Castro ist so krank, dass er 13 Tage vor seinem 80. Geburtstag seine Ämter an seinen fünf Jahre jüngeren Bruder Raúl abgibt.
[sda/dpa/daw] - Von Franz Smets, dpa
«Wir sind sehr besorgt», sagte Victor Gonzalez, als er mit anderen Landsleuten die Ankündigung im Fernsehen gehört hatte. «Wir sind es nicht gewohnt, ohne ihn zu sein. Er hat uns so lange geführt.»
Kubaner sagen üblicherweise nur noch «er», wenn sie Fidel Castro meinen. Fast 50 Jahre lang stand der letzte Revolutionär des 20. Jahrhunderts als Führer Kubas an der Spitze des letzten kommunistischen Staates der westlichen Welt.
Sein Leben ist vor allem geprägt vom Kampf gegen die Grossmacht USA. Diese hat zwar das Ende der kommunistischen Supermacht Sowjetunion mit herbeigeführt. Der Inselstaat in der Karibik aber blieb verschont vom Zusammenbruch des weltweiten kommunistischen Systems.
Der damit verbundene wirtschaftliche Niedergang führte das Land in den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts an den Rand einer Katastrophe. Doch Fidel Castro hat auch diese Krise überstanden, ebenso wie Verschwörungen und Attentatsversuche.
Die Zeit nach seinem Tod
Im Jahr seines 80. Geburtstages stand er unbestritten an der Staats-Spitze. Und er begann, Kuba nach innen und aussen auf die Zeit nach seinem Tod vorzubereiten.
An die Stelle der Sowjetunion als engster Verbündeter ist Venezuela getreten. Gemeinsam mit diesem bedeutenden Ölproduzenten war Castro damit beschäftigt, eine lateinamerikanische Front gegen die USA zu zimmern.
Venezuelas Präsident Hugo Chavez zahlt mit Öl-Dollars und Kuba steuert die menschliche Energie bei: Ärzte, Lehrer und die Erfahrungen des jetzt erkrankten Revolutionärs.
Revolutionsführer statt Arzt
Fidel Castro wurde als Sohn eines spanischen Einwanderers in den Ostkubanischen Städtchen Birán am 13. August 1926 geboren. Er studierte an der Universität Havanna Jus. Er wurde aber nicht Anwalt, sondern Revolutionär und machte sich daran, die politischen Verhältnisse in seinem Heimatland zu verändern.
Der erste Versuch scheiterte. 1953 stürmte Castro mit seinen Genossen eine Kaserne in Santiago de Kuba, um einen Volksaufstand gegen den Diktator Fulgencio Batista auszulösen. Er wurde zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt, aber schon nach 22 Monaten begnadigt.
Ende 1956 kehrte er aus dem Exil in Mexiko nach Kuba zurück. 1959 stürzte er nach einem Guerillakrieg Batista. In unmittelbarer Nachbarschaft zu den USA begann Castro, sein Land nach sozialistischen Prinzipien umzugestalten.
Als Washington wegen der Verstaatlichung eines US-Eigentums ein Handelsboykott erliess, schloss Castro ein Bündnis mit der Sowjetunion, das fast drei Jahrzehnte bestand. In den 90er Jahren eingeleitete Wirtschaftsreformen wurden zum Teil wieder zurückgenommen.
Stets widersetzte sich Castro allen Forderungen nach einer politischen Öffnung und freien Wahlen. Erst vor wenigen Wochen reformierte er die Spitze der kommunistischen Partei und liess neue Leute aus dem Provinzen in Spitzenpositionen aufrücken. Die Partei soll nach Castros Tod der eigentliche Nachfolger werden.
