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In der Südtürkei denkt Trainer Latour nach, wie er mit weniger mehr erreichen kann
Das Wasser kräuselt und überschlägt sich, die Gischt frisst sich in den Sand - und mittendrin in den kleinen Wellen steht Hanspeter Latour in hochgekrempelten Hosen, lacht, albert herum und blickt aufs offene Meer hinaus. Hinter dem GC-Trainer trippelt das Team im Gänsemarsch dem neuen Chef hinterher. Kurze Zeit später, auf dem Trainingsplatz, etwa eine Autostunde von Antalya entfernt: Latour ist wütend, und er lässt das jeden wissen. Er spricht ununterbrochen, zu sich selber, zu den Spielern, zu jedem, der es hören will. Sein Mitteilungs- und Kommunikationsbedürfnis reisst nicht ab, keine Szene bleibt unkommentiert. Latour hat es eilig. Es muss rasch gehen: «Ich bin nicht ein Trainer, der sagt, ich brauche jetzt erst Mal drei Jahre Zeit. Das funktioniert heute nicht mehr. Die Zuschauer zahlen Eintritt und haben das Recht, etwas zu sehen.»
Der Weg zur Vernunft
Seit gut drei Wochen ist Latour der neue starke Mann im Grasshopper-Club, einem Verein, dessen Selbstverständnis sich verändert, der seit eineinhalb Jahren sportlich leidet und wirtschaftlich versucht, das zu tun, was andere vorgeben zu tun: vernünftig sein. Die Ausgaben sollen die Einnahmen nicht überschreiten. «Kleinere Brötchen backen», nennt es der 58-jährige Berner, «den Weg zurück zur Vernunft» habe GC eingeschlagen, sagt ein anderer Berner, Christoph Spycher. Es ist gewissermassen die Quadratur des Kreises, die verlangt wird: Mit weniger mehr erreichen, eine ungewohnte Situation für den erfolgverwöhnten Traditionsklub und sein Umfeld. Etwas weniger neu ist das Experiment für Latour selber. In Thun hat er aus wenig viel gemacht. Ob in Zürich der neue Kurs goutiert wird? Latour weiss es nicht. «Welcher Trainer kommt schon gerne in den Hardturm und sagt, ein fünfter Rang ist hervorragend?» Ob im Team das Potenzial zum Spitzenplatz vorhanden ist? Auch das weiss Latour nicht. Noch nicht. Er will einzig eine «vertrauenswürdige Rückrunde» mit seiner Mannschaft darbieten, ein paar Glanzlichter setzen und vor allem zeigen, dass ehrliche Arbeit geleistet wird.
Das ist das Stichwort. Es ist die Glaubwürdigkeit und Offenheit, die Abkehr von jeder Geheimniskrämerei, die Vertrauen im Team geschaffen haben. Das «Musketier-Denken», das «alle für einen», dringt durch, wenn beispielsweise Captain Cabanas während eines Testmatches seine Kollegen auffordert, auch mal kräftig hinzulangen, als zwei Zürcher verletzt am Boden liegen. Manche im Klub sprechen von einem eigentlichen Wertewandel. Latour ist der Kommunikator, der alle gleich behandelt, mit allen spricht und dafür sorgt, dass sich zum Beispiel Stephan Lichtsteiner nicht mehr vorkommt wie «der letzte Wasserträger», wie damals unter dem Coach Alain Geiger; dass der U-21-Nationalspieler wieder Risiken eingeht, weil er das Vertrauen des Trainers bekommt; oder dass Spycher sagen kann, er spüre wieder, im Verein geschätzt zu werden. Bei Latour weiss jeder, woran er ist. Er hat klar gemacht, dass er dagegen ist, Nuñez mehr Geld zu zahlen. Gleichzeitig wünscht er, nein fordert er, vom Vorstand eine Verstärkung im Sturm. «Wartet auf niemanden, der die Sache schmeisst und für euch die Tore schiesst», hat er der Mannschaft dennoch immer wieder eindringlich gesagt.
Er schützt seine Spieler, indem er betont, sie seien jüngst von den Ansprüchen überfordert, ja «vergewaltigt» worden. Im gleichen Augenblick nimmt er sie aber in die Pflicht: «Das Lohn- und Leistungs-Verhältnis bei GC hat nicht mehr gestimmt - dazu muss jeder Spieler stehen.» Aber auch hier ist Augenmass gefragt. Selbst wenn der Verein die gesamte Lohnsumme um 20 Prozent senken will, «gibt es junge Spieler, denen man nichts wegnehmen kann», sagt er. Und auch der Angst einiger Spieler, jetzt zu bereitwillig zu helfen und später in Vergessenheit zu geraten, wenn der Verein finanziell wieder besser dasteht, tritt er entgegen: «Das darf nicht passieren.» Alles eine Frage des Respekts, so wie wenn er die Spieler zwar mit dem Vornamen anspricht, sie aber gleichzeitig siezt und diese ihn umgekehrt «Sie, Trainer» nennen.
Lohnverhandlungen im Gange
Die Stimmung im zehntägigen Trainingslager in der Südtürkei ist trotz den drückenden und drängenden Lohngesprächen gelöst. Ob auf dem Basar in der nächstgrösseren Ortschaft, beim Spaziergang am Meer, auf dem Trainingsplatz oder in den Testspielen - es darf gelacht werden. Eine erste Verhandlungsrunde hat noch vor der Abreise in Zürich stattgefunden (Latour: «Genagelt ist noch nichts»), die Stunde der Wahrheit steht mit den ausstehenden Unterschriften unter die neuen Verträge noch bevor. Deshalb ist es vielleicht auch die Ruhe vor dem Sturm, wenn Latour sagt, es sei legitim, wenn jemand die neuen Konditionen nicht akzeptieren wolle, deshalb sei niemand «ein schlechter Kerli». Es ist dies ein Worst-Case-Szenario, an das der Trainer nicht glauben mag. Mit seinem 18-Mann-Kader will er auskommen, mehr qualitativ gute Spieler seien nicht erschwinglich. Es ist die Bescheidenheit von Hanspeter Latour - und gleichzeitig zwangsläufig die neue Bescheidenheit der Grasshoppers.
Der Wertewandel im Grasshopper-Club
Frog mi wo do dr Wärtewandel isch ? Dr Cabananas isch scho immer e RiesesüssSauer hat geschrieben:Quelle http://www.nzz.ch
Das «Musketier-Denken», das «alle für einen», dringt durch, wenn beispielsweise Captain Cabanas während eines Testmatches seine Kollegen auffordert, auch mal kräftig hinzulangen, als zwei Zürcher verletzt am Boden liegen. Manche im Klub sprechen von einem eigentlichen Wertewandel.
- Arschloch gsi und wirds au bliibe...

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[CENTER]" Wünsche und Leidenschaften sterben an ihrer Erfüllung."[/CENTER]
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[CENTER]" Wünsche und Leidenschaften sterben an ihrer Erfüllung."[/CENTER]