Katrin Wilde in nur drei Monaten erhalten, Rekord. Einige sollen aufmunternd gewesen sein, einige neutral. Viele mies und ein bisschen rassistisch. Büchi: "Und weitere fünfzig waren unter jeder Sau. Drei davon lebensbedrohend." Ein Auszug:
"Ihr Deutschen seid eine Epidemie."
"Frau Wilde, wenn Sie das nächste Mal in Ihr Land fahren, nehmen Sie den Viehtransporter, pferchen all Ihre Landsleute rein und bleiben, wo Sie herkommen."
"Schade, dass die Gasöfen in Deutschland abgestellt wurden. Denn da gehören Sie hin."
Sie suchte Schutz bei ihren Eltern
Nachdem man Katrin Wildes Auto demoliert hatte und sie ihre Wohnung ohne Alarmknopf nicht mehr verließ, gab sie dem deutschen Nachrichtenmagazin "Focus" ein Interview, in dem sie sich über die Schweiz beschwerte, was zu noch heftigeren Reaktionen führte. Katrin Wilde, erst 22, suchte Schutz bei ihren Eltern in Saarbrücken und kam nicht wieder. Es heißt, sie sei psychisch kollabiert, es heißt, sie brauche viel Ruhe, es heißt, sie könne jetzt nicht sprechen. Ihre Schweizer Zuhörer haben ihr den Mund gestopft. Hätte Katrin Wilde dunkle Hautfarbe, dann hätten sich wohl alle zusammengerottet, von links bis rechts, von EvB bis SVP, und sich für sie eingesetzt. Doch Katrin Wilde ist nicht schwarz, sondern deutsch - und die Empörung fiel aus. Alles blieb ruhig.
Natürlich ist Katrin Wilde ein Einzelfall. Deutsche müssen in der Schweiz nicht um ihr Leben fürchten, auch wenn in Zürich bereits zweimal ein halbes Dutzend Autos mit deutschen Kennzeichen demoliert wurden. Deutsche werden nicht beschimpft, auch wenn alle Fahrgäste den Kopf schütteln, wenn die Berliner Tram-Chauffeuse in Zürich versucht, die Haltestellen möglichst schweizerdeutsch auszusprechen: "Opernhuus" - und es doch nicht schafft. Die Schweiz ist kein Land der Xenophoben, kein "Heart of Darkness", auch wenn dieser Unsinn von ausländischen Zeitungen anlässlich der Wahlen 2007 behauptet wird.
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Das Klima in der Schweiz ist rauer geworden
Doch hört man sich unter Deutschen um, unter Ärzten und Ingenieurinnen, Müttern und Grafikdesignern, dann wird deutlich: Das Klima in der Schweiz ist rauer geworden seit 2004, seit dem Inkrafttreten des Freizügigkeitsabkommens zwischen der Schweiz und der EU, seit sich die Zahl der Deutschen, die jährlich in die Schweiz gezogen sind, fast verdoppelt hat. Rund 25.000 kamen im Jahr 2006, 188.137 sind es insgesamt. Immer größer wird aber auch die Zahl derer, die die Koffer packen und die Schweiz wieder verlassen. Anke zum Beispiel oder die Familie Wimmer.
Anke ist groß, blond und attraktiv, sie arbeitet seit zwei Jahren in Zürich in einer Anwaltskanzlei, ihr Großvater kommt aus Zug, ihre Tante wohnt in Buchs. Anke kennt die Schweiz, und Anke will gehen. "Ich hab in London gewohnt und in Bangkok, nie hab ich mich so wenig willkommen gefühlt wie hier." Schon nach der ersten Woche in Zürich habe sie gespürt, "hier stimmt was nicht", die Atmosphäre, so kalt, so abweisend, so gestylt, kein Blickkontakt unter den Menschen, keine Begrüßung unter Fremden, man sei zwar höflich, aber sehr distanziert. Nein, belästigt wurde sie nie, "die Schweizer tuscheln lieber hinter dem Rücken". Ankes Entschluss: "Ich pendle. Ich arbeite in Zürich, aber ich wohne ab Januar in Konstanz. Ich will am Samstagmorgen in Pluderhosen Brötchen kaufen können, ohne mich schäbig zu fühlen. Ich will mich am Wochenende mit fremden Nachbarn amüsieren."
