FC Luzern: «Wir wollen sofort Erfolg und in dieser Saison aufsteigen»

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smd
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FC Luzern: «Wir wollen sofort Erfolg und in dieser Saison aufsteigen»

Beitrag von smd »

25. März 2006, Neue Zürcher Zeitung




«Wir wollen sofort Erfolg und in dieser Saison aufsteigen»

Der Fussball-Präsident Walter Stierli über den Aufschwung des FC Luzern und die Identifikation der Bevölkerung

Nach schwachem Saisonstart mit drei Niederlagen in Folge ist der FC Luzern in der Challenge League stärker geworden und zum Aufstiegsanwärter avanciert. Der Erfolg hängt eng mit der letzten Herbst erfolgten Wahl des Präsidenten Walter Stierli zusammen. Mit dem Unternehmer im Versicherungs- und Finanzbereich unterhielt sich Rolf Wesbonk.



Walter Stierli, der FC Luzern scheint für Sie eine Herzensangelegenheit zu sein.

Das ist er in der Tat. Ich bin dem Verein seit vielen Jahren verbunden, war von 1980 bis 1986 Vizepräsident und gründete den «Klub 200», der nach wie vor eine wichtige Rolle spielt.

Abschaffung des Drei-Jahres-Planes
Sie waren schon vor gut einem Jahr als Präsident im Gespräch, zogen die Kandidatur aber zurück. Gab es damals noch zu viele «Leichen» im Keller des FC Luzern?

Nein, ich wusste immer, was mich auf dem Posten erwartet. Ich kannte die Baustellen. Damals wäre der Zeitpunkt für das Amt aus beruflichen Gründen zu früh gewesen. Inzwischen habe ich diverse Aufgaben im Geschäft an die Söhne delegieren können, was mir Freiraum gibt.


Was sind die Gründe für die Steigerung nach dem schlechten Saisonbeginn?

Wir mussten sechs, sieben neue Spieler integrieren - das braucht Zeit. Später setzte sich die Qualität des Teams mit sehr starken Fussballern wie Tchouga oder N'Tiamoah durch. Dazu kamen rasche Fortschritte einiger Nachwuchsspieler. Ich denke an Zibung, der mit 22 Jahren einer der besseren Torhüter des Landes ist.


Neu sind Kontinuität und Leistungsbereitschaft. Gibt es dafür eine Erklärung?

Die Durchsetzung eines Drei-Jahres-Planes stellte ich sofort ab. Es interessiert doch niemanden, was in drei Jahren geschieht. Wir müssen heute Leistung bringen - wir wollen sofort Erfolg und in dieser Saison aufsteigen. Alles andere ist unsinnig. Diese Denkweise hat zu einer Winner- Mentalität geführt.


Die Geschichte des Klubs war in den letzten Jahren von finanziellen Debakeln geprägt. Wann ist mit der nächsten Hiobsbotschaft zu rechnen?

Wir haben die Finanzen im Griff. Das Budgetdefizit von 800 000 Franken tilgten wir mit neuen Marketingmassnahmen. Erstmals seit zehn Jahren haben alle Angestellten stets pünktlich den Lohn erhalten - auch in spielfreien Monaten.


Haben Sie eigenes Geld investiert?

Ja, anders wäre der Umschwung nicht zu schaffen gewesen.


Was machen Sie anders als Ihre Vorgänger?

Vergessen Sie nicht: Ich kenne das Fussball- Geschäft. Und ich kenne mich auch mit den Finanzen aus. Bei Vertragsverhandlungen mit Spielern waren kaum Vermittler am Tisch. Die Saläre sind stark leistungsbezogen. Zudem bin ich ständig bestrebt, das Kader zu optimieren - schwächere Spieler müssen gehen. In der Ära Egli drückten sich annähernd 28 Spieler die Türfalle zum Büro des Präsidenten in die Hand. Das wäre bei mir undenkbar.


Im Team der Young Boys spielen derzeit drei junge Luzerner ansprechend Fussball. Hat der FC Luzern von diesen Transfers finanziell profitiert?

Kaum. Diese Talente waren weitgehend fremdfinanziert. Aber die Transfers haben den guten Ruf Luzerns als Ausbildungsklub gefestigt.

René van Eck bald mit neuem Vertrag?
Der Trainer René van Eck ist offenbar nur geduldet, solange die Erfolgssträhne anhält. Es wird gemunkelt, Rolf Fringer stehe bereit, um bei kleinsten Schwächezeichen des Teams die Nachfolge anzutreten. Stimmt dieses Gerücht?

Ich kenne Fringer seit vielen Jahren. Er spielte mit dem FCL auf der Allmend, als ich noch Vizepräsident war. Danach riss der Kontakt nie ab. Fringer ist für mich nur eine von diversen Optionen, falls van Eck scheitern sollte. Doch unter van Eck hat das Team seit 19 Partien nicht mehr verloren. Wenn es weiterhin gut läuft, werde ich den Vertrag bald verlängern.


Den FC Luzern könnte man als schlafenden Riesen bezeichnen. Spielt die Mannschaft erfolgreich, kommen die Fans in grosser Zahl - sogar aus den umliegenden Kantonen und den abgelegensten Tälern. Erwacht der Riese demnächst?

Er ist auf dem besten Weg. Ich hatte kürzlich einen Vortrag im Lions Club. Da war zu spüren, dass dem Verein wieder Vertrauen entgegengebracht wird - das war seit Jahren nicht mehr der Fall. Die Zuschauerzahl steigt, und ich rechne, dass wir Ende Saison einen Durchschnitt von rund 6000 Besuchern aufweisen. Das Sekretariat meldet zunehmendes Interesse an Saisonkarten. Viele Fans, die aus Verärgerung schon lange kein Abonnement mehr bestellt hatten, kehren offenbar zurück. Und der Einstieg von Steg Computer mit Hauptsitz in Littau als Hauptsponsor zeigt, dass die Zentralschweizer Wirtschaft auf den Klub setzt. Man identifiziert sich wieder mit dem FCL.


Falls das Team aufsteigt, müsste das Stadion Allmend saniert werden. Wie steht es diesbezüglich?

Ich bin überzeugt, dass die Politik in drei, vier Monaten ein Zeichen setzen wird. Im letzten Heimspiel gegen den FC Wil lud ich den Stadtrat ein - jedermann sah, dass auf der Allmend etwas geschehen muss. Kürzlich sind für Bildung und Kultur viele Millionen Franken gesprochen worden - nun ist die Zeit reif für eine Investition in das marode Stadion.

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