Fussballverband sträubt sich gegen strengere Vorschriften

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smd
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Fussballverband sträubt sich gegen strengere Vorschriften

Beitrag von smd »

12. Dezember 2004, 02:17, NZZ am Sonntag


Fussballverband sträubt sich gegen strengere Vorschriften

Der Fussballverband lehnt Sicherheitsrichtlinien ab, die für die meisten Schweizer Sportverbände gelten sollen. Am Mittwoch kommt es zu einer Aussprache mit dem Dachverband Swiss Olympic.


Markus Steudler

Am kommenden Mittwoch treffen sich die Spitzen des Schweizerischen Fussballverbands (SFV) und von Swiss Olympic zu einer Aussprache. Thema des Treffens: die «Richtlinien für die Sicherheit an Sportveranstaltungen», die ein zwölfköpfiges Expertengremium des Sportdachverbands Swiss Olympic in den vergangenen zwei Jahren ausgearbeitet hat. Sie sind das konkrete Resultat eines Auftrags, den Sportminister Samuel Schmid nach den Ausschreitungen beim Eishockey- Finalspiel HC Lugano - ZSC Lions im April 2001 erteilt hatte. Das Regelwerk soll die Sicherheitsbemühungen der 82 Swiss Olympic angeschlossenen Sportverbände steuern. Unter anderem verpflichtet es sie, einen Sicherheitsverantwortlichen mit klar definierten Aufgaben zu bezeichnen, pädagogische Fanarbeit zu leisten und Mindeststandards für Sportstätten festzulegen. Swiss Olympic kontrolliert die Umsetzung der Richtlinien.

Zwist mit der Nationalliga
Im Mai bat Swiss Olympic die beiden Hauptbetroffenen, den Eishockey- und den Fussballverband, um eine Stellungnahme. Der Eishockeyverband erklärte am 7. Juni, er stehe vollumfänglich dahinter. Nicht so der SFV: Am 1. September teilte er mit, er könne die Richtlinien nicht übernehmen. Seither ist die Stimmung frostig. Wie Swiss-Olympic- Direktor Marco Blatter erklärt, begründet der SFV seine Ablehnung mit eigenen genügenden Vorschriften, mit Widersprüchen zu den Auflagen der internationalen Fussballverbände und mit der Unverhältnismässigkeit, Vereinen der unteren Spielklassen aufwendige Massnahmen aufzubürden. «Wir können all diese Bedenken ausräumen», sagt Blatter. Er vermutet andere Gründe hinter der Ablehnung: «Ein rigoroses Sicherheitssystem im Schweizer Fussball einzuführen, wäre mit viel Aufwand verbunden - zeitlichem, finanziellem und wegen möglicher Widerstände der Klubs politischem. Da liegt der Haken», meint Blatter.

Beim Fussballverband spielt man den Streit herunter: «Die Sicherheitsrichtlinien gehen in die richtige Richtung», sagt SFV-Generalsekretär Peter Gilliéron. Sie könnten in den unteren Ligen aber nicht eins zu eins umgesetzt und müssten relativiert werden. «Das werden wir am Mittwoch besprechen», so Gilliéron. Tatsächlich gehen die Differenzen viel weiter und reichen bis in den Fussballverband hinein: Wegen der Ablehnung des SFV ist dessen Vertreter, Rolf Suter, aus der Swiss- Olympic-Expertengruppe ausgetreten: «Ich kann den Verband nicht vertreten, wenn ich gegenteiliger Meinung bin», begründet Suter seine Demission. Suter ist stellvertretender Direktor der Swiss Football League, der ehemaligen Nationalliga, die als eigenständige Abteilung des SFV den Profifussball in der Super und der Challenge League organisiert. Pikanterweise hat die Liga sich für die unumwundene Annahme der Richtlinien ausgesprochen.

Der Streit im SFV ist Beispiel dafür, wie schwer sich der Fussball mit der zunehmenden Fan-Gewalt tut. Die steigende Zahl der Nationalligaspiele, bei denen es zu Schlägereien, unerlaubtem Abbrennen von Feuerwerk, Betreten des Spielfeldes etc. kommt, deutet darauf hin (s. Grafik). In der laufenden Spielzeit waren es 64 Spiele. Geht es so weiter, werden es Ende Saison 135 sein - eine noch nie da gewesene Zahl.

Grosser Aufholbedarf
«Gegenüber dem Eishockey hinken wir mit den Sicherheitsmassnahmen noch hinterher», erklärt Thomas Helbling, seit April Präsident der Sicherheits- und Fankommission der Swiss Football League (SFL). «Wir sind aber am Aufholen.» Vor wenigen Wochen hat der Verband auf Antrag der SFL die Kausalhaftung der Klubs für die Taten ihrer Fans in fremden Stadien wieder eingeführt. Und nächsten Freitag berät das Komitee der SFL eine Reihe von Vorschriften, die 2005 in Kraft gesetzt werden sollen - zum Beispiel einheitliche Richtlinien über Pflichtenhefte von Sicherheits- und Fan-Verantwortlichen oder ein einheitlicher Katalog der verbotenen Fanartikel. Es handelt sich dabei um die Ausführungsbestimmungen des bereits 1999 geschaffenen Sicherheitsreglements. Über fünf Jahre lang hielt es die Ligaspitze nicht für nötig, die Details zum Reglement auszuarbeiten. Erst 2004 machte sich eine Expertengruppe an die Arbeit.

Polizisten und andere Behörden vermissen auch ein klares Bekenntnis der Fussball-Oberen gegen die Gewalt ausserhalb der Stadien. Trainer und Spieler müssten sich distanzieren und viel stärker auf die Fans einwirken. Heinz Keller, Direktor des Bundesamts für Sport, ist überzeugt, «dass der Fussball gut daran täte, in die Entwicklung einer Zuschauerkultur zu investieren». Hier bestehe auf allen Ebenen Aufholbedarf. Das Problem der Gewalt habe sich in den letzten Monaten verschärft, so Keller. «Alle Partner müssen gemeinsam Lösungen finden und umsetzen - auch im Hinblick auf die Euro 08.»

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Heavy
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Beitrag von Heavy »

smd hat geschrieben:Der Streit im SFV ist Beispiel dafür, wie schwer sich der Fussball mit der zunehmenden Fan-Gewalt tut. Die steigende Zahl der Nationalligaspiele, bei denen es zu Schlägereien, unerlaubtem Abbrennen von Feuerwerk, Betreten des Spielfeldes etc. kommt, deutet darauf hin (s. Grafik). In der laufenden Spielzeit waren es 64 Spiele. Geht es so weiter, werden es Ende Saison 135 sein - eine noch nie da gewesene Zahl.
Irgendwie isch das s perfekti Bispiel: Mir alli sind belächlet worde, wo mir vor 2-4 Johr unter de tolle Repressione z lide gha hei. Und eso hei sie welle s Füürwerk usem Stadion verbanne *lach*. Die viele Stadionverbot hei schlussendlich überhaupt nüt brocht, eher s Gegeteil, es wir mehr zündet als je zu vor. Mit so hoche zahle sött me doch würklig emol es legals abbrenne zumindescht diskutiere... aber eigentlich egal, ich freu mi über jedi Bengale wo (korrekt) abgfacklet wird. Mä gseht wider mol wohi d Repression füehrt.

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