"Die Schweizer bleiben lieber unter sich"
Auch die Wimmers aus Solothurn packen ihre Koffer, sie haben genug von ihrer sozialen Isolation. Seit sieben Jahren seien sie hier, doch noch haben sie keine fünf Schweizer Wohnzimmer von innen gesehen, wenig Einladungen, wenig enge Freunde, dabei haben sie alles versucht. Als sie erfuhren, welch wichtige Rolle das Vereinsleben in der ländlichen Schweiz spielt, hätten sie zunächst mit Tennis begonnen, später traten sie dem Turnverein bei, fit wurden sie, doch integriert wurden sie nicht. "Unser Vereins-Hopping hat nichts gebracht. Klar haben wir Bekannte, aber die Schweizer bleiben lieber unter sich." Auch die Tochter, 13, hatte Mühe, Freunde zu finden. Erst als sie so sprach, wie die anderen Kinder, als sie ihr makelloses Deutsch gegen eine holprige und fehlerhafte Variante austauschte, um ja nicht aufzufallen, wurde sie geduldet.
Neben der Schwierigkeit vieler Deutscher, mit Schweizern Kontakt zu knüpfen, fällt auf, dass ihre Klagen über die Schweiz mit der Dauer ihres Aufenthalts zunehmen. "Irgendwann", sagt Robert, ein Architekt aus Zürich, "macht es einfach keinen Sinn mehr, sich anzupassen und den Duckmäuser zu spielen. Ich zahl hier ja meine Steuern." Man könne sich doch nicht jahrelang verbiegen, er habe keine Lust mehr, immer nur zu flüstern, ja nicht zu forsch aufzutreten, ja keine deutschen Klischees zu bedienen. Robert: "Wenn Deutschland ein Tor schießt, dann brülle ich eben vor Glück." Und so hört man immer mehr Deutsche öffentlich ihren Unmut über ihr Aufenthaltsland verkünden: Scheiß-Abfallsack-Prinzip, zu hohe Mieten, zu wenig Urlaub, zu viel Jugos, zu teures Kino, fades Bier, arrogante Frauen, feige Männer. Die Schweiz, was für ein schönes Land, wenn hier nur nicht so viele Schweizer wohnen würden. Und überhaupt. Als Robert in die Schweiz kam, 1992, war Rezession, er hatte ein schlechtes Gewissen, Schweizern die Arbeitsplätze wegzuschnappen, und verhielt sich sehr zurückhaltend. "Doch das ist ja nun wirklich vorbei. Wer ist denn hier noch arbeitslos?"
Einbürgerung, ohne EU-Pass zu verlieren
Giovanni Caduff ist es nicht. Er ist Aktuar des kantonalen Kirchenrates in Graubünden, in einem Kanton, in dem 37,5 Prozent der Pfarrer aus Deutschland kommen. Jeder Dritte. Die Kirche in deutscher Hand? Caduff: "Unsere deutschen Pfarrer sind sehr engagiert und bemühen sich häufig mehr als die Schweizer. Sie nehmen doch niemandem die Stelle weg. Bei uns herrscht ein Nachwuchsmangel, ohne die Deutschen hätten wir ein Problem." Ähnliches hört man aus dem Spital. Mechtild Uhl aus Bayern arbeitet als Pflegefachfrau in der Neurologischen Klinik des Unispitals Zürich, wo der Anteil an Deutschen auch schon über 50 Prozent lag. Uhl: "Ohne Rekrutierung von Personal aus Deutschland und anderen Ländern könnte die Qualität nicht aufrechterhalten werden."
Die Deutschen in der Schweiz, sie sind vergrault und packen die Koffer, oder sie sind es leid, sich jahrelang angepasst zu haben, und kritisieren und fordern und sind selbstbewusst oder sie nehmen die Schweizer Staatsbürgerschaft an. Seit Ende August können sich Deutsche hier einbürgern lassen, ohne ihren EU-Pass zu verlieren. Es heißt, die Behörden seien mit Gesuchen nur so überrannt worden. Bald sind die Deutschen offiziell Schweizer. Dann haben sie eine Stimme. Vielleicht nicht am Radio. Dafür an der Urne.
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الله أَكْبَر
Weiteres zum Thema: http://www.fcbforum.ch/showthread.php?t=17728
Beruht halt alles auf Gegenseitigkeit.
Deutsche, die meinen, sie müssten ihre deutschen "Tugenden" (eher Laster) hier nicht ablegen, die erfahren nun mal Widerstand. Wer sich dagegen effektiv integriert, der hats hier gut.
Deutsche, die meinen, sie müssten ihre deutschen "Tugenden" (eher Laster) hier nicht ablegen, die erfahren nun mal Widerstand. Wer sich dagegen effektiv integriert, der hats hier gut.
Rankhof - seit 2002 da und noch immer nicht weg
allerdings wegen "Datenbankproblemen" von 2/09 bis 4/11 seiner virtuellen Existenz beraubt...
allerdings wegen "Datenbankproblemen" von 2/09 bis 4/11 seiner virtuellen Existenz beraubt...
- Suffbrueder
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- BadBlueBoy
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Ich arbeitete täglich mit zahlreichen deutschen Gastarbeitern in der IT (vornehmlich ellbögelnde Projektleiter mit starker Klappe) und kann ihren Frust verstehen. Ihr müsst sie halt besser integrieren und an einen Schwyzerdütschkurs zwingen. Anders kriegt man das Unterlegenheitsgefühl nicht weg.
In Principio erat Verbum et Verbum erat apud Deum et Deus erat Verbum.
Ich habe mich im Zusammenhang mit der Radio-Moderatorin schon des öfteren gefragt was denn die Zürcher so auf die Palme brachte.
Ich würde am Morgen jedenfalls lieber mit einem hauchdeutschen "Guten Morgen" als mit einem züridütschen "Läckchchch wäisch ä wundärschönä morgä" begrüsst wenn ich da auswählen müsste...
Ich würde am Morgen jedenfalls lieber mit einem hauchdeutschen "Guten Morgen" als mit einem züridütschen "Läckchchch wäisch ä wundärschönä morgä" begrüsst wenn ich da auswählen müsste...
- Corpsegrinder
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Der Stern hatte schon immer einen anti-Schweiz Reflex. Bei 190'000 Deutschen findet man logischerweise immer ein paar, die etwas zu motzen haben.
Ich sehe da nicht viele Probleme, auf alle Fälle in Basel. In Zirü wohnt man sowieso nicht. Das ist tatsächlich unmenschlich.
Ich sehe da nicht viele Probleme, auf alle Fälle in Basel. In Zirü wohnt man sowieso nicht. Das ist tatsächlich unmenschlich.

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FCB, la raison d'être!
FCB, la raison d'être!
Ich glaub wir Schweizer sind ein wenig neidisch und eifersüchtig auf die Deutschen. Unsere Nachbarn sind meistens selbstsicherer, verkaufen sich besser, reden gewandter, sind ein wenig arroganter und direkter. Im Geschäft stehen sie meistens besser da als ein Schweizer, der eher bescheiden wirkt, sich nicht ganz so gut verkauft, aber still seine Arbeit macht. Dies wird dann nicht ganz so honoriert wie das offensive Vorgehen der Deutschen.
- DanceForMe
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Diitschland de Diitschu! Hüerro Nooluvolch!
Walliser Tschames Bond
http://www.youtube.com/watch?v=BThpqCXqxG4
http://www.youtube.com/watch?v=BThpqCXqxG4
Obwohl meine Familie vor über 460 Jahren in die Schweiz eingewandert ist, habe ich auch meine Mühe mit der Arroganz und Ignoranz in diesem eng(stirnig)en Land. Viel zu viele wollen heute einfach nur noch gut leben und suchen sich von klein an einen Bürojob, bei dem sie die Hände nicht schmutzig machen müssen und genügend Kies für ihren SUV und den De-Luxe-Gartengrill mit nach Hause nehmen. Tatsächlich drücken sich viele Schweizer vor Jobs in denen sie Verantwortung übernehmen müssten (Gesundheitswesen, Ingenieure und kirchliche Seelsorge). Und da kommen ihnen die vorlauten uns selbstbewussten Deutschen gerade recht um ihrem Frust über ihr eigenes unspektakuläres Leben Luft zu verschaffen.
Die Schweizer ein Volk von Bewahrern, das ohne fremden Gründer- und Pioniergeist noch heute nur Ziegen melken könnte.
Die Schweizer ein Volk von Bewahrern, das ohne fremden Gründer- und Pioniergeist noch heute nur Ziegen melken könnte.
Zitat des BAZ-Journalisten Georg Heitz im Dokumentarfilm «Der Topf im Kopf» aus dem Jahr 2002:
«Die letzten paar Jahre zeigen, dass die Zuschauer kommen wegen den Emotionen und aus Verbundenheit dem Verein gegenüber, aus Neugier oder vielleicht auch um zu lästern über diese Mannschaft. Aber auf die Länge denke ich schon, dass man muss einen Schuss Unterhaltung drin haben im Spiel einer Fussballmannschaft, sonst kommen die Zuschauer nicht mehr. Siegen alleine reicht auf die Länge nicht.»
«Die letzten paar Jahre zeigen, dass die Zuschauer kommen wegen den Emotionen und aus Verbundenheit dem Verein gegenüber, aus Neugier oder vielleicht auch um zu lästern über diese Mannschaft. Aber auf die Länge denke ich schon, dass man muss einen Schuss Unterhaltung drin haben im Spiel einer Fussballmannschaft, sonst kommen die Zuschauer nicht mehr. Siegen alleine reicht auf die Länge nicht.»
Davor muss man keine Angst haben. Wer sich gross Verkaufen muss, der hat keine Qualität vorzuweisen.Lupinin hat geschrieben:Ich glaub wir Schweizer sind ein wenig neidisch und eifersüchtig auf die Deutschen. Unsere Nachbarn sind meistens selbstsicherer, verkaufen sich besser, reden gewandter, sind ein wenig arroganter und direkter.
Aber irgendwie typisch schweizerisch, statt an der Urne die richtigen Schlüsse zu ziehen, bekämpft man dies jetzt so. Wenn sie denn nun kommen, die Deutschen, dann sollen sie den Kampf annehmen oder die Koffer packen.
Wir hatten in unserm betrieb einen ost deutsche sous chef !BadBlueBoy hat geschrieben:Ich arbeitete täglich mit zahlreichen deutschen Gastarbeitern in der IT (vornehmlich ellbögelnde Projektleiter mit starker Klappe) und kann ihren Frust verstehen. Ihr müsst sie halt besser integrieren und an einen Schwyzerdütschkurs zwingen. Anders kriegt man das Unterlegenheitsgefühl nicht weg.
daneben noch viele franzosen und schweizer.. die meisten kamen mit allen klar, nur der deutsche war anders... mir würde sage tüpfli schisser !
Doug:"Arthur, dein Toast brennt an"
Arthur:"Das weiss ich selbst...!!!"
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- SubComandante
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Ich habe schon mit einigen Deutschen zusammengearbeitet - hatte bisher fast nie Mühe, ausschliesslich gute Erfahrungen gemacht und ja, es waren auch 3 Düpflischisser/Idioten darunter. Wieviel Bünzlis und Düpflischisser ich unter Schweizer gefunden habe, das lässt sich nicht mehr mit einer Hand abzählen.
Klar, ich rede mit jedem Schweizerdeutsch, nur wenn jemand noch Mühe hat mit dem Verstehen, dann switche ich um auf Deutsch.
Klar, ich rede mit jedem Schweizerdeutsch, nur wenn jemand noch Mühe hat mit dem Verstehen, dann switche ich um auf Deutsch.
Chunt halt immer druf a wie dr Dütsch drmit umgoht. I ha für Usbildige e Moderations-Partner us em Dütsche wo sich bi dr Vorstelligsrundi do drmit vorstellt dass är "zu dem Volk gehört, welches eigentlich gemäss BLICK besser auf der anderen Seite des Rheins bleiben sollte". Do drmit het er scho mol d Lacher uf sinere Site und s Iis isch broche...
Wenn sich öpper Müeh git s Schwizerdütsch zmindescht z verstoh isch das meistens kei Problem akzeptiert z wärde, wenn er sich normal git - zmindest in mim Arbetsbereich
Wenn sich öpper Müeh git s Schwizerdütsch zmindescht z verstoh isch das meistens kei Problem akzeptiert z wärde, wenn er sich normal git - zmindest in mim Arbetsbereich
scho klar, aber das sind halt emol schwizer ^^SubComandante hat geschrieben:Ich habe schon mit einigen Deutschen zusammengearbeitet - hatte bisher fast nie Mühe, ausschliesslich gute Erfahrungen gemacht und ja, es waren auch 3 Düpflischisser/Idioten darunter. Wieviel Bünzlis und Düpflischisser ich unter Schweizer gefunden habe, das lässt sich nicht mehr mit einer Hand abzählen.
Klar, ich rede mit jedem Schweizerdeutsch, nur wenn jemand noch Mühe hat mit dem Verstehen, dann switche ich um auf Deutsch.
geil wenn de eifach so locker lässig chasch switche

Doug:"Arthur, dein Toast brennt an"
Arthur:"Das weiss ich selbst...!!!"
Arthur:"Das weiss ich selbst...!!!"
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Die Deutschen arbeiten ja auch nur hier, dass sie den Schweizer helfen können...fcbshout hat geschrieben:Schau mal wieviele Basler-Autonummern man Heute z.b im Markt Kauf in Weil am Rhein oder in Lörrach sieht? Zum Profitieren sind die Deutschen gut genug.![]()

Noch was zum Thema:
Völlig lächerlich, was diese Zeitung schreibt.
Aber im Thema, dass die Schweizer keine Eier haben, haben sie recht.
Das war schon immer so und wird wohl auch so bleiben.
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All die Deutschen hier sind auch nur hergekommen, weil sie Entwicklungshilfe leisten möchten...fcbshout hat geschrieben:Schau mal wieviele Basler-Autonummern man Heute z.b im Markt Kauf in Weil am Rhein oder in Lörrach sieht? Zum Profitieren sind die Deutschen gut genug.![]()
Wie die Deutschen wohl aufgenommen würden, wenn vor allem Leute auf Schalke- und BVB-Niveau kämen?

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Jetzt spüren mal ein paar Deutsche einen Hauch davon, wie's den Gastarbeitern in Deutschland in den letzten 40 Jahren ergangen ist. Und schon wird Rotz und Wasser geheult.
Habe übrigens neuerdings statt einer Putzfrau aus Peru eine aus Sachsen. Und im Garten wirkt schon länger ein Pfälzer. Mit beiden bin ich hochzufrieden und beide fühlen sich hier wohl und integriert. Die Deutschen, die rumjammern, sollten folglich zuerst mal ihren eigenen Beitrag zur Integration hinterfragen.
Habe übrigens neuerdings statt einer Putzfrau aus Peru eine aus Sachsen. Und im Garten wirkt schon länger ein Pfälzer. Mit beiden bin ich hochzufrieden und beide fühlen sich hier wohl und integriert. Die Deutschen, die rumjammern, sollten folglich zuerst mal ihren eigenen Beitrag zur Integration hinterfragen.
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natürlich ist kathrin ein einzelfall, aber trotzdem den jalben artikel damit füllen...das Orakel hat geschrieben:...
Natürlich ist Katrin Wilde ein Einzelfall.
...
...
Auch die Wimmers aus Solothurn packen ihre Koffer, sie haben genug von ihrer sozialen Isolation. Seit sieben Jahren seien sie hier, doch noch haben sie keine fünf Schweizer Wohnzimmer von innen gesehen, wenig Einladungen, wenig enge Freunde, dabei haben sie alles versucht. ....
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Die Deutschen in der Schweiz, sie sind vergrault und packen die Koffer, oder sie sind es leid, sich jahrelang angepasst zu haben,...

gleches gilt für die wimmers...
der grösste scheiss am schluss des scheissartikels: als ob sich die krauts aus dem reich automatisch anpassen möchte... und falls sich ein deutscher angepasst hat (dazu braucht es als deutscher ja wirklich nicht viel...), dass dieser dann noch immmer "gemobbt" wird, halte ich für scheisse.
FOOTBALL'S LIFE!
Soso, die Deutschen fühlen sich in der Schweiz
nicht wohl, missverstanden. Sie mögen die kalten
Blicke nicht, die Arroganz, etc... Ist jemandem
aufgefallen, dass der Artikel nur von Deutschen
spricht, die in Zürich wohnten? Hallo? Da würde es
mir und jedem anderen normalen Menschen genau
gleich Scheisse gehen.
nicht wohl, missverstanden. Sie mögen die kalten
Blicke nicht, die Arroganz, etc... Ist jemandem
aufgefallen, dass der Artikel nur von Deutschen
spricht, die in Zürich wohnten? Hallo? Da würde es
mir und jedem anderen normalen Menschen genau
gleich Scheisse gehen.
- SubComandante
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Ja, wenn man diesen Gesichtspunkt anschaut, dann hast Du schon recht. Und mir hat auch schon ein Teutone geflüstert, dass Zürich Sch* ist. In der Zottelpenetratorursprungsstadt fühlen sich nur die verirrten Österreicher selber wohl...Nikopol hat geschrieben:Soso, die Deutschen fühlen sich in der Schweiz
nicht wohl, missverstanden. Sie mögen die kalten
Blicke nicht, die Arroganz, etc... Ist jemandem
aufgefallen, dass der Artikel nur von Deutschen
spricht, die in Zürich wohnten? Hallo? Da würde es
mir und jedem anderen normalen Menschen genau
gleich Scheisse gehen